𝗘𝗜𝗡𝗕𝗥𝗨𝗖𝗛
ᴀᴀʟɪʏᴀʜ
ICH BETRETE MIT UNSICHEREN
Schritten den dunkleren, leerstehenden Flur.
Ein Loch umhüllt liegt vor meinem Augenlicht in seiner schwarzen Pracht. Das fahle Mondlicht schimmert durch alle eng anliegenden Räume hindurch und sorgte somit für eine spärliche Beleuchtung im fatalen Dunkeln. Mein unregelmäßiger Atem ist das einzige, das mein Gehörsinn wahrnimmt, außer der beängstigende Totenstille und pure Einsamkeit dieses gefühllosen Hauses.
Die Tränen welche mir über die Wangen tropfen, waren gelegentlich ausgetrocknet. Das Brennen meiner Augen spüre ich unveränderlich. Es lässt meine Haut regelrecht glühen. Ich reibe mir die Augen, wobei sich alles dadurch gereizter fühlt, als es schon zutraf. Das erhebliche Gefühl und der tief artige Schmerz zerschlag sich regelrecht, jedoch bewahre ich die innere Ruhe. Ich durfte die Fassung unter keinen Umständen verlieren. Ich durfte meine Emotionen kein weiteres Mal preisgeben.
Nicht nochmal!
Ich berühre mit ausgestrecktem Zeigefinger behutsam die Außenwand, schließe meine Augenlider und mein Schatten folgt mir dicht auf die Fersen. Die kühle Wand fühlte sich kahl und rau an, was mir ein mulmiges Gefühl in meiner Magengrube verursacht. Mein gesamtes Leib spürte die Kälte, der monumentale Anwesen bis in die Zehenspitzen. Das Erdrückende, Unheimliche und Lautlosigkeit lassen mich eigenhändig verlassen und ausgegrenzt dieser weiten Welt. Eine Welt mit überflüssigem Leid und Angst zurück.
Eine innere Unruhe macht sich in mir breit. Zögerlich setze ich einen Fuß vors andere und versuche, den leer stehenden Flur möglichst geräuschlos in Bewegungsrichtung einzuhalten. Dabei halte ich unbewusst die eingestaubte Luft in meiner Luftröhre an. Der Boden unter meinen Schritten knarrt hörbar, doch ich lasse mich davon nicht beirren und bewege mich weiterhin langsam weiter. Es war äußerst ungewöhnlich, in so einer kritischen Lage bei jemand Fremdes – demjenigen, sein privates Wohlbefinden aufzufinden und herumschnüffeln. Dafür könnte ich mich selbst ohrfeigen für meine unsinnige Tat.
Und dies mehrfach mal.
Hierfür habe ich absolutes Verständnis gegenüber demjenigen, leider gibt es für mich keine einzige Möglichkeit, als in diesem einzubrechen. Mir waren eindeutig die Hände gebunden. Leider viel zu fest zugebunden. Es gibt keinen anderen Ausweg, als mich zu verstecken und zu hoffen, dass die Situation nicht weiter ausartet. Das Schicksal meint es echt nicht gut mit mir. Die Grundlage im jetzigen Zeitpunkt ist, dass ich mich vorerst in Sicherheit befinde und somit erst einmal unbedeckt bleibe, zumindest für eine gewisse Weile. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, während ich mich schon in diesem anwesend aufhalte und es nun zu spät ist für einen Rückzug, wäre es doch vielleicht angebracht, eine Nacht hier zu verbringen.
Aber nur bis die Luft rein ist!
Mein Herzschlag beschleunigt sich zu jedem einzelnen Schritt, den ich nehme, dabei atme ich vorsichtig tief durch. Meine Augen gewöhnen sich nach langem an die Dunkelheit und schweifen mit purer Neugier in das Anwesen umher. Das schmal gesteckte Korridor wirkte instinktiv unheimlich und total verschlossen auf mich, während sich ein kalter Schauer über mich zieht und mir ein Blick genügt. Die Gestaltung war nicht im geringsten ansatzweise erkennbar, kein einziges Merkmal, das mir ins Auge fiel. Weder bewundernswerte Bilder, ein Spiegel oder ein besonderes Exemplare vom Eigentümer.
Rein gar nichts.
Einzig und allein schmücken dunkle Holztüren das gesamte Anwesen, die sich links und rechts von mir geschlossen hält. Das Gefühl, hier am falschen Platz zu sein, wieder immer stärker. Ein Gefühl, plötzlich von der Dunkelheit verschluckt zu werden, je mehr man sich hier aufhält.
Das darf mich nicht einschüchtern lassen.
Das auf keinen Fall!
Straff ziehe ich die Schultern zurück, meine Augen nach vorn gerichtet schreite ich zielstrebig weiter geradeaus. Die Beherztheit schoss allemal aus mir heraus, ich hatte ganz sicher nichts mehr zu verlieren. Absolut gar nichts mehr. Die Kraft war mir schon größtenteils ausgeraubt, für mich gab es nur diesen Weg.
Die endlose Strecke, indem ich mich allmählich nähre und letztendlich im Wohnraum befinde, das ich an der überdurchschnittlichen Räumlichkeit feststellen konnte. Im Gegensatz zum Flur scheint hier regelrecht das Mondlicht durch die Glasfront hindurch und sorgte für eine helle Ausleuchtung. Links von mir hält sich ein länglicher Tisch auf, dieser war aus massivem Holz angefertigt worden und strebte sich bis zum Ende des Raumes. Daneben befindet sich zwei Kommoden identisch dem Esstisch nahe. Rechts meinerseits platzierte sich ein kleines gemütliches Ecksofa gegenüber diesem steht ein viereckiges Antennenfernseher, dass ich wahrhaftig an dem Antennenanschluss zur Kenntnis nehme.
Es erinnert mich hierbei buchstäblich aus meiner Kindheit. Die Erinnerung daran lässt mich einmal danach sehnen. Danach sehnen wie wir zu zweit an jedem Abend auf der kleinen Coach es uns gemütlich gemacht hatten und unser Lieblings-Cartoon auf dem Bildschirm erschien. Ein unbeschreibliches Gefühl. Es war unser tägliches Ritual als Geschwister.
Wie gern ich die Zeit einen Moment zurückdrehen möchte.
Ich werfe in Gedanken versunken einen Blick aus dem Fenster, als ich die Vorhänge vorsichtig zur Seite schiebe, um mir einen Einblick nach draußen zu verschaffen. Aus der Ferne beobachte ich, wie der Windzug am Fenster prallte, die Bäume herumwirbeln und der Himmel strahlend dunkel sich offenbarte. Dabei kann ich es nicht verhindern, in Erinnerung zu schwelgen. Wie es wohl Anis geht? Ich hoffte vom tiefsten Herzen, dass sich mehr oder weniger die jetzige Situation legt höchst - endet. Und das Geld gut übermittelt worden ist.
Im nächsten Moment erwartet mich ein unvorhersehbares Klicken an der Eingangstür und mit einem Mal werde ich aus meinen Bedenken hergerissen. Meine Augen weiten sich und mein Herz fängt unkontrolliert an, schnell zu schlagen. Es explodiert mir jeden Moment im Sekundentakt aus der Brust. Mein letzter Atemzug verblasste, als die Person den Lichtschalter betätigte. Wie versteinert stehe ich am selben Fleck ohne jegliche Intention. Keinerlei Regung meines Körpers. Im geschockten Zustand lauschte ich jedem einzelnen Schritt, die die Person hinterlegte und sich ihren Weg zum Anwesen nährte.
Oh Gott!
Nein,
nein,
nein!
Aaliyah, das wars mit dir endgültig!
In meinem Impuls heraus schreit alles in mir: »Tue sofort was, sofort!« Und das lass ich mir nicht zweimal sagen. Ohne mir noch einen einzigen Gedanken zu verschwenden, treten meine zittrigen Beine etliche Schritte zurück. Meine Augen suchen permanent nach einem guten Versteck, doch vergebens. In jeder Hinsicht würde man mich aushändigen.
Das war's dann endgültig mit mir.
Ich sollte mich für ein und allemal von meinem Leben verabschieden.
Doch gerade als ich für einen kurzen Augenblick mein gesamtes Leben an mir vorbeiziehen sehe, visierten sich meine Augen starr die Tür des Wohnzimmers, die einen Spalt geöffnet ist. Mit hastigen Schritten nähre ich mich und presste meinen Körper wortwörtlich hinter die Hauswand. Ich schlucke schwer, doch der Kloß in meinem Hals scheint mit jedem Atemzug, den ich einatme, viel schwerer zu werden. Als mein Herz anfängt, in meiner Brust schlussendlich zu kollabieren. Mein Mund ist staubtrocken und meine beiden Hände, die sich fest an der Umhängetasche festkrallte, zittern wie verrückt. Ich versuchte meine innere Ruhe zu bewahren. Ich durfte mich jetzt nicht bewegen, weder Atem noch in irgendeiner Hinsicht bemerkbar machen.
Das auf gar keinen Fall.
Bitte lieber Gott, steh mir bei!
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