3. Kapitel - Die Freude ist nicht meinerseits
Phils Sicht:
Nachdem ich die Tür hinter mir ins Schloss gezogen hatte, schritt ich die Treppe des Stiegenhauses herunter. Es war alt und roch dementsprechend. Es war aber ein Geruch, den ich mochte und mich an Hogwarts erinnerte.
Die Luft strömte bei jedem meiner Atemzüge in meine Nase, doch an der frischen Luft änderte sich diese. Es roch nach Sommer, gleichzeitig hing eine Feuchte in der Luft. Der Himmel war jedoch nur von wenigen Wolken bedeckt.
»So schönes Wetter, aber heute am Abend soll es regnen.«
Sofort erschrak ich, blickte nach links. Ich stand vor der Eingangstür und neben mir war der kleine Garten von unserer einzigen Nachbarin. Sie war eine Muggel-Frau, die Gartenarbeit liebte, weswegen ich mich nicht wunderte, als sie sich vom Boden erhob. Sie hatte neben ihrem Zaun gekniet. Der Grund, warum ich sie nicht gesehen hatte.
»Meinen Sie?«, fragte ich, mit einem weiteren Blick in den Himmel.
»Freilich!«, erwiderte die Frau, »Der Wetterbericht hat es vorhergesagt. Viele glauben ihm nicht, ich ebenso wenig, aber dass es regnen wird, spüre ich in den Knochen.«
Ich blickte in ihre braunen Augen, die von Falten und Altersflecken umrandet waren. Die Frau hatte dunkle Haut und ihre Haare waren in einem kurzen, grauen Afro, der von einem Kopftuch, mit Sonnenblumen bestickt, halb verdeckt wurde. Über ihrem braunen Kleid trug sie eine Schürze, die voll Erde war, doch das hatte die Gartenarbeit an sich; man wurde dreckig. Die Finger der Frau waren von gelben Handschuhen bedeckt und sie war kleiner als ich. Sie hatte einen Buckel und wirkte so, als würde sie jeden Moment in sich zusammenbrechen. Dennoch, ihr dünner Körper schien eine Unmenge an Stärke innezuhalten.
»Ich bin übrigens Milele Barasa. Ich habe Ihre Freundin bereits kennengelernt. Sie sind die zwei netten Damen, die in die leere Wohnung eingezogen sind.«
Frau Barasa lächelte mich an, zog sich geschwind ihren rechten Handschuh aus und reichte mir ihre Hand. Kurz zögerte ich, doch nahm sie an, während ich sprach: »Ähm, sehr erfreut. Sie können mich Phil nennen.«
»Dann sag' du Milele zu mir«, erwiderte sie fröhlich, ließ meine Hand los.
Für eine alte Frau hat sie einen festen Griff, dachte ich, während ich ihr entgegenblickte.
»Was führt euch zwei jungen Frauen denn in diese Gegend?«
»Wir haben die Schule abgeschlossen und sind zusammengezogen«, begann ich, bis mir einfiel, dass es für Milele komisch klingen müsste, dass zwei Mädchen sich eine solche Wohnung in einem teuren Stadtviertel leisten konnten, warum ich sagte: »Mein Vater hat die Wohnung gekauft. Er, ähm, besitzt einige Immobilien.«
Warum hast du nicht einfach Mutter gesagt, Phil, fragte mich die Stimme in meinem Kopf, dein Vater hat es nicht verdient, einfach so erwähnt zu werden.
»Das ist ja schön!«, erwiderte mein Gegenüber und jetzt erst fiel mir ein, dass Elizabeth ihr vielleicht etwas anderes gesagt hatte.
»Ja.«
Warum sind soziale Interaktionen so schwer...?
Ich hoffte, dass Elizabeth unserer Nachbarin nichts erzählt hatte, warum wir hier eingezogen waren. Zum Glück war sie eine verschlossene Person, was sich durch die nächsten Worte Mileles bestätigten: »Deine Freundin ist die ruhigere von euch beiden, nicht? Mit dir kann man so herrlich reden, Phil. Magst du Pflanzen?«
Elizabeth und ruhig?
Nein.
»Ich liebe Pflanzen«, erwiderte ich und erinnerte mich, dass Elizabeth mir erzählt hatte, dass unsere Nachbarin sie darüber zugequatscht hatte.
»Wirklich?«, Milele begann zu strahlen, »Ich kenne keine jungen Menschen, die sich für die Gartenarbeit interessieren. Weißt du, vor meiner Pension habe ich einen Blumenladen mit meinem Mann geführt. Als er gestorben ist, war es jedoch nicht mehr dasselbe, weswegen ich mich zur Ruhe gesetzt habe. Trotzdem, ich würde behaupten, dass mein Garten der schönste in Straße ist.«, sie kicherte jugendhaft.
»Gewiss...«
»Phil, dann musst du unbedingt deine Balkone und Fensterbretter mit den schönsten Blumen ausstatten, dass wir all unsere Nachbarn in den Schatten stellen. Die Luft wird wahrlich wunderbar duften!«
Ich nickte, dachte an die Balkone, die Elizabeths und meine Wohnung besaß. In jedem Schlafzimmer war einer, wobei der von Elizabeth in den Hinterhof zeigte, wo unsere Nachbarin einen weiteren kleinen Garten hatte sowie die anderen Häuser um uns herum.
»Werde ich machen«, versicherte ich Milele, doch dann fiel mir ein, dass ich die Jungs vom Holy Bush abholen müsste. Ich fluchte leise auf, meinte: »Es war schön, geplaudert zu haben, aber ich muss jetzt meine Freunde abholen. Sie kommen auf Besuch, weil ich eingezogen bin.«
Ich setzte mich flott in Bewegung, winkte zum Abschied. Mein Winken wurde erwidert, während die alte Frau herzlich lachte, als ich schnellen Schrittes verschwand.
Im Endeffekt hätte ich mich nicht stressen müssen, denn Sirius und James waren immer unpünktlich. Peter würde, genauso wie Lily, später vorbeischauen, weswegen nur Remus übrigblieb.
Um genau zu sein, war ich sogar früher weggegangen, da ich wusste, dass Remus, im Gegensatz zu seinen Freunden, immer mindestens zehn Minuten früher zu einem Treffpunkt kam.
Aus diesem Grund entdeckte ich Remus vor dem Pub, als ich um die letzte Ecke schritt. Er las sich gerade die Speisekarte durch und allein sein Anblick brachte mich zum Lächeln. Mein Bauch machte einen kleinen Sprung. Ein Gefühl, dass ich nicht ganz verstand, aber die Mädchen hatten mir auf Hogwarts versichert, dass sich so Verliebtheit anfühlte.
Schritt für Schritt näherte ich mich Remus, der eine braune Hose und ein dunkelgrünes, rotes Hemd trug. In seiner rechten Hand war eine Papiertüte, die etwas Schweres zu beinhalten schien.
»Hey!«, begrüßte ich Remus, als ich mich angeschlichen hatte.
Er zuckte zusammen, drehte sich blitzschnell um. Der erschrockene Ausdruck auf seinem Gesicht machte Platz für Freude und ich wurde umarmt.
Meine Arme schlossen sich ebenfalls um Remus. Mein Bauch entschied sich dazu, in diesem Moment zu explodieren. Schlimmer wurde es -, obwohl schlimm in diesem Kontext der falsche Ausdruck war -, als Remus' Hand meine Wange fand und er mir einen Kuss zur Begrüßung gab. Das Schlimme daran war, dass meine Wangen sich dazu entschieden, knallrot zu werden.
Ich frage mich, inwiefern man Remus verlegen machen kann, ging es mir durch den Kopf, denn ich fand es unfair, dass mein Körper mit knallroten Wangen auf jede körperliche Berührung oder allein am Gedanken daran zu glühen begannen.
»Schön, dich zu sehen«, meinte Remus, während er amüsiert mein Gesicht musterte.
Ich brachte nur ein Nicken zustande, verpasste mir innerlich eine Ohrfeige, denn Remus und ich waren uns bereits näher als das gewesen. Die unreife Phil hatte es anscheinend vergessen.
»Was hast du da?«, fragte ich stattdessen, wollte in die Tüte blicken, die Remus mit sich führte.
»Das erfährst du jetzt nicht.«
Die Tasche kam aus meiner Reichweite.
»Ist es etwas für mich?«
»Ja.«
»Warum darf ich es dann nicht sehen?«, schmollte ich beinahe. Ein Ablenkungsmanöver, denn als mich mein Gegenüber musterte, und ich hoffte, bemitleidete, wollte ich abermals in die Tasche spähen.
»Nein, Phil!«, beharrte Remus und schnell landete seine Hand auf meiner Stirn. Er drückte mich zurück, während die Papiertüte in die Höhe gehalten wurde.
»Gut, hab' verstanden...«, grummelte ich, doch konnte nicht länger versuchen, das Geheimnis Remus' Geschenk zu lüften, da die Tür zum Holy Bush geöffnet wurde.
Herausspaziert kamen Sirius und James. Wir waren also vollständig.
Nachdem ich von den anderen beiden Rumtreibern begrüßt worden war, die seltsamerweise ebenfalls Geschenke mitgebracht hatten, gingen wir zu meiner Wohnung. Auf dem Weg dorthin erklärte mir Remus, dass es üblich war, jemandem Geschenke mitzunehmen, wenn dieser jemand frisch eingezogen war.
»Da hast du dir aber eine schöne Gegend ausgesucht«, erklärte Sirius, als wir durch die Gassen zu meiner Wohnung gingen.
Immer noch waren einige Wolken am blauen Himmel zu sehen. Es war nicht zu warm oder zu kalt, gleichzeitig hing der Duft von Blumen und anderen Pflanzen in der Luft.
»Ja, es ist abgelegen«, meinte ich, sah wieder zu Sirius, der heute eine Jeanshose mit einem schwarzen Shirt trug. Schlicht, doch dafür kam seine silberne Kette und Uhr besser zur Geltung. Seine Haare befanden sich zudem in einem halben Zopf.
»Eine teure Gegend«, stellte James fest. Im Gegensatz zu Sirius trug er eine schwarze Hose mit einem weißen T-Shirt und darüber ein ebenfalls weißes Hemd, dessen Ärmel bis zu seinen Ellenbogen gingen. James' Haare waren wie immer verwuschelt, doch ich kannte es nicht anders.
»Meinst du?«, fragte ich. Eine Frage, welche die drei Jungs dazu veranlasste, mich so anzusehen, als wäre ich blöd.
»Ja«, bestätigte Remus lachend, was mich meine Schultern zucken ließ.
»Hm«, machte ich, »ich kenne mich da nicht so aus. Auch ist es eine Muggel-Gegend.«
»Die sind meistens teurer«, erklärte James, »Viele Zauberer-Familien zahlen viel Geld, um abgelegen zu leben. Sie erhoffen sich damit Sicherheit, denn die Muggel-Welt ist fast immer gleich sicher.«
Remus nickte zustimmend, doch ich erwiderte: »Ich hab' mir nicht unbedingt Sicherheit gewünscht, als ich die Wohnung ausgesucht habe. Mein Vater wird mich trotzdem finden.«, ich schnaubte, konnte fast schon trocken auflachen - Ethan J. Aquila hatte mich bereits immer gefunden.
»Das wird bestimmt noch seine Zeit brauchen«, meinte Sirius und bekam warnende Blicke von James und Remus. Wahrscheinlich glaubten sie, dass aufmunternde Worte, dass ich mich vor meinem Vater verstecken könnte, mir besser gefallen würden.
Ich weiß aber, dass mein Vater noch eine große Rolle in meinem Leben spielen wird.
»Ich hab' mich damit abgefunden«, erklärte ich, »und solange nur ich darunter leide, ist es mir egal. Mein Vater wird mir nichts tun, aber euch vielleicht. Jetzt will ich darüber nicht reden.«
So beendete ich unser Gespräch, obwohl ich den Jungs ansah, dass sie noch viel zu sagen gehabt hätten. Ich wollte nicht über meinen Vater und die Probleme der Zauber-Welt nachdenken, wenn ich gerade meine Freunde bei mir hatte und ich ihnen meine Wohnung zeigen wollte. Eine Wohnung, die in diesem Moment vor uns auftauchte.
Das Backsteinhaus war breit und links befand sich die große Eingangstüre, die ins Stiegenhaus führte. Es gab zwei Klingeln und kurz blieb ich stehen. Die Jungs sahen sich das Haus an, während ich ein Klopfen vernahm. Es war leise und ich kannte das Geräusch - Schnabel gegen Glas.
»Nougat!«, hisste ich, als ich nach oben zum kleinen Balkon blickte. Eine braune Eule saß auf der metallenen Reling und hämmerte gegen das Glas, als gäbe es keinen Morgen.
Als der dumme Waldkauz - ja, so nannte ich ihn, wenn er nervte - mich bemerkte, flatterte er lautlos zu mir nach unten und setzte sich auf meine Schulter.
»Ja, der Kleine hämmert schon gegen die Scheibe, seitdem du gegangen bist.«
Nicht nur ich erschrak mich, denn auch die Jungs machten allesamt einen Sprung im Stand. Anschließend blickten wir Milele entgegen, die plötzlich in ihrem kleinen Vorgarten stand. Das Schmunzeln auf ihren Lippen verriet mir, dass sie es mochte, andere zu erschrecken.
»Ähm, danke«, erwiderte ich, folgend stellte ich ihr die Jungs als meine Freunde vor. Milele meinte, dass sie lange keine so hübschen jungen Herren gesehen hatte, was sich als Fehler herausstellte, da Sirius sich den ganzen Tag darüber noch freuen, es durchgehend ansprechen würde.
Wahrscheinlich hat die arme alte Frau nur nett sein wollen, dachte ich, als ich mit Jungs die Betontreppe im Treppenhaus nach oben schritt.
Wir blieben vor der dunklen Eingangstür stehen und Remus hatte Sirius gerade mit dem Silencio gedroht, da er durchgehend davon sprach, wie hübsch er war.
Als ich in meiner Hosentasche nach den Schlüsseln suchte, erhob Remus an mich gewandt seine Stimme: »Kannst du die Tür nicht mit Magie öffnen?«
Es war ein stichelnder Tonfall, da Remus mit mir diesen Zauber die letzten Wochen geübt hatte.
»Mhm...«
Ich legte meine Hand übers Türschloss, während ich an den Öffnungszauber dachte. In meinem Inneren tauchte das Gefühl von Freiheit sowie das Enthüllen eines Geheimnisses auf. Ich schloss meine Augen und als ich sie öffnete, mussten sie kurz aufleuchten. Nur eine Sekunde, denn die Tür öffnete sich klickend.
»Sie werden so schnell erwachsen, hach«, sagte Sirius in Bezug auf meine Zauberkräfte, doch ich beachtete ihn nicht, sondern führte die Jungs in die Wohnung.
Drinnen angekommen, standen wir zuerst einmal in einem dunklen Flur, der durch Elizabeths Ausdehnungszauber länger geworden war. Wir hatten noch keine Lampen, doch es war nicht schlimm, denn nachdem die Jungs sich ihre Schuhe ausgezogen hatten, schritten wir durch den Flur und kamen ins große Wohnzimmer.
Durch Elizabeths Ausdehnungszauber waren die Decken doppelt so hoch wie vorher und ich musste zugeben, dass es mir gefiel. Es hatte etwas an sich, das mich an nichts erinnerte.
Ein Neuanfang.
Ich mochte die Wohnung, wie sie einstweilen eingerichtet war. Sie spiegelte zum einen meine, aber auch Elizabeths Persönlichkeit wider. So, als würde dunkle Eleganz auf buntes Chaos treffen. Jedoch, Elizabeth und ich waren uns zumindest im Stil einig; altmodisch.
Zwar hatte ich jedes Möbelstück einzeln ausgesucht, doch ich hatte mich oft an Elizabeths Blicken orientiert. Ich musste ehrlich mit mir sein, zugegeben, dass ich absolut keine Ahnung hatte, was Inneneinrichtung anging.
»Ja, so ähnlich hab' ich mir deine Wohnung vorgestellt«, sprach Sirius, nachdem er sich zu guter Letzt die zwei großen Pflanzen neben den Fenstern angesehen hatte. Die Sonnenstrahlen brachten die grünen Blätter zum Leuchten und je eine Pflanze stand neben dem schwarzen Esstisch.
»Gut?«, fragte ich nach, doch Sirius beachtete mich schon nicht mehr.
»Ja, es sieht schön aus«, sprach James stattdessen, dann richtete sich unsere aller Aufmerksamkeit zu dem, das Sirius' mich vergessen hatte lassen. Selbstverständlich war es Elizabeth.
»Lestrange, schön, dich zu sehen.«
»Die Freude ist nicht meinerseits.«
»Das sagst du jetzt nur so«, erwiderte Sirius, der in Richtung Küche ging. Elizabeth lehnte neben dem Herd und trank eine Tasse Kaffee. Sirius stützte sich mit seinen Ellenbogen neben einem Barhocker auf der Theke ab, während sich die beiden anstarrten und ihr Gespräch fortsetzten.
»Nein, ich meine es so.«
»Ihr wollt euch doch bestimmt setzen«, sagte ich an James und Remus gewandt und ging mit ihnen zu den Sofas, während Nougat in mein Zimmer flog, wessen Türe offenstand. Remus erwiderte mit einem Blick zu seinem Freund Sirius: »Das war zu erwarten, mit den beiden.«
»Stimmt«, erwiderte James, als er sich ins braune Sofa plumpsen ließ. Es war aus Wildleder, doch kein echtes. Der Stoff erinnerte an Samt, aus dem die schwarzen Lehnsessel bestanden.
»Ich hab' ebenfalls nichts anderes erwartet.«, ich blickte zu Sirius und Elizabeth, die uns vergessen hatten, und erinnerte mich, dass sie sich in letzter Zeit irgendwie verstanden.
Ja, seltsam, aber nach der Party im Raum der Wünsche haben sie wieder etwas miteinander gehabt, dachte ich und musste daran denken, dass sie zusammenpassen würden. Nicht für eine typische Beziehung, doch sie könnten gute Freunde werden, wenn sie es denn zuließen würden. Bedauerlicherweise hatten sie beide ein viel zu großes Ego.
»Ich hole 'was zu trinken und habt ihr Hunger?«, fragte ich.
»Durst hab' ich schon«, meinte James und war inzwischen wieder aufgestanden, »darf man sich umsehen?«
Ich nickte schnell, sagte verlegen: »Ja, ja, hab' ich vergessen. Ich kann euch auch alles zeigen, aber so viel gibt es nicht zu sehen.«
Nach diesen Worten ging ich zum Kühlschrank, der ebenfalls mit einem Ausdehnungszauber versehen war. Ich war etwas überfordert, doch musste mir in Erinnerung rufen, dass niemand etwas von mir als sozusagen Gastgeberin erwartete. Ebenfalls hatte mir Elizabeth geholfen. Etwas, das sie gegenüber den Jungs nie zugeben würde, doch die belegten Brote und andere Snacks hatte sie mit mir vorbereitet, denn, wäre es nach mir gegangen, hätte ich diese einfachsten Dinge vergessen.
»Genau, Black«, schnaubte Elizabeth gerade, als ich den Kühlschrank öffnete.
»Ich hab' dir oft genug gesagt, dass du mich Sirius nennen darfst.«
»Oft genug?«, wiederholte sie, »Du hast es mir in einem sexuellen Kontext angeboten.«
»Und du hast das Angebot angenommen.«
»Weil ich deine scheiß Wette verloren habe.«
Nach diesen Worten blickte ich die beiden verstört an. Sie bemerkten meinen Blick und so etwas wie ein entschuldigender Ausdruck tauchte gleichermaßen auf ihren Gesichtern auf.
»Weißt du, ich helfe jetzt Phil«, meinte Elizabeth und mit Zauberei deckte sie den Tisch ohne Stühle. Auf dem kleinen Tisch bei den Sofas tauchten Kaffee, Tee, Milch und Zucker auf. Alles innerhalb weniger Sekunden.
Ich nickte, schnappte mir jedoch noch Wasser und drei Gläser, die ich ebenfalls auf den kleinen Tisch stellte. Von hinter mir hörte ich die beiden weitersprechen.
»Black, willst du Kaffee? Ich hab' noch 'was.«
»Ich trinke Tee.«
»Ich weiß.«
»Warum fragst du dann?«
»Um eine nette Gastgeberin zu sein.«
Bellendes Lachen erklang, das ich ignorierte und James und Remus schnell die Wohnung zeigte.
Nachdem das erledigt war, bekam ich von James und Sirius eine Pflanze und Sirius hatte sich den Spaß erlaubt, Elizabeth ein Buch zu schenken. Es handelte sich um eine wahre Begebenheit von einer narzisstischen Mörderin aus dem 15. Jahrhundert.
Sirius Black hatte das Buch provokant ins leere Bücherregal gestellt, mit den Worten, dass er an Elizabeth gedacht hatte, als er es gefunden hatte. Sirius hatte erstaunlicherweise gewusst, dass Elizabeth gerne wahre Begebenheiten las, doch es war offensichtlich gewesen, dass er es ihr nur gekauft hatte, um sie zu provozieren.
Dennoch, ich hatte hinter Elizabeths ausdruckslosen Augen gesehen, dass sie das Buch bald lesen würde. Eingestehen, hätte sie es sich jedoch nie vor allen anderen, weswegen ich mich darauf auf Remus' seltsames Geschenk fokussiert hatte.
»Ein Telefon...?«, wiederholte ich langsam, musterte das Gerät neugierig. Es war pastellgelb und ich musste zugeben, dass ich Muggel-Dinger noch nie verstanden hatte.
»Ja, ein Telefon«, bestätigte Remus, »Um genau zu sein das Model der Nummer 764 Mark 2.«
Nicht nur ich sah Remus so an, als wäre er von einem anderen Planeten. Auch Sirius, James und Elizabeth - alle drei Reinblüter - musterten das Ding, als könnte es sie umbringen.
»Ist das das Ding mit den sprechenden Stimmen?«
»Nein, das war ein Radio, glaub' ich zumindest«, beantwortete James Sirius' Frage, der langsam nickte.
Die beiden saßen auf einer Couch zusammen und tranken Butterbier, während Remus und ich ebenfalls auf einer Couch saßen. Elizabeth stand immer noch in der Küche und beobachtete das Geschehen mit Abstand.
Ja, es wird noch lange brauchen, bis sie und die Jungs sich wirklich verstehen, aber zumindest ist sie noch nicht in ihr Zimmer geflüchtet, dachte ich.
»Mit einem Telefon kann man sich über weite Strecken unterhalten, ohne Briefe schicken zu müssen, einfach so, reden, kein Schreiben«, erklärte Remus, »Man nimmt den Hörer, also das Ding hier, und normalerweise hört man ein Piepen, wenn es am Netz angeschlossen ist. Dann gibt man hier an den Tasten eine Nummer ein. Jeder Mensch mit einem Telefon hat eine andere Nummer. Dieses Telefonmodel ist das erste mit richtigen Tasten, was ich einfacher finde als-«, Remus brach ab, als er bemerkte, dass wir alle scheiterten, seine Worte komplett zu verstehen.
»Wisst ihr, das ist egal. Jedenfalls, man gibt eine Nummer ein und wartet. Das Telefon der anderen Person klingelt dann und wenn sie den Hörer abnimmt, kann man sich unterhalten.«
»Stellt das Ding ein Loch in der Zeit oder Raum her?«, fragte James, »So wie Apparieren, aber nur mit Worten?«
Man sah Remus an, dass James so weit daneben lag, wie weit man eben daneben liegen könnte, jedoch, die Wahrheit schien noch komplizierter zu sein, zumindest für uns Reinblüter.
»Weißt du, ja, erklärt es euch einfach so.«
»Du bist ein Halbblut, Lupin, aber ein richtiges, oder?«, kam überraschenderweise eine Frage von Elizabeth, die bereits ihren zweiten Kaffee trank. Ihre Finger, schwarz lackiert, umgriffen die Tasse, während sie mit dem unteren Rücken an der Theke lehnte. Heute trug sie ihren geliebten schwarzen Rock, mit Spitze verziert, und ein enganliegendes Oberteil, das bis zu ihren Ellenbogen reichte und hochgeschlossen war. Elizabeths schwarze Haare waren in einer einfachen Hochsteckfrisur und ihre grünen Augen musterten Remus.
»Was ist bitte ein richtiges Halbblut?«, fragte Sirius, seine Stimme etwas zu scharf, weswegen Elizabeth seufzte.
»Erstens, ein richtiges Halbblut ist, wenn ein Elternteil ein Muggel ist. Mit einem Elternteil, das muggelstämmig ist, ist man ja fast schon ein Reinblut. Beide Elternteile kennen die Zauber-Welt.«
Gut, das hat wohl niemand erwartet...
Eine Elizabeth Lestrange, die Reinblutigkeit anhand Erfahrungen der Elternteile bezüglich der Zauber-Welt festmachte, war definitiv nichts, was offensichtlich zu erkennen gewesen wäre. Selbst ich, die wusste, dass Elizabeth nichts gegen Muggels hatte, war etwas überrascht.
»Und du bist dir sicher, dass du eine Lestrange und ehemalige Slytherin bist?«
Ein Augenrollen folgte auf die Worte Sirius'. Grüne Augen tanzten in den dazu vorgesehenen Augenhöhlen, anschließend lachte Remus leise, da die Blicke von Sirius und James köstlich waren.
»Muss ich dich daran erinnern, dass Snape ein Halbblut ist? Ich war mit ihm befreundet«, erklärte Elizabeth müde, während sie ihre Tasse in die Spüle stellte, »Was denkst du, bin ich, Black, eine alles verachtende Todesserin?«
»Nein, nein«, sagte Sirius sofort, denn Elizabeths Blick ließ keine andere Antwort zu. Es war ein dermaßen tödlicher Blick, der mich denken ließ, dass eine wütende Elizabeth gefährlicher als ein Todesser wäre.
Als niemand etwas sagte, die Stimmung ein bisschen gekippt war, erhob Remus seine Stimme: »Meine Mutter ist ein Muggel, komplett. Sie reagiert auf die Zauber-Welt so, wie ihr auf die Muggel-Welt reagiert.«
»Wie bringt man ein Telefon denn zum Laufen?«, fragte ich.
»Wir müssen zu einem Telekom-Anbieter. Der schaltet für diese Wohnung eine Leitung frei, aber die richtige Steckdose sollte diese Wohnung schon haben. Wenn du willst, können wir das in den nächsten Tagen erledigen?«
Ich nickte auf die Worte, sah Remus in seine Augen. Er saß rechts neben mir und allein sein Blick ließ meinen Bauch kribbeln. Ich drohte, mich im Moment zu verlieren, doch Sirius' Stimme erklang: »Wo gehst du denn hin?«
Seine Frage bewirkte, dass ich zu Elizabeth sah, die in ihr Zimmer ging. Sie hielt den Türknauf fest, erklärte: »Ich habe heute noch etwas vor und dafür muss ich mich umziehen.«
»Aha, was hast du vor?«
»Weißt du, Black, eigentlich sollte ich es dir nicht sagen, aber ich gehe auf die Jagd nach deinen dunkelsten Geheimnissen.«
»Na ja«, erwiderte der Junge, nahm einen Schluck von seinem Butterbier, »dann suchst du an den falschen Orten. Meine dunkelsten Geheimnisse trage ich in meinem Inneren. Ich teile sie gerne mit dir, du musst nur zu mir kommen.«
»Das ist passend, ich habe eine hübsche Messersammlung in meinem Schlafzimmer. Ich hab' später bestimmt Zeit für dich.«
Elizabeth verschwand in ihr Zimmer und als Sirius ihr nachblickte, meinte James: »Ja, das Buch war die richtige Wahl.«
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