Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

33. Kapitel - Familie kann man sich nicht aussuchen

Phils Sicht:

Die Tage nach Vollmond vergingen schnell. Langsam ging es auf Halloween zu und ich hatte meine Freunde heute zu mir eingeladen. Lily, James, Sirius, Peter, Dorcas, Marlene und Mare hatten zugesagt. Tara und Alice hatten heute keine Zeit. Schade, weil wir Kürbisse schnitzen wollten.
Da wir uns aber zu Halloween ebenfalls treffen wollten, machte ich mir nichts daraus, sondern genoss die eine Stunde Freizeit, bevor meine ersten Freunde auftauchen würden. Wir hatten den sechsundzwanzigsten Oktober und es ging gegen Abend zu. Ich befand mich mit Remus im Wohnzimmer, das von warmem Licht beleuchtet wurde.
Die alten Hängelampen in der Küche waren an, ebenfalls zwei bernsteinfarbene Standlampen im Wohnzimmer. Auf dem schwarzen Esstisch lagen bereits unzählige Kürbisse, groß und klein, die Remus und ich zusammen gekauft hatten. Wir hatten uns einen schönen Tag außerhalb Londons in einem kleinen Zauberer-Dorf gemacht, wo es ein magisches Kürbisfeld gegeben hatte. Magisch in dem Sinne, dass es eine absurde Auswahl an Kürbissen mit allerlei Farben gegeben hatte.
Nach unserem Einkauf hatten wir uns eine Kleinigkeit zu Essen gekauft, dann waren wir zurück in eine leere Wohnung gekommen. Elizabeth war nicht in ihrem Zimmer gewesen, weshalb ich ihr nicht den kleinen schwarzen Kürbis zeigen hatte können, den ich für sie mitgenommen hatte. Nun lag er am Tisch und wartete, falls Elizabeth doch noch auftauchen würde. Eingeladen hatte ich sie zumindest.
Da Elizabeth meinen Freunden jedoch weiterhin aus dem Weg ging, fragte ich mich nicht, wo sie heute war. Dass ich es mich fragen hätte sollen, wusste ich in diesem Augenblick natürlich nicht.

Sie hat sich die letzten Tage seltsam verhalten, dachte ich daran, dass Elizabeth gereizter als sonst gewesen war. Als ich sie darauf angesprochen hatte, hatte sie mich angelogen, also ich glaubte, dass es eine Lüge gewesen war. Sie hatte mir gesagt, dass ihre Arbeit im Mayflower in letzter Zeit besonders stressig gewesen war, doch sie hatte dabei angespannt gewirkt.
Ich glaubte, dass sie mir etwas verheimlichte, aber ich dürfte mich nicht beschweren; ich war oftmals nicht besser. Wir sprachen selten über unsere Gefühle, also fast nie, und wenn wir es taten, dann gab es dafür einen schwerwiegenden Grund.
Mir war bewusst, dass die Freundschaft zwischen uns nicht optimal war, doch wir hatten beide einen schwierigen Charakter. Vielleicht wären wir in Zukunft bereit, uns mehr zu öffnen.

Das war unwichtig in der Gegenwart. In dieser saß ich auf der Couch, die vor dem großen Bücherregal neben Elizabeths Zimmer stand. Um mir die Zeit zu vertreiben, und weil meine Neugier in den letzten Tagen zu groß geworden war, las ich im Tagebuch meiner Mutter. Laut Remus eine schlechte Idee, doch er hatte auch gesagt, dass er mich nicht abhalten würde. Er wollte nur, dass ich aufpasste, auf mich.
So saß er auf der Couch links neben mir, las ein Muggel-Buch, doch seine grünen Augen huschten stetig besorgt zu mir. Ich erwiderte seinen Blick nicht und las weiter.

5. Mai, 1970, Dienstag

Verloren..., oh, alles ist VERLOREN!

Wiederholung, das ewige Echo meiner Tage. Meine Stimme hallt zurück, zurück zu mir, aber ist es wirklich meine Stimme? Diese Stimme in meinem Kopf?
Mit jedem Morgen frage ich mich, wer bin ich überhaupt noch? Ein Schatten meiner selbst, verfangen in den Maschen verlorener Träume. Bin ich nur die Summe meiner Wiederholungen?

Einmal, zweimal, dreimal, ...

Meine Existenz fühlt sich an wie ein verstaubtes Buch, dessen Seiten niemand mehr umblättert. Verloren frage ich mich, was mich eigentlich ausmacht. Sind es die Träume, die ich einst hatte und nun nicht mehr finde?

Nein, nein, NEIN, das sagt er nicht. Er sagt das nicht, nie, nie hat er das gesagt, ... oder? Warum schreist du, warum ist es so laut, LAUT, es tut weh, WEH...
Warum ist es so nass? Mein Gesicht, meine Haut, die ganze Welt? Aber es regnet nicht; der Himmel ist hell, klar. Frei? Schönheit? Wo bist du? Ich, du, wir, ha...

Ich finde nur das Schweigen der Vergessenheit. Armselig fühlt es sich an, verloren in der eigenen Identität, umgeben von den Schatten verlorener Träume.

VERLOREN;
VERGESSEN!!!

Auch in diesem Text hörten sich die Worte meiner Mutter wirr an, nicht wie die reservierte Frau meiner Erinnerungen. Ja, sie hatte geschrien, sich ins Bad eingesperrt, mit Stimmen gesprochen, aber gleichzeitig hatte sie oft so gewirkt, als wäre sie ein Stein.
Daran erinnerte ich mich, auch, wie sie immer aus dem Fenster gestarrt hatte, im heftigsten Regen draußen im Garten gestanden und geschrien hatte. Sie hatte den Himmel angeschrien. Früher hatte Vater sie immer ins Haus getragen. Ihr zweiter Partner Henry hatte sie in der Kälte stehenlassen.

13. Mai 1970, Mittwoch

Ich kann es nicht, tragen, denken, sehen, ertragen...

Ein normaler Tag, so scheint es. Das Lachen meines Kindes klingt heute wie eine ferne Erinnerung, verloren im Lärm. Verflochten in dieser Welt, ungerechten Welt. Warum ist sie hier? Warum bin ich noch hier?
Warum ist alles so viel, so laut, so, so, so laut? Die Stimmen in meinem Kopf überschlagen sich, sprechen in Rätseln: "Wenn der Regen singt, tanzen dann die Schatten?", fragt die eine Stimme, "Ist die Zeit ein Vogel, der rückwärts fliegt?", fragt die andere.
Sinnlosigkeit kleidet sich in Worte, WIRR und zerrissen, kleine Stücke, winzig kleine Stücke. Ich versuche, den Faden zu finden, doch verliere ich mich in einem Meer aus Fäden, die keine Antwort kennen. Ich ziehe an einem, immer weiter, doch stoße auf einen Knoten. Dieser lacht, bitterlich, nein, NEIN, er lacht mich aus!!!

"Wo versteckt sich das Schweigen, wenn die Worte zu laut werden?"

Es war der erste Text, in dem sie mich erwähnt hatte, wenn auch nur in einem Satz. Ich musste zugeben, dass ich nicht erwartet hatte, dass ich das Zentrum der Aufmerksamkeit meiner Mutter gewesen war. Immerhin hatte sie mich immer aus dem Haus geworfen, wenn ich ihr zu laut gewesen war, sie bloß angesehen hatte.
Mit diesem Gedanken las ich den nächsten Eintrag:

21. Mai 1970, Donnerstag

Der Himmel spannt sich heute weit und blau über mich, ein Meer aus Unendlichkeit. Mein Garten blüht in tausend Farben, ein Gemälde aus Licht und Leben. Doch inmitten dieser Schönheit fühle ich eine Leere. Wie ein Vogel, dessen Federn ausgerupft sind. Nackt, hässlich, unnütz, ...
Ich möchte fliegen, weit fort, doch ohne Flügel bin ich an diesen Ort gebunden. Die Schönheit des Himmels spottet (Du bist eine Närrin!!!) meiner Sehnsucht, und der blühende Garten erinnert (Einbildung?) mich an die Wurzeln, die ich gerne reißen würde. Warum kann ich nicht einfach fort, losgelöst von allem, was mich hält? Doch so wie der Vogel OHNE Federn bin ich gefangen, unfähig zu fliehen, unfähig zu träumen von einem Leben, das anderswo wartet. (DU warst schon immer unfähig, naiv!!!)

Auch dieser Eintrag war wirr. Mein Kopf konnte mit den meisten Sätzen nichts anfangen, außer festzustellen, dass Cathrine Young ein Problem gehabt hatte. Für mich gab es nur die Erklärung, dass sie ein psychisches Problem gehabt hatte. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass sie die Frau von meinem Vater gewesen war, auch wenn sie nie geheiratet hatten.
Meine Mutter hatte definitiv Stimmen gehört, doch diese entschuldigten nicht ihre Taten, zumindest für mich. Ich selbst hatte schon einmal Stimmen gehört, trotzdem hatte ich gewusst, was richtig und was falsch war.
Ja, ich hatte mich in meinem Selbsthass verloren, aber nie andere deswegen leiden lassen. So verbittert war ich nicht gewesen.

Du bist ein Kind gewesen, flüsterte meine innere Stimme.

Sie hatte recht; vielleicht hatte ich nur so reagiert, weil ich ein Kind gewesen war. Es tat aber nichts zur Sache, denn ich war nicht meine Mutter, wollte nie wie sie werden. Ich wollte nicht einmal so wie mein Vater werden - ich war Phil, einfach Phil.
Mit diesen Gedanken klappte ich das Buch zu. Ein dumpfes Geräusch entstand, dann stand ich auf und legte mich zu Remus auf die Couch. Das Buch ließ ich auf der nun leeren Couch liegen. Ich schnappte mir einen bunten Polster, legte ihn auf Remus' Oberschenkel, dann legte ich meinen Kopf ab und starrte die Decke an. Remus hatte seine Arme für diese Handlung meinerseits angehoben und blickte zu mir nach unten.
Von meinem Blinkwinkel sah er lustig aus. Remus klappte sein Buch ebenfalls zu, dann landete seine rechte Hand auf meinem Kopf. In diesem Moment hätte ich einfach hier liegen, an nichts denken können, doch ich spürte, dass Remus mich am liebsten fragen wollte, wie ich mich fühlte.
Bevor er sich also noch seinen Kopf zerbrach, sagte ich leise: »Es ist so, als würde ich das Tagebuch einer fremden Person lesen. Das stört mich.«
»Weil es deine eigenen Erfahrungen nicht widerspiegelt?«
»Ja...«, ich schloss meine Augen, »es ist leichter, jemanden zu hassen, der sich dazu entscheidet, böse zu sein - wie mein Vater. Ich hab' Angst, dass ich das Gefühl bekomme, dass meine Mutter selbst ein Opfer meines Vaters gewesen ist...«
»Sie kann trotzdem ein schlechter Mensch gewesen sein, auch wenn sie Hilfe benötigt hätte«, antwortete Remus, fuhr mir über meinen Kopf.
Ich ließ seine Worte kurz sacken, dachte über sie nach. Ja, er hatte recht.
»Dann hab' ich einfach so Angst.«
»Du darfst Angst haben.«
»Ich weiß.«
Nach diesen Worten schwieg ich. Ich behielt meine Augen geschlossen, verdrängte alle meine Sorgen, denn heute, jetzt wollte ich sie nicht haben. Ich hatte Remus und meine Freunde würden auf Besuch kommen. Meine Ängste würden nicht verschwinden; sie wären morgen immer noch da. Ich könnte sie also einen Tag ignorieren.
Ja, das konnte ich.

Elizabeths Sicht:

»Wohin gehen wir? An einen dunklen Ort, so schwarz wie diese Welt?«
Ich bekam keine Antwort.
»Uh, ich weiß, einen Thronsaal. Mein Bruder über uns alle!«
Abermals glaubte ich, keine Antwort zu bekommen, doch dann sprach Adrian Prince: »Du bist in keiner Position, Witze zu machen.«
»Und warum? Weil ich den heutigen Tag nicht überleben werde? Willst du mich tot sehen?«
»Ich nicht.«
»Mein Bruder ebenfalls nicht«, meinte ich gespielt unbekümmert, »Wenn er es will, wäre ich es schon.«
»So denkt er jetzt. Was ist danach?«
»Warum sollte ich mir darüber Gedanken machen?«, ich setzte meinen Weg fort, neben Adrian - Prinzling war sein neuer Spitzname. Zwar hatte ich überlegt, ihm einen abwertenden Namen zu geben, so wie Black Köter hieß, doch strenggenommen war 'Köter' noch nie als Beleidigung gemeint gewesen. Ja, es störte Black bis heute, aber bitte, ich konnte nichts dafür, dass er wie ein Köter aussah.
»Was du machst, ist ganz allein deine Sache, Elizabeth.«

Wie ich es hasse, wenn er meinen Namen ausspricht.

»Ich weiß, dass es meine Sache ist; ich bin nicht blöd.«
»Hm, ein wenig schon.«
»Inwiefern?«
»Du hättest deiner Familie nie den Rücken zukehren sollen. Weißt du, wenn du einfach nicht kämpfen willst, verstehe ich dich, ein wenig. Es gibt immer eine Lösung.«
»Wird mir heute eine Lösung angeboten?«, fragte ich gehässig, weil das meine Vermutung war. Schon lange war es meine Vermutung. Rodolphus Lestrange war nicht der einzige Lestrange, der etwas im Kopf hatte; ich auch. Vielleicht sollte ich auf einem Thron sitzen?
»Du wirst es bald erfahren.«
Ich spürte, dass ich kurz davor war, eine Grenze zu überschreiten, warum ich schwieg. Fakt war, dass ich gar nicht mit Adrian reden wollte, während wir durch die dunkle Winkelgasse schritten, doch ich musste zumindest ein wenig Information aus ihm herausbekommen, bevor ich mit meinem Bruder konfrontiert würde.
In Gedanken versunken, schenkte ich der Winkelgasse keine Beachtung - sie sah sowieso immer gleich aus - und kam erst wieder zu mir, als Adrian stehenblieb. Wir hielten vor einem schönen Altbau. Weiß, mit vielen Fenster, die zu Wohnungen gehörten.
Ich atmete ein und aus. Mein Blick war auf die Tür gerichtet. Groß, dunkel, alt. Das Holz war frisch gestrichen worden, die goldenen Klingelschilder waren noch ungraviert.
»Eine neue Immobilie?«
»Ja, meine Familie hat sie gekauft. Wir wollen sie bald vermieten«, erklärte Prinzling.
Nichts Besonders, denn neben der Familie Prince war auch die Familie Lestrange mit Immobilien vertraut. Es war der Grund für unseren Reichtum, nun ehemaliger Reichtum für mich.
Ich nickte auf Adrians Worte, doch dann musste ich fragen: »Bevor wir hineingehen: Sind meine Eltern anwesend?«
Während ich mein Gegenüber musterte, konnte ich nicht verhindern, dass mein Herz schneller schlug. Ich starrte seine Lippen an, die zum Glück verneinten. Erleichterung durchströmte mich. Ich zeigte sie nicht.
»Gut, dann lass uns gehen.«

Das Wohnhaus war nichts Besonders. Das Stiegenhaus war grau und unbeleuchtet. Es roch nach Gestein, sauber, unpassend. Die Treppen waren dunkel und die jeweiligen Eingangstüren ebenfalls. Auf ihnen befanden sich goldene Ziffern und bei der Nummer Eins blieben wir stehen. Natürlich war mein Bruder in der ersten Wohnung.
Adrian öffnete die dunkle Holztüre, die nicht einmal quietschte, perfekt war. Ich atmete durch, unmerklich, da ich dem Prinzling nicht die Genugtuung geben wollte, dass ich angespannt war.
Angst hatte ich keine; ich wollte meinen Bruder nur nicht sehen. Rodolphus Lestrange war ein Mann, den ich nicht einschätzen konnte - ein Fremder.
»Bitte«, sprach Adrian und hielt mir die Tür auf, die sich nach innen geöffnet hatte.
Wäre Black neben mir gewesen, hätte ich etwas, wie 'Ladies First' gesagt, doch er war nicht hier. Mein Ex war hier.
»Ja, ja«, erwiderte ich deswegen knapp und trat über die Türschwelle.
Als ich in den Flur der Wohnung eintrat, umhüllte mich sofort eine dunkle und kalte Atmosphäre. Passend, da ich keine Wärme und Gemütlichkeit erwartet hatte. Adrian trat hinter mir in die Wohnung ein, und da ich stehengeblieben war, stieß er im spärlich beleuchteten Flur gegen mich.
Ich zuckte zusammen, ging sofort einen Schritt nach vorne. Seine Brust in meinem Rücken war unangenehm, nervend. Seine ganze Existenz störte mich, da er mich aus meinem gemütlichen Leben gerissen hatte, in der ich Elizabeth war. Eine Freundin von Phil, die in der Muggel-Welt lebte. Elizabeth, die so tat, als wäre die Welt nicht am Untergehen.

Meine kleine Seifenblase, die Adrian Prince zerstochen hatte.

Die hochglanzpolierten Holzdielen unter meinen Füßen knarrten nicht einmal. Die Wände waren mit kunstvoll gerahmten Ölgemälden geschmückt, die im spärlichen Licht der Wandlampen mit geätzten Glasschirmen eher düster als einladend wirkten. Diese Lampen, obwohl sie leuchteten, schienen die Schatten im Flur zu vertiefen als zu vertreiben, und die gold- und bronzefarbenen Akzente fühlten sich unterkühlt an.
»Nett eingerichtet«, feixte ich und setzte meinen Weg zum Salon fort, aus welchem das Licht kam, das den Flur beleuchtete.
Ich hätte gelogen, wenn ich gesagt hätte, dass ich mich wohlfühlte. Das Gefühl von Angst wollte ich dennoch nicht an mich herankommen lassen. Hier erwartete mich nur mein Bruder - ja, nur mein Bruder.
Meine Füße trugen mich in einen weitläufigen Salon. Statt Behaglichkeit zu verspüren, wurde die kühle Atmosphäre hier nur noch spürbarer. Die hohen Decken mit ihren kunstvollen Stuckverzierungen schienen die Kälte einzufangen, und die schweren, samtigen Vorhänge, die die bodenlangen Fenster halb verhüllten, wirkten wie eine drückende Umarmung. Die magischen Steh- und Tischlampen im Raum warfen ein schwaches Licht, das kaum ausreichte, die Ecken des Raumes zu erhellen.
Als ich weiter in den Raum vordrang, erblickte ich ein Feuer im alten, eisernen Kamin. Der große Sofa-Komplex, bezogen mit dunkelrotem Samt, und die Lehnsessel in einer tiefen Schattierung von Grün, die eine Leseecke bildeten, waren neuwertig. Ein niedriger Tisch aus dunklem Holz stand vor den Sofas. Auf ihm zwei Kristallgläser, die zu den zwei Personen im Raum gehörten.
Nicht nur mein Bruder Rodolphus war anwesend, auch seine Frau Bellatrix. Zweitere lehnte gegen das große Bücherregal neben dem Kamin und ihr Blick wirkte wie der von einem verrückten Raubtier. Ihre großen Augen waren dunkel, starr auf mich gerichtet. Ihr Gesicht markant, von wilden dunklen Locken eingerahmt und dunkelrote Lippen saßen unter ihrer Nase. Bellatrix trug ein schwarzes Kleid, in einem klassischen Zauberer-Stil und sie musste ungefähr so groß wie ich sein, ein wenig kleiner vielleicht.
Ich hatte die Frau meines Bruders nur einmal gesehen, ohne Begrüßung, im Sommer vor der Siebten, als meine Eltern mich in mein Zimmer verbannt hatten. Bellatrix Lestrange war eine Todesserin und die verrückte Cousine von Sirius Black. Ich war also sehr erfreut, sie heute kennenzulernen.

Nein.

Ich erwiderte ihren Blick, starrte zurück, stechend. Es war ein Spiel um die Macht in diesem Raum. Zwar war ich Elizabeth Lestrange, doch immer noch wurde ich als Blutsverräterin angesehen.
Bellatrix Lestrange erhob nicht ihre Stimme, stattdessen starrte sie mich an. Untypisch für eine Frau, die immer ihre Klappe aufreißen musste. Wahrscheinlich hatte ihr Rodolphus verboten, zuerst mit mir zu reden, da ihm diese Ehre zufiel. Ja, Ehre, lächerlich, doch es gab eine gewisse Hierarchie, wenn es um Familie ging.
So schweifte mein Blick am gefüllten Bücherregal vorbei. Die komplett eingerichtete Wohnung deutete für mich darauf hin, dass sie in letzter Zeit als Geheimquartier benutzt worden war. Wahrscheinlich für die Todesser, bevor die Familie Prince die Wohnungen vermietete.
»Elizabeth«, hörte ich schon die Stimme meines Bruders, als mein Blick auf den Mann im rechten Lehnsessel fiel. Rodolphus' Stimme hatte sich nicht verändert; sie war immer noch tief und sanft. Unpassend.
Unsere Blicke verflochteten sich. Der Mann im Lehnsessel hatte seine Beine überkreuzt, trug einen traditionellen Anzug und hatte bis vor kurzem in einem kleinen Notizbuch gelesen, das er in die Innentasche seiner Jacke steckte. Meine Augen beobachteten die Bewegung, dann landeten sie wieder im Gesicht meines Bruders.
Während ich wie unsere Mutter aussah, Rabastan wie unser Vater, war Rodolphus eine Mischung aus den zweien. Seine dunklen Haare fielen ihm bis zu seinen Schläfen, waren wellig und nach hinten gestylt. Seine Augen waren braungrün, erinnerten ein wenig an die von Mutter, während sein kantiges Kinn, mit dem schattigen Ansatz eines Bartes, an Vater erinnerte. Im Gegensatz zu Rabastan war Rodolphus breiter, doch genauso groß wie er. So groß wie Vater, größer als ich.
Vielleicht war das genau der Grund, warum ich ihn noch nie deuten hatte können. Er war eine Mischung aus zwei verrückten Personen. Mein großer Bruder war ein Fremder für mich, denn es fühlte sich so an, als würde ich ihn zum ersten Mal sehen.
Vor ihm stand nicht mehr seine kleine Schwester, die ihn als Vorbild hatte; vor ihm stand eine erwachsene Elizabeth Lestrange, die ihren eigenen Weg im Leben gehen wollte.
»Du siehst erstaunlicherweise gut aus«, setzte Rodolphus fort, »Ich hatte schon befürchtet, dich als Bettlerin in der Muggel-Welt zu finden.«
Und weil wir uns in einem Raum ohne Moral befanden, musste Bellatrix Lestrange auflachen. Es war ein irres Lachen, das ein paar Sekunden anhielt. Adrian Prince trat hinter mir hervor und stellte sich neben ein großes Fenster. Für ihn waren die Worte meines Bruders nichts, worauf er antworten wollte.

Das hat mich schon immer gestört, dachte ich, nie hat er mich verteidigt. Wie er meine Sticheleien immer ignoriert hat, so tut er es auch mit denen anderer.

»Tut mir leid, dass ich alleine überleben kann«, sprach ich mit gekünstelter Freundlichkeit.
»Dir tut es nicht leid.«
»Stimmt«, bestätigte ich, »du kennst mich ja.«
»Tue ich das?«
»Sag' du's mir.«, ich lehnte mich gelassen gegen einen weiteren Lehnsessel, sah meinen Bruder eingehend an. Wir spielten gerade dasselbe Spiel, wer diese Konversation führte. Etwas, das mir Rodolphus früh beigebracht hatte. Macht hatte der, wer alleine mit Worten den anderen lenken könnte.
Rodolphus antwortete daher nicht auf meine Aufforderung. Stattdessen tauchte ein Schmunzeln auf seinen Lippen auf. Kurz war es still. Man konnte nur das Knistern des Feuers hören, gleichzeitig Bellatrix, die begonnen hatte, aus einem Buch alle Seiten auszureißen und dem Feuer zu füttern. Sie war nicht ganz dicht.
»Du hast dich verändert.«
»Menschen verändern sich.«
»Gewiss tun sie das, Elizabeth. Ich bin nur am Überlegen, ob du nicht auf einem guten Weg bist, dich in eine Närrin zu verwandeln.«
Und so erhielt ich die zweite Beleidigung. Wieder sagte niemand etwas auf die Worte von Rodolphus, der in der Tat König zu spielen schien. Bellatrix zerriss weiterhin das Buch, während Adrians Blick stechend auf mir lag. Die drei Todesser hatten mich eingekesselt; Rodolphus war vor mir, Adrian links hinter mir und Bellatrix stand rechts beim Kamin.
»Das ist mir zu blöd.«
»Blöd?«, mischte sich Bellatrix zum ersten Mal ein, »Meine Schwägerin findet das hier blöd, hm? Die Blutsverräterin sollte eigentlich gefoltert und getötet werden. Du solltest auf den Knien vor uns sitzen und-«
»Stopp, Bella«, unterbrach Rodolphus streng.
»Es ist die Wahrheit! Deine Schwester bringt uns Schande!«
»Was habe ich dir gesagt?«, fragte ihr Mann und erinnerte die Frau dem Anschein nach an etwas, »Du darfst unter bestimmten Bedingungen mitkommen. Immerhin wolltest du Elizabeth sehen.«

Soll ich mich jetzt geehrt fühlen?
Nein.

Die Ehe meines Bruders konnte mir nicht egaler sein. Es interessierte mich nicht, wie seine Frau und er miteinander lebten. Generell wurde mir in diesem Moment bewusst, dass ich mich gar nicht für meinen Bruder interessierte - für die Ehre unserer Familie.
Mir wurde klar, dass ich einen Fehler begangen hatte, hierherzukommen. Hatte vielleicht noch eine letzte Zelle meines Körpers geglaubt, ein größeres Dilemma mit meinem heutigen Besuch zu verhindern, sah ich nun ein, dass es nicht passieren würde. Egal was mir mein Bruder heute anbieten würde, ich war mir sicher, dass ich mich nicht darauf einlassen könnte.
Während ich darüber nachdachte, blendete ich die anderen kurz aus, bis Rodolphus sagte: »Ich will jetzt mit meiner Schwester alleine reden.«
Bellatrix und Adrian verschwanden in einen anderen Raum, der dem Salon angrenzte, und ich war alleine mit meinem Bruder. Herrlich, wundervoll, ich konnte mir nichts Besseres vorstellen.
Ohne auf eine Aufforderung zu warten, setzte ich mich in einen anderen Lehnsessel, Rodolphus gegenüber, als die zwei aus dem Salon verschwanden. Ich schenkte Bellatrix und Adrian dabei keine Beobachtung.
Eine Zeit herrschte Stille, in der ich meinen Bruder starr musterte. Ich atmete Luft ein, die ein wenig nach Feuer schmeckte, das im Kamin weiter vor sich hin loderte. Stärker, da Bellatrix, bevor sie gegangen war, das komplette Buch in die Flammen geworfen hatte.
»Du hast eine reizende Frau«, konnte ich mir nicht verkneifen.
»Die Familie Black hat eben seinen Charme, würdest du nicht auch sagen?«
»Hm, müsste ich länger überlegen«, antwortete ich knapp, da ich wusste, dass Rodolphus auf meine Beziehung zu Sirius Black anspielte. Das hatte er zweifelsohne von Rabastan erfahren, der mich bereits in Hogwarts am liebsten auf den Scheiterhaufen geworfen hätte, als er erfahren hatte, dass ich etwas mit dem Blutsverräter gehabt hatte.
»Tu nicht so«, seufzte Rodolphus, »dein Bekanntenkreis ist erbärmlich, außer vielleicht Aquilas Tochter.«
»Lass Phil aus dem hier!«, zischte ich, was mein Gegenüber zum Nicken brachte. Ich hatte ihn mit dieser Reaktion gerade einen sensiblen Punkt von mir offenbart.
»Weißt du was«, setzte ich fort, »Sag' mir einfach, was du willst, dann können wir das hinter uns bringen. Wir waren nie normale Geschwister, also müssen wir jetzt nicht beginnen, uns wie welche zu verhalten.«
»Was ich will?«, fragte Rodolphus plötzlich gehässig, »Meine Schwester davor bewahren, von ihrer eigenen Familie ermordet zu werden. Das will ich.«

Gut, das hab' ich nicht erwartet.

»Geht es dir wirklich nur um mich, oder um die Ehre unserer Familie?«
Meine Worte hingen im Raum, während ich meinen Bruder in die Augen blickte. Er hielt meinem provozierenden Blick stand, dann seufzte er abermals. Sein Blick veränderte sich - er wurde gefährlicher.
Das Knistern des Feuers klang plötzlich aggressiv, jeder Atemzug von Rodolphus und mir schneidend. Blicke waren stachen wie geschärfte Klingen unter die Haut, während die Dunkelheit des Raumes zu wachsen schien - immer enger wurde. Die Luft wurde stickig und mein Herz schlug seltsamerweise langsam, als würde es keine Ablenkung werden wollen. Die Zeit blieb einen Moment stehen.
Ich wusste nicht, wie lange wir uns ansahen, doch als ich schon glaubte, mein Bruder würde zu einer Statue mutieren, sprach er ruhig, zu ruhig: »In dir fließt das Blut der Lestranges. Du hast Verpflichtungen.«
»Nur weil du deine einhältst, muss ich es auch? Weil du unzufrieden bist, muss ich es ebenso sein?«
Meine Worte schienen der Wahrheit zu entsprechen, denn Rodolphus' Kiefer spannte sich an. Als Lestrange war er mit denselben Eltern wie ich aufgewachsen. Er hatte alles getan, in die Familie zu passen, ihr Gedankengut zu übernehmen. Das hatte ihn verändert. Er war unglücklich, also nicht unbedingt jetzt - Menschen konnten sich an alles anpassen -, aber er war bestimmt in seinem Leben an dem Punkt gestanden, als auch er Zweifel bekommen hatte.
Warum waren unsere Eltern kaltherzig, während andere ihre Kinder liebten? Hatte es uns wirklich Stärke gegeben? Die ganzen Strafen, Schläge? Der Druck, immer perfekt zu sein, besser als alle anderen? Die sogenannte Ehre unserer Familie fortzusetzen.
Stimmte es, dass Muggels minderwertig waren, obwohl sie sich ihr Leben nicht ausgesucht hatten? Stimmte es, dass die Dunklen Mächte aufsteigen sollten? Hatte man umsonst Gräueltaten begangen? Und diese hatte Rodolphus im herrschenden Krieg bestimmt begangen.

Jetzt kann man sie nicht mehr rückgängig machen.

Weil Rodolphus kein Zurück mehr hatte, er die Gabelung seines Weges schon lange hinter sich gelassen hatte, würde er sich nicht ändern. In seinem Inneren hatte er recht, und alle zuvor aufgestellten Fragen würde er wie jemand beantworten, der sich selbst etwas vorspielte. Die Erziehung unserer Eltern hatte uns stark gemacht; Liebe bedeutete Schwäche; man musste perfekt sein, besser als andere; Ehre war das Wichtigste; Hexen und Zauberer standen über Muggels; die Dunklen Mächte müssten aufsteigen, weil es der wahre Weg war; nein, man hatte die Gräueltaten nicht umsonst begangen - sie waren alle berechtigt gewesen.
Das redeten sich die Todesser ein. Sie glaubten so fest, die Besitzer der Wahrheit zu sein, dass Diskutieren unnötig war; man könnte sie nicht verändern. Ich könnte Rodolphus nicht verändern.
»Ich bin nicht unzufrieden«, antwortete Rodolphus deswegen. Er fuhr sich beiläufig durch seine Haare, wirkte von meinen Worten unberührt. War es wahrscheinlich auch.
Mir wurde in diesem Augenblick abermals bewusst, dass es ein Fehler gewesen war, herzukommen. Es war dumm von mir gewesen, und wie dumm es doch gewesen war. Mein Ego war zu groß gewesen.
Diese Zweifel ließ ich mir nicht anmerken. Ich lehnte mich zurück in den Lehnsessel, stützte meinen rechten Ellenbogen an der Seitenlehne ab. »Ich behaupte 'mal, dass wir unsere Standpunkte übermittelt haben?«, ich bekam ein knappes Nicken, »Sag mir jetzt, warum ich hier bin. Du hast dir etwas überlegt, um meine "Ehre" wiederherzustellen, stimmt doch?«
»Du warst nie dumm; dir war immer bewusst, was um dich herum geschieht. Ja, du hast recht; ich habe mir etwas überlegt«, begann mein Bruder, »Vielleicht hast du schon eine Ahnung, aber ich werde es dir trotzdem sagen. Als ich erfahren habe, dass du dich immer weiter von deiner Familie abwendest, habe ich nicht mit dir gesprochen, um dir Zeit zu geben. Zeit, um den Weg zu uns zurückzufinden. Das hätte unseren Eltern gefallen, aber es ist nicht passiert. Du hast uns den Rücken zugewandt, die Familie Lestrange wütend gemacht. Vater und Mutter wollen dich tot sehen, Rabastan auch. Selbst unseren kleinen Bruder hast du erzürnt - eine Schande«, er machte eine kleine Kunstpause, »Aber weil du meine kleine Schwester bist, wollte ich dir eine letzte Chance geben. Ich habe lange nachgedacht, eine Idee ausgereift, die uns beide glücklich machen könnte.«
»Uns beide?«, ich klang nicht überzeugt.
»Ja, uns beide«, bestätigte mein Bruder, »Du kannst es als eine Art Kompromiss betrachten.«
»Ein Kompromiss ist erst dann einer, wenn beide Seiten gleichermaßen unzufrieden sind.«
»Das stimmt. Und mein Kompromiss ist folgender: du lässt dein jetziges Leben hinter dir, wirst nie wieder Kontakt zu deinen Freunden haben; und dafür biete ich dir ein Leben ohne die Lestranges an. Du musst nichts mit dem Krieg zu tun haben, darfst sogar außerhalb Londons leben. Wie? Du heiratest in die Familie Prince. Denn, weil ein Kompromiss auch beide Parteien zufriedenstellen soll, habe ich Adrian aufgesucht. Ein Mann, den du schon einmal geliebt hast und der gut zu dir sein wird. Adrian Prince ist nicht grausam, er wird dich als seine Frau achten und vergessen, dass du vom richtigen Weg abgewichen bist. Im Gegensatz bleibt den Lestranges, uns, die Blöße deines Verrats erspart. Du wirst in einem Anwesen der Princes leben, darfst dem großen Ganzen weiterhin den Rücken zukehren.«
Ich ließ Rodolphus' Worte auf mich wirken. Ich hatte schon vermutet, dass Adrian eine Rolle in allem spielte, denn warum sollte er mich plötzlich aufsuchen? Die Familie Prince stand im Rang unter den Lestranges. Durch eine Verbindung würden sie einen höheren Status gewinnen.
Was Adrian jedoch genau angetrieben hatte, Rodolphus' Deal zuzustimmen, wusste ich nicht. War es wirklich nur die Aussicht auf einen höheren Rang? War Adrian von seinen Eltern dazu gedrängt worden? Oder hatte er zugestimmt, um mich zu "retten", da er mich noch mochte?
Es war mir in diesem Moment egal.
»Und was ist, wenn ich nicht zustimme?«, fragte ich die Preisfrage. Die Antwort war jedoch schon in Stein gemeißelt.
»Dann wird unser Gespräch mit einer Erklärung für Krieg enden. Du wirst nicht mehr verschont. Selbst ich werde nicht zögern, meinen Stab gegen dich zu erheben, sollten sich unsere Wege kreuzen. Also, was ist deine Antwort?«

***

Tut mir wieder leid, also nicht wirlich, hehe*böses Lachen
Hach, Cliffhanger haben schon ihr gewisses Etwas

❤️❤️❤️

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro