Kapitel 38
• A N T O N •
Unsere Freunde staunen nicht schlecht, als wir am nächsten Morgen nebeneinander auf sie zugehen. Avas Augen sind ungläubig geweitet, während sie zwischen uns hin- und herschaut.
Irgendwie haben wir uns noch keine Gedanken darüber gemacht, was wir den anderen sagen werden.
Das ist jetzt irgendwie Mist.
Valentins Schwester kommt uns ein paar Schritte entgegen und sieht ihren Bruder verwundert an. "Wo warst du heute Nacht? Dad hat mich angerufen, weil du nicht Zuhause warst." "Ich habe bei Anton geschlafen, weil wir für unsere Hausaufgabe viel zu tun hatten", lügt er, "Und ich werde auch für ein paar weitere Tage bei ihm übernachten, sonst werden wir mit unserer Arbeit gar nicht fertig." "Du bist freiwillig bei Levi?"
Sie mustert mich ungläubig, als wäre ich ein Außerirdischer. Ich muss mir das Grinsen verkneifen.
Natürlich ist er freiwillig bei mir. Er findet es sogar wundervoll, an meiner Seite zu sein.
Hach, wie gerne ich jetzt nach seiner Hand greifen würde. Aber das würde gegen unserer Vereinbarung sein und dann ist er wütend. Das will ich nicht.
"Wollen wir nicht lieber darüber reden, ob dein kleiner Freund seine Finger bei sich behalten hat?" Valentin wirft Jaden einen warnenden Blick zu, während er Ava am Arm packt und mit ihr ein paar Schritte nach vorne läuft. Wir folgen ihnen mit einem kleinen Abstand.
"Levi", Sasha umschlingt meinen Arm, "wie hast du diesen Kerl bitte gezügelt?" "Läuft jetzt etwa doch etwas zwischen euch beiden?", fragt Jay augenzwinkernd. Mit einen imaginären Schlüssel versiegle ich meine Lippen und grinse meine Freunde an. "Du willst es uns nicht sagen?" Meine Antwort ist ein Kopfschütteln, woraufhin beide theatralisch seufzen. "Unfassbar", murmelt Jaden vor sich hin.
Wir betreten die Schule. Es ist, als wären alle um uns herum seelenlose Zombies. Sie sollten es mal mit einer Portion Schlaf versuchen - es hilft manchmal sehr gut.
"Was wollen die denn schon wieder?", höre ich meine Lieblingsblondine neben mir genervt sagen. Verwundert folge ich ihrem Blick, meine gute Laune verfliegt dann aber auch. Noel Moore und seine Gefolgsleute kommen direkt auf uns zu.
Wenn sie wieder Valentin bequatschen wollen, wird es so langsam aber ziemlich armselig. Er hat es ihnen desöfteren jetzt schon gesagt, dass sie ihn in Ruhe lassen sollen.
Wow, und heute haben sie sich sogar Verstärkung gesucht. Susan, eine dunkelhaarige Schönheit, leistet den Idioten Gesellschaft.
Mich überrascht es, dass sie nicht wie üblich an uns vorbeigehen, um zu Lenny zu gehen, sondern vor uns stehen bleiben. "Was wollt ihr?", faucht Sasha sie auch schon an. Noels Augen funkeln belustigt, während er sie von oben bis unten mustert.
Ekelhaft.
"Susi würde gerne die Bekanntschaft mit unserem Valentin machen", er legt einen Arm um sie, diese strahlt übers Gesicht und schaut zu Valentin, "Findet ihr nicht, dass die beiden ein tolles Pärchen wären?", fügt er hinzu, wobei seine Augen nun auf mir liegen. Ich lasse mir meinen Groll nicht anmerken.
Hinter uns diskutieren die Geschwister noch, weshalb sie von diesem Gespräch nichts mitbekommen.
"Merkt ihr nicht, dass er nichts mit euch zu tun haben will?" "Süße, lass das mal unsere Sorge sein. Und außerdem", der Braunhaarige deutet auf das Mädchen neben sich, "wer würde zu dieser Dame Nein sagen?"
Meine Wenigkeit beispielsweise.
Nur leider muss ich zugeben, dass Susi verdammt gut aussieht. Sie ist in der Schule sehr beliebt, aber nicht wie andere, die sich nur durch ihr Aussehen definieren lassen, hat sie auch noch etwas im Köpfchen.
Sie leitet den Debattierclub und ist im Schülerrat. Deshalb hatte ich auch schon oft mit ihr zu tun.
Ich muss zugeben, sie ist eine gute Partie.
Dass sie sich dann aber mit diesen Vollidioten abgibt, verstehe ich nicht ganz.
"Was wollt ihr denn schon wieder?" Ava stellt sich neben Jay, der einen Arm um sie legt und sie an sich drückt. Als hätte er Angst, die Jungs würden sie ihm wegnehmen.
Seine Anwesenheit spüre ich sofort, als Lenny neben mir auftaucht. Skeptisch beäugt er die Truppe vor uns. "Macht ihr meinen Freunden Ärger?" "Kumpel, wir kommen mit guten Absichten", meint Noel daraufhin grinsend, "Darf ich dir Susi vorstellen? Sie ist eine gute Freundin und ich dachte mir, ihr würdet euch sicherlich kennenlernen wollen."
Mir wird augenblicklich schlecht, als das hübsche Mädchen hervortritt und ihm ihre Hand hinhält. Valentin, der gut erzogene Gentleman, schüttelt ihre Hand und auch ein winziges Lächeln bleibt nicht verborgen.
Sasha, die mein Unwohlsein bemerkt, nimmt meine Hand und drückt sie. Ich werfe ihr einen dankbaren Blick zu.
Mir gefällt es absolut nicht, dass Noel meinen Freund mit Susan verkuppeln will. Ich kann es ihr ja nicht verübeln, Valentin sieht gut aus. Aber wirklich hassen kann ich sie auch nicht, weil sie ja leider ganz in Ordnung ist.
Ich gebe meinen Freunden ein Zeichen, sie nicken mir zu und folgen mir. "Valentin, kommst du? Der Unterricht beginnt gleich", höre ich seine Schwester sagen. Er erwidert etwas, allerdings so leise, dass ich es nicht verstehe. Doch einen Moment später ist er neben mir, seine Lippen presst er aufeinander.
Was ist mit ihm?
An der Treppe verabschiedet sich Ava bei uns und läuft ein paar Mitschülerinnen hinterher, die sie lächelnd begrüßen. Wir machen uns auf den Weg nach oben ins Zimmer. Währenddessen spricht keiner. Es ist ziemlich unangenehm.
Meine beste Freundin ist diejenige, die das Schweigen bricht, als wir im Raum ankommen. "Diese Nervensägen! Wenn sie diese Susi so toll finden, sollen die doch mit ihr ausgehen. Was war das denn für eine dämliche Aktion?" "Susan ist nun mal ziemlich begehrt, womöglich wollten sie so Valentin für ihre Clique begeistern", überlegt Jaden. "Einfach erbärmlich! Er hat doch schon desöfteren deutlich gemacht, nicht interessiert zu sein."
Ich spüre Valentins Blick auf mir, kann mich aber nicht an diesem Gespräch beteiligen.
Was ist, wenn er irgendwann ein hübsches Mädchen trifft und mich vergisst?
Er meinte mal, bisher hätte es noch keines gegeben, das ihn bezaubert hat.
Und wenn Susan die Eine wäre?
Würde er mich fallen lassen?
Würde jemand Levi trösten? Er kämpft wohl gerade mit ein paar Selbstzweifel 😥
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro