Kapitel 10
• A N T O N •
"Guten Morgen, Sonnenschein!" "Levi, ich hasse es, wenn du so früh gut gelaunt bist. Das ist einfach nicht normal", brummt Sasha und legt ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme ab, die auf den Tisch liegen.
Verdattert mustere ich sie. "Mit wem treibst du es denn die ganze Nacht, dass du nicht zum Schlafen kommst?" "Erstens habe ich kein Sex, das weißt du ganz genau", was ich zwar nicht ganz verstehe, aber gut, "zweitens, ich bin so müde, weil meine Nachbarn gestern Nacht irgendeine scheiß Party geschmissen haben und drittens bist du ein Idiot." "Wärst du auf diese Party gegangen, hättest du bestimmt auch eine tolle Nacht gehabt", meine ich schulterzuckend und setze mich dann neben sie.
Mein Blick fällt auf einen der noch leeren Plätze.
Wo bleibt denn mein Schönling? Er hat doch nicht etwa verschlafen? Sowas kann unser Mathelehrer nämlich überhaupt nicht leiden.
Und wie es das Schicksal so will, betritt besagte Person in diesem Moment den Klassenraum. Mr. Smith deutet auf mich, während er nach vorne zum Pult läuft. "Anton, Louis verlangt nach dir. Geh am besten jetzt schon zu ihm, da verpasst du weniger vom Unterricht."
Was will denn unser wertgeschätzter Vertrauenslehrer von mir?
Bevor ich das Zimmer verlasse, tätschle ich meiner besten Freundin, die anscheinend eingeschlafen ist, den Kopf. Unserem Lehrer ist das natürlich nicht entgangen und wirft einen grimmigen Blick in unsere Richtung. "Mr. Smith, seien Sie nicht so streng zu ihr. Sie haben doch selbst drei Töchter und wissen daher, wie schwer sie es haben könnten", meine ich augenzwinkernd, woraufhin er sich kopfschüttelnd abwendet und beginnt, ein paar Rechnungen an die Tafel zu schreiben.
Gut gelaunt gehe ich über den Flur Richtung Büro unseres Vertrauenslehrers. Louis und ich verstehen uns phantastisch. Wir haben sogar schon öfter darüber nachgedacht, für die Teenager, die etwas irgendwas beschäftigt, worüber sie sonst nicht reden würden, eine Art Gruppe zu gründen, in der sie dann ganz offen sein können.
Ich bin nicht der einzige, der sich geoutet hat, es gibt schon ein paar wenige. Aber die Schüler sollen sich sicher fühlen, keine Angst haben, zu zeigen, wer sie sind.
An Louis' Tür angekommen, klopfe ich dreimal, bevor ich das Büro betrete, gleich darauf aber überrascht am Türrahmen stehen bleibe.
Was macht denn mein Hübscher hier?
Als er mich entdeckt, verdreht er genervt die Augen. Süß. "Was willst du denn hier?" Ich gehe grinsend auf ihn zu und setze mich neben ihn. "Die Stimme eines Engels hat mich hierher geführt und sie hat mir versprochen, dass eine ganz besondere Person hier auf mich wartet." "O man, woher hast du denn den Spruch her? Aus '10 Schritte zur perfekten Schwuchtel'?" "Du findest, ich bin perfekt? Wie nett von dir", erwidere ich, ohne auf den Rest einzugehen.
"Mit dir stimmt doch irgendwas ganz gewaltig nicht", brummt er und rückt von mir ab. War heute Nacht Vollmond oder warum sind alle so schlecht gelaunt? "Willst du über irgendwas reden, Lenny?" "Nenn mich nicht Lenny, Mistkerl. Lass mich einfach in Ruhe."
Valentin wendet sich von mir ab, verschränkt die Arme und schaut auf die Tür, die in Louis' Sprechzimmer führt. Ich mustere ihn von der Seite. Er hat leichte Augenringe unter den Augen, die er nicht wirklich offen behalten kann. Seine Haare sind noch verwuschelter als sonst.
"Du hast wohl nicht viel Schlaf bekommen", stelle ich fest. "Hast du schlecht geschlafen? Oder vielleicht Ärger Zuhause?" "Kannst du nicht einfach deine Schnauze halten?" "Nicht bevor ich keine ehrliche Antwort habe." Er sieht mich ausdruckslos an, beugt sich dann zu mir vor. Meine Augen weiten sich, als sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist, ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann. "Ich hatte den besten Sex meines Lebens. Deshalb habe ich wenig geschlafen. Bist du nun zufrieden?"
Habt ihr das gehört? Das war mein Herz, das in mehrere einzelne Teile zerbrochen ist.
Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll und wende mich schweigend ab.
"Schön, dann haben wir das ja jetzt auch geklärt", meint er und steht auf. Ich presse meine Lippen aufeinander, während ich ihm dabei zusehe, wie er auf die Tür zugeht und anklopft. Ohne auf eine Antwort zu warten, reißt er sie auf und wendet sich Louis zu. "Hören Sie, Herr Vertrauenslehrer, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, in Ihrem dämlichen Wartezimmer zu warten. Ich muss auch noch in den Unterricht."
"Valentin, richtig? Du kannst mich gerne dutzen, ich bin Lo-" "Schön, das interessiert mich wenig. Was wollen...willst du?" Eigentlich kommt jeder mit ihm gut klar, deshalb ist es Louis nicht gewohnt, dass man so mit ihm redet.
"Du müsstest ihn ja schon kennen", er deutet auf mich. Ich zwinge mir ein Lächeln ab, "Ich wollte mit euch beiden reden. Würdet ihr kurz reinkommen?" "Nicht, bevor ich nicht weiß, was du willst. Wegen irgendeinen Scheiß will ich nämlich nicht den Unterricht verpassen." "Valentin", beginne ich, bin dann aber still, als sich unsere Blicke treffen. Bilder von ihm und irgendein Weib in meinem Kopf machen mich verrückt.
Louis lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und tritt einen Schritt zu Seite, damit wir eintreten können. Valentin schaut zwischen mir und ihm hin und her, geht dann aber genervt rein. "Einer der schweren Sorte", flüstert Louis mir zu, als ich an ihm vorbeigehe. "Er kann auch zahm sein, wenn er will", erwidere ich, obwohl ich nicht weiß, ob das der Wahrheit entspricht.
Wir wissen alle, was Valentin diese Nacht wach gehalten hat. Es war auf jeden Fall kein Mädchen 😋
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