Simple Chemistry - XXVIII
Ivory
Die Aussicht aus dem Fenster war wunderschön. Man konnte direkt auf den Canal Grande und die Rialto Brücke schauen, auf dem sich die Gondeln wie im indischen Verkehr aneinander vorbei manövrierten. Und das -es sei bemerkt- ohne dass irgendjemand ins Wasser fiel. Ich seufzte vertäumt auf und hörte Ella am anderen Ende des Telefons kichern. »Bring dir was Schönes aus Venedig mit, Ivy. Am besten irgendwelchen Schmuck! Ist da zwar verdammt teuer aber fast so schön wie nirgendwo anders.«
Sie musste es schließlich wissen, die Fashion-Ikone Ella Marshall.
»Mich hat heute schon der Kaffee Fünf Euro ärmer gemacht«, ich lehnte mich gegen die Fensterbank. »Hätte Granny mir das nicht sagen können?«
»Sei ehrlich kleine Schwester, du hättest es sowieso nicht beachtet...« wir wussten beide, dass Elle Recht hatte, also schwieg ich und biss mir grinsend auf die Unterlippe.
»Und soll ich dir und Rob was-«
»Könnten sie jetzt vielleicht mal aufhören zu telefonieren und mich bemitleiden?!« ich ließ mein Handy aufgeschreckt fallen und sah zu Chanel, die auf dem Krankenhausbett lag, ihr Knöchel fest verbunden.
Auch Brittany und Jaden -die auf dem anderen Bett irgendwie beieinander lagen und in einen passiven Halbschlaf abgedriftet waren- schreckten auf. »Schöne Scheiße.« ich verzog mein Gesicht, als ich einen neuen Kratzer in meinem Display bemerkte. Danke dafür Chanel. Ich lief zu ihr und blieb neben ihrem Bett stehen, nahm sanft ihre Hand. »Immerhin ist er nicht gebrochen«, versuchte ich sie zu beschwichtigen. »Es hätte weitaus schlimmer kommen können - stell dir mal vor er wäre gebrochen und du müsstest die restliche Zeit mit 'nem fetten Gips rumlaufen.«
»So was von nicht sexy«, murmelte Brit und rieb sich ihre Augen, als sie neben mir stehen blieb. Schuldig sah sie zu Chanel. »Es tut mir so unendlich leid Süße... wer hätte denn auch ahnen können, dass du stolperst und dir den Knöchel verknackst...«
Irgendetwas in Brittany's Stimme sagte mir, dass das nicht ganz die Wahrheit war und der mörderische Blick, den Chanel ihrer besten Freundin zuwarf, bestätigte das fast unwiderlegbar. »Ja«, zischte sie. »Wer hätte das denn auch ahnen können, Brittany.«
»Hey Chanel«, Jaden nahm Chanel's Hand und lächelte sie an, wodurch ihre Wut verflog und sogar ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zurückkehrte. »Sogar mit Gips würdest du noch super aussehen.«
»Ich ähm... ich helf' Mace draußen dann mal mit dem ganzen Papierkram - der Arme ist bestimmt schon völlig überfordert«, redete ich mich geschickt aus dem Geschehen heraus, sodass ich das Zimmer verlassen konnte, denn es wurde mir grade echt unangenehm. Brittany hatte genau denselben Ausdruck wie ich auf dem Gesicht, denn auch wenn Jaden Lächelte, konnte man ihm an den Augen ansehen, dass Chanel ihn längst verloren hatte. Brittany wusste es, Louis wusste es, Liam wusste es, Mace wusste es und ich wusste es auch - entweder sie sah es nicht, oder sie wollte es nicht sehen, klammerte sich an den Gedanken, dass alles so war wie es vor einiger Zeit war. Und ich wollte nicht diejenige sein, die sie mit der Wahrheit konfrontierte. Dafür war sie mir viel zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich ihr ihres -und damit auch ein Stück weit meines- brechen könnte.
Stumm verließ ich das Zimmer und machte mich psychisch schon mal darauf gefasst, einen vollkommen überforderten Kanadier mit einem Stapel Formularen zu sehen, der nicht wusste was er tun sollte. Doch meine Augenbraue hob sich, als ich sah was stattdessen passierte. »Das darf doch jetzt nicht wahr sein.«
Mace saß schlafend auf einem der Krankenhausstühle, sein Kopf gegen die Wand gelehnt und sein Mund leicht geöffnet. Auf seinem Schoß lagen die Köpfe von Liam und Louis, die sich beide schlafend über die restliche Stuhlreihe ausgestreckt hatten, während der Rest der Klasse gegenüber saß, ebenfalls schlief, am Handy zockte, leise quatschte oder Kaffee aus dem Automaten am Ende des Ganges schlürfte.
Ich blieb vor den dreien stehen, verschränkte meine Arme vor der Brust und räusperte mich lautstark. Doch ich erhielt nicht mal irgendeine Reaktion, außer ein leises Brummen von Liam, ein Schniefen von Louis und nichts von Mace, der anscheinend so krass müde zu sein schien. Okay, es war drei Uhr früh und bisher hatte er kein bisschen Schlaf abbekommen, er durfte durchaus müde sein. Aber das... sollten Lehrer nicht eigentlich Vorbilder sein und- wisst ihr was? Vergesst das ganz schnell wieder, ja?
»Gib mal her Hope.« ich nahm ihr die Wasserflasche aus der Hand, was sie natürlich gleich wieder zum Rumzicken brachte, und schüttete den restlichen Inhalt großflächig über die drei schlafenden Jungs, die fast sofort ihre Augen aufrissen und hochfuhren. »Ich kauf dir gleich 'ne Neue, okay?«
Hope nickte mit einem leichten Grinsen, als sie sah, wie ihr Bruder sich das Wasser aus dem Gesicht strich als wäre er ein Waschbär, Louis sich immer wieder durch die Haare fuhr, und nicht richtig realisieren konnte was gerade passiert war, und Mace einfach nur geschockt an sich herunter sah und sein fast komplett nasses -ich betone weißes- Shirt anstarrte. »Guten morgen«, trällerte ich euphorisch.
»Du unausstehliches Drecksstück«, grummelte Mace dunkel. »Das war doch pure Absicht!«
Ich lächelte nur und deutete Liam und Louis, dass sie mal nach Chanel und den anderen beiden sehen sollten, bevor ich mich wieder an Mace wandte, der inzwischen etwas angepisst vor mir stand. »Eigentlich nicht«, ich deutete mit einem Finger langsam an seinem Oberkörper nach unten und grinste. »Baer wenn ich's mir jetzt so überlege... war es die beste Idee die ich hätte haben können.«
Sein eiskalter Blick traf mich wie ein Eisberg, doch dann fing er an zu lachen und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. »Du bist doch echt zu blöd.«
Ich zuckte bloß meine Schultern, setzte mich auf einen Stuhl der nicht nass war und winkte ihn zu mir. »Und jetzt schlaf Baby.«
Er seufzte, legte aber seinen Kopf in meinen Schoß, streckte sich aus und schloss seine Augen. »Hättest du mich dann nicht einfach gleich schlafen lassen können Ivy?«, murmelte er müde. Ich lächelte leicht und fuhr mit einer Hand immer wieder durch die Haare, was ihm sogar zu gefallen schien. War der Mann halb Katze?
»Hätte ich.«
📚
»Oh heilige Scheiße wir werden noch untergehen.«
Unsicher warf ich einen Blick zu Mace, der die Gondel langsam durch die Kanäle von Venedig steuerte und immer wieder lachen musste, als er mein bleiches Gesicht sah. »Mach dich mal locker Sonnenschein, der Captain hat alles total unter Kontrolle.«
Ich geb dir gleich mal Sonnenschein.
Nur für's Protokoll: es war nicht meine Idee gewesen diesen verdammten Kahn zu mieten und damit die vier Stunden Freizeit am nächsten Tag durch Venedig zu schippern. Nicht, dass ich Boot fahren nicht mochte, ich traute einzog und allein Mace nicht, der das Ding immer wieder absichtlich zum Wackeln brachte, um mich in Panik zu versetzten.
»Wir hätten doch in diese verdammte Oper gehen sollen«, beschwerte ich mich und sah zu Mace, der im hinteren Teil des Bootes stand, während ich vorne saß. Er winkte lediglich ab. »Pff, Oper... Ivy es gibt so viel besseres, was wir machen können.«
»Zum Beispiel?«
»Das hier, einfach planlos durch die Stadt rennen, du könntest mich küssen-«
Ich lachte empört auf. »Ja, das würde dir gefallen, was?«
Er zwinkerte mir zu, was mich grinsen ließ. »Dir etwa nicht?«
Touché.
»Aber wenn du so auf Opern stehst...«, er warf mir ein unwiderstehliches Lächeln zu, doch ich ahnte nichts Gutes. »Il sole mio, sta in fronte a te! Il sole, il sole mio, sta in fronte a te!«
Ich spürte wie meine Wangen unglaublich heiß wurden, als ich mir eine Hand vor den Mund hielt und zu Mace sah, der von dem anderen Italienern und Touristen, die über die Brücken schlenderten oder in Gondeln an uns vorbei fuhren, teilweiße verstörte, teilweiße belustigte Blicke zugeworfen bekam.
Doch was ich im Moment noch lieber tun würde, als mich vor Peinlichkeit in Luft aufzulösen, war Mace zu mir zu ziehen und hier und jetzt in Grund und Boden zu küssen. Immerhin sang er gerade il sole mio für mich.
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Das Wattpadbuch, das aus dem Newsfeed stieg und verschwand.
Leute ich hatte gestern die Panikattacke des Jahres. La cage au fou war für ein paar Stunden einfach... verschwunden. Weg. Als hätte es nie existiert.
Aber dank dem Wattpadteam sind Mace und Ivory unversehrt zurück! Danke an die Leute, die geholfen haben meine Story zu retten💞
Außerdem -haltet euch fest- sind WIR Gewinner des Kiss on the Lips Awards 2o18! Wir haben den unglaublichen 2. Platz gemacht! AAAAAAHHHHH! Ich hab mich da eigentlich bloß aus Spaß angemeldet, weil ich dachte, wieso nicht? Aber... oh mein Gott... wir haben's tatsächlich auf's Treppchen geschafft...
Hier ist eine Tröte und etwas Konfetti. 🎉
Chanel liegt im Ospedale... danke Brittany.😂
Jaden und Hope oder doch Jaden und Chanel? Für wen seid ihr?
Mace... ganz ein Süßer, mit il sole mio... seid ihr stolz auf ihn?
Na ja, wie sehen uns bald wieder meine Komuniti, dann hoffentlich ohne Schreckensmomente und damit sage ich, Taschau mit V,
~May&Bae
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