Simple Chemistry - III
Ivory
»Ja, danke trotzdem Carter.«
Er lächelte entschuldigend und wandte sich wieder seiner Klasse zu um mit dem Unterricht fortzufahren, während ich ernüchtert die Tür hinter mir zuzog und den Gang entlang trottete. Nicht nur, dass ich jetzt schon frei hätte, da ich nur die ersten drei Stunden unterrichten musste, sondern auch deswegen weil ich inzwischen schon alle anderen Lehrer gefragt hatte, ob sie mit nach Italien kommen könnten.
Und Carter fand ich persönlich eigentlich echt cool und nett. Er gehörte auch zu den jüngeren Lehrern hier an der Schule (es waren insgesamt fünf - welch beeindruckend große Zahl) und erinnerte mich mit seinem Aussehen; den dunkelblonden, welligen Haaren die ihm bis auf die Schultern reichten, der sonnengebräunten Haut und den blauen Augen immer an einen Surfer. Aber er flog mit seiner eigenen Klasse nach Spanien und konnte daher nicht mit. Schade, denn mit ihm oder Annika wäre alles bestimmt viel lustiger und besser geworden... aber man kann eben nicht alles haben.
Ein letztes Mal sah ich auf die Liste mit Namen und strich "Carter Kings" davon, genauso wie alle anderen davor auch. Der letzte Name auf der Liste und eine eilig hingekritzelte Raumnummer daneben waren noch übrig - Mace Sparks, 301.
301 - das war einer der Physikräume. Annika hatte in den letzten Tagen mal nur wegen diesem Typen angerufen und dann stundenlang darüber geredet wie heiß er doch wäre. Aber ich hatte mein Handy auf stumm gestellt neben mir liegen gelassen, während ich mir Abendessen gekocht hatte und immer mal wieder ein "ach echt?", "ist ja unglaublich!" oder ein "das glaub ich dir" von mir gegeben. Ich war... nicht die beste Zuhörerin wenn es um so etwas ging.
Der Raum war schnell gefunden, doch als ich anklopfen wollte drang lautes Lachen von Innen zu mir. Er unterichtete gerade meine Klasse und wurde da drin gerade wahrscheinlich auf's übelste gemobbt. Ob er mir leid tat? Vielleicht ein ganz kleines bisschen. Meine Klasse konnte ein einziger Albtraum sein wenn sie wollte. Unbeirrt klopfte ich kurz und trat wenig später auch schon in den Physiksaal ein.
»Uhm... hi«, sagte ich grinsend, als ich sah, dass Mister Sparks gerade versuchte einen Handstand auf der Kante des Pults zu machen und es dann auch tatsächlich schaffte. Aber als Louis und die anderen mich dann bemerkten und alle "Hey Miss Capwell!" riefen, schien auch der aktuelle Lehrer meine Anwesenheit wahrzunehmen, sodass er sein Gleichgewicht verlor und mit einem dumpfen Knall hinter dem Pult auf den Boden knallte. Schmerzvoll verzog ich mein Gesicht, da der Boden hier nicht gerade aus weichen Wattewolken bestand.
»Mir geht's gut... alles okay«, hörte man ihn hinter dem Pult und kurz darauf stand er wieder und klopfte sich den imaginären Staub von seinem Shirt. »Und das war ein bildschönes Resultat von welcher Kraft?«, fragte er die Klasse und lehnte sich gegen das Pult. Sofort schossen ein paar Hände in die Höhe -das kannte ich sonst nur aus meinem Unterricht, sonst war meine Klasse faul wie sonst was-, ich selbst hielt mich erstmal im Hintergrund.
»Jaden?«
»Muskelkraft?« ein paar Cheerleader fingen an zu kichern.
»Fast«, meinte Mace. »Aber mit Muskelkraft lässt sich die eigentliche Kraft nicht lange überwinden.«
»Ich weiß es! Ich weiß es!«, schrie Chanel dazwischen.
»Also Chanel, lass uns an deinem glorreichen Sieg über Make up, Schuhe und Jungs in deinem Hirn teilhaben«, grinste er. Chanel wirkte etwas beleidigt, lag mit Schwerkraft aber richtig.
»Mister Sparks?«
»Was los Louis?«
Louis deutete auf mich. Anscheinend hatte Mace mich völlig vergessen, was ich ihm nicht übel nahm, da ich dies ebenfalls sehr oft tat. Ertappt lachte er auf und fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare. »Oh wir haben eine Lady hier, zu ihren Diensten my Lady. Ich bin Mace«, scherzte er.
»Ich nicht«, sagte ich und lief auf ihn zu. »Aber du bist meine -oder eher deren-«, ich deutete über meine Schulter auf die Klasse, »letzte Hoffnung auf Italien.« ein unruhiges Gemurmel entstand hinter mir, während ich vor Mace stand und ihm in die Augen sah. Er dachte nach und sah mich die ganze Zeit durch an. Wir kannten uns so gut wie gar nicht; vielleicht eine zufällige Begegnung unter Stress am Drucker oder der Kaffeemaschine (der Kaffee war widerlich, glaubt mir). Gerade wollte er antworten, als erneutes Rufen ihn unterbrach. »Bitte Mister Sparks! Mit Miss Capwell und Ihnen wird das die coolste Klassenfahrt überhaupt«, rief Bethany und alle stimmten ihr nickend zu.
»Und ich will mir 'ne heiße Italienerin klären.«
»Klappe High school musical!«, erwiderte ich und drehte mich kurz zu ihm um, woraufhin er unschuldig seine Arme hob als wäre er so unschuldig ein... ein... ein weißes Blatt Papier.
Mace verkniff sich knapp sein Lachen und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. »Weil du ja auch so gut Italienisch kannst Bro. Die einzige die sich einen heißen Italiener klären wird ist sie hier«, sagte er lachend und deutete auf mich, was mich kurz sprachlos machte.
Erstens: er war auf dem Bro-Level mit seinen Schülern?
Zweitens: Wie zur Hölle kam er drauf, das zu sagen?
»Wie auch immer«, tat ich ab bevor die Situation ausarten würde. »Kommst du jetzt mit?«
Er seufzte tief auf und hielt sich eine Hand gegen die Stirn, als würde er an einer schweren Matheaufgabe grübeln, meine Chancen, dass er mitkam, standen echt schlecht - umso mehr überraschte es mich, was er sagte: »Alles klar Capwell. Deal - ich helfe dir mit der Analphabeten Squad.«
📚
»Ella bitte«, stöhnte ich und versteckte mein mein Gesicht hinter dem Kragen meiner Jacke. »Halt die Stäbchen richtig oder ich muss dir damit die Augen austechen.«
Meine Schwester lachte erheitert auf und schob sich gleich noch umständlich eine weitere Portion von ihren chinesischen Nudeln in den Mund. »Ach Ivy, wie hab ich dich doch vermisst.«
Mein von Peinlichkeit errötetes Gesicht, da uns alle anderen Besucher des Restaurants böse Blicke deswegen zuwarfen, verzog sich in ein ehrliches Lächeln, als ich zu gab: »Ich dich auch Elle. Ich dich auch. Wie geht's Robert? Und den Schlagzeilen? Und Elvis und John Lennon?«
Robert war Ella's Ehemann. Wie sie zueinander fanden war mehr als lustig - lange Geschichte. Und wegen den Schlagzeilen... Ella arbeitete als Journalistin für die Runway, dem wohl prominentesten Modemagazin der Welt. Deswegen wohnte sie zusammen mit Rob in Paris und war extra wegen mir hier nach Sydney gekommen - unter dem Vorwand einen brandheißen Artikel über australische Surferinnen zu schreiben. Oh und Elvis und John Lennon hatte wir als Kinder ihre zwei Goldfische genannt. »Alles super, mit Rob ist es wie am ersten Tag, der Artikel wird erste Sahne und Elvis und John Lennon? Die leben immer noch«, meinte sie und nahm einen Schluck von dem grünen Tee, der in diesem Restaurant immer gratis dazuserviert wurde. »Aber jetzt Ivy, will ich mehr über diesen Mace und Italien wissen.«
»Da kann ich dir nicht viel sagen«, ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Wir kennen uns kaum - es war eher im Affekt. Aber...«
»Aber was?«, sie ließ aufgeregt ihre Stäbchen fallen, die mit einem Klirren auf die Porzellanschüssel trafen. »Sag schon!«
»Er hat für sich entschieden, dass wir uns besser kennenlernen müssen. Immerhin werden wir drei Wochen mit einem chaotischen Haufen von Kindern nach Italien reisen«, erklärte ich und stützte meinen Kopf auf mein Kinn, da mir erst jetzt bewusst wurde, was das hieß.
Ich würde mit Adonis selbst drei Wochen zusammen wegfliegen. Und was er unter "sich kennenlernen" verstand, wusste ich auch nicht. Das einzige was er persönlich über mich wusste, war dass ich erst neu hier her gezogen bin - wow, die Info des Tages, darüber sollte Elle schreiben...
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A/N: Das Bild von Ivy ist auch sehr... galant und mit sehr viel Grazie, nicht?
Da Mace is da 😄 liebt mich dafür. Und er scheint immer noch mega cool drauf zu sein, oder? Und er hat Ivory den Arsch gerettet.
Aber auch ihre Schwester ist auf eine tollpatschige Art süß, oder nicht?
Bis dahin, tschau mit V!
~May&Bae
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