𝗥𝗘𝗜𝗡𝗦𝗧𝗘𝗦 𝗖𝗛𝗔𝗢𝗦
VOR NEUNZEHN STUNDEN UND SIEBENUNDFÜNFZIG MINUTEN
ZUVOR
ᴀᴀʟɪʏᴀʜ
EIN LAUTES GERÄUSCH LÄSST
mich plötzlich mitten in meinem Tiefschlaf hochfahren. Zuerst denke ich, ich hätte es mir nur eingebildet, doch als sich in wenigen Sekunden ein weiteres Geräusch ertönt, setze ich mich hastig auf und blitzle mehrmals gegen die erhebliche Müdigkeit, die sich in mir noch träge festsitzt. Mein Puls fängt unkontrolliert an, sich schneller zu beschleunigen, mein Atem verlässt nur stoßweise meinen vertrocknen Mund. Ich lasse meine Augen für eine kurze Zeit in der Dunkelheit meines Zimmers schweifen. Der Mond spendet mir minimal Licht im Dunkeln, so dass ich geringe Konturen meines Zimmers erkennen kann.
Mit einer Hand schiebe ich die warme überschlagene Decke von mir, um mich vorsichtig an die Bettkante zu setzen, dass ich mit Mühe tue. Als meine nackten Füße den eiskalten Boden berühren, überkommt mich eine eiserne Gänsehaut und ich seufze auf. Vereinzelnde Haarsträhnen lösten sich aus meinem lockeren Zopf und sperren mir die Sicht, während ich mich mit beiden Händen stütze, um mich erst einmal zu regulieren. Das faule Gefühl in meinem Bauch wird zumal immer stärker. Die Kämpfe in meinem Inneren breiten sich konstant umher. Mein Kopf schwankt leicht vor sich hin und schaudere als mich unerwartet ein frostiger Windzug streift. Die aufkommende Kälte bläst mir mitten ins Gesicht. Es hinterlässt einen Schauer über meinen Rücken wandern. Meine versteiften Muskeln verkrampfen sich und lassen meine Augenlider für einen Moment schließen.
Gott ist mir kalt.
Was zum...
Woher kam auf einmal die merkwürdigen Geräusche her?
Ich öffne nach fünf Sekunden meine trägen Augenlider, um einen Blick auf die Uhr zu werfen, die auf der Kommode liegt - zwei Uhr dreiundzwanzig.
Sollte ich vielleicht nachsehen, woher die Geräusche herkommen?
Leise stöhne ich auf Hege mit dem Gedanken, mich wieder ins kuschelige Bett zu legen, um meinen tief gesunkenen Schlaf nachzuholen,
dass ich dringend benötige. Doch werde mit einem Mal von meinen eigentlichen Gedanken plötzlich scharf unterbrochen. In unmittelbarer Nähe nehme ich auf die Sekunde ein lautes Gepolter wahr, das sich in meinen Ohren legte und die Panik ausbricht, als hätte irgendjemand einen schweren Gegenstand mit aller Kraft gegen die Wand gedonnert. Ich zucke mächtig in mich zusammen. Das unheimliche laute Hallen der vereinzelten Glassplittern durchzuckt jeden Muskel meines Körpers mit einem erschreckenden Zittern, das sich in keinster Weise normalisiert, sondern nur noch stärker an die Oberfläche drang.
»W-was-«, will ich vor Schreck sagen,
doch es bleibt mir wahrhaftig im vertrocknetem Hals stecken. Ich ziehe scharf die eingeatmete Luft ein und halte meinen gesamten Körper starrt. Das warme fließende Blut in meinem gesamten Körper, höre ich bis zu meinen Ohren rauschen. Meine beiden eiskalten Hände krampfen sich instinktiv fester um die flauschige Bettdecke zu Fäusten zusammen, dabei biss ich so fest ich konnte meine Zähne aufeinander um jegliche Angst das sich in mir barrikadiert hat zu bändigen.
Was zur Hölle...
Was zum Teufel war das?!
Im Augenblick dreht sich alles in mir. Kältewellen durchzucken meinen Körper, meine Muskeln verkrampfen sich stärker in sich zusammen und ich habe mit einem Mal wahnsinnige Schwierigkeiten, mich zu bewegen, lediglich auch nur neubaren Sauerstoff aus meiner Luftröhre zu bekommen. Meine Augen weiten sich am Klang der zerschmetterten Scherben, während die Härchen an meinen Armen zu Berge stehen und mir ein Schauer -mit einer Wucht- über meinen Rückgrat währt.
Ich muss eindeutig meinen Verstand verloren haben, anders kann ich es mir nicht erklären. Ich werde mitten in der Nacht aus meinem Schlaf gerissen, als unerklärlicherweise Geräusche zu hören sind. Mit einem Schlag schmettert ein Gegenstand unmittelbar in meiner Nähe und lässt mein rasendes Herz kurz vor dem Stillstand bewahren.
Das dürfte doch nicht wahr sein.
Was um alles in der Welt passiert hier?!
Langsam lasse ich meinen angehalten Atem hervor und versuche, jegliche Angst, dass sich in mein Gedächtnis eingraviert hat, zu lindern. Ich durfte jetzt bloß keine Sekunde länger Zeit verschwenden, dass die Gefühle der Schwäche die Oberhand erobert. Auf gar keinen Fall, durfte das passieren. Fest entschlossen lockere ich meinen festen Griff um die Decke und erheb mich von der Bettkante. Mit wackligen Beinen schreite ich ganz vorsichtig in der Dunkelheit zur verschlossenen Tür. Mit zitternden Finger und wild schlagendem Impuls teste ich mich durch, bis ich die kalte Türklinke finde und mit einem festen Griff umschließe.
Was mich wohl hinter der Tür erwartet?
Die Tür lässt sich mit einem leisen Knacken öffnen. Für einen Moment bleibe ich regungslos -mucksmäuschenstill- am Türrahmen stehen, um weiter lauschen zu können. Jedoch herrscht eine Totenstille, sodass man meinen beschleunigtem Atmen hören konnte. In mir fängt es wahnsinnig an zu kribbeln. Das Gefühl der Unruhe tobt in mir und wird zu jedem Atemzug kräftiger. Ein gedämmtes Licht welches aus der Tür durchscheint, lässt mich schon erahnen, woher die Geräusche stammen.
Verdammte Scheiße!
Mit einem Schlag gefriert mir das Blut in den Adern. Ein stumpfer Schrei ertönt schlagartig in Richtung links von mir aus dem Zimmer meines älteren Bruders. Ich schlage mir die Hand vor den Mund und ziehe mich ruckartig zurück, dabei halte ich endgültig meinen Atem an. Ich brauche einen Moment, um erst einmal zu realisieren, was auf alles in der Welt hier passiert. Doch mein Verstand ist total benebelt. Ich konnte mich kaum auf eigenen Beinen halten, als sich seine tiefe Stimme bemerkbar macht.
»Dieser elendige Bastard! Wie konnte er mich verraten?!« Seine Stimme ist von brennender Wut überdeckt. In Ihm herrscht ein gewaltiger Tornado, der mich an Ort und Stelle eingefriert. Ein überaus wahnsinniges Zittern erging mir nicht, das sich bis zu Mark und Knochen zieht. »Ich werde Ihn umbringen, das schwöre ich dir, bis dieser dreckiger Hurensohn gewünscht hätte, niemals geboren worden zu sein.», zischt er noch wütender und schlägt fest gegen irgendwas ein, das bis in den Wänden hallt. Ich spüre die Vibration bis zu meinen Zehenspitzen nieder.
Gott, was passiert hier?!
»Wie soll ich mich beruhigen, Junge. Weißt du eigentlich, wer jetzt hinter mir her ist? Scheiße, die werden mich umbringen. Die werden mich in Stücke zerreißen, meinen leblosen Körper in Schutt und Asche verbrennen!«
Ach du Scheiße... was passiert hier?
Was um alles in der Welt ist in Ihm gefahren?!
Das muss ein einziger Albtraum sein.
Das...das ist nicht echt!
Du musst es eindeutig träumen, Aaliyah.
Mein Hals schnurrt sich zu. Völlig unter Schock starre ich ins Leere. Dabei pocht mir das Herz wie wild gegen meinen Brustkorb. So schrecklich sehr, dass jeder Atemzug, der meine Brust dehnt, schmerzt und befürchte, es könnte jede Sekunde katapultiert werden. Ich presse so fest, es nur geht, meine Augenlieder zusammen um das jetzige Geschehen, das sich permanent in meinen Kopf wiederholt, so weit wie möglich zu verdrängen. Das ist alles nicht wahr. Das kann nicht sein. Ich drücke meine rechte Hand fester um meinen Mund, da ich fürchte, dass sich für jeden Atemzug ein stiller Schrei aus meiner Lunge drängen mag.
»Willst du mich verarschen! Woher soll ich bitte zwanzigtausend Euro auftreiben?!«, brüllt er in rasender Feindseligkeit. Der Zorn in Ihm bröckelt sich zu einem aufflammenden Feuer zusammen. Er platzt förmlich vor Wut. Die Art - seines gewaltsamen Wutausbruchs- ist mir in zwanzig Jahren keineswegs zur Geltung geraten. Es war mir völlig Fremd. Vollkommen auswärtig. Ein Chaos an Furcht flutet sich bis zu meinen Zellen nieder. Es brennt überall im Körper bis zu meiner kühlen Haut herab.
Zwanzigtausend... Euro?
Hatte... hatte ich das richtig verstanden?
Oh Gott!
In was hat er sich hineingeritten, verdammt?!
»Soll jeder seiner verfickten Leute herkommen, ich werde jeden einzelnen von Ihnen mit meiner Basey zerschlagen. Jeden einzelnen Stück für Stück massakrieren. Alle werden um Ihr Leben betteln, das verspreche ich dir. Und Ihn erst recht. Er soll beten, dass er stirbt, bevor ich ihn auch nur zu Gesicht bekomme. Er soll um sein Leben beten!«
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