Kapitel 16
• V A L E N T I N •
Atme tief ein und aus, Valentin. Ganz ruhig. Er will dich nur provozieren, mehr nicht.
"Jetzt bist du wohl vollkommen durchgeknallt oder?", sage ich leise, aber bestimmend. Man soll mir ja nicht gleich ansehen, dass er mich vollkommen wahnsinnig macht. "Warum? Das ist doch eine ganz einfache Frage, Lenny", meint er und fängt an, über meinen Arm zu streichen. Genervt schlage ich seine Hand weg. "Lass das. Und lass mich jetzt endlich hier raus." "Erst, wenn ich meine Antwort habe. Und außerdem wollte deine Schwester noch etwas von dir."
Ich hasse diesen Typen.
"Du bist so ein-" "Na na, sag jetzt lieber nichts, was du später bereuen würdest", unterbricht er mich schmunzelnd und zwinkert mir zu, bevor er sich von mir abwendet und es sich auf der Gästecouch bequem macht. "Du weißt, dass wir auch Gästezimmer hätten?" "Ich schlafe aber lieber in deiner Nähe."
Valentin, geh einfach. Mach dir keine Gedanken über seinen Rücken. Das hat er nicht verdient und es ist auch nicht dein Problem...
Bevor ich mich von ihm abwenden kann, zieht er nochmal meine Aufmerksamkeit auf sich. "Lenny?" "Mhm?" "Träume was schönes, Honey", sagt er lächelnd, greift dann nach seinem Buch und tut, als wäre ich nicht mehr hier.
Und ich stehe wie ein Trottel an der Tür und starre ihn fassungslos an.
Was soll ich auch anderes tun? Was wäre eine angemessene Reaktion?
"Du bist ein echt schräger Vogel", murmle ich vor mich hin, während ich den Kopf schüttle, um wieder klar denken zu können.
Schnell verlasse ich das Zimmer meiner Schwester, fliehe regelrecht vor ihm. Als ich im Flur stehe, atme ich erleichtert auf.
Wieso tut er das? Hat er sich als Ziel gesetzt, mich umzupolen? Eine weitere Trophäe zu sammeln?
Eines ist auf jeden Fall klar. Ich werde diese Nacht nicht ruhig schlafen können, weil Anton höchstpersönlich nur ein paar Meter von mir entfernt schlafen wird.
Nur aus dem Augenwinkel bemerke ich Ava, die die Treppen hochkommt. Sie wirkt überrascht, als sie mich sieht. "Was stehst du denn hier draußen herum?" "Dein toller Freund ist doch nicht normal! Könntest du ihm vielleicht mal weismachen, dass ich nichts von ihm will? Er hört ja nicht auf mich." "Du musst nicht immer auf Levi herumhacken. Und wenn er dich mehr mag, dann kannst du auch nichts dagegen machen. Außerdem...was wäre denn so schlimm daran?" "Ich bin nicht schwul, verdammt!"
Hört mir hier eigentlich niemand zu?
Meine Schwester verdreht genervt die Augen und lehnt sich gegen die Wand. "Du tust immer so, als wäre es so schlimm, schwul zu sein." "Ich habe nichts gegen Homosexuelle...solange sie mich in Ruhe lassen. Das tut der da drin", ich deute auf ihre Tür, "aber nicht!" "Er macht doch gar nichts!" "Ey, ich muss bestimmt heute meine Tür abschließen aus Angst, dass er in der Nacht über mich herfällt!" Sie schüttelt aufgebracht den Kopf. "Übertreibe einfach gleich mal-" "Ich werde mit dir gar nicht weiter diskutieren. Rede mit deinem tollen Freund oder ich werde es auf meiner Art und Weise machen", ich drücke mich von der Wand ab und gehe in die Richtung meines Zimmers, "Ich werde jetzt mit Elias telefonieren", bei der Erwähnung meines besten Freundes zuckt meine Schwester zusammen, "und dabei will ich nicht gestört werden von euch Idioten!"
Mit einen lauten Knall werfe ich die Tür hinter mir zu und krame mein Handy aus meiner Hosentasche.
Elias und ich sind seit Jahren miteinander befreundet. Wir waren zuvor auf derselben Schule, haben als Ava und ich aufs Internat gekommen sind, regelmäßig Kontakt gehabt. Er hat uns auch einige Male besucht.
Es war schon etwas komisch, als er mit meiner kleinen Schwester angebandelt hatte, aber im Nachhinein hat er ihr ziemlich gut getan.
Was zwischen den beiden vorgefallen ist, weiß ich immer noch nicht wirklich. Nur, dass sie sich wegen irgendwas ziemlich gestritten haben. Seit dem will Ava seinen Namen am liebsten nicht mehr hören.
Grinsend stelle ich fest, dass Elias bereits auf meinen Anruf wartet. Schnell wähle ich seinen Kontakt aus, während ich mich auf mein Bett setze.
"Hey, Bro. Wie geht's dir so?", meldet er sich wie immer gut gelaunt. Augenblicklich fühle ich mich besser, vergesse, dass die totale Nervensäge nebenan ist. "Ich versuche, meinen Dad keine Gabel in den Hals zu rammen." "Also alles wie immer", kommentiert er lachend. Im Hintergrund höre ich ein Rascheln. Wahrscheinlich sitzt er gerade vor seinem Fernseher und isst Chips oder ähnliches.
"Und irgendwelche heißen Mädels in der Schule?" "Mir ist bisher keines aufgefallen", erwidere ich schmunzelnd. Elias hat eigentlich nur Weiber im Kopf. Warum wir die besten Freunde sind, verstehe ich manchmal auch nicht. "Alter, es könnte Olivia Wilde an dir vorbeilaufen, es würde dich einfach nicht interessieren." "Na und? Muss ich jeder hinterherjagen so wie du?" "Es würde dir definitiv nicht schaden, ein bisschen Spaß zu haben. Dann wirst du lockerer...vor allem um die Hüften herum." Ich verdrehe lachend die Augen, schiebe dabei ein Kissen zwischen meinen Hinterkopf und der Wand.
"Im übrigen klappt es, dass ich in ein paar Wochen dich besuchen komme-" "Echt? Cool, dann wird die Zeit hier wenigstens kurz mal angenehm." Er lacht. "Gibt es sonst irgendetwas neues? Wie geht's deiner Schwester?"
Manchmal habe ich das Gefühl, dass er noch nicht ganz über sie hinweg ist. Aber das zwischen den beiden ist vorbei, da wird nichts mehr passieren.
"Du kennst Ava. Sie ist überglücklich, wieder Zuhause zu sein-" "Ihr wart, wenn es um eure Eltern ging, immer verschieden. Aber es freut mich, dass es ihr gut geht." Ich höre, wie jemand im Flur ist. Dieser lacht. Es ist Anton. Dann kichert Ava. Ohne es wirklich zu realisieren, bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen. "Ja, sie hat schon ein paar gute Freunde gefunden."
Jaja, der gute Levi macht Valentin ganz schön Feuer unterm Hintern 😂
Er wird nicht so einfach aufgeben, das wird Lenny auch so langsam klar, glaube ich 😁
Was haltet ihr von Elias?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro