Kapitel 29
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November
Harry
Vor genau neun Jahren hat Louis das letzte Mal auf dem Eis gestanden. Vor neun Jahren hatte er das letzte Mal Kufen unter den Füßen und einen Hockeyschläger in der Hand. Neun lange Jahre ist es her, seitdem er das verloren hat, was ihm am meisten bedeutet hat.
Ich weiß nicht, wem das alles genau so klar ist, wie mir, aber ich kann es nicht ignorieren. In den letzten Tagen ist Louis dem Thema Eishockey so gut wie möglich aus dem Weg gegangen und trotzdem muss er heute neben dem Eis stehen. Er war kurz davor, heute krank zu machen, bis ich ihn überredet habe, mit mir mitzukommen. Ich habe eine Überraschung für ihn und hoffe, dass er mich danach immer noch so sehr liebt wie davor.
Seit beinahe zwei Monaten sind wir verheiratet und vor ein paar Wochen ist Louis offiziell mit Hugo bei mir eingezogen. Er hat ein weiteres Regal in meinem Kleiderschrank bekommen und kocht in der Küche für uns Abendessen. Meinen Kochkünsten vertrauen wir beide nicht und das ist besser so. Seitdem ich die Küche einmal durch ein Spiegelei beinahe angezündet habe, überlasse ich Louis die Arbeit in der Küche. Im Gegenzug dafür mache ich den Haushalt. Das sind meine Routinen, die ich nicht verändern will und Louis ist mehr als okay damit. Im Großen und Ganzen klappt das Zusammenleben einwandfrei.
Das Management und die Chefetage haben positiv auf unser Outing reagiert, auch wenn ich noch immer nicht weiß, wieso wir es ihnen überhaupt in erster Linie erzählen mussten. Louis sagt, das ist Vorschrift.
»Harry, bist du bereit?« Ich schaue aus meiner sitzenden Position auf und begegne Crosbys Lächeln. Wir alle sitzen auf unseren Bänken und haben nur noch wenige Minuten, ehe das Spiel beginnt. Wir haben den Heimvorteil, trotzdem macht mich das heutige Spiel nervöser als alle vorherigen zusammen. Heute kann ich mich nicht vor den Menschen verstecken. Heute stehe ich im Mittelpunkt und lasse die Welt wissen, dass ich verheiratet bin. Mit Louis.
»N-noch eine M-Minute.« Ich schließe meine Augen und versuche, tief durchzuatmen. Mit jedem neuen Atemzug merke ich, wie meine Beine aufhören zu zucken. Meine Finger verschränke ich ineinander und spiele an meinem Ringfinger herum, an dem eigentlich mein Ring steckt. Zum Spielen muss ich ihn jedoch ausziehen. So lange ist er bei Louis gut aufgehoben. Ich habe ihm eine Kette besorgt, an die er meinen Ring so lange hängen kann und er nicht verloren geht. Meine Finger sind zu groß, weshalb ihm mein Ring auch nicht passt. So hängt er jetzt um seinen Hals, in der Nähe seines Herzens.
»Wir stehen heute alle hinter dir.« Crosby legt eine Hand vorsichtig auf meine Schulter, jedoch merke ich diese gar nicht. Zu viel Schutzkleidung trennt seine Handfläche von meiner Haut.
»Ich h-hoffe, es gefällt ihm. W-wenn nicht, müsst i-ihr ohne mich spielen.« Dann muss ich mit Louis reden und hoffen, dass er bei mir bleibt. Ohne Louis wäre alles plötzlich wieder anders. Langweiliger. In den letzten Monaten sind wir ein Team geworden. Ich möchte ihn nicht gehen lassen. Ich brauche ihn, um glücklich zu sein.
»Ich glaube, Louis wird es sehr gefallen. Wir müssen aufs Eis, kommst du?« Ich nicke und stehe langsam auf. Meinen Helm klemme ich unter meinen rechten Arm und meine Handschuhe behalte ich in den Händen. Gleich bin ich auf dem Eis und kann dem nachgehen, was ich am zweitliebsten liebe. Ich weiß nicht, wann es passiert ist, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich Louis mehr mag als Eishockey. Für ihn würde ich alles stehen und liegen lassen, nur um bei ihm zu sein. Selbst meine Routinen gebe ich manchmal für ihn auf. Ich brauche zwar meine Zeit, um mich daran zu gewöhnen, aber Louis hilft mir bei allem. Egal wann ich seine Hilfe benötige, ist er bei mir.
»Sitzt mein Trikot?«, frage ich Crosby und drehe ihm den Rücken zu.
»Alles ist perfekt, Lucky.« Ich nicke und folge den anderen zum Tunnel. Gleich geht es los. Gleich werde ich Louis gegenüberstehen und hoffen, dass er mir viel Glück wünscht und mich nicht übers Eis jagen möchte.
»Okay, los Jungs! Wir zeigen heute allen, was wir können!« Crosby läuft an allen vorbei und klatscht bei jedem ab, während ich plötzlich wieder nervös werde. Aber ich kann jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Alles ist geplant und kann nicht mehr verändert werden.
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