Kapitel 3
• V A L E N T I N •
Ich kann Ava nicht einmal für fünf Minuten alleine lassen, da ist sie schon dabei, mit irgendeinen dahergelaufenen Idioten zu flirten.
War der auch noch so dumm und stellte sich bei mir vor. Als ob ich ihn jemals an der Seite meiner kleinen Schwester akzeptieren würde.
Und wie sich herausstellt, bin ich mit dem Typen in einer Klasse. Naja, so kann ich ihn wenigstens im Auge behalten. Er und seine Freunde sind echt merkwürdig. Vor allem sein kleiner Freund. Der starrt mich ohne Unterbrechung an. Was hat er bloß für ein Problem?
"Ahh, du musst Valentin sein, nicht wahr?" Eine Frau im mittleren Alter steht neben mir und streckt lächelnd ihre Hand aus, die ich nach kurzen Zögern ergreife. "Schön, dass du hier bist. Ich bin Mrs. Edwards, Lehrerin für Deutsch und Geschichte und nebenbei deine Klassenlehrerin. Wenn du also über irgendwas sprechen möchtest, kannst du gerne zu mir kommen. Ich habe immer ein offenes Ohr für unsere Schüler. Natürlich haben wir auch einen Vertrauenslehrer, zu dem du gehen könntest. Louis, ihn darfst du gerne dutzen, ist ein hervorra..."
Wow, diese Frau kann aber reden. Atmet sie zwischendurch eigentlich?
"Aber jetzt komm erstmal mit nach vorne. Deine Mitschüler brennen bestimmt darauf, dich kennenzulernen."
Ich weiß nicht warum, aber diese Frau ist ziemlich anstrengend. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie ununterbrochen redet und ihren Arm um mich gelegt hat. Und keine Anstalten macht, ihn da wieder wegzunehmen.
Was ich durchaus befürworten würde.
Als es zum Stundenbeginn klingelt, finden sich auch die letzten auf ihre Plätze ein und schauen eher gelangweilt nach vorne, wo Mrs. Edwards und ich stehen.
Dieser Enthusiasmus meiner Mitschüler ist ja zum Niederknien.
"Meine Lieben, ich heiße euch ganz herzlich zum neuen Schuljahr willkommen! Wenn ich in die Runde schaue, wird mir erst jetzt bewusst, dass es euer letztes Jahr sein wird. Danach geht es in die große weite Welt! Ach Gottchen, wenn ich nur daran denke, euch in ein paar Monaten loslassen zu müssen...es bricht mir ehrlich das Herz. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als ihr klein-" "Mrs. Edwards, wir werden Sie auch ganz dolle vermissen. Aber wollen sie uns nicht erstmal den jungen Mann neben Ihnen vorstellen?", unterbricht sie ein Junge. Um genau zu sein, der, der mich die ganze Zeit über angestarrt hat. Als seine Augen wieder auf mir liegen, schlucke ich.
Der Typ ist mir unheimlich.
"Ach stimmt, entschuldigt. Anton, du hast recht", sie wendet sich mir lächelnd zu und legt wieder ihre Hand auf meiner Schulter ab, "das ist Valentin Bishop. Er war ursprünglich auf einem Internat, hat nun aber das Vergnügen, unsere Gesellschaft zu genießen. Willst du dich deinen Mitschülern nicht einmal vorstellen?" Angestrengt versuche ich, nicht die Augen zu verdrehen. "Ich glaube, dass ist nicht nötig", meine ich und zwinge mir ein Lächeln ab. Doch natürlich klappt es nicht, weshalb ich mich schließlich der Klasse zuwende.
"Meine Schwester und ich waren zuvor, wie schon gesagt, auf einem Internat, sollten aber jetzt doch auf eine normale High-School gehen. Privat mache ich gerne Sport. Sonst noch irgendwelche Fragen? Nein, gut. Dürfte ich mich jetzt setzen, Mrs. Edwards?" Überrascht nickt sie und deutet auf einen der leeren Plätze.
Da dieser aber ziemlich nahe an dem des Jungen ist, welcher mich im übrigen immer noch regelrecht mit seinen Augen verschlingt, setze ich mich auf einen anderen. Das Mädchen neben mir lächelt mich schüchternd an.
"Okay Kinder, dann erstmal der ganze organisatorische Kram. Wir fahren vor den Prüfungen auf Abschlussfahrt, da wir das aber früh planen wollen, würde ich euch bitten, bis zur nächsten Stunde euch darüber Gedanken zu machen, damit wir ein Ort bestimmen können", erklärt sie, das Murmeln um mir herum wird lauter.
Mir ist es ehrlich gesagt vollkommen egal, wohin die Fahrt geht. Ich bin nicht hier, um Freunde zu finden - eigentlich will ich gar nicht erst hier sein.
"Wie wäre es mit der Stadt der Liebe", höre ich jemanden vorschlagen. Und wie es nicht anders hätte sein sollen, handelt es sich um den dunkelhaarigen Jungen - mal wieder. Und er zwinkert mir gerade allen ernstes zu.
Der ist doch eindeutig stockschwul!
Er soll seine Finger ja bei sich behalten, sonst hacke ich sie ihm ab.
"Man Anton, du musst nicht immer mit deinem gay Zauber um dich werfen!", ruft irgendein Mädchen aus, woraufhin alle lachen. Und auch dieser Anton kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er scheint auch noch stolz darauf zu sein.
Was ist er bloß für eine Nervensäge...
Das blonde Mädchen neben ihm flüstern ihm etwas ins Ohr, er verdreht daraufhin nur die Augen und sieht sie mürrisch an.
Wäre der Spruch und sein ganzes Verhalten nicht, hätte ich ja denken können, dass sie möglicherweise seine Freundin wäre. Aber nein, sie ist außerdem zu hübsch für ihn. Er sieht aus wie ein kleiner Junge. Und der soll allen ernstes in meinem Alter sein?
"Ruhe bitte!", schaltet sich unsere Klassenlehrerin wieder ein. Sie wendet ihren Blick auf mich. "Valentin, das ist Anton", sie deutet auf den Clown, "da er der Klassensprecher ist, halte ich es für das beste, wenn er dich für heute begleitet, als Hilfestellung." "Das ist eine bescheuerte Idee", spreche ich meine Gedanken aus. Ein Raunen geht durch den Raum. "I-ich meine, ich komme auch alleine zurecht. Er muss nicht-" "Ihm macht es sicherlich nichts aus, oder Anton?"
Ich werfe ihm tödliche Blicke zu, die ihm nur offenbar nichts ausmachen. Grinsend zuckt er mit den Achseln. "Es wäre mir ein Vergnügen, Mrs. Edwards."
Der kleine hinterhältige Levi macht aber auch echt kein Hell daraus, dass er es auf Valentin abgesehen hat 😂
Und noch ist er genervt von ihm, aber wie lange noch? 😋
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