Kapitel 26
• V A L E N T I N •
Lustlos schalte ich mich durch das Abendprogramm durch, nur um festzustellen, dass nichts Vernünftiges im Fernsehen läuft.
Netflix spricht mich allerdings im Moment auch nicht an. Dort gibt es eine so große Auswahl und am Ende entscheide ich mich für etwas, dass ich bereits dreimal gesehen habe.
Mir schwirrt aber einfach auch viel zu viel im Kopf herum.
Warum habe ich Levi geküsst? Es war, als wäre ich nicht Herr meines Verstandes gewesen. Dieser hat sich komplett ausgeschaltet...
Ich weiß nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Bis ich ihn traf, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass ich Valentin Bishop bin - ein kaltherziger Teenager, der sich für niemanden interessiert.
Gut, vielleicht für meine Schwester.
Aber jetzt...ich kann einfach nicht mehr klar denken, ständig schwirrt er in meinem Kopf herum. Seine Augen. Sein Lächeln.
Unser Kuss...
Was mich dazu geritten hat...ich verstehe es wirklich nicht. Mich hatte bisher noch nie jemand in dieser Art und Weise interessiert - warum also er?
Was hat er an sich, dass ihn so besonders macht? Levi ist eine Nervensäge, kann kein 'Nein' akzeptieren. Okay, andererseits ist er auch ein guter Mensch, das habe ich ja selbst erlebt.
Es hat mich aber auch dazu gebracht, meine Grenzen zu überschreiten. Jemanden an mich heranzulassen...
Zu sehr in meinen Gedanken versunken, nehme ich erst jetzt das stürmische Klingeln an der Haustür wahr. Seufzend lege ich mein Handy zur Seite und stehe auf. "Ist doch gut, ich komme ja schon!", rufe ich genervt, als das schrille Geräusch immer aggressiver wird.
Als ich allerdings die Tür aufmache, habe ich augenblicklich das Verlangen, sie wieder zuzuschlagen. "Hau ab!" "Erst wenn wir das geklärt haben", meint Levi mit ruhiger Stimme, womit er mich nur noch mehr auf die Palme bringt. "Es gibt nichts zu klären." "Ich denke schon und das weißt du ganz genau."
Was taucht er denn jetzt hier so auf? Ich will ihn nicht in meiner Nähe haben, verdammt!
"Ich weiß, dass du nervst", erwidere ich gereizt und mache Anstalten, die Tür zu schließen. Sein Fuß hält mein Vorgehen allerdings ab. "Nimm deinen Fuß da weg!" "Küsst du immer Typen, die dich nerven?", ignoriert er meine Aufforderung und mustert mich provokant. Er soll sich sofort verpissen! "Ich küsse überhaupt keine Typen!" "Ach, also bin ich für dich kein Typ?", er tritt grinsend einen Schritt nach vorne, "Naja, einer von uns muss ja den weiblichen Teil übernehmen." "Du bist so ein Arschloch."
Irgendwie schafft er es, sich ins Haus zu drängen und sieht mich herausfordernd an, während ich wie ein Idot mit offenen Mund an der Tür stehe. "Ob du es willst oder nicht, ist mir völlig egal, Valentin. Ich will darüber reden, schließlich waren meine Lippen ebenfalls involviert."
Ich brauche kurz, um mich zu fassen, und schließe die Tür, bevor ich mich seufzend zu ihm drehe. "Anton, was willst du von mir?" "Das habe ich doch gerade-" "Nein, ich meine was du von mir wirklich willst? Ich habe mittlerweile mitbekommen, dass du auf mich stehst. Es war ja auch nicht gerade unauffällig. Aber was möchtest du erreichen?" Ich gehe auf ihn zu, seine Augen weiten sich, als ich nur ein paar Zentimeter vor ihm stehen bleibe. "Wir haben bereits wild herumgeknutscht. Das kann es also nicht sein. Also?"
Empört schüttelt er den Kopf und schaut mich missbilligend an. "Du bist manchmal so ein Kotzbrocken, das ist ja fast nicht auszuhalten!" Meine Antwort reduziert sich auf ein einfaches Schulterzucken. Als ich an ihm vorbei in die Küche gehe, höre ich ihn hinter mir fluchen.
"Niemand hat dich gezwungen, herzukommen. Es ist außerdem sehr unhöflich, in fremde Häuser ohne die Erlaubnis der Eigentümer einzudring-" "Halte einfach die Klappe und hör mir zu!", unterbricht er mich und setzt sich auf einen der Stühle, "Zuerst will ich eines mal klarstellen. Nicht ich war es, der den anderen geküsst hat. Du hast mich geküsst, Valentin! Also stehe auch dazu und hör auf, dich wie ein bockiges Kleinkind zu benehmen."
Ich hasse es, wenn man so mit mir spricht. Vielleicht hat er Recht, aber das gibt ihm ja wohl trotzdem nicht die Erlaubnis, so mit mir zu reden...
"Mir geht es mit der ganzen Sache nicht anders als dir", fährt er fort und betrachtet mich, "Nach unserem Kuss bin ich auch wahnsinnig verwirrt. Ich hätte niemals gedacht, dass es wirklich passieren würde, dass du...Naja, du weißt schon, mir auf diese Art und Weise näher zu kommen." "Ich weiß nicht, wieso ich das getan habe. In diesem Moment war mein Hirn wie abgeschaltet. I-ich-" "Du hast dich von deinen Gefühlen leiten lassen", meint Levi. In seinen Augen sehe ich etwas aufleuchten. Freude...Hoffnung?
Das sollte er nicht tun. Er wäre doch dann wahnsinnig enttäuscht und vor allem verletzt.
"Anton, bitte hör auf, mich so anzusehen", bitte ich ihn und lehne mich an den Kühlschrank, "Hör mal, ich bin immer davon ausgegangen, hetero zu sein. Dass womöglich irgendwann eine junge Frau mir den Kopf verdreht", er wendet bei diesen Worten seinen Blick ab, "Aber dann kamst du und jetzt bin ich vollkommen durcheinander. Mir ist nicht klar, was ich für dich empfinde oder wer ich überhaupt bin. Mein ganzes bisheriges Leben ist eingestürzt!"
Gott, jetzt schütte ich ihm schon wieder mein Herz aus. Was stimmt denn nicht mit mir?
Die plötzliche Stille um uns herum scheint mich regelrecht zu erdrücken. Es ist, als wäre ich an den Kühlschrank gedrängt, auf meiner Brust ist ein merkwürdiger Druck.
Mir ist auf einmal warm und kalt zugleich. In meinem Kopf ist es vollkommen leer. Mich durchfährt ein kalter Schauer.
Wenn ich ehrlich zu ihm und vor allem zu mir selbst bin, versuche ich mich gerade nur aus der Situation zu entziehen. Weil ich Angst habe.
Ich will nicht zugeben, dass Levi mir wichtig ist. Eigentlich kann ich das auch nicht wirklich erklären, wie es dazu gekommen ist.
Er ist ein toller Freund für Ava, aber deshalb entwickle ich doch nicht gleich Gefühle für jemanden...
"Du willst niemanden an dich heranlassen", sagt er dann, mehr zu sich als zu mir. Trotzdem nicke ich, obwohl er auf den Tisch starrt. "Und was bedeutet das jetzt?" Seufzend fahre ich mir mit der Hand durch die Haare.
Was will ich denn eigentlich? Das ist eine gute Frage.
Zögerlich drücke ich mich vom Kühlschrank ab und stelle mich hinter ihn. Meine Hände lege ich nach längerer Zeit auf seine Schultern ab. Er schaut allerdings noch immer nach unten.
"Ich bin unsicher, Levi. Deshalb kann ich dir nichts versprechen. Aber...ich würde versuchen wollen, meinen Gefühlen zu folgen. Mit dir, ähm, würde ich es gerne versuchen."
Überrascht hebt er den Kopf und sieht mich ungläubig an. Als ich seinen Gesichtsausdruck sehe, muss ich schmunzeln. "Okay?" "O-okay", erwidert er leise.
Ich schaue zwischen das Blau seiner Augen und seinen Lippen hin und her, während ich mich nach unten beuge. Meine Hände legen sich wie von selbst auf seine Wangen und drehen seinen Kopf etwas in meine Richtung.
Als sich unsere Münder berühren, fängt mein Körper an, zu kribbeln.
Ich will es versuchen. Vielleicht habe ich nun den Menschen getroffen, der es schafft, mich aus der Dunkelheit herauszuziehen...
Die Geburtsstunde von Valentin und Levi ist eingeläutet!!! 😍😍
Manchmal muss Valentin einfach ein bisschen...angeschubst werden 😂
Nun brauchen wir wirklich einen Shippingname für die beiden, findet ihr nicht? 💕
Was sagt ihr zu diesem Kapitel??
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