Kapitel 18
• V A L E N T I N •
Während Anton zu seinen Freunden geht, sehe ich ihm verwirrt hinterher. Warum hatte ich dieses Kribbeln im Bauchbereich, als er meine Hand berührt hat?
Dieser Typ bringt mich noch vollkommen durcheinander! Ich muss unbedingt einen klaren Kopf behalten, wenn ich in seiner Nähe bin.
Aber leider muss ich gestehen, dass mich diese kleine Berührung nicht kalt gelassen hat...
Seufzend suche ich mir ein ruhiges Plätzchen. Bis es klingelt, haben wir noch ein paar Minuten. Ava und ich sind zwar schon seit einer Woche hier, aber aus irgendeinem Grund scheinen wir noch die Hauptattraktion zu sein.
Während ich an einzelnen Gruppen vorbeilaufe, höre ich wie sie über uns tuscheln. Als die Namen meiner Schwester und der des Affens fallen, werde ich hellhörig. Mein Blick wandert zu Avas neuen Freundeskreis.
Was zur Hölle begrapscht der Kerl meine kleine Schwester?!
Meine erste Reaktion wäre, zu ihnen zu gehen, um ihm eine reinzuhauen. Aber etwas hält mich davon ab. Das glückliche Lächeln von Ava. So habe ich sie lange nicht mehr erlebt. Ihre Freunde scheinen ihr wirklich gut zu tun.
Und das kann und will ich nicht wegen einer großer-Bruder-muss-Schwester-beschützen-Nummer kaputtmachen.
Endlich eine Stelle gefunden, wo ich alles im Blick habe und trotzdem recht isoliert von allen anderen bin, lehne ich mich an einen Baum und krame nach meinem Smartphone.
Elias hat mir eine Nachricht geschrieben. Doch bevor ich mich auf sie konzentrieren kann, nimmt mir plötzlich jemand die Sonne weg. Ich schaue genervt auf, erwarte sogar Anton, aber vor mir stehen drei Typen.
"Kann man euch helfen?", frage ich sie giftig und wende mich wieder der Nachricht zu. Doch zum Lesen komme ich nicht. Der braunhaarige in der Mitte hält mir seine Hand hin. "Ich wollte mich vorstellen. Mein Name ist Noel und das sind David", er deutet auf den blonden, "und Theo." Der Rothaarige nickt mir zu.
Eine tolle Konstellation. Der Typ sieht aus wie KJ Apa, nur ohne Muskeln. Und nein, ich kenne den Kerl auch nur durch Ava, weil sie Riverdale ja so unglaublich toll findet. Mich interessiert der Schauspieler sonst überhaupt nicht.
"Ahja...und könnt ihr nicht irgendwo anders Noel, David und Theo sein? Ihr steht mir hier in der Sonne", erwidere ich gelangweilt und schultere meinen Rucksack. "Du bist neu hier, stimmt's?", ignoriert dieser Noel meinen Kommentar vollkommen und mustert mich interessiert. Seufzend nicke ich und hoffe, sie werden mich endlich in Ruhe lassen. Aber Fehlanzeige.
"Offenbar machst du Sport, so wie du aussiehst." Noel hebt grinsend die Hände, als er meinen verzogenen Gesichtsausdruck sieht. "Keine Sorge, ich will dich nicht anmachen oder so. Das überlasse ich den warmen Brüdern." Mein Blick fällt auf Anton. Er sieht mich in diesem Moment ebenfalls an. Ob er ahnt, dass wir irgendwie über ihn sprechen?
"Was tust du so dafür?" Er deutet auf meine muskulösen Oberarme, die ich daraufhin vor der Brust verschränke. "Ich boxe. Sonst noch etwas?" Die Jungs nicken sich gegenseitig zu. "Willst du heute mit und zu Mittag essen?" "Warum sollte ich?" "Du würdest gut zu uns lassen, Bishop", sie kennen mich also doch schon, "Überleg es dir einfach." Der dunkelhaarige klopft mir beinahe freundschaftlich auf die Schulter und wendet sich dann zum Gehen. Seine Kumpels folgen ihm.
Was waren das denn für Typen?
Ich kann mir keiner weiteren Gedanken über sie machen, da es zum Einlass klingelt. Als hätten alle nur auf dieses eine Signal gewartet, stürmen die Teenager in das Schulgebäude. Eine Tatsache, die ich nie verstanden habe. Einerseits meinen sie immer, wie schrecklich doch die Schule ist und dann drängen sie regelrecht darauf, die ersten zu sein.
Dumme Menschen.
An meinem Spind angekommen, entdecke ich meine Schwester mit ihren Freunden. Es ist, als könnte ich meine Sinne nicht mehr steuern. Meine Augen heften sich augenblicklich auf den dunkelhaarigen Jungen. Selbst von hier kann ich seine strahlend blauen Augen sehen.
Sie spiegeln eine gewisse Art von Unschuld aus. Allerdings widerspricht das seinem Verhalten mir gegenüber voll und ganz. Er neckt zu gerne, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Aber mir ist auch noch etwas weiteres aufgefallen, als ich ihn immer mal beobachtet habe.
Anton ist nicht nur der aufgeweckte, verrückte Junge, der immer im Rampenlicht der Aufmerksamkeit steht. Ihm sind seine Freunde wahnsinnig wichtig, er engagiert sich in der Schule, damit diese für alle ein Ort ist, wo man sich wohl fühlen kann.
Womöglich habe ich ihn tatsächlich falsch eingeschätzt. Zwar ist er immer noch der schwule Typ, der mich offensichtlich anmacht. Aber blickt man etwas weiter hinter diese Fassade, dann sind dort noch so viele weitere Dinge...Ehrlichkeit, Treue, Respekt. Liebe.
"Valentin?" Und jetzt steht er direkt vor mir. Ganz toll und ich stehe hier wie ein hirnamputierter Vollidiot. Ich schüttle über meine dummen Gedanken den Kopf und schaue in das besorgte Gesicht meines Gegenübers.
"Was willst du?" "Du wirktest gerade so abwesend. Ist alles in Ordnung?" Jetzt macht der Schwachkopf sich auch noch Sorgen um mich. Das kann doch echt nicht wahr sein.
Erst als ich mich umsehe, fällt mir auf, dass der Flur leer ist. "Klar, alles bestens", ich schließe meinen Spind, "Wo sind denn alle?" "In ihren Klassenräumen. Der Unterricht hat begonnen." Verblüfft sehe ich ihn an, als er nach meinen Arm greift und mich irgendwo hinzieht. "Habe ich gar nicht bemerkt", murmle ich leise vor mich hin. Er hat es dennoch gehört und lacht. "Das habe ich mitbekommen. Du hast nicht mal Ava wahrgenommen, die an dir vorbeigegangen ist und dir ein Papierkügelchen gegen den Kopf geworfen hat."
Das kriegt sie später noch zurück.
"Was machst du eigentlich noch hier?", fällt mir auf einmal ein. Warum sollte Anton noch in den Gängen herumlaufen, wenn bereits Unterricht ist. Er zuckt allerdings nur mit den Achseln. "Ich habe mir Sorgen gemacht. Da lasse ich dich doch nicht alleine, nur um französische Vokabeln zu lernen."
Als er lächelt, regt sich irgendwas in mir. Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Bauchgegend aus, es fühlt sich ungewohnt gut an.
Scheiße, ich bin gerade auf dem Weg, Anton zu mögen!
Nun kann Valentin es nicht mehr abstreiten. Levi bedeutet ihm etwas 😏
Jetzt muss er nur noch verstehen, dass er der einzig wahre für ihn ist 😂
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