29. Kapitel - Ha, eure Gesichter!
Sirius' Sicht:
In den knapp neunzehn Jahren meines Lebens war ich selten sprachlos gewesen. Also wirklich sprachlos, in einem Moment gefangen, in dem meine Zunge gelähmt war - zu schwer, um sie nur einen Millimeter zu heben. Doch auch mein Körper war starr, während selbst meine Kehle zum Verräter mutierte.
Am liebsten wäre ich ewig in dieser Starre verblieben, aber der Grund für meinen Zustand war bedauerlicherweise einer, der lebte und eine Antwort erwartete. Am besten eine Lüge.
»Das hab' ich akustisch jetzt nicht ganz verstanden«, probierte ich es, um mir ein wenig Zeit zu verschaffen.
Ich blickte grünen Augen entgegen, die mich eingehend ansahen. Dass ihre Besitzerin mir nahe war, war nicht hilfreich. Okay, Elizabeth Lestrange war mir nicht wirklich nahe, aber wie sie links neben mir auf dem Sofa saß, war definitiv zu nah, also für diesen Moment.
Anspannung war zum Greifen nahe. Sie flog in kleinen Wölkchen in der Luft umher, hüllte mich ein. Ein Blick zu Krone auf der anderen Couch war nicht hilfreich; dem Brillenträger hatte Lestrange ebenfalls den Boden unter den Füßen weggezogen.
Wir probierten angestrengt, unsere strengen Mienen zu bewahren. Leider könnte ich Lestrange nicht mit Gleichgültigkeit oder Aggressivität antworten, da ihre Frage zu detailliert gewesen war. Viel zu detailliert.
»Muss ich mich jetzt wirklich wiederholen?«, seufzte die Schwarzhaarige, während sie mit einer Haarlocke spielte. Ein ekelhaftes Grinsen zierte ihre Lippen, und es war mehr als deutlich, dass Lestrange sich amüsierte.
»Seit wann seid ihr Animagi?«
Gut, beim zweiten Mal hört es sich sogar noch absurder an.
Ich lachte rau auf, da mir nichts Besseres einfiel. Nicht einmal Phil - in gewissermaßen die einzige Lestrange-Bändigerin - war bei uns, da sie im Bad war. Und wie gesagt, James war keine Hilfe.
Aus diesem Grund sagte abwertend: »Jetzt bist du vollkommen verrückt, also bitte, pf...«
»Ja, so einen Blödsinn habe ich lange nicht mehr gehört«, unterstützte mich Krone, doch Lestrange hob nur ihre rechte Augenbraue, die perfekt geschwungen war.
»Es ist aber eine Wahrheit, die man perfekt an euren Gesichtern ablesen kann, ha!«, ließ sich die nervigste Person auf dieser verdammten Welt natürlich nicht beirren. Es wurde sogar schlimmer, als Phil plötzlich zu uns kam.
Unsere Freundin Phil sah dem heutigen Vollmond entsprechend beschissen aus. Wir würden in einer halben Stunde in den Verbotenen Wald aufbrechen, weshalb James sie aus ihrem Bett geholt hatte. Nun setzte sich Phil in einen Lehnsessel, wobei sie sich in drei Decken einrollte.
»Was?«, fragte sie genervt, weil wir sie alle anstarrten.
»Nichts...«, mein Blick fiel zurück auf Lestrange, die indessen noch glücklicher wirkte. Etwas, das verboten gehörte, wenn man daran dachte, dass es Phil bald schrecklich gehen würde, aber die ehemalige Schlange war noch nie ganz dicht gewesen. Jetzt war es sogar schlimmer geworden, denn nicht nur hatte unser Moony Elizabeth Lestrange in sein pelziges Problem eingeweiht, auch war sie irgendwie darauf gekommen, dass wir anderen Animagi waren.
Wie sie das geschafft hatte?
Echt, keine Ahnung.
Ich wollte es nicht wissen, weil ich schon genug Aufregendes in den letzten zwei Tagen erfahren hatte. Ich hatte gedacht, dass Lestrange Ruhe geben würde, da sie erstaunlicherweise unbeeindruckt von Remus' und Phils Fellnasen war, doch nein, sie hatte weiter ihre Nase ins Erdloch stecken müssen, bis ihr Kopf darin verschwunden war.
Warum muss sie so sein?
Warum muss ich immer noch mit ihr zu tun haben?
In diesem Moment wünschte ich mir, dass Lestrange nicht existierte, doch meine Gebete wurden nicht erhört. Stattdessen sagte Lestrange auf Phils Frage: »Ich hab' deine Freunde gerade gefragt, seit wann sie Animagi sind, dazu noch unregistrierte, hui.«
Und jetzt hatte Elizabeth Lestrange das Richtige gesagt, also für sich selbst, denn Phil sah sie zuerst verwirrt an, bis die Worte in ihrem müden Kopf Sinn ergaben. Blaue Augen wurden ein wenig größer, anschließend starrte Phil zuerst mich, dann Krone unglaubwürdig an.
»Ha!«, lachte Elizabeth Lestrange links neben mir und freute sich wie ein kleines Kind, weil Phil keine Geheimnisse für sich behalten konnte, vor allem nicht, wenn es um ihre Freunde ging.
Meine nächste Reaktion wurde also, dass ich Phil einen mahnenden Blick zuwarf. James tat es mir nach, wodurch sich die Rothaarige wieder unter Kontrolle brachte, anschließend nuschelte sie: »Das ist eine sonderbare Theorie, Elizabeth, die mich nicht interessiert...«
Es war eine Mischung aus Lüge und Wahrheit, denn nach ihren Worten lehnte sich Phil zurück und schloss ihre Augen. Sie verdammte uns dazu, mit Elizabeth Lestrange umzugehen, die mit uns im dunklen Wohnzimmer saß. Dem Vollmond gerecht, war es draußen düster, obwohl wir erst kurz nach sieben Uhr Abend hatten. Der Mond ging heute ein wenig früher auf.
Ich ließ meinen Blick die dunklen Wolken im Himmel mustern, dann blickte ich zu Krone. Er hatte seinen linken Fuß auf seinem rechten Oberschenkel, seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt und seine braunen Augen sahen mir entgegen, die hinter seiner runden Brille in einem geschockten Gesicht saßen. James' Schock war jedoch nur von seinen Augen abzulesen, was mir als sein bester Freund besonders leicht fiel.
Krones größtes Problem war, dass er nicht lügen konnte, was plötzlich auch Lestrange ansprach: »Die Telepathie-Versuche von euch sind lächerlich. Also bitte, lässt euch 'was Besseres einfallen. Potter kann nicht lügen, und du, Black, kannst auf wahre Aussagen nur mit Gehässigkeit reagieren, die jetzt unpassend wäre. Wisst ihr, ich bin nicht dumm - du musst mich nicht so ansehen, Black -, also rückt mit der Wahrheit heraus. Ich hab' sie schließlich verdient, weil ich euer Geheimnis so toll gelöst habe. Supi, nicht?«
»Du hast gar nichts verdient!«, zischte ich das Mädchen links neben mir an.
Lestrange hatte ihre Beine, die in eine schwarze Hose gehüllt waren, in den Schneidersitz gezogen. Ihr Oberkörper befand sich in einem weiten Hemd, das schwarz war, mit dünnen grauen Längsstreifen. Ihre Haare waren offen, sie trug keinen Schmuck und war ungeschminkt.
Ja, sie sieht selten so normal, unscheinbar aus.
Gruselig...
Bevor mir Elizabeth Lestrange eine dumme Antwort geben konnte, fragte James neutral: »Bevor wir dir etwas sagen, will ich wissen, wie du überhaupt darauf kommst.«
»Logisch«, sie zuckte mit ihren Schultern, dann fielen grüne Augen auf den Brillenträger, »Ihr seid schon seit Hogwarts seltsam. Damals - ich glaube, es war Ende Dritte, Mitte Vierte - hat Snape begonnen, über euren Freund Remus zu spekulieren, dass er ein Werwolf ist.«
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, da ich nicht erwartet hatte, dass Lestrange so weit zurück in die Vergangenheit gehen würde. Auch hatte ich nicht gewusst, dass Schniefelus Moony dermaßen beobachtet hatte.
»Ihr wisst schon, er hat rhythmisch den Unterricht verpasst, dann die Narben, die Müdigkeit und so weiter. Snape hat mir damals gesagt, wie "toll" es wäre, wenn Hogwarts einen Skandal auslösen würde, mit einem Schüler als Werwolf, also hat er euch beobachtet. Ja, ich fand es auch seltsam, aber Remus war mir egal. Wenn es vielleicht um dich, Black, gegangen wäre, hätte es Spaß gemacht, ha!«, sie lachte ekelhaft auf, »Kurz gesagt, Snape hat nichts gefunden, weil Remus zwar ein paar Monate alleine zu Vollmond unterwegs gewesen ist, aber ihr habt Geheimgänge gekannt, dann wart ihr plötzlich zu viert unterwegs. Das war seltsam, unpassend für einen Werwolf, der alleine nach draußen muss. Ich hab' Snape also gesagt, dass er dumm ist. Das hat er damals nicht lustig gefunden, aber er hat aufgehört. Als jedoch Phil gekommen ist, hat es wieder begonnen. Dieses Mal kennt ihr die Geschichte, denn selbst Evans hat sich damals eingemischt und ich ja auch. Ihr wisst schon, das Aus meiner Freundschaft mit Snape und so. Sehr tragisch, schnief«, Elizabeth Lestrange wirkte nicht traurig, »Als Snape Phil nachgestellt hat, war ich einmal mit, und keinmal dürft ihr raten, was ich gesehen habe; euch vier Idioten zu Vollmond durchs Schloss schleichen, abermals, wie schon in der Vierten. Natürlich hatte ich Besseres zu tun, als euch nachzustellen, warum ich das Lösen dieses Rätsels für bessere Tage aufgehoben habe. Dass Remus ein Werwolf ist, weiß ich schon seit der Siebten, als Phil mit ihm zusammengekommen ist. Nicht einmal hat sie in meiner Gegenwart irgendwelche Bedenken geäußert, weil sie ein Werwolf ist. Dazu kommt, dass euer Freund mehr Indizien als Phil zeigt. Das war also meine logische Schlussfolgerung.«
Das Mädchen tippte sich gegen den Kopf, während ich noch einmal mit James einen Blick wechselte. Phil schien wieder eingeschlafen zu sein, da sie keine Regung zeigte. Krone hingegen sah mich so an, wie ich ihn ansah, und zwar überrascht. Elizabeth Lestrange war bedauerlicherweise gut in Schlüsse ziehen. Nur ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Todesser hatte uns in Hogwarts den Arsch gerettet.
Natürlich gefiel es mir nicht, dass Lestrange uns gerade offenbart hatte, dass sie kein schlechter Mensch war. Ja, ich hatte es bereits befürchtet, weil ich begonnen hatte, sie wie Phils Freundin und kein Unwesen zu betrachten, aber es war trotzdem etwas anderes, es von der Person persönlich zu hören.
Lasst mich also.
»Aha«, machte ich deswegen, »und woher jetzt deine Animagus-Theorie?«
»Gut, dass du fragst«, ihre Augen funkelten, »Ich wäre schon viel früher darauf gekommen, aber ich hab' auch alle für zu blöd empfunden, das lange Ritual für den Animagus-Zauber zu absolvieren. Wirklich, ihr wart mehr als dumm, seid es immer noch. Ihr seid aber loyale Vollidioten, was ich in den letzten Monaten besonders an Vollmond bemerkt habe. Dann ist dazu gekommen, dass Phil mit dir, Black, in den Verbotenen Wald appariert ist. Warum nicht mit mir? Was genau macht dich besonders, und was genau macht Potter besonders, dass auch er sich die letzten Monate eurer kleinen Gruppe angeschlossen hat? Wenn es nur darum gegangen wäre, Phil in den Wald zu bringen, wäre ich genauso gut gewesen, aber es steckt mehr dahinter. Ihr seid zusammen mit Phil unterwegs, um ihr im Notfall zu helfen. Tiere verwandeln sich in keinen Werwolf, wenn sie von einem gebissen werden«, sie machte eine Kunstpause, »Dann habe ich noch einmal an Hogwarts gedacht, wie müde ihr alle nach Vollmond gewesen seid. Warum schläft ihr im Unterricht ein, obwohl ihr keine Werwölfe seid? Weil ihr ebenfalls die ganze Nacht unterwegs gewesen seid. Schlussfolgernd seid ihr also Animagi, zudem noch unregistrierte. Das ist das Idiotische an der ganzen Sache. So idiotisch, dass ich es euch nicht einmal zugetraut habe. Wirklich, ihr habt mich überrascht.«
Elizabeth Lestrange lächelte uns an, doch es war kein nettes Lächeln. Es repräsentierte Triumph.
»Und was willst du jetzt von uns hören?«, fragte ich.
»Du verleugnest es nicht mehr?«
»Das hab' ich nicht gesagt.«
»Gut, dann tun wir so, als hätte ich hypothetisch recht. Was will ich? Nichts.«
Nach dieser seltsamen Antwort lehnte sich Lestrange zurück gegen die Seitenlehne der Couch. Sie legte sich hin, starrte kurz auf die Decke, dann mich an, bis sie sprach: »Mir hat euer Gesichtsausdruck ausreichend Genugtuung gebracht. Ich freu' mich schon, euren Freund Pettigrew darauf anzusprechen; der kippt bestimmt um, hach.«
»Es ging dir also nur um deine eigene Unterhaltung?«
»Türlich!«, rief sie aus, »Was denn sonst? Dass ihr Animagi seid, ändert nichts, dass ihr dumm seid, denn sonst würdet ihr wissen, dass ich nichts mit diesem Wissen anfangen kann. Ist ja nicht so, als würde ich es jemandem erzählen wollen. Es ging mir mehr darum, das Geheimnis zu lüften. Ich mag Rätsel. Wäre ich nicht eine gute Ermittlerin, Aurorin? Muhaha!«
Warum haben ihre Augen das provozierende Funkeln verloren?
Als hätte Lestrange die Stimmung nicht ins Ernste gezogen, verschränkte sie ihre Hände hinter ihrem Kopf. Sie rutschte weiter nach unten, lehnte ihren Kopf gegen die Seitenlehne, dann legte sie ihre Füße absichtlich auf meine Oberschenkel. Anschließend tat sie so, als würden wir nicht existieren.
Seltsamer konnte es nicht werden, und das bedeutete etwas, wenn ich es sagte. Wirklich, Elizabeth Lestrange war eine Person mit vielen Schichten, und ich schien nur die ersten zu kennen.
Phils Sicht:
Vollmond war immer schlimm, doch schon früh in meinem Leben hatte ich die Erfahrung gemacht, dass er schlimmer war, wenn ich von anderen Problemen heimgesucht wurde. Das Treffen mit meinem Vater lag nur zwei Tage zurück. Ich hatte es schon meinen anderen Freunden erzählt, also James und Sirius. Die Kraft, auch noch mit den Mädchen darüber zu reden, hatte ich nicht aufbringen können. Lily wusste es jedoch bestimmt schon von James. Zum Glück hatte sie mich in Ruhe gelassen. Zum Glück hatte mich jeder die letzten zwei Tage in Ruhe gelassen.
Dass mein Vater bei mir gewesen war, störte mich dabei am wenigsten. Viel mehr hatte mich das beschäftigt, was er mir erzählt, getan hatte. Ich wusste zwar, dass mein Wesen anders als seines war, doch ich verstand nicht, inwiefern es für ihn wichtig sein sollte. Ob er andere volle Werwölfe erschaffen wollte?
Das waren jedoch Gedanken, die mich schon von Anfang an beschäftigt hatten, seitdem mein Vater zurück in mein Leben getreten war. Belastend war, dass mein Vater sich dazu entschlossen, alte Wunden aufzureißen.
Ich hatte nichts über meine Mutter hören, ihr Tagebuch bekommen wollen. Zwar lag es in der Schublade meines Schreibtisches, doch ohne es zu sehen, spürte ich seine Präsenz jedes Mal, wenn ich in meinem Zimmer war.
Es schien nach mir zu rufen, meine Gedanken mit seiner alleinigen Präsenz zu verpesten. Am liebsten hätte ich es entsorgt, aber ein Teil von mir wollte es lesen, wissen, was der Frau durch den Kopf gegangen war, die mich geboren hatte und durch mich gestorben war. Ich wusste, dass mich nichts Gutes erwarten dürfte; das hatte ich schon während des Besuches meines Vaters heraushören können.
Zweifelsohne hat er es gelesen, warum er so wütend gewesen ist.
All diese Gedanken hatte ich die letzten zwei Tage mit mir herumgeschleppt. Zwar hatte die Erschöpfung zu Vollmond geholfen, einfach zu schlafen, doch selbst da hatten mich Alpträume aufgesucht. Ich war Remus dankbar gewesen, dass er bis heute bei mir in der Wohnung geblieben war. James hatte ihn nach Hause gebracht, weil er sich alleiniges Apparieren nicht zugetraut hatte.
Gleichzeitig hatte ich mich schlecht gefühlt, dass Remus so lange bei mir geblieben war. Als ich ihm gesagt hatte, dass er zu sich nach Hause gehen sollte, hatte er abgelehnt. Diskutiert hatte ich nicht mit ihm. Die Wahrheit war, dass ich ihn gebraucht hatte.
Was habe ich getan, um einen Remus Lupin zu verdienen...?
In der Realität wurden diese Gedanken von meinem Wolf-Ich verdrängt. Die Unruhe in meinem Inneren war jedoch geblieben, weswegen meine Tatzen förmlich über den Waldboden flogen. Der Verbotene Wald umgab mich. Prächtige Stämme, die gigantische Baumkronen trugen.
Ich befand mich in einer dichten Gegend des Waldes. Der Boden war hügelig und die Wurzeln der Bäume formten oberirdisch hohe Komplexe. Gerade lief ich unter einer geschwungenen Wurzel hindurch. Der große Baum stand in einer großen Grube, deren Hang ich im nächsten Moment nach oben lief. Meine Pfoten zerdrückten weiches Moos, wirbelten bei jedem Absprung Erde auf.
Nächtliche Waldluft strömte meine Kehle hinab, die schon lange nur mehr Keuchen von sich gab. Dem Oktober gerecht, war es kühl. Der Himmel Schottlands war wolkenlos. Trotzdem kam nur wenig Sternen- und Mondlicht unten im Wald an. Sichtprobleme hatte ich deswegen keine.
Als Werwolf hatte ich überhaupt keine Probleme. In dieser Form wusste ich nicht, wer diese seltsame Philomela Aquila war, die diesen Körper die restlichen Tage im Monat steuerte. Warum machte sich diese Phil immer so viele Gedanken um das Leben, wenn es doch so einfach war?
Jagen und seine Probleme in den Hintergrund stellen, einfach so. Mehr benötigte man nicht.
Das sagte mein Werwolf-Ich, als es den Hang nach oben hetzte, dabei das Bellen hinter ihm ignorierte. Da war nämlich ein nerviger schwarzer Hund, der dem Werwolf sagen wollte, was er zu tun hatte. Ein Hirsch war auch da gewesen, doch dieser war nach dem Sumpf verschwunden.
Der kleine Hund war zu flink, um ihn abzuschütteln. Flinker als der Werwolf, der zwar schneller als er war, doch sich ungeschmeidiger durchs Dickicht bewegte. Auch hatte der Hund als sein entfernter Verwandter einen guten Geruchssinn.
Niemand lässt mich in Ruhe, dachte der Werwolf, als er sein Tempo beschleunigte.
Ich wollte meinem nervigen Verfolger entkommen, alleine sein, bevorzugterweise für immer. Hier gehörte der Werwolf hin. Der Vollmond war sein Begleiter, der Wald sein Zuhause.
Meine Pfoten bewegten sich schneller über den Untergrund. Meine Muskeln taten bereits weh, doch das war dem Tier egal - es wollte weg.
Wissen, wohin mich mein Weg führen sollte, wusste niemand von uns beiden. Wir wollten aber beide alleine sein, diesen Hund abschütteln, der auf Phil aufpassen wollte. Dem Menschen im Werwolf sollte nichts passieren, da sie sich mit ihrem Vater getroffen hatte, der ihr heute Nacht auflauern könnte.
Die Nacht blieb jedoch verschont vom Anführer der Werwölfe, und so hatten Phils Freunde sie nur vor sich selbst beschützen wollen. Schwachsinn, dachte sich der Werwolf, als er noch schneller durch den Verbotenen Wald lief. Er ließ den Hügel hinter sich, sprang über Stock und Stein. Sein Keuchen hörte sich ungesund an, als würde er bald von seinen Kräften verlassen werden.
Das konnte der Werwolf aber nicht zulassen. Er lief weiter, weiter und immer weiter, während der weiße Ball am Himmel seine Runde zog. Irgendwann dachte der Wolf im Wald an nichts mehr. Er lief, lief, während das Bellen ihn weiterhin verfolgte. Als er sich noch einmal anspornte, den Blick stetig nach vorne gerichtet hatte, als er über den nun flachen Waldboden lief, übersah er etwas.
Vor ihm tat sich ein Abgrund auf, eine weitere Grube. Der Wolf war zu schnell, um abzubremsen, weswegen er den steinigen und erdigen Hang nach unten rollte. Seine Pfoten probierten, sich festzukrallen, doch er nahm nur noch mehr lose Steine und Moos mit sich auf seinen Weg nach unten. Sein Rücken schlief am kalten Hang entlang, seine Welt drehte sich, während ein Winseln seinem Mund entfloh.
Die Welt hörte sich zu drehen auf, als der Werwolf in der Grube lag. Heftige Atemstöße kamen ihm über die Lippen, während er sich entschloss, einfach liegenzubleiben.
Alles ist nutzlos, dachte Phil im Körper des Monsters.
Mein Kopf brummte, als ich realisierte, was passiert war. Ich lag auf meiner rechten Seite, spähte den hohen Hang nach oben. Mein Glück war gewesen, dass es kein allzu steiler Hang gewesen war, sondern eine lange Schräge; sonst wäre ich mit schlimmeren Verletzungen als dem Pochen in meinem ganzen Körper davongekommen.
Kraft zum Aufstehen hatte ich keine. Meine Sicht drehte sich, aber ich stand nicht auf. Stattdessen gestand ich mir meine Niederlage ein, denn ein schwarzer Hund holte zu mir auf.
Oben am Hang blieb er stehen. Sirius' graue Augen wirkten selbst in seiner Hundegestalt noch menschlich, zumindest vom Ausdruck her. In diesem Moment zeigten seine Augen Sorge. Es war mir egal.
Erst, als er zu mir nach unten kam, rappelte ich mich auf, nachdem er mich durchgehend angestupst hatte. Wirklich, er war nervig, doch ich hatte versagt; ich dürfte nicht alleine sein.
Die Phil im Wolf wollte das in Wahrheit auch gar nicht. Sie wünschte sich bloß Ruhe von ihren Gedanken, den Sorgen ihrer Freunde. Gleichzeitig wusste sie, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hätte. Der Krieg gegen die Todesser und Werwölfe hatte gerade erst begonnen.
So verging die Nacht. Sirius brachte mich zurück zum Ort, an dem ich mich verwandelt hatte. James fanden wir nicht, doch er würde uns nach Vollmond schon finden, spätestens in meiner Wohnung.
Ich fühlte mich schlecht. Die Verwandlung hatte einen weiteren Knick in meinem Inneren zu einem Riss werden lassen. Ich war einfach verwirrt.
Als ich mich zurück in einen Menschen verwandelte, warf ich mir meinen Mantel um die Schultern. Ich zog meine Beine an mich, stützte mein Kinn auf meine Knie, anschließend blieb ich hinter dem Baum sitzen, im dunklen Wald.
Doch alleine war ich deswegen nicht. Sirius kam zu mir. Er sprach nichts, stattdessen nahm er mich in den Arm, setzte sich zu mir auf den kalten Waldboden.
Ich war vielleicht verwirrt, wusste nicht, was ich tun sollte, doch zumindest war ich nicht alleine. Die menschliche Phil hatte nämlich Angst davor, auch wenn sie oft behauptete, die Einsamkeit zu lieben.
Insgeheim war es nur eine Lüge. Sie wollte in ihrem Leben nie wieder alleine sein.
***
Hey^^
Ich wollte mich kurz melden und sagen, dass ich einen Cast für diese Ff im ersten Teil hinzugefügt habe. Im Laufe des zweiten Teils wird auch hier einer kommen, aber vielleicht habt ihr Lust und wollt zurück in den ersten Teil schauen!
❤️❤️❤️
RaVen
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