25. Kapitel - Ich bin ich
Phils Sicht:
Die nächsten vier Tage vergingen ereignislos. Wir näherten uns immer weiter dem Oktober und zögerlich vergaß ich, dass ich einen Vater besaß, der mich sehen wollte. Langsam konnte ich wieder meine Wohnung verlassen, ohne in jedem Schatten eine Gefahr zu befürchten. Warum mein Vater sich so lange Zeit ließ, wusste ich nicht, denn vergessen hatte er unseren Deal bestimmt nicht.
Ich wusste gar nicht, ob ich wissen wollte, was im Kopf meines Vaters abging, ob ich mich so sehr mit ihm beschäftigen wollte, um ihn zu verstehen. Leider hatte ich keine Wahl, denn meine Entscheidung, diesem Orden des Phönix beizutreten, hatte mir diese Wahl abgenommen. Jetzt müsste ich gegen meinen Vater vorgehen, und um seinem Feind nahezukommen, müsste man ihn verstehen. Davor hatte ich Angst.
Zwar wusste ich, dass mein Vater ein Mörder und Psychopath war, doch ich hatte diese Seite von ihm nur einmal erlebt. Seine normale, sozusagen nette Seite, die er mir als mein Vater zeigte, verwirrte mich. Ich hatte Angst, dass mich die Auseinandersetzung mit meinem Vater innerlich aufwühlen, unterdrückte Erinnerungen hervorholen würde.
Wir sind aber im Krieg, dachte ich, niemand will kämpfen, sein Leben verlieren. Mich mit meinem Vater zu beschäftigen, ist keine schwere Aufgabe.
Eigentlich...
Als die Tage vergingen, kam das nächste Treffen des Ordens. Wieder trafen wir uns im Haus der Familie Summer, doch dieses Mal herrschte eine drückende Stimmung. Vor zwei Tagen hatte es einen weiteren Angriff der Todesser gegeben, in dem ein Ordensmitglied sein Leben gelassen hatte. Es hatte sich um den Auror Marc Brown gehandelt, der zusammen mit Moody gearbeitet hatte.
Dass der Auror gestorben war, sah man Alastor aber nicht an - er war wie das letzte Mal auch schon er selbst. Grantig saß er am großen Tisch im Raum, der sich hinter der Küche versteckte. Es war ein Keller, den man über den Kühlschrank erreichte, nachdem man ein Passwort gesprochen hatte. Das Haus der Summers steckte voller Überraschungen.
Heute waren weniger Ordensmitglieder anwesend. Viele standen nur mit Dumbledore in Verbindung oder konnten nicht bei jedem Treffen dabei sein. So waren Emmeline Vance, Arthur und Molly Weasley, Gideon Prewett, Sturgis Podmore, Alastor Moody und Mason Summer vom letzten Mal anwesend. Taras Cousine Ava verbrachte heute ihren Abend mit den Weasley-Kindern, und sie hatte ihre Tochter mitgenommen. Arthur würde früher aufbrechen, da er seinen drei Söhnen versprochen hatte, heute einen kleinen Jungs-Abend ohne Molly zu veranstalten.
Mir unbekannte Mitglieder des Ordens waren heute Anne White und Paul King. Die Hexe war eine Frau in ihren Fünfzigern und arbeitete im Ministerium im Bereich Muggel-Kommunikation. Sie hatte kinnlange schwarze Haare und chinesische Wurzeln, während sie komplett in Schwarz gekleidet war. Sie hatte eine strenge Ausstrahlung und schien skeptisch uns Neulingen gegenüber zu sein. Ich nahm es ihr nicht übel.
Der Zauberer Paul King war aufgeschlossen. Er hatte sich als ein Ladenbesitzer in der Winkelgasse herausgestellt. Er verkaufte Bücher und war ein weiterer Spion für den Orden, da er mit vielen Todessern verkehrte.
Zwar weiß ich von Dumbledore, dass der Orden auch drei Spione direkt unter den Todessern hatte, doch die Namen weiß nur Dumbledore.
Es war eine seltsame Vorstellung, ein Mitglied der Todesser zu sein, aber gleichzeitig für den Orden zu arbeiten. Sehr gefährlich.
Von uns waren heute ebenfalls weniger anwesend. Peter hatte nicht kommen können, da er krank war. Tara, Mare und Marlene waren bereits gegangen, und zwar mit einem weiteren Ordensmitglied, der mit ihnen auf eine kleine Mission gegangen war. Nichts Gefährliches, da sie nur den letzten Ort des Angriffs untersuchen wollten. Dorcas war heute nicht anwesend, da sie morgen ein Vorstellungsgespräch bei der Englischen Quidditch-Nationalmannschaft hätte.
Anwesend waren also noch Lily, James, Alice, Frank, Sirius, Remus und ich. Das hatte zum einen den Grund, weil Dumbledore uns Aufgaben zuteilen wollte. Für Lily, James und Sirius hatte er vorgesehen, dass sie sich mit Mason Summer zusammenschließen sollten, der zusammen mit Emmeline Vance Informationen über Todesser sammelte.
Als Metamorphmagus konnte Mason sein komplettes Erscheinungsbild verändern, und eine Identität von ihm war, dass er einige von Dumbledores Informanten regelmäßig aufsuchte. Zwar hatte ich die Vermutung, dass er zu den drei Ordensmitgliedern gehörte, die Teil der Todesser waren, doch ich würde keine Bestätigung bekommen.
Von Alice und Frank wollte Dumbledore, dass sie sich mit Ava Summer sowie Arthur und Molly Weasley mit Spekulationen über nächste Angriffe vertraut machen sollten. Das hatte Dumbledore gerade gesagt, bis sein Blick auf mich gefallen war.
»Phil, ich habe lange darüber nachgedacht, und ich will, dass du mit Alastor zusammenarbeitest.«
Im Kellerraum - beleuchtet von magischen Kerzen - wurde es am langen Tisch, auf welchem viele Papiere lagen, plötzlich ruhig.
»Ich muss sagen, dass ich positiv überrascht bin, Albus«, sprach Moody und schaute zum alten Zauberer, »ich habe nicht gedacht, dass du meinem Vorschlag zustimmst.«
Und nicht nur Moody war überrascht; auch ich. Zwar war es logisch, dass Dumbledore wusste, dass ich gegen meinen Vater vorgehen wollte, doch mich mit Alastor Moody - ein nicht gerade freundlicher Zeitgenosse - zu paaren, war eine Überraschung.
Wahrscheinlich hat Dumbledore seine Gründe...
»Ich habe lange nachgedacht«, begann Dumbledore, »Phil muss wissen, womit sie es zu tun hat, und du, Alastor, kennst Ethan Aquila am besten. Auch vertraue ich dir in der Angelegenheit am meisten. Bedauerlicherweise können wir nie wissen, wann ein Ordensmitglied die Seite wechselt.«
»Ich werde nie ein dreckiger Spion für Riddle, geschweige denn für Aquila! Davor lasse ich mir die ganze Haut vom Körper ziehen!«
»Das war einmal eine Aussage...«, murmelte Remus neben mir, doch nur ich hatte ihn verstanden. Alle Augen waren nämlich auf Moody gerichtet, der einen roten Kopf bekam.
»Und jeder Spion, ja, hört alle meine Worte, wird eigenhändig von mir nach Askaban gebracht oder sterben.«
»Genau deshalb finde ich, dass Phil gut bei dir aufgehoben sein wird, Alastor«, Dumbledore klang ganz ruhig und ließ sich nicht von Moodys Auffuhr beeindrucken - er schien ihn schon lange zu kennen.
»Als Aquilas Tochter ist Phil angreifbar. Alastor, bei dir weiß ich, dass du bis zu deinem letzten Atemzug gegen die Dunklen Mächte kämpfen wirst. Trotzdem will ich, dass du Phil nicht für deine Pläne benutzt, auch wirst du sie nicht bedrängen. Wenn du nett zu ihr bist, bin ich mir sicher, dass sie von allein mit dir reden wird.«
Ich musterte den bekannten Auror neugierig. Er saß rechts vor mir, während Dumbledore am linken Ende des dunklen Tisches stand. Man sah Moody an, dass ihm nicht alle Worte von Dumbledore gefielen, doch dann nickte er, während er sein gesundes Auge in seiner Augenhöhle tanzen ließ. Sein mechanisches Auge blieb dabei starr auf Dumbledore gerichtet.
»Kann er überhaupt nett sein?«, musste Sirius im nächsten Moment fragen.
Mein Blick fiel auf meine Freunde, die nicht angetan wirkten, dass ich mit Alastor Moody meine Zeit verbringen würde. Sie machten sich nur Sorgen, aber ich sah ihnen an, dass sie Dumbledore verstanden. Bei Moody wäre ich sicher, also so gut es möglich wäre.
»Mir gefällt die Ausstrahlung vom Herrn Black nicht«, sagte Moody monoton.
Sirius wollte schon etwas erwidern, als Dumbledore unterbrach: »Wir beginnen keine Diskussion. Mister Black, Sie hatten schon immer eine provokative Natur. Bedauerlicherweise ist die von Alastor schlimmer, bedenken Sie das, bitte«, die hellen Augen des alten Zauberers fielen auf die zwei, dann trafen sie meinen Blick, »Phil, was ist deine Meinung?«
Ich überlegte. Die Blicke aller Anwesenden lagen auf mir. Im dunklen Steinraum wurde es stiller, gleichzeitig das Atmen aller lauter. Ich fing den Blick von Molly Weasley auf, die mich kurz anlächelte. Sie war nicht von Dumbledores Vorschlag abgeneigt. Molly hatte beim letzten Treffen Alastor Moody oft Kontra gegeben, warum mich ihre Meinung interessierte.
Mein Blick wanderte kurz zu Mason Summer, der neutral erschien. Sirius hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und wirkte ruhig. Lily sah mich einfühlsam an, wie James, während Remus angespannt wirkte. Ich kannte seinen Standpunkt, dass er wollte, dass ich gar nichts mit meinem Vater zu tun hätte. Er wollte mich beschützen.
Leider befinden wir uns in einem Krieg.
Als mir mein eigenes Schweigen bereits zu lange vorkam, sagte ich leise: »Ich bin zwar nicht gut, die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber diese fühlt sich richtig an. Ich stimme zu.«
Dumbledore schenkte mir ein Lächeln, dann fiel sein Blick auf Remus und er sprach: »Mister Lupin, ich hab' ebenso lange nachgedacht, wo Sie am besten aufgehoben wären. Die Einteilung hat den Grund, dass ich nicht will, dass eine einzige Person zu viele Informationen über den Orden und unsere Pläne hat«, Dumbledore machte eine kurze Pause, »Trotzdem finde ich, dass Sie zum Orden in zwei Aspekten positiv beitragen werden. Zum einen sind Sie ein scharfer Kopf, was bei unseren Plänen von Vorteil ist, ebenfalls finde ich aber, dass Sie sich Phil anschließen sollen. Wenn Sie nichts dagegen haben, werden Sie zwei unterschiedliche Aufgaben bekommen.«
Mein Blick fiel auf Remus, dem bewusst wurde, dass Dumbledore ihn fragte, ob er sich den Werwölfen meines Vaters stellen wollte. Ich war neugierig, was Remus sagen würde, da er, anders als ich, noch nie offen darüber gesprochen hatte, sich mit meinem Vater und Fenrir Greyback zu befassen.
Auch ihm musste gerade durch den Kopf gehen, dass er sich mit der Person auseinandersetzen müsste, die ihn überhaupt erst zu einem Werwolf gemacht hatte. Gleichzeitig könnte er an meiner Seite sein.
»Hört sich logisch an«, begann Remus langsam, »also ja...«
Bevor den anderen auffiel, wie unangenehm Remus Lupin die Situation war, sprach Dumbledore: »Schön, dass wir das alles geklärt haben. Ich schlage vor, dass wir eine kleine Pause machen, und etwas will ich noch fragen; wer hat ein Problem damit, geduzt zu werden?«
Als niemand von uns Neulingen etwas sagte, lächelte Dumbledore und setzte fort: »Ausgezeichnet! Wie ich letztens gesagt habe, will ich euch noch unsere Kommunikation lehren. Ich schlage vor, dass wir dafür an die frische Luft gehen.«
Jeder stimmte Dumbledores Vorschlag zu. Arthur Weasley verabschiedete sich von uns, während Paul King und Sturgis Podmore uns ebenfalls verließen. Als meine Freunde den Kellerraum verlassen wollten, deutete ich ihnen, dass ich noch allein mit Dumbledore reden wollte. So ging ich am Schluss mit dem weisen Zauberer. Er bemerkte, dass ich mit ihm reden wollte, warum wir in der Küche hielten.
»Was kann ich für dich tun, Phil?«, fragte der Zauberer freundlich. Heute trug er eine hellgraue Robe und sein Bart war mit einem Haarband in der Mitte zusammengebunden.
Ich hörte auf, die Haut neben meinem rechten Daumen abzukratzen, steckte meine rechte Hand stattdessen in meine Hosentasche, dann sah ich Dumbledore in seine Augen.
»Ich hab' den Patronus-Zauber erlernt.«
»Wunderbar, du kannst stolz auf dich sein.«
Mein Gegenüber freute sich wirklich für mich. Dumbledore wusste, wie viele Probleme ich mit meinen Zauberkräften gehabt hatte, besser gesagt, immer noch hatte. Bis zu meinem Abschluss von Hogwarts war er für mich dagewesen, hatte Elizabeth und mich sogar mit Büchern aus der Verbotenen Abteilung der Bibliothek versorgt, als wir Informationen zum Zaubern ohne Zauberstab benötigt hatten.
»Das ist aber nicht das, worauf du hinauswillst, oder?«
Ich nickte; Dumbledore hatte recht. Als ich den Patronus-Zauber erlernt hatte, hatte ich mich zwar gefreut, tat es immer noch, aber ich konnte den Fakt nicht ignorieren, dass die Gestalt meines Patronus ein Werwolf war.
»Ich bin gewiss, dass es eine Lösung für dein Problem gibt, Phil. Was ist es denn?«, Dumbledore strahlte die für mich benötigte Ruhe aus, sodass ich einfach sagte: »Die Gestalt meines Patronus ist ein Werwolf. Wie werden die anderen Ordensmitglieder darauf reagieren? Ich bin zu ungeübt, um einen gestaltlosen Patronus heraufzubeschwören...«
Ich weiß nicht, wie ich mit meinem Geheimnis umgehen soll, dachte ich.
Der Orden mochte ein sicherer Ort sein, doch ich dürfte nicht vergessen, dass jede Information gegen mich benutzt werden könnte. Auch wollte ich nicht der Grund sein, dass mich ein Ordensmitglied als abstoßend empfindet. Viele hassten Werwölfe, und ich wollte nicht, dass der Orden meinetwegen innere Konflikte bekäme.
All diese Gedanken schien Dumbledore von meinem Gesicht ablesen zu können. Der alte Mann legte mir seine Hand auf meine linke Schulter. Mein Blick fand wieder den von Dumbledore, da ich auf meine Füße gestarrt hatte.
»Du kannst das tun, was du willst, Phil. Ich muss ehrlich mit dir sein, als Aquila wird es für niemanden eine Überraschung sein, dass du ein Werwolf bist. Zwar kann ich dir nicht versprechen, dass es kein Ordensmitglied gibt, das Vorurteile haben wird, aber ich kann dir versprechen, immer an deiner Seite zu stehen. Solltest du Bedenken wegen Alastor haben, kann ich dir sagen, dass er gegen Werwölfe keine Vorurteile hat; mit ihm könntest du darüber reden. Das würde ich dir sogar empfehlen, weil Alastor viel Wissen besitzt. Ja, er mag nicht der Netteste sein, aber tief in seinem Inneren hat er ein großes Herz. Er hat nur viel Schlechtes erlebt. Das hat ihn verändert.«
Ich nickte langsam, biss kurz auf meiner Unterlippe herum. Zum einen wollte ich nicht, dass jeder wusste, dass ich genauso wie mein Vater war; zum anderen wusste ich, dass ich nicht lange verheimlichen könnte, dass ich nicht normal wäre. Ich zauberte ohne Stab, ich konnte den Zustand der halben Verwandlung erreichen und mein Vater interessierte sich für mich.
Die folgende Entscheidung fiel mir also leicht, auch wenn sie mir ein mulmiges Bauchgefühl verschaffte.
»Ich werde zu mir stehen. Lieber habe ich es selbst in der Hand, wann andere von mir erfahren, als dass sie es von Dritte erfahren.«
Dumbledore nickte, und lächelnd erhob er seine Stimme: »Ich werde deine Entscheidung unterstützen. Was sagst du dazu, wenn wir zusammen die Kommunikation mit dem Patronus üben?«
»Das würde mich freuen.«
Ich meinte meine Worte. Immer noch, als wir den anderen hinters Haus der Summers folgten. Meine Freunde warfen mir fragende Blicke zu, doch ich nickte ihnen nur zu, während ich neben Dumbledore stehenblieb.
Es war Nacht, sachter Wind wehte, trotzdem war es kalt, doch auszuhalten mit meinem dicken Strickpullover. Einige der anderen hatten sich ihre Jacken geholt und standen nun hinter dem Haus. Von Innen strahlte warmes Licht durch die große Fensterfront. Auch der klare Sternenhimmel und der sich füllende Mond spendeten Licht.
Das Haus grenzte an einen kleinen Wald, dessen dunklen Bäumen ich in diesem Augenblick entgegensah. Wie eine schwarze Mauer stand der Mischwald vor uns, während einzelne Tiere der Nacht ihre Lieder spielten. Ein paar Fledermäuse flatterten durch den dunklen Himmel und suchten nach Nahrung, während die Baumkronen vom Wind zum Rascheln gebracht wurden.
Eine schöne Gegend, ging es mir durch den Kopf, und ich vermisste es, in der Nähe eines Waldes zu leben. Meine Wohnung würde ich dennoch nie hergeben, da sie der perfekte Neustart war.
»Wie ich angekündigt habe, kann der Orden mithilfe des Patronus-Zaubers kommunizieren. Ich habe diesen Zauber entwickelt«, erklärte Dumbledore uns, »Er funktioniert im Grunde wie der normale Zauber, nur dass die letzte Erinnerung vor der Heraufbeschwörung an die Person gerichtet sein muss, die man erreichen will. Man muss daran denken, dass man seinen Patronus als Schutz für jemand anderes losschickt. Der Patronus bleibt vor einem stehen und man nimmt eine Nachricht auf, also seine eigene Stimme, die der Empfänger hört. Man kann den Patronus auch ohne Worte lossenden, wenn man sich in einer Gefahrensituation befindet und nicht sprechen kann. Ich will, dass ihr diesen Zauber beherrscht, weil dies unsere Art der Kommunikation ist.«
Nach diesen Worten sah ich Dumbledore perplex an. Ich hatte nicht für möglich gehalten, dass so etwas mit Magie möglich war, und als ich die Gesichter meiner Freunde betrachtete, erkannte ich, dass sie ebenfalls so gedacht hatten. Remus und Lily flüsterten etwas über Computersysteme als Vergleich, während Sirius und James begeistert wirkten. Alice und Frank hatten die Information normal aufgenommen.
»Ein praktisches Konzept«, sprach Mason Summer neben Dumbledore und Molly Weasley. Heute hatte der Mann sich für rabenschwarze Haare und gelbe Augen entschieden.
»Nur wir Mitglieder des Ordens unterhalten uns auf diese Weise«, sprach die große Hexe Emmeline Vance, »Es ist besser als Briefe zu senden. Auch können wir uns vergewissern, dass die Stimme und der Patronus zu anderen Mitgliedern gehören.«
»Der Fakt, dass die meisten unserer Feinde, sei es Todesser und Aquilas Anhängsel, zu wenig Freude in ihrem erbärmlichen Leben haben und keinen Patronus heraufbeschwören können, hilft auch.«
Moody bekam nach diesen Worten einen mahnenden Blick von Molly Weasley, der mich amüsiert meinen Kopf schütteln ließ. Es war interessant, in welche Gruppe wir gekommen waren.
Im Grunde sind im Orden nur normale Menschen, die Frieden wollen.
»So, ich schlage vor, dass wir uns aufteilen. Mason geht mit Sirius und James. Emmeline mit Lily und Remus. Und Anne mit Frank und Alice. Der Rest bleibt hier mit mir bei Phil. Wir werden einer Gruppe von euch den ersten Patronus schicken, also los. Je schneller wir fertig sind, desto früher kann uns Mason alle einen warmen Tee machen.«
»Ha! Nein!«, lachte der Angesprochene, als er zusammen mit James und Sirius in eine Richtung verschwand. James Potter musste seiner Freundin noch sagen: »Keine Sorge, Lily, mein Patronus wird dich immer finden«, erst dann konnte er gehen, wobei Sirius lachte.
Jeder verschwand, zurück blieben nur Dumbledore, Molly, Alastor und ich. Ich glaubte, dass Dumbledore absichtlich Molly und Alastor bei mir gelassen hatte. Ich fand Molly Weasley sympathisch und sie mich auch.
Die Frau hatte mich heute sogar nach meiner Adresse gefragt, weil sie mir einmal Kuchen bringen wollte. Auch war ich herzlich willkommen, sie im Fuchsbau - so nannte sie ihr Haus - zu besuchen. Zwar war Molly nur zehn Jahre älter als ich, doch ich hatte das Gefühl, als ob sie mich bemutterte.
Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll.
Schließlich habe ich keine guten Erfahrungen mit Müttern gemacht...
»Sie sind weit genug entfernt sein. Warum demonstrierst du keinen Patronus, Albus?«, fragte Moody. Mit verschränkten Armen stand er da, gehüllt in einen dunklen Mantel, während sein mechanisches Auge die Weite scannte.
Dumbledore sagte, dass es eine gute Idee war, dann beschwor er einen Patronus herauf; nonverbal. Blauer Nebel verließ seinen Zauberstab. Er wurde dichter, bis er sich in einen geisterhaften Vogel verwandelte. Es war ein großer Vogel, ganz wie...
»Ein Phönix...?«, entkam es meiner Kehle, während ich den Patronus neugierig musterte.
Dumbledore lächelte mich nur an, legte seinen linken Zeigefinger auf seine Lippen. Er symbolisierte mir, dass ich still sein wollte, dann fiel sein Blick zurück auf den blau-weißen Vogel. Dieser flog am Fleck vor ihm, während Dumbledore sagte: »Das mit dem Tee hab' ich ernst gemeint, Mason.«
Anschließend verschwand der Vogel in die Richtung, in die Mason Summer verschwunden war. Dumbledore lachte dabei hinterhältig. Er wirkte wie ein Schuljunge, der gerade jemandem einen Streich spielte.
Auch Molly Weasley schien so zu denken, denn sie schüttelte amüsiert ihren Kopf, dann sagte sie: »Ich kann dir einen Tee machen, Albus. Das ist absolut keine Ursache.«
»Mason braucht das, Molly. Man muss ihn nerven.«
»Dazu sage ich jetzt nichts...«, murmelte Molly und ich sah, dass sie ein Lächeln zurückhielt. Die Frau hatte mir erzählt, dass sie mit Ava und Mason Summer zusammen mit ihrem Mann in Hogwarts gewesen war, und zwar im Haus Gryffindor.
»Phil, ich würde sagen, bevor wir eine Antwort von Mason bekommen, kannst du dein Glück probieren. Versuche erst einmal deinen Patronus zu Remus und Lily zu senden, ohne eine Nachricht. Stell dir vor, dass du Remus oder Lily oder beide erreichen willst.«
Ich nickte, während Dumbledore mir ein wenig Freiraum gab. Ich starrte den dunklen Wald an, versuchte die Anwesenden auszublenden. Zum Glück hatte ich bereits mit Remus, Sirius und auch Elizabeth an meinem Patronus geübt.
Ich konnte also einen Patronus heraufbeschwören, auch wenn ich ein wenig aufgeregt war. Gut, kein 'ein wenig', doch ich schüttelte dieses Gefühl ab. In einer Gefahrensituation müsste ich zaubern können, so auch jetzt.
Ich kann das!
Durch mein vieles Üben konnte ich einen Patronus bereits in wenigen Sekunden heraufbeschwören. Ich schloss meine Augen, dachte an ein paar schöne Erinnerungen, dann stellte ich mir vor, wie ein Werwolf durch den Wald lief, Remus suchte. Ich versetzte mich kurz in die Perspektive von meiner Wolfsform, dann legte ich meine rechte Hand auf meine Brust. Ich griff auf meine Magie zu, meine Augen mussten eine Sekunde aufleuchten, dann flüsterte ich den Zauber.
Das Gefühl von Freiheit und Wärme durchströmte meinen Körper. Wieder formte sich heller Nebel in meiner rechten Handfläche. Er rieselte langsam auf den Boden, fühlte sich warm an, dann schubste ich ihn sanft in die Höhe, wo sich der Zauber fortsetzte. Der Nebel vervielfältigte sich, dann wurde er heller, dichter, bis sich ein Werwolf formte.
Ein aufgeweckter Werwolf, der durch die Luft lief. Er umrundete mich, während ich mich im Kreis drehte und die Anwesenden ausblendete. Meine Aufmerksamkeit galt meinem Patronus, der Molly und Dumbledore umrundete, dann zu mir kam. Der Werwolf sah mich fragend an.
»Such Remus, schnell«, sagte ich, während ich an Remus dachte, und der Patronus zog los.
Ich sah ihm so lange nach, bis er verschwunden war, dann erinnerte ich mich an die Anwesenden. Langsam drehte ich mich um, fing zuerst den fröhlichen Blick von Dumbledore auf.
»Toll gemacht«, lobte er, während Molly Weasley mich so ansah, als hätte man ihr gerade eine traurige Geschichte erzählt. Der Frau schien gerade bewusst zu werden, was mein Patronus und mein Zaubern ohne Zauberstab für mein Leben bedeuteten.
Ich befürchtete, dass sie mich umarmen wollte, doch zum Glück sprach Alastor Moody: »Außergewöhnliche Patroni sind für uns Ordensmitglieder praktisch, da wir schnell wissen können, wer ihn schickt, ob es wirklich die Person ist.«
Ich glaubte schon, dass er nicht mehr sagen würde, doch dann setzte er fort: »Welche Zauber kannst du alle, Phil? Wie funktioniert das? Deine Augen haben aufgeleuchtet. Würdest du sagen, dass Verwandlungen zu Vollm-«
»Alastor!«, kreischte Molly beinahe und stellte sich zu mir. Sie beäugte den Mann giftig, sprach weiter: »Phil hat sich gerade mit dieser Geste dazu entschlossen, uns zu vertrauen. Zeig' mehr Respekt!«
»Meine Fragen waren höflich...«, grummelte der Mann, dann blickte er provokant weg von Molly und ignorierte sie.
Dumbledore fand die Situation unterhaltsam, denn er meinte leise: »Ihr zwei werdet wohl nie aufhören...«
Molly ignorierte den weisen Zauberer und wandte sich mir zu.
»Nimm' dir Alastors Worte nicht zu Herzen. Ich will, dass du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Wir kennen uns erst seit kurzem, aber ich werde dich nie verurteilen. Wenn du Hilfe benötigst, kann ich dir einmal im Monat Essen kochen und es dir bringen? Ich bin auch eine gute Zuhörerin und mache die perfekte heiße Schokolade. Auch-«
»Jetzt bedrängst du sie, Molly.«
»Tu' ich gar nicht! Ich bin nett!«
»Und aufdringlich«, erwiderte Moody nur, und bevor jemand von den zweien noch etwas sagen konnte, ging ich dazwischen: »Bitte, es ist nichts Ernstes. Das bin ich. Ich mag zwar wie mein Vater sein, aber behandelt mich so, als wäre es eine normale Information, bitte? Ich kann mit Aufmerksamkeit nicht umgehen. Dafür kann ich gerne alle Fragen beantworten, gut?«, Moody nickte, anschließend fiel mein Blick auf Molly, »Danke, du bist nett, aber ich hab' mich an meine Lykanthropie gewöhnt. Ich kenne mein Leben nur so, weil ich seit meiner Geburt so bin.«
Nicht schon wieder dieser Blick...
Abermals sah Molly so aus, als würde sie losheulen, dann rollte sogar wirklich eine Träne über ihre rechte Wange. Die kleine Frau - kleiner als ich - schien mich erdrücken zu wollen, doch dann kam zum Glück ein Patronus zu uns. Es war ein kleiner heller Fleck, der sich schnell als flatternder Schmetterling herausstellte.
Er flog zu Dumbledore, dann ertönte die Stimme von Mason Summer: »Meine Antwort bleibt dieselbe, und zw-«
»Oh, so funktioniert das?«, hörte man plötzlich die Stimme von James dazwischenreden.
»Ja, und jetzt hast du meine Aufnahme zerstört.«
»Dann hättest du vorher sagen sollen, dass wir schweigen sollen«, antwortete Sirius.
Man hörte nur mehr ein Seufzen von Mason, dann verblasste der Schmetterling. Ein Lächeln hatte sich auf meine Lippen gebildet, denn meine Freunde waren immer noch sie selbst.
Nach Masons Patronus kamen noch viele weitere zu uns. Lily schickte ihre Hirschkuh, dann James seinen Hirsch, was für Molly ein weiterer Grund war, sentimental zu werden. Sie entschuldigte ihr Verhalten nicht, was mich darauf schließen ließ, dass es ihre normale Persönlichkeit war. Natürlich nicht negativ gemeint.
Als wir die Kommunikation geübt hatten und ich es geschafft hatte, als letzte Person eine Nachricht zu senden, gingen wir zurück ins Haus der Summers. Drinnen löcherte mich Moody mit einigen Fragen, doch durch Molly blieb es bei sieben Stück, die oberflächlich waren. Sehr zu Alastors Bedauern.
Da wir uns aber in Zukunft öfters sehen würden, nahm er es hin. Die anderen Ordensmitglieder hielten sich zurück, was ich begrüßte.
Wir blieben auf eine Tasse Tee, während Ava Summer mit ihrer Tochter vom Fuchsbau zurückkam. Sie berichtete, dass Mollys und Arthurs Kinder sie herausgeworfen hatten, weil sie Mädchen waren, was Molly mit einem schiefen Lächeln kommentierte, folgend freute sie sich, das Baby der Summers zu sehen.
Während Molly Weasley beschloss, länger bei ihrer ehemaligen Schulfreundin Ava zu bleiben, einen Frauenabend zu veranstalten, brachen wir anderen auf. Remus kam mit mir in die Wohnung, was mich freute.
Zu Hause ause gab es ein spätes Abendessen, während ich mit Elizabeth etwas Zeit verbrachte, die immer noch nichts vom Orden wissen wollte.
Nach einer Dusche aß ich mit Remus zu Abend, dann las er ein Buch auf dem Sofa, während ich meine Mitternacht-Motivation benutzte, um meine Pflanzen zu wässern. Später gingen wir schlafen und der aufregende Tag war zu einem Ende gekommen.
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