Kapitel 30
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Louis
»Mit der Nummer 43, unser Kapitän Nathan Crosbyyyyy!« Das Stadion bricht in Jubelrufe aus, während ich es mir auf meinem Platz gemütlich mache. In wenigen Minuten geht es Spiel los und ich kann es kaum erwarten, dass es vorbei ist. Heute ist der letzte Tag, an dem ich an den Unfall vor neun Jahren erinnert werden möchte. Seit neun Jahren kann ich nicht mehr meinem Traum nachgehen. Ich sitze neben dem Eis und hoffe jedes Mal aufs Neue, dass man mich auf der Eisfläche nicht benötigt. Es ist etwas anderes, mit Straßenschuhen auf dem Eis zu stehen und nicht gerade ungefährlicher. Mit den Kufen hat man Grip, Straßenschuhe rutschen auf der glatten Fläche einfach so weg. Bei den letzten Malen hatte ich Glück, aber was ist, wenn ich das nächste Mal wegrutsche und mein Bein komplett zerstöre?
»Alles in Ordnung?« Matt kommt neben mir zum Stehen und legt eine Hand auf meine Schulter.
»Ja, sorry. Heute ist nicht der beste Tag, um hier zu sein«, entgegne ich und beobachte unsere Spieler, wie sie nach und nach aufs Eis kommen. Nur Harry fehlt. Eigentlich ist er einer der ersten, der aufs Eis kommt, heute ist nichts von ihm zu sehen. Geht es ihm nicht gut?
»Wo ist Harry?«, will ich wissen und drehe mich zu Matt, der nur mit den Schultern zuckt und sich ein Grinsen verkneifen möchte. Er weiß was mit Harry los ist. Aber wenn er lächelt, muss es ihm gut gehen.
»Deinem Mann geht es gut. Gott, ich kann immer noch nicht glauben, dass du mit meinem Stargoalie verheiratet bist. Was auch immer ihr in dem letzten Monat angerichtet habt, behaltet es bei. Harry ist wie ein neuer Mann.« Von den anfänglichen Differenzen, die Matt gegenüber unserer Hochzeit hatte, sind kaum noch welche vorhanden. Genau so wie alle anderen aus dem Team akzeptiert er unsere Beziehung und möchte mir unsere Ehe nicht mehr schlecht reden. Mit Harry habe ich die Liebe meines Lebens gefunden und werde ihn nie wieder gehen lassen. Ich werde es nicht zulassen, dass uns etwas trennt.
»Ihm tut das Eheleben gut. Er fühlt sich von Tag zu Tag wohler in unserer Beziehung wohler. Ich hätte nie gedacht, dass es zwischen uns jemals so... einfach sein könnte. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir erst seit ein paar Monaten daten, sondern uns schon seit Ewigkeiten kennen. Es stimmt ja auch, aber-« Ich werde unterbrochen, als Matt mir gegen die Schulter schlägt und aufs Eis deutet.
Harry ist immer noch nicht da. Alle anderen stehen im Mittelkreis, nur Harry fehlt. Kommt er als letztes aufs Eis? Wieso? Und warum hat er mir nichts erzählt? Nach dem Training heute Morgen haben wir unsere Zeit im Garten mit den Hunden verbracht, bis wir wieder zur Arena mussten. Harry hatte einen Termin mit dem Management der Leopards, weshalb wir schon eine Stunde vor allen anderen hier waren. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen.
»Und zu guter letzt, unser Goalie, Harry Åbeerrrrg!« Während Harry aufs Eis kommt, wird es in der Arena noch lauter, während Matt mich von meinem Sitz zieht und mich in eine Umarmung zieht. Was passiert hier gerade? Im letzten Monat stand Harry immer noch mit seinem Nachnamen auf dem Eis. Als wir herausgefunden haben, dass Harry meinen Nachnamen angenommen hat, haben wir nicht darüber gesprochen, wie es hier weitergehen soll. Ob er weiter mit Douglas auf seinem Rücken spielen möchte, oder mit meinem Namen, Åberg.
»Was passiert hier?«, möchte ich schwach wissen und halte den Atem an, als Harry in unsere Richtung gelaufen kommt. Er sollte sich vor sein Tor stellen, nicht zur Ersatzbank kommen. Er ist in der Starting Six. Er hat auf der Ersatzbank nichts zu suchen.
»Wieso spielt Harry heute nicht?«, will ich wissen und mache einen Schritt nach vorne, als Harry vor der Bande stehenbleibt. Seine Handschuhe lässt er neben sich aufs Eis fallen, bevor er seinen Helm auf die Bande legt und mich mit einem nervösen Lächeln anschaut.
Aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, wie Matt sich von mir entfernt und beide Daumen in die Höhe hält, während Harry sich durch die Haare fährt und dann nach meiner Hand greift.
»Hi«, murmelt er und beinahe verstehe ich ihn nicht. Die Menschen in der Arena flippen aus und hinter uns wird gegen das Plexiglas geschlagen.
»Was machst du hier, Harry?«, frage ich perplex und verschränke unsere Finger miteinander. Noch nie kam Harry vor einem Spiel zu mir. Nie haben wir uns so in der Öffentlichkeit präsentiert. Tausende Menschen sind live dabei, wie die Welt erfährt, wer Harrys geheimer Ehemann ist. Und ich bin vollkommen okay damit.
»N-neun Jahre...«, fängt er an und fährt über meinen Handrücken. »Ich w-weiß, es ist nicht einfach für d-dich heute, aber i-ich möchte dir hiermit zeigen, w-wie sehr ich dich l-liebe.« Er lässt mich zu keiner Antwort kommen, bevor er mich am Nacken zu sich zieht und meine Lippen in Beschlag nimmt. Ich kann gar nicht so schnell reagieren und kann mich im letzten Moment an seinem Trikot festhalten, bevor ich das Gleichgewicht verloren hätte. Mit einem Seufzen mache ich einen Schritt auf ihn zu und fahre mit meinen Händen in seine Haare, während Harrys Hände sich auf meine Hüfte legen. Da, wo sie hingehören.
»Harry, ich liebe dich so unglaublich sehr«, nuschle ich gegen seine Lippen und ignoriere die heißen Tränen, die über meine Wangen laufen. Harry hat die drei Worte endlich ausgesprochen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich sie jemals zu hören bekomme und um so sehr schockt es mich, dass es gerade tatsächlich passiert ist.
»N-nicht weinen.« Vorsichtig leckt Harrys über meine Lippen, um meine Tränen verschwinden zu lassen. Ich kann nur lachen und verstecke meinen Kopf an seinem Hals. Meine Arme verschränke ich so gut wie möglich hinter seinem Nacken und bin froh, dass ich ein wenig höher stehe. Sonst könnte ich Harry niemals so gut küssen, wenn er seine Schlittschuhe trägt.
»Das sind Freudentränen. Ich brauche einen Moment, um das hier zu verdauen. Ich kann nicht glauben, dass du mich vor tausenden Menschen geküsst hast. Dass jeder weiß, mit wem du verheiratet bist. Du trägst meinen Nachnamen auf deinem Rücken. Ich habe mir diesen Tag nie vorgestellt, aber er ist so unglaublich perfekt. Danke, Harry.« Ich spreche direkt in sein Ohr, damit Harry mich versteht. Es ist so laut, dass ich mich beinahe selbst nicht verstehe.
»Ich möchte n-nicht, dass deine Karriere vor neun Jahren geendet hat. Jetzt stehst vielleicht nicht du im Tor, a-aber ich trage d-deinen Nachnamen. Es wird a-ab heute immer ein Teil von dir d-dabei sein.« Wann hat Harry gelernt, so romantisch zu sein? Egal, mit wem er diese Worte vorher durchgegangen ist, ich werde mich still bei dieser Person bedanken. Es ist unglaublich, was Harry hier gerade von sich gibt und ich kann es kaum erwarten, dass er mich in Zukunft öfters mit seinen Wortausbrüchen überrascht.
»Danke, danke, danke.« Ich küsse ihn erneut und lächle ihn mit einem breiten Lächeln an, als er meinem Blick begegnet und sich kleine Fältchen um seine Augen bilden.
»Und jetzt gewinn das Spiel für uns, okay? Ich bin so verdammt stolz auf dich, Harry. Ich liebe dich.« Ich löse mich von ihm und mache einen kleinen Schritt zurück. Wenn ich noch länger so dicht vor Harry stehen bleibe, lasse ich ihn gar nicht mehr spielen. Am liebsten würde ich ihn vom Eis zerren und mit ihm nach Hause fahren. Dorthin, wo wir unsere Ruhe haben. Wo Harry der Mann sein kann, der er ist. Ohne dass andere Menschen ihn in seiner Privatsphäre einschränken.
Noch zwei Stunden, dann kann ich ihn nach Hause nehmen. Ihm dort zeigen, wie sehr ich ihn liebe. Und das nicht vor tausenden von Menschen.
Dann dreht Harry sich um und schaut mich über die Schulter hinweg an, damit ich meinen Nachnamen auf seinem Rücken lesen kann. Unseren Nachnamen. Vor neun Jahren hat die Karriere von Louis Åberg aufgehört und heute wird sie von Harry Åberg fortgesetzt. Von meinem Mann. Der Liebe meines Lebens.
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Das war's... ich bin so stolz auf diese Story und freue mich sehr, dass ihr bis zum Ende gelesen habt🫶🏼 vielleicht sehen wir uns bald wieder.
Das erste Kapitel von »Save a Horse Ride a Cowboy« wird in Kürze veröffentlicht.
Hier ein erster Eindruck:
»Howdy, ich bin Harry.« Er reicht mir seine Hand, die ich nach einem Moment annehme und beinahe komme. Er hat einen festen Händedruck, der so viel mehr versprechen lässt. Dabei schaut er mir in die Augen und ich vergesse für einen Moment meinen Namen.
»Das ist Mr. West. Mein Mathelehrer!« Hazel schaut mich lächelnd an, während ich schnell nicke und Harrys Hand loslasse. »Louis«, bringe ich hervor und räuspere mich schnell. Fuck, wo ist meine Stimme hin, wenn ich sie brauche? Peinlicher kann es für mich doch gar nicht werden.
»Ich habe schon viel über Sie gehört. Sie sind erst vor ein paar Monaten in die Stadt gezogen, richtig? Eigentlich kenne ich alle Gesichter.« Ich kann nur nicken und glaube, dass ich ihn gerade mit offenem Mund anstarre. Ich könnte schwören, dass er in seinem letzten Leben ein Model gewesen ist oder einer der antiken Götter.
Bis bald!!!
Eure Kim🫶🏼
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