2. Kapitel - Die Tiefen der Normalität
Remus' Sicht:
Hey,
ja, ich weiß, dass gerade der erste Tag der Ferien um ist und wir uns gestern noch gesehen haben, trotzdem schreibe ich dir jetzt. Eigentlich habe ich dir schon in der Früh schreiben wollen, aber das wäre etwas zu früh gewesen, oder?
Keine Ahnung.
Elizabeth hätte mich sowieso keinen Brief schreiben lassen, auch war Nougat weg. Elizabeth hat ihn einfach freigelassen. Ich mein', ja, das kann sie tun, aber Nougat lebt jetzt nicht mehr in Hogwarts und vielleicht ist er mit der Stadt überfordert? Was, wenn er sich erschreckt hätte, weggeflogen wäre?
Jetzt ist es spät in der Nacht. Elizabeth und ich waren heute die ersten Möbel kaufen. Ein sehr anstrengendes Unterfangen. Sie hat irgendeine Vision, die sie umsetzen will, wenn ich mir auch die Möbel selbst aussuchen muss. Wir haben jetzt zwei Sofas und drei passende Lehnsessel, die Elizabeth gerade aufstellt.
Das macht mir weniger Sorgen als die Idee mit dem Ausdehnungszauber. Ja, ich gebe zu, dass die Küche und das Wohnzimmer etwas klein zusammen sind, aber gleich daraus einen großen Salon mit Esstisch zu machen, ich weiß nicht.
Ich will schon, dass jeder Platz bei mir Zuhause findet, also ich will dich nicht am Boden essen lassen, aber brauche ich so viel? Obwohl, ich glaub', dass ich mich zuerst einmal daran gewöhnen muss, überhaupt Platz für mich zu haben.
Ich hab' Elizabeth zumindest überreden können, die Küche so zu belassen, wie sie ist. Also, weil du nicht weißt, wie sie aussieht: wenn man in die Wohnung kommt, steht man zuerst einmal in einem kleinen Gang, dieser führt in einen offenen Raum. Links ist die Küche und rechts das Wohnzimmer mit drei großen Fenstern, die viel Licht 'reinlassen.
Die Küche besteht aus einem Tresen, der sich über die ganze Wand zieht, und es gibt ein kleines Fenster, das in den Hinterhof des Hauses zeigt. Wir haben auch eine kleine Kücheninsel, die bereits mit drei Barhocker ausgestattet worden ist.
Die Küche ist ein mattes Grün geworden. Das hat Elizabeth gemacht, mit einem Verwandlung-Zauber. Die Oberfläche ist dunkelbraun und die Wand ist weiß geblieben. Die Fliesen an der Wand sind schwarz.
Weißt du, es sieht sehr schön aus und ich habe ein schönes Holzregal gefunden, das jetzt an der Wand hängt. Man kann Gewürze 'reinstellen, aber derweil habe ich nur eine neue Pflanze drinnen. Sie braucht nicht viel Licht; ihre Blätter sind braun und so dick wie Leder. Sie heißt Densissima Brunneis Folium und Elizabeth hasst sie jetzt schon, aber ich finde sie sehr interessant. Wenn man ihre Blätter zerdrückt, stößt sie ein übel riechendes Sekret aus, wie Fäulnis, also Verwesung.
Ich könnte noch weiter über alles schreiben, was ich gekauft habe, aber das wäre zu viel. Ich will, dass du es selbst siehst, doch ich kann dir sagen, dass die zwei Sofas braun sind. Zwei Lehnsessel sind schwarz und einer ist grün. Ich denke, dass der grüne neben das Bücherregal kommt, das wir noch nicht gekauft haben, aber gut.
Wir brauchen noch sehr viel.
Morgen gehen wir wieder einkaufen und Elizabeth hat Antiquitäten-Geschäfte herausgesucht. Wir wollen nicht alles neu kaufen.
Weißt du, gerade fällt mir ein, dass du mir einmal von einem Muggel-Ding erzählt hast. Ich hab's mir nur gemerkt, weil es Flohpulver gibt. Du hast von einem Flohmarkt gesprochen. So heißt das doch, oder?
Kann man da Möbeln kaufen? Weißt du, wie ich so etwas finde?
Leider kannst du mir diese Frage nicht sofort beantworten. Auch muss es bei dir gerade in der Früh sein, wenn du diesen Brief liest. Um ehrlich zu sein, ich habe ihn zu anfangs geschrieben, weil ich dich fragen will, ob du mir mit den Muggel-Dingern in meiner Wohnung helfen kannst?
Du hast 'was von Strom und Gas gesprochen. Ich wüsste, wie ich es lösen könnte, aber ich habe Angst, etwas falsch zu machen.
Natürlich ist das nicht der einzige Grund, warum ich dir schreibe. Ich wollte dich einladen, dass du zu mir kommst.
Wie wäre es mit in ein paar Tagen? Denkst du, dass James, Sirius und Peter auch Lust hätten?
Ich meine, ihr habt gesagt, dass ich euch einladen soll. Lily hat das auch gesagt und die Mädchen ebenso. Trotzdem, ich frage dich zuerst, weil ja, ich dich am meisten mag. Auch will ich dich wieder sehen.
Das klingt jetzt eh nicht seltsam, oder?
Ich mein', wir sind ein Paar und du hast mir gesagt, dass du mich liebst. Ich hab's erwidert, und dann ist es logisch, dass ich dich sehen will?
Es ist ein seltsames Gefühl, dass jetzt alles anders ist. Wir sind nicht mehr in Hogwarts und ich lebe irgendwo in London. Ein seltsamer Gedanke.
Weißt du, ich will gerade nicht daran denken, also beende ich diesen Brief. Liegt auch nur etwas daran, dass mich Elizabeth ruft.
Ich denke, dass es für sie auch eine Umstellung ist, endgültig von ihrer Familie weg zu sein. Einstweilen hat sie mit mir darüber nichts gesprochen, aber ich habe so ein Gefühl. Wahrscheinlich verstehst du das, weil Sirius dein Freund ist.
Ich werde James, Peter und Lily ebenfalls noch Briefe schreiben, dann sage ich euch, wann ihr zu mir kommen könnt. Zuerst einmal muss dieser Brief dich überhaupt erreichen.
Wie geht es dir denn? Wie war dein erster Ferientag?
Ich muss aufhören.
Auch kann Nougat nicht so viel Papier tragen.
In Liebe,
Phil
Meine Augen lasen die letzten Zeilen des Briefs und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Phil hatte es an sich, dass sie mich immer zum Schmunzeln brachte, da sie sich auf Papier süß ausdrückte.
Ich überflog noch einmal die Worte, während ich über diese nachdachte. Es war in der Früh des zweiten Tages der Ferien und ich hatte nicht erwartet, schon jetzt einen Brief von Phil zu bekommen.
Freuen tue ich mich trotzdem.
Und um ehrlich zu sein, hatte ich bereits oft an sie denken müssen. Ich war froh, dass unsere Freundschaft zu mehr geworden war. Etwas, von dem ich nie geglaubt hatte, es so früh in meinem Leben zu erleben; eine Beziehung zu führen.
In meinem Kopf hatte ich zwar geglaubt, dass es einmal einen Menschen geben würde, bei dem ich das Gefühl hätte, ihn in mein Leben zu lassen, doch dass ich eine solche Person in Hogwarts, und zwar in Phil, finden würde, hatte ich nicht erahnen können.
Natürlich, die letzten Jahre hatten Höhen und Tiefen gehabt, doch ich war froh, dass es so gekommen war. Wäre es anders gewesen, könnte ich hier nun nicht sitzen und den Brief meiner Freundin lesen, die mich sogar vermisste.
»Wer hat dir denn geschrieben, dass du so lächelst?«
Ich zuckte zusammen, glaubte, dass meine Seele für eine Millisekunde meinen Körper verlassen hatte. Während mein Herz in meinem Hals schlug, blickte ich meiner Mutter entgegen, die im Türrahmen zwischen Flur und Wohnzimmer stand.
»Mum!«, brachte ich abgehackt heraus und musste mir eingestehen, dass sie mich erschrocken hatte. Gut, ich musste mir ebenso eingestehen, dass ich beim Lesen von Phils Brief vergessen hatte, überhaupt im Wohnzimmer zu sitzen.
»Diese Eule, der kleine Waldkauz«, begann sie schon, »ist das nicht der von dieser Phil, mit der du letzten Sommer schon so viel geschrieben hast?«
Die Frau trat näher in den Raum und ich musterte sie. Meine Mutter wollte gerade mit meinem Vater einkaufen gehen, weswegen ihre hellbraunen Haare in Locken herabhingen. Sie trug einen dunkelblauen Rock und eine weiße Bluse, beides in der Mode der Fünfziger.
»Ja, das ist Phils Eule«, erklärte ich, während ich mich vom lavendelfarbenen Sofa erhob. Vor diesem war ein weißer Teppich, der sich von einem hellbraunen Boden abhob.
Ich schritt ans Fenster heran und bot Nougat meine ersten zwei Finger an. Zuerst sah er mich aus gelben Augen an, hüpfte jedoch darauf auf meine Finger, wobei seine Krallen diese umschlossen.
»Dieses Mädchen mit dem Knabennamen?«, ertönte zusätzlich noch die Stimme meines Vaters aus dem Flur.
Und das ist mein Stichwort, in mein Zimmer zu gehen...
Mein Vater tauchte neben meiner Mutter im Flur auf, während ich mich an ihnen vorbei zwängte. Ich hatte keine Lust, mit meinen Eltern über Phil zu sprechen, denn noch nie hatte ich mit ihnen über meine Gefühle sprechen können. Diese waren unweigerlich mit meinem Werwolf-Dasein verbunden. Ein Thema, das im Hause Lupin gemieden wurde.
Dennoch, warum meine Eltern beide dachten, ich wäre ein normaler Junge, der einfach so eine Freundin haben könnte, echt, keine Ahnung.
»Ja, das ist Phil«, bestätigte ich, während ich den Flur entlangschritt. Ich kam neben der Wendeltreppe zu stehen, drehte mich um und musterte meine Eltern, die gerade gehen wollten. Sie würden Einkäufe erledigen, anschließend würden sie kurz nach Hause kommen und sich darauf zum Abendessen mit einer Freundin von meiner Mutter und deren Mann treffen.
»Phil ist gerade mit ihrer besten Freundin in eine Wohnung gezogen. Ich werde sie demnächst besuchen und ihr helfen. Das wird in nächster Zeit wahrscheinlich öfters der Fall sein. Genug Information?«
Mein Vater nickte zufrieden, wenn ich auch wusste, dass es ihm egal war. Er war ein Mensch, der sich nicht viel aus Dingen machte, die ihn nicht selbst betrafen. Meiner Mutter hingegen sah ich an, dass sie mich gerne fragen wollte, in welcher Beziehung ich zu Phil stand, denn sie wollte, dass ich normal wäre. Irgendwann ein nettes Mädchen finden, es zu meiner Frau machen und eine Familie gründen.
Ja, der Traum vieler, doch als Werwolf würde ich nie ein Kind in diese Welt setzen, ihm vielleicht denselben Fluch wie den meinen aufdrängen.
Das ist bei Phil der Fall gewesen und bis heute leidet sie unter den Konsequenzen.
»Wann siehst du sie denn?«
»Ich muss ihr zuerst einmal zurückschreiben«, erwiderte ich, »mit Eulen dauert das immer etwas.«
Meine Mutter nickte, dann erwiderte sie: »Ich hab' nie verstanden, warum ihr Zauberer nicht einfach ein Telefon benutzt. Aber was weiß ich schon als Muggel...«
Meine Mutter zog sich kopfschüttelnd ihre Schuhe an, doch ich blieb wie angewurzelt stehen. Mein Blick schweifte zum Durchgang, der in die Küche führte, wo unser Telefon an der Wand hing, dann zurück zu meiner Mutter. Nougat auf meiner Hand starrte mich durchgehend an, aber meine Mutter hatte recht. Etwas, das ich ihr sagte: »Weißt du, Mum, das ist eine gute Idee, danke!«, ich wollte schon nach oben in mein Zimmer gehen, als ich noch schnell sagte: »Euch viel Spaß!«
Mit diesen Worten verschwand ich und machte mich daran, Phil zurückzuschreiben. Ihr erzählen, dass ich vorhatte, ihr ein Telefon zu kaufen, weil sie in der Muggel-Welt lebte und es viel einfacher wäre, so mit ihr zu kommunizieren, wenn sie etwas Wichtiges von mir wollte, würde ich nicht tun.
Phil war schnell mit neuen Dingen überfordert, auch wollte ich dabei sein, wenn ich ihr ein Telefon in die Wohnung stellen würde. Ich wollte ihr Gesicht sehen, das verwirrt sein würde, aber auch unglaublich süß.
James' Sicht:
»Denkst du, ich sollte Lily zu mir nach Hause einladen?«, fragte ich, während mein Blick in den Himmel ging. Dieser wurde vom Blätterdach über mir verdeckt, doch auch so war es viel zu warm.
Tatze lag neben mir auf einem weiteren Liegestuhl, doch in der Sonne, und zusammen befanden wir uns im Garten meines Hauses. Wir hatten den ganzen Tag schon nichts getan, doch ich hatte nicht vor, etwas zu tun. Schließlich waren Sommerferien.
»Ich hab' das Konzept, man stellt seine Freundin seinen Eltern vor, noch nie verstanden.«
»Hm«, machte ich, da mir Tatze keine große Hilfe war.
Stille trat zwischen uns ein, während mein Blick nach vorne zum Pool ging. Die Sonne brachte die Wasseroberfläche zum Schimmern und ich musste zugeben, dass es seine Vorteile hatte, reiche Eltern zu haben. Klar, es gab auch Nachteile, da ich als Kind oft allein gewesen war, also eine Nanny gehabt hatte, aber dafür hatte ich mir nie Sorgen über meinen Lebensstil machen müssen.
»Denkst du, ich sollte Lily schreiben?«
Sirius seufzte lautstark. Ich sah zu ihm und er lag mit seinem Bauch auf dem Liegestuhl, während er sich sonnen ließ. Jetzt setzte er sich auf und graue Augen blickten mir genervt entgegen.
»Du hast sie gestern gesehen und ihr schon einen Brief geschrieben.«
»Ja, ich weiß, aber ich hab' sie nicht gefragt, wann wir uns wieder treffen.«
»Sie hat noch nicht einmal geantwortet, vielleicht fragt sie dich ja selbst«, erwiderte Sirius. Er trug eine schwarze Badehose und seine Haare waren noch etwas nass, da wir zuvor in den Pool gesprungen waren.
»Also würde ich sie sonst bedrängen?«, fragte ich, da ich zwar glücklich war, dass Lily mich mochte, doch gleichzeitig machte es mich extrem unsicher.
Gut, Tatze ist jetzt nicht die beste Ansprechperson, wenn es um feste Beziehungen geht, aber er ist mein bester Freund, ging es mir durch den Kopf.
»Muss ich auf diese Frage antworten, oder weißt du die Antwort bereits selbst?«
»Ich weiß sie selbst, danke«, erwiderte ich grimmig und blickte zurück in den Himmel. Ich hörte, wie sich Tatze wieder hinlegte, doch entspannen könnte ich nicht mehr.
Ich versuchte es jedoch, indem ich über mein gestriges Date mit Lily nachdachte. Wir waren zusammen in einem Café gewesen und der Tag war gut verlaufen. Lily erwiderte meine Gefühle und sie hatte mir gestern gesagt, dass ich süß war, obwohl ich mich wie ein Trottel benommen hatte. Ich hatte mich blamiert, als ich ihr eine Haarsträhne süß hinter ihr Ohr streichen wollte, doch sie hatte sich in meiner Uhr verfangen, dann in Lilys Ohrring.
Als ich mich durchgehend bei ihr entschuldigt hatte, weil ich ihr beinahe ihre wunderschönen Haare herausgerissen hätte, hatte sie nur gelacht und mich geküsst. Ein Kuss, der mich immer noch glücklich machte, da ich nie geglaubt hatte, dass Lily Evans mich mögen könnte. Besser gesagt, ich hatte nie geglaubt, dass wir uns so gut verstehen würden, aber zwischen uns stimmte die Harmonie.
Ich bin komplett in sie verschossen, habe Angst, etwas falsch zu machen.
»Denkst du, Remus könnte mir helfen?«, fragte ich, was Tatze ein noch lauteres Seufzen entlockte.
»Du könntest es auch einfach auf dich zukommen lassen. Warum hast du so viel Stress? Es ist gerade erst der dritte Tag der Sommerferien...«
»Aber bald bekommen wir unsere UTZs zurück und ich muss mir überlegen, was ich im Leben machen will. Wo will ich leben, wann ziehe ich aus? Und so weiter. Du solltest auch darüber nachdenken.«
»Warum?«, Tatze schien nicht zu verstehen, »Ich hab' das Geld von meinem Onkel geerbt. Ich werde mir wahrscheinlich ein Motorrad kaufen und dann in eine Mietwohnung ziehen. Vom Geld werde ich mir einige Mieten leisten können und währenddessen arbeite ich irgendwo. Wenn ich mein Leben genug genossen habe, werde ich eine Ausbildung anfangen. Vielleicht Auror, hört sich interessant an.«
»Hm...«, machte ich, weil Tatze doch einen guten Plan für sein Leben hatte.
Ich hingegen wusste nur, dass ich das Geschäft meines Vaters erben würde, aber für dieses musste man nicht viel tun. Die Produkte verkauften sich von selbst.
»Ich hol' mir 'was zu trinken. Willst du auch etwas?«, fragte ich Tatze.
Ich stand auf, ließ meine Füße vom Gras kitzeln und ging Richtung Terrasse. Von Sirius bekam ich keine Antwort, doch ich entschloss, ihm ein kaltes Butterbier mitzunehmen.
Im leeren Haus angekommen, da meine Eltern gerade weg waren, ging ich durchs Wohnzimmer, um in die Küche zu kommen. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich jedoch eine kleine Eule, die Phil gehörte.
Ich las mir ihren Brief durch und erzählte Tatze anschließend, dass sie uns in ihre Wohnung eingeladen hatte, und zwar in zwei Tagen. Selbstverständlich sagten wir ihr zu, doch als das erledigt war, hatte ich immer noch nichts zu tun. Zum Glück bekam ich am Abend noch einen Brief von Lily, in dem sie mich tatsächlich fragte, wann wir uns wiedersehen würden.
Elizabeths Sicht:
Meine Augen überflogen die Lettern auf den Stellenausgaben vor mir. In einem Muggel-Supermarkt wollte ich jedoch nicht arbeiten, weswegen ich mein Gesicht verzog und die Zeitung auf den Tisch vor mir legte.
Ich saß im Wohnzimmer, das langsam Gestalt annahm. Nicht nur war es jetzt größer, auch hatte es allerlei Möbeln. Dekoration würde mit der Zeit folgen, aber Phil hatte zumindest ein Zimmer ihrer Wohnung fertig. Gut, ich hatte viel mit ausgesucht, aber nur weil Phil es so gewollt hatte.
Sie schien wirklich zu wollen, dass ich bei ihr lebte. Ein Gedanke, den ich noch nicht komplett akzeptiert hatte, aber das würde wohl seine Zeit benötigen. Dennoch, ich konnte nicht verleugnen, dass es Phil irgendwie geschafft hatte, sich einen kleinen Platz in meinem Herzen zu erkämpfen.
Irgendwie mag ich sie ja schon sehr.
Das dachte ich, während mein Blick zu Phil schweifte, die auf der Couch saß und sich ihre Socken anzog. Ihre blauen Augen musterten den hellrosa Socken, dann drehte sie ihn um und zog ihn sich über den linken Fuß.
Ich musterte sie, dann das Wohnzimmer. In diesem befanden sich zwei braune Sofas. Sie waren altmodisch geformt, doch eher viktorianisch als großmütterlich. Die zwei hohen Lehnsessel passten dazu, aber nicht die Kissen, die sich Phil ausgesucht hatte. Die Überzüge bestanden aus bunten Vierecken, die zusammengenäht waren.
Zumindest passten die Farben zusammen, denn sie harmonierten mit dem Wohnzimmer und der Küche. Die Kissen waren grün, gelb, rot, dunkelblau und schwarz. Alle in unterschiedlichen Farbkombinationen.
Der Tisch im Wohnzimmer bestand aus altem Holz, das schön verarbeitet war. Wir hatten den Tisch in einem Antiquitäten-Laden gefunden sowie das große Bücherregal, das die Wand neben meiner Zimmertür schmückte. Ich hatte mir den Raum neben der Küche ausgesucht, dessen Fenster in den Hinterhof schauten und Phil hatte sich das Zimmer neben der Eingangstür genommen, das seine Tür neben den großen Fenstern im Wohnzimmer hatte.
Die Sofas und die beiden schwarzen Lehnsessel standen in der Mitte des Raumes auf einem dunkelgelben Teppich. Da ich den Raum mit einem Ausdehnungszauber versehen hatte, konnte man ohne Probleme um die Sitzmöglichkeiten herumgehen, um zu den Fenstern zu gelangen, wo ein Esstisch seinen Platz gefunden hatte.
Wenn man in der Küche stand und zum Wohnzimmer blickte, sah man drei große Fenster. In der Mitte waren die zwei Sofas und Lehnsessel. Ein Sofa konnte man direkt ansehen, da es frontal zur Küche stand. Das zweite war mit der Rücklehne nach rechts ausgerichtet. Säße man auf ihm, wie Phil in diesem Moment, hätte man im Rücken noch eine leere Wand, die Phils Zimmertür beherbergte, und vor einem würde man dem schwarzen Lehnsessel entgegensehen, auf welchem ich gerade saß.
Hinter mir befand sich das gigantische Bücherregal und rechts neben mir der zweite schwarze Lehnsessel. Er stand mit der Lehne zur Küche, welche wir gestrichen hatten. Das Mintgrün stellte einen schönen Kontrast zum dunklen Holzboden dar, der sich durch die ganze Wohnung zog.
Der Esstisch unter den Fenstern benötigte noch Stühle, doch ich war überrascht gewesen, als sich Phil den schwarzen Tisch ausgesucht hatte. Die Tischbeine waren schön geschwungen und es könnten acht Personen Platz finden. Dennoch, er erinnerte mich an den in meinem Elternhaus - ein schrecklicher Tisch, mit schlechten Erinnerungen.
Links neben dem Esstisch gab es noch einen weiteren Raum, den ich ebenfalls mit einem Ausdehnungszauber versehen hatte. Phil wusste noch nicht, was sie mit dem Raum machen wollte, doch wahrscheinlich würde er ein Büro sowie Gästezimmer werden.
Ich habe mich mit dem Gedanken schon abgefunden, dass Phil oft Freunde hier haben wird, so wie heute.
Denn gerade, als ich darüber nachdachte, dass die Wohnung noch Beleuchtung und mehr Bilder benötigte, erhob Phil ihre Stimme: »Du willst wirklich nicht mitkommen?«
»Warum soll ich mit dir deine Freunde vom Holy Bush abholen? Ich seh' sie dann ja eh.«
»Trotzdem, ich wollte nur fragen...«
»Bevor ich die Hirnlosen nett begrüße, esse ich lieber die hässliche, stinkende Pflanze aus der Küche.«
»Die Densissima Brunneis Folium ist nicht hässlich.«
»Wie auch immer«, erwiderte ich, während ich Phil zusah, wie sie in den Flur zur Eingangstür schritt und sich ihre Schuhe anzog. Sie trug eine schwarze Hose, ein zu großes grünes Shirt und ihre roten Schuhe. Ihre roten Haare waren offen und ich sah zu, wie sie sich den Schlüssel für die Wohnung einsteckte, obwohl sie die Tür mit Zauberei aufbekommen könnte.
Ja, wir müssen weiter an ihren Zauberkräften üben, entschloss ich, denn ich wollte, dass sich Phil in dieser Welt verteidigen könnte.
»Ich bin gleich wieder hier!«
»Ja, ja«, machte ich, streckte mich und Phil zog die Tür hinter sich zu.
Ich lehnte mich zurück in den Stuhl, stieß Luft aus meiner Nase aus. Fakt war, dass ich mich mit den Hirnlosen zwar besser verstand, ich sogar mit Black irgendetwas Ekelhaftes am Laufen hatte, weil wir schon dreimal miteinander geschlafen hatten, dennoch konnte ich sie nicht leiden.
»Merlin, bitte, steh' mir bei...«
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