• V A L E N T I N •
"Willst du mir nicht erzählen, wie es du deiner Verletzung gekommen ist, Lenny?", fragt Ava und deutet auf meine Lippe.
Sie ist aufgeplatzt, aber zum Glück nicht zu sehr geschwollen.
Meine Schwester hat Gott sei Dank nichts mitbekommen, was heute Nacht passiert ist. Das Frühstück lief angespannt.
Ich habe beschlossen, Ava nichts zu erzählen. Unser Erzeuger ist ihr Held und ich will ihr Familienbild nicht zerstören. Aber den Typen werde ich im Auge behalten.
"Das ist nicht wichtig", erwidere ich und lege meinen Arm um sie, während wir über den Schulhof laufen. "Aber-" "Hey, Valentin!"
Wir drehen uns um und sehen, wie dieser Noel und seine Clique auf uns zukommen. "Was wollen die denn jetzt?" "Keine Ahnung", meine ich und sehe mich stattdessen nach Anton um. Wir wollten uns vor der Schule eigentlich treffen.
Die Jungs bleiben vor uns stehen, als Noel mir seine Hand hinhält und erwartet, dass ich einschlage, mustere ich ihn lediglich. "Wollt ihr irgendwas bestimmtes?" Der dunkelhaarige tut so, als hätte ich den versuchten Handschlag nicht ignoriert. "Sag mal, bist du bereits in irgendeiner AG?" "Nein, ich bin auch nicht sonderlich scharf darauf." "Wir könnten Verstärkung in unserem Basketballteam gebrauchen."
Mein Vater hat Basketball gespielt. Das werde ich dann sicherlich nicht tun.
"Hört mal, ich bin echt nicht interessiert, mich hier sonderlich zu integrieren. Dazu gehört auch, in irgendein Team zu gehen."
Was wollen die denn bitte von mir? Merken die nicht, wenn sie eine Abfuhr bekommen?
Nun meldet sich Ava zu Wort, allerdings nur an mich gewendet. "Dort hinten kommen Jay und die anderen. Ich würde mal zu ihnen gehen", sie wirft unseren Gegenübern einen kritischen Blick zu, "Und du solltest auch gleich nachkommen."
Wir sehen ihr hinter, wie sie zu unseren Freunden geht und diesen Jayden küsst. Meine Augen wandern zu meinem Freund, der misstrauisch in unsere Richtung schaut.
"Was will deine Schwester denn von diesen Idioten?", fragt der rothaarige kopfschüttelnd. "Du solltest sie lieber von denen fern halten. Wenn du mich fragst, sind die auf jeden Fall ein schlechter Umgang-" "Gut, dass ich euch nicht gefragt habe. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich werde erwartet."
Damit lasse ich die drei stehen und komme den anderen entgegen. Der Blondine nicke ich freundlich zu, während ich Jayden einen warndenden Blick zuwerfe. Seine Hand ist gefährlich nahe an dem Hinterteil meiner kleinen Schwester.
"Was wollte Noel von dir?", fragt mein Freund, den ich im Moment am liebsten in die Arme nehmen würde. Allerdings zucke ich lediglich mit den Achseln. "Ist nicht wichtig." "Und was ist mit deiner Lippe passiert?" Ich winke ab und deute mit einer Kopfbewegung zum Schulgebäude. "Wir sollten jetzt reingehen."
Er versteht, dass ich vor den anderen nicht darüber sprechen will und stimmt mir zu. Gemeinsam betreten wir die Schule und gehen zu unseren Spinden. Jay will Ava zum Unterricht begleiten, Sasha bleibt bei uns. "Diese Turteltäubchen sind ganz schön nervig", sie wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, "Nichts gegen dich." "Alles gut. Mich nervt es auch, dass er so an Ava herumgräbt-" "Jetzt hört aber mal auf", mischt sich Levi ein, der seinen Spind zuwirft. "Süße, würde es dir etwas ausmachen, schon mal vorzugehen? Valentin und ich haben etwas zu besprechen", bittet er seine Freundin, die daraufhin lächelnd meint, sie müsse sowieso noch ins Sekretariat.
Als wir alleine sind, wendet er sich mir mit einen durchdringenden Blick zu. "Valentin, dein Gesicht sah gestern Abend, als du gegangen bist, noch nicht so aus. Was ist passiert?" Seufzend wende ich mich von ihm ab und sehe mich um.
Keiner achtet auf uns. Die Teenager um uns herum sind viel zu beschäftigt, sich zu unterhalten oder an ihren Smartphones zu sein.
Ich deute mit einem Nicken an, dass er mir folgen soll. Wir gehen in ein Klassenzimmer, welches wohl kaum benutzt wird. Die Stühle sind auf den Tischen gestapelt und von weißen Lacken bedeckt.
Anton sieht mich erwartungsvoll an, als ich mich an die Wand lehne. "Rede mit mir. Ich bin dein Freund, in einer Beziehung vertraut man sich, Valentin." "Ich bin heute Nacht mit meinem Erzeuger aneinander geraten." "Und er hat dich geschlagen?!", ruft er aufgeregt aus, während er auf mich zukommt.
Schweigend fragt er mich nach Erlaubnis, die ich ihm ebenso leise gebe. Vorsichtig streicht er über die kleine Schwellung, als wäre ich aus Glas. "Es geht schon. Tut nicht sonderlich weh." "Wie kann er nur handgreiflich dir gegenüber werden? Du bist sein Sohn, verdammt!" Ich zucke daraufhin nur mit den Achseln und erzähle ihm, was mein Vater mir an den Kopf geworfen hat.
Mitleidig fährt er nochmals mit dem Daumen über die Verletzung. "Es tut mir leid. Es ist meine Schuld, dass du so lange bei uns geblieben bist." Ich lege kopfschüttelnd meine Arme um seinen Körper und ziehe ihn an mich. "Rede nicht so einen Schwachsinn. Er ist einfach nur angepisst, weil ich nicht nach seinen Regeln spiele", ich schaue ihm tief in die Augen, "Du bist nicht daran schuld, verstanden?" Auf der Lippe kauend nickt er nach kurzen Zögern.
Unsere Unterhaltung wird unterbrochen, als es zum ersten Mal klingelt. Wir haben noch etwa fünf Minuten, bis der Unterricht beginnt. Zeit genug, um das nachzuholen, was wir vor der Schule nicht getan haben.
Ich hebe meine Hand und streiche behutsam über seine Wange. Befreie seine Lippe. Als hätte er meine Gedanken gelesen, schließt er die Augen und hebt sein Kinn an. Schmulzend lehne ich mich nach unten und küsse ihn. Der Stress wegen meiner Familie fällt mit einem Mal von mir. Es gibt nur noch ihn und mich.
Anton scheint eine beruhigende Wirkung auf Valentin zu haben 🙂
Nur kann er ihn auch vor weiteren Ärger mit seinem Vater bewahren? 😣
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