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Manchmal fragte ich mich, warum alles seine Ordnung und Regeln haben musste. Alles musste in festen Bahnen verlaufen. Eine gerade Linie, ohne Kurven, ohne Abzweigungen. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich liefe auf so einer Linie, oder vielleicht eher einem geraden Tunnel umgeben von undurchdringbarem Metall. Ich war gefangen, gefangen in einem Leben, welches ich nie gewollt hatte.
Gedankenverloren schaute ich nach unten. Unten war alles, alles was ich mir wünschte und wollte. Ein Alles, was scheinbar so nah aussah, aber in Wirklichkeit unendlich fern war.
"Na, träumst du wieder?"
Nummer 100002345 setzte sich neben mich an die Kante meines kleinen Grundstückes und wir schauten runter auf Die Welt. So wie ich ließ sie die Beine von der Kante baumeln. Viele von uns wagten sich nie so nah an den Rand, sie hatten Angst zu fallen. Doch für mich war es das einzige Gefühl von Freiheit, was es gab. Unter uns lag New York. Selbst von hier oben spürte ich die Energie, die von diesem Ort ausging und sah die bunten Lichter dieser funkelnden Stadt. Ich sah hohe Gebäude, weite Flächen und Wasser, welches in der Dunkelheit wie ein schwarzes Loch wirkte. Nur unser Licht vermischt mit dem des Mondes zeichnete feine glänzende, weiße Striche, Reflexionen, die das Wasser lebendig machten.
"Ja, ich träumte ein Vogel zu sein", sagte ich und schaute sie an. Sie sah genauso aus, wie alle Mädchen hier. Sie sah aus wie ich und ich sah aus, wie sie. Wir Sterne sahen alle gleich aus.
"Und wo würdest du hinfliegen? "fragte sie.
"Zum Alles", gab ich als Antwort, so wie immer wenn sie mich fragte.
Ich sah sie an. Ihre langen Haare, sowie ihr gesamter Körper leuchtete im sanften gelblich-weißen Licht. So, wie es jeder Stern tat bei Nacht. Wir beleuchteten den Himmel, ohne einen bestimmten Nutzen. Mein Leben war dazu bestimmt blinkende Deko am Nachthimmel zu sein. Ich schaute zu meiner Wohnkugel. Jeder Stern besaß zusammen mit einem anderen eine kleine Wohnkugel, die auf einer kleinen quadratischen Platte stand. Mein kleines Zuhause war schwerelos im Himmel. Es flog mithilfe von Sternenstaub, welcher aus unseren Tränen, aber auch unseren Haaren gewonnen werden konnte. Damit wir uns bewegen konnten, sind wir alle mit Brücken vernetzt.
"Ich wünschte ich könnte weg. Ich hasse es hier"
Nummer 100002345 hielt mir den Mund zu und flüsterte:"Nicht so laut, du weißt es doch. Sie dürfen das nicht hören." Mit "Sie" waren die Leute gemeint, die auf dem Mond lebten. Diese Leute kontrollierten uns. Es waren mächtige Personen, die uns kontrollierten. Sie selber nannten sich Sternenwächter, sie meinten sie würden für Sicherheit sorgen. Allerdings sorgten sie nur für zwanghafte Ordnung. Wer sich ihnen widersetzte wurde in den Sternenschlucker geworfen, ein blutrünstiges Wesen, welches alles fraß, was man ihm gab. Es gab keine genauen Beschreibungen, da noch keiner, der zu ihm geschickt wurde, je zurückgekehrt ist. Bei dem Gedanken an dieses Ungeheuer stellten sich meine Armhaare auf, die ebenfalls leuchteten.
"Ich weiß", antwortete ich leise und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.
"Ich werde schweigen."
Nur in meinen Gedanken nicht.
Nachdem ich das gesagt habe, stand ich auf. Ich wollte nicht weiter zu meinem Traum sehen, es brach mir das Herz.
Träge ging ich zu der Wohnkugel. Die Runde Kugel, aus glattem Stein, sowie die Metallplattform leuchteten bei Nacht, wenn ich oder meine Mitbewohnerin sich hier befanden.
"Ich komme gleich nach", hörte ich es von hinten sagen, doch ich drehte mich nicht um. Im Inneren der Kugel standen nur zwei Betten, wo wir uns tagsüber aufladen konnten. Ich wünschte ich könnte meinen besten Freund Nr.100066554 besuchen, doch zur Sternenzeit, wo wir immer an unseren Plätzen leuchten sollen, war dies strengstens verboten. Es wurde wie so vieles mit dem Tod bestraft.
Da es nicht viel gab, was ich nun hätte tun können, legte ich mich auf die schmale Metallplattform, mein Bett, und schloss die Augen. Normalerweise schlief man nur tagsüber. Jedoch blieb mir nichts anderes übrig. Nur in meinen Träumen konnte ich dem Gefängniss entkommen.

Laute Geräusche ließen mich aufschrecken. Hastig verließ ich die Wohnkugel und ging nach draußen. Erleichtert atmetete ich aus. Es waren nur die Erdlinge. Einmal im Jahr feuerten die Erdlinge überall auf der Welt ihre eigenen Sterne in die Luft. Bunte, wunderschöne Sterne. Ich lächelte. Es war wunderschön und manchmal überkam mich der Gedanke, dass die Erdlinge dies vielleicht für uns taten. Weil wir jede Nacht ihren dunklen Himmel erleuchteten, schenkten sie uns einmal im Jahr ein buntes Spektakel in allen Farben, die es nur gibt. Neben mir stand Nr.100002345. In ihren Augen sah ich eine glänzende Flüssigkeit.
"Es ist so wunderschön", sagte sie und schluchzte. Ich griff nach ihrer Hand, in so einem wunderschönen Moment wollte ich mich nicht alleine fühlen.
Es war der schönste Anblick im Jahr, ein Spektakel, welches mich alle meine Sorgen vergessen ließ. Mein Blick und meine Gedanken konzentrierten sich nur auf die bunten Lichter, die laut aufzischten und langsam verglühten, als wären sie niemals fort gewesen. Ob ich irgendwann auch verglühen würde?
Doch aufeinmal stockte ich. Einer dieser bunten Sterne kam näher. So nah wie noch keiner zuvor.
"Wa-"
Ich hatte keine Zeit mehr fertig zu reden. Dieser Stern hatte unsere Plattform getroffen. Ein gewaltiger Knall ertönte.
"Hilfe!", schrien wir.
Doch niemand kam.
Ein rot-orangenes Licht machte sich breit. Es verschlungen die rechte Ecke unserer Plattform, wie eine hungrige Bestie. Was war das?
Langsam machte ich einen Schritt darauf zu. War es ungefährlich oder nicht?
Vorsichtig kam ich mit meiner Hand näher und fasste hinein.
Der Schmerz zog sich von meinen Fingerspitzen bis zu meinem Oberarm. Ich zitterte, Tränen stiegen auf und kullerten runter. Noch nie in meinem Leben hatte ich so einen Schmerz gekannt. Zitternd betrachtete ich meine Hand, während sich dieses böse Licht immer näher kam.
Nr.100002345 schrie und rannte zur Wohnkugel.
Ein merkwürdiges Geräusch erklang, weshalb mein Herz noch schneller schlug. Ich schaute zum Feuer und wieder zurück zu der Wohnkugel, in der sich nun Nr.100002345 befand. Doch bevor auch ich mich auf den Weg machen konnte, geriet die Plattform in Schieflage. Durch den Ruck fiel ich hin und versuchte an der völlig glatten Plattform irgendwie halt zu finden.
"Hilfe!", schrie ich, so laut wie es nur ging.
"Bitte!"
Doch niemand kam. Es war völlig still. Bis auf ein Knistern, welches vom bösen Licht ausging und meine Hilfeschreie und Schluchzer war nichts mehr zu hören.
Ich rutsche immer tiefer und mit jedem Stück, welches ich immer mehr in Richtung Abgrund rutschte, setzte mein Herz aus.
"Bitte helft mir!", schrie ich ein letztes Mal, bevor ich zu fallen begann.

Als ich die Augen öffnete wusste ich nicht, wo ich war. Dieses Gefühl hatte ich noch nie. Bisher sah ich jeden Tag dasselbe, wenn ich aufwachte. Die glänzende, helle Kuppel meiner Wohnkugel.
Doch heute war es anders. Die Decke war nicht rund und hell, sie war flach und blau wie der Himmel. Doch es war nicht der Himmel.Verwirrt blinzelte ich und richtete mich auf. Das hier war defenitiv nicht meine Wohnkugel. Mein Herz fing schneller an zu schlagen. Wo war ich?Langsam schaute ich mich um und hoffte darauf, gleich zu wissen, wo ich mich befand. Doch nichts regte sich in meiner Erinnerungsstube. Der Raum war groß, mindestens sechsfach so groß wie meine kleine Wohnkugel.
Die Wände waren hell und dunkel gestreift. Auf dem Boden lagen lauter verschiedene Dinge, die ich nicht zuordnen konnte und mein Bett, auf dem ich saß, war weich. Es war das weicheste, was ich jemals gespürt habe. Doch darauf konnte ich mich nicht konzentrieren, ich spürte nur das langsame aufsteigen von Unwohlsein, welches sich immer mehr in kalt stechende Angst verwandelte.
Wo war ich und weshalb? Und vor allem, warum wusste ich es nicht?
Blinzelnd blickte ich an mir herunter und stellte fest, dass Stoffe meine Haut bedeckten. Sie waren rot und blau. Was war hier nur los.
Hilflos sah ich mich im Raum um, ich wollte hier weg. Ich wollte wieder zurück in meine Wohnkugel, die mir so bekannt war. Was war gestern nur passiert? Angestrengt dachte ich nach, doch ich erinnerte mich nicht. Dort wo Erinnerungen an Gestern hätte sein müssen, war eine tiefe, unsichere Leere.
Aufeinmal stockten meine Gedanken und mein Herz sprang wild herum. Wa-War das etwa das Gemach des Sternenschluckers? Tränen stiegen in meine Augen. Waren die Stoffe, in die ich gehüllt war dazu da, dass das Blut nicht zu sehr spritzte, wenn die Zähne des Ungeheuers meinen Leib durchstießen?
Ich wollte mich beruhigen, wollte mir sagen, dass das bestimmt nicht wahr sein konnte. Jedoch sahen alle Räume im Sternenreich gleich aus und nur der vom Sternenschlucker war unbekannt. Ich würde sterben. Die Angst in mir fühlte sich lähmend an und ich hatte Mühe meine Atmung zu kontrollieren.
"Ah, du bist wach."
Erschrocken sah ich auf. Rechts im Raum, neben einer Tür, stand ein Mann. Er sah aber nicht wie ein männlicher Stern aus. Merkwürdig. Seine Haut war nicht hell, sie war braun und strahlte ein merkwürdiges Gefühl von Wärme in mir aus. Sein Haare waren nicht weiß, sie waren in einem solchen dunkelbraun, wie ich es noch nie gesehen hatte. Noch dazu waren sie lang. Sternenjungen hatten immer nur kurze Haare, sie konnten nicht lang wachsen.
Er sah nicht wie ein Stern aus, aber auch nicht wie ein grauenvolle Monster, was mich gleich auffressen würde. Doch er trug ebenfalls Stoffe, die sein Körper bedecken. Sie waren in dunklen Farben und der rau aussehende Stoff um seine Beine besaß Löcher. Wollte er sich vor Blutflecken schützen. Dienten die Stoffe als Schutzmantel? Würde er mich eigenhändig abschlachten?
Meine Gedanken drehten sich und Übelkeit stieg in mir auf.
Der junge Mann trat näher an mich heran und sah mich aus verengten Augen aus an. Er musste zu ihnen gehören. Entweder war er die Bestie oder vielleicht ein Bote der Adeligen, der Sternenwächter.
Als er nur noch einen Meter von mir entfernt war, drang ein unaufhaltsame Schluchzen aus meiner Kehle.
"Bitte", flüsterte ich. Es war alles was ich sagen konnte.
Die Angst trieb Tränen in meine Augen, die meine Sicht verschleierte.
"Ich kann mich nicht mehr erinnern, was passiert ist. Sollte ich etwas Verbotenes getan haben, schwöre ich, werde ich es nie wieder tun." Meine Worte klangen verzweifelt und brüchig. Doch das war mir im Augenblick egal, ich hatte Todesangst. So oft hatte ich mein Leben gehasst, doch jetzt, würde ich alles tun, um dieses Leben zu retten.

Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, krallte ich mich in den Stoff um meine Beine fest. Ich wollte nicht sterben, geschweige denn die Schmerzen erleben, wenn die Bestie mich mit seinen messerscharfen Reißzähnen zerteilen würde.

"Ähm...", kam es von dem Mann und ich bemerkte seine geweiteten Augen. Leise Hoffnung keimte in mir auf. Eine Bestie würde nie so reagieren... mit Gefühlen. Oder?
Langsam, immer noch mit einem Meter Abstand zu mir, kniete er sich hin und sah mir währenddessen tief in die Augen.

"Ich bin in so etwas nicht so gut", sagte er und rutschte ein wenig näher an mich heran. Allerdings achtete er darauf es so langsam zu tun, dass ich jederzeit zurückweichen hätte können. Vorsichtig hob er seine Hand und wollte sie scheinbar auf meine Schulter legen, doch ich zuckte zurück und er ließ sie fallen. "Du bist in Sicherheit. Niemand wird dir etwas tun. Nie wieder."

Unsicher sah ich in seine Augen. Sie waren dunkelblau. Wie der Himmel, wenn die Sonne verschwand und wir anfingen zu leuchten. Sein Lächeln sah freundlich und ehrlich aus. Jedoch brauchte es durchaus mehr um meine Angst bröckeln zu lassen.

"Wo bin ich?", fragte ich vorsichtig. Meine Beine zitterten.

"Du bist in meinem Haus", sagte er und schaute sich kurz in dem Raum um. "Tut mir leid, ich bin ein kleiner Chaot."

Ich sah ihn verwirrt an. Was ist ein Chaot? Und was sind eigentlich diese vielen Dinge und Stoffe auf seinem Boden, die sich ohne irgendwelche Systematik stapelten? Ich hatte noch nie so viele Gegenstände auf einmal gesehen.

Er lachte über meinen Gesichtsausdruck. "Ich bin wohl auch ein Lügner. Ich bin nämlich ein riesiger Chaot."
Ich verstand nicht warum er lachte, oder was ein Chaot sein sollte. Stattdessen ignorierte ich dieses Verhalten und fragte:"Wer bist du?"
"Ich bin Felix", antwortete er.
Felix? Verdutzt sah ich ihn an.
"Was ist ein Felix?"
Seine Augen weiteten sich auf einmal für wenige, kurze Momente, danach sah er mich entschuldigend an.

"Tut mir leid, manchmal vergesse ich was früher war. Felix ist mein Name, wie du eine Nummer besitzt. Ich habe mich umbenannt. "
Langsam nickte ich, auch wenn ich es immer noch nicht ganz verstand. Es war alles so viel.
Da es aber Wichtigeres gab, als seinen "Namen" fragte ich die wohl wichtigste Frage:"Warum bin hier?"
Der junge Mann sah aus, als wäre er nicht sicher, ob er es mir sagen sollte. Er kaute auf seiner Unterlippe herum.
"Weißt du in welcher Stadt du bist?"
Stadt?
"Ich bin im Sektor 188, direkt über New York", erklärte ich und hoffte seine Frage wäre beantwortet. Ein merkwürdiger Ausdruck trat für einen Moment in seine Augen und er fuhr sich zittrig durch die Haare.
"Wir befinden uns allerdings nicht über New York, wir sind mittendrin."
"Wie ist das gemeint?"
Er lachte kurz und deutete auf ein Fenster, vor dem dunkle rote Stoffe fließend hingen und das Licht dahinter aufhielten. Langsam stand ich auf und ging dorthin, aber nicht ohne ihn aus dem Blick zulassen. Vielleicht war er doch der Sternenschlucker und spielte mit mir. Am Fenster angekommen zog ich die dicken Vorhänge auf und wurde vom hellen Licht begrüßt. Mein Atem stockte und mein Herz setzte aus. Für ein paar Sekunden hielt die Zeit an und es war ganz still. Ich sah lange Straßen und in der Ferne sah ich große spiegelnde Gebäude, die wunderschön aussahen. Auf den dunklen Wegen liefen viele Menschen. Keiner sah aus wie der andere. Meine Augen brannten. Wie war das alles möglich, wie kam ich hier her. Ich war unten, im Alles. War das ein Traum und würde ich in den nächsten Sekunden aufwachen und der nüchternen Realität ins Auge sehen?
Zitternd drehte ich mich um und lief zu ihm. Ich hatte keine Ahnung, wer er wirklich war und ob ich ihm trauen konnte, doch er war der einzige, der mir Antworten geben konnte. Als ich ihm jetzt in die Augen sah, hatte ich das Gefühl, als würde ich ihn kennen. Er sah so anders aus, wie alle, die ich kannte, doch irgendwas...irgendwas in der Art, wie er mich jetzt anschaute, kam mir vor, als würde ich ihn seit Ewigkeiten kennen. Wie Absurd. Meine Gedanken schienen nun vollends vernebelt worden zu sein.
"Wie komme ich hier her?", fragte ich und sah ihn eindringlich an. Die Gier nach Antworten war so groß, wie nie zuvor. Alles was ich gerade gesehen hatte, konnte ich garnicht verarbeiten, es war zu viel.
Felix blickte mich an, hob seinen Arm und zeigte hoch an die Decke.
"Vom Himmel."
Seufzend atmete ich aus und fuhr mir durch meine hellen Haare.
"Das weiß ich selbst, aber wie ist das geschehen?"
Seine dichten Augenbrauen hoben sich überrascht und er trat näher an mich heran.
"Du bist runtergefallen."
Mein Atem stockte und ich ging wieder zum Fenster, um zum Himmel zu schauen. Man sah das Sternenreich nicht, auch wenn es da war. Es war zu weit weg, zu weit weg, als dass ich hier stehen könnte.
"Wie konnte ich das überleben", hauchte ich, aber er hörte mich. Das konnte nicht sein. Wäre ich wirklich hinuntergefallen, wie er sagte, wäre ich nun ein jämmerlicher, blutiger Sternenklumpen den man von der Straße kratzen konnte.
"Ich zeige es dir. Du wirst es sonst nicht verstehen."
Felix wandte sich zu einem Schrank hin, kramte dort herum und kam mit einem spitzen Gegenstand wieder. Es hatte einen hölzernen Griff und eine metallische längliche Spitze. Augenblicklich wich ich zurück, bis ich an eine Wand ankam. Er kam immer näher und sah mir ruhig in die Augen und lächelte. Sanft griff er nach meinem Arm, während ich am ganzen Körper zitterte.
"Vertrau mir."
"Wie sollte ich das können. Ich kenne dich nicht."
Er schmunzelte.
"Stimmt wohl, allerdings wirst du mit der Zeit merken, dass ich der Richtige für dein Vertrauen bin."
Als ich antworten wollte zog er die Spitze Klinge über meine helle Haut und drückte tief hinein. Goldenes Blut quoll heraus und brennende Schmerzen überzogen meinen Arm, als würde ich ihn in die brennende Sonne halten.
Mit meinem freien Arm wollte ich ihn zurückdrücken und die Klinge aus meiner Wunde entfernen, doch er hielt mich beharrlich mit seinem anderem Arm fest. Er war zu stark und so sehr ich auch versuchte mich hin und her zu winden, es brachte nichts.
"Sieh hin." Seine Stimme klang so warm, ganz im Gegensatz zu seinen Taten.
Trotz allem sah ich hinunter auf meinem Arm und stellte fest, dass sich mein Blut wieder in die Wunde sog und die Wunder immer kleiner wurde und die Klingenspitze hinausdrückte. Als hätte jemand die Zeit zurückgedreht. Ein paar Sekunden später sah man nicht ein Detail, was auf die vorherige blutige Wunde schließen könnte. Danach legte er dieses spitze Ding beiseite.
Fassungslos sah ich ihn an.
"Woher wusstest du das?" flüsterte ich beinahe lautlos. Wie war das alles möglich. Man hat uns immer gesagt, wir Sterne seien zerbrechlich.
"Ich bin auch ein Stern. Ich bin vor 5 Jahren runtergefallen."
Irritiert musterte ich ihn. Er schien mir irgendwelche Lügen aufzutischen.
"Stop", sagte er plötzlich und hob die Hände. "Hör auf damit zu denken, was du denkst, lass es mich dir erklären."
Langsam griff er nach meiner Hand und trotz des Instinktes sie wegzuziehen, ließ ich es zu. Es fühlte sich seltsam an, ich war Berührungen nicht gewohnt. Ich konnte dieses merkwürdige Gefühl, dass wie kleine Blitze durch meine Adern schoss, nicht zuordnen. Sanft zog er mich zur Tür. Bevor den Raum verließen, warf ich noch ein letzten Blick zum Fenster, hinter dem Alles lag, was ich immer wollte. Ich konnte es kaum glauben. Wie konnte ich so viel Glück haben, dass mir ein, wie ich immer geglaubt habe, unmöglicher Wunsch erfüllt wird?
Wir kamen in einen kleinen Raum an, den er "Küche" nannte. Große Fenster ließen Licht hinein und ich war erleichtert, dass ich auch hier nach draußen schauen konnte. An der Wand standen seltsame Geräte und Dinge, die ich nicht zuordnen konnte. Im Alles gab es so viel mehr, als im Sternenreich. Er führte mich zu einem Stuhl und ließ mich dort Platz nehmen. Als er sich gegenüber von mir hingesetzt hatte, fing er an zu sprechen.
"Bevor ich mit mir anfange, weißt du noch, wie du runtergefallen bist?"
Er betrachtete mich neugierig und ich musste zugeben, ich mochte diesen Blick. Niemand hatte mich jemals so interessiert angeschauen, als wäre ich mehr als nur eine unter Millionen.
"Ich weiß es nicht mehr, das ist nur schwarze Leere."
Felix stütze seine Ellenbogen auf den Tisch und legte sein Kinn auf seine Hände ab.
"Erinnerst du dich noch, dass gestern Sylvester war? Vielleicht hatte es etwas damit zu tun", mutmaßte er nachdenklich.
"Sylvester?"
"Ach, stimmt. Du kennst diesen Begriff noch nicht. Einmal im Jahr wird hier das neue Jahr gefeiert, indem Feuerwerkskörper in den Himmel geschossen werden und der ganze Himmel bunt leuchtet. Für mich sah es immer aus, wie bunte Sterne, die verglühen."
Bunte Sterne...irgendetwas lösten diese Worte in mir aus. Aufeinmal, bevor ich wusste, wie mir geschah, schwammen die Erinnerung mit einer solchen Wucht über mich, dass ich das Gefühl hatte, zu vergessen zu atmen.
Ich sah die bunten Sterne, von meiner Plattform aus, erinnerte mich an den Zusammenprall, erinnerte mich an diese furchtbare Angst, die sich wie Gift in mir ausbreitete und ich erinnerte mich an die Schwärze, in die ich fiel.

Ich schrie auf, als ich eine Berührung an meiner Schulter spürte. Sein Blick war etwas gequält. Er kniete nun neben mir. "Ich bin nicht gut darin jemanden zu beruhigen, deswegen bitte ich dich mir zu verzeihen, wenn es dir nicht hilft", ratterte er runter bevor er seine Arme um mich legte. Erschrocken keuchte ich auf. Aber ich war noch viel mehr über den Umstand erschrocken, dass ich keine Angst verspürte. Als ich ihn so nah bei mir spürte, vergaß ich alles und mein irgendetwas in meinem Bauch fühlte sich seltsam an. Es fühlte sich irgendwie angenehm an, doch das sollte es nicht. Er war fremd und anders. Wo war meine Angst hin?

"Besser?", fragte er leise in meine Halsbäuge, was bei mir eine Gänsehaut auslöste. Sachte schob ich ihn von mir weg.
"Ja, danke. Es war gerade einfach zu viel für mich. Ich habe mich erinnert, einer dieser bunten Sterne hat meine Plattform getroffen."
Seine Augenbrauen hoben sich überrascht.
"Ich wusste garnicht, dass diese Teile mittlerweile so hoch fliegen können."
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, nickte ich einfach nur und hoffte er würde mir nun mehr über sich erzählen.
"Aber ich bin froh, denn sonst wärst du viel länger dort gefangen gewesen, als ohnehin schon",merkte er mit einem leichten Lächeln an.

"Erzähl mir nun von dir",forderte ich ihn auf und hoffte es war nicht zu auffällig, wie sehr ich mich für seine Geschichte, für ihn, interessierte.
Felix atmete gepresst aus und sah für einen kurzen Moment, so aus, als wäre er in seinen Erinnerungen gefangen.

"Ich war genau wie du, ich war ein Stern. Ich hatte mir nichts sehnlicher gewünscht, als hier zu leben. Eines Tages wurde ich zum Sternenschlucker geschickt, weil ich mich nicht an die Regeln gehalten habe."
Er gab mir eine kurze Pause um mir Zeit zu geben, dass gesagte zu verarbeiten. Als ich nickte, erzählte er weiter.
"Aber es gab keinen Sternenschlucker, keine Bestie mit riesen Zähnen. Es war alles ein Lügenmärchen."
Zittrig fuhr ich mir durch die Haare und spürte wie Wut über die Lüge und Trauer über all die unnötige Angst sich vermischten.
"Aber...warum?"
Warum haben sie so etwas getan, wie konnten sie mir und all den anderen das antun.
"Ich wusste es zuerst auch nicht. Aber als ich hier gelandet bin, habe ich einige Nachforschungen angestellt. Ich las alte Sagen, uralte Schriften und Bücher und bin tatsächlich auf etwas gestoßen. Eine alte lateinische Schrift besagt, dass die Wächtersterne die ersten Lebewesen waren, die geschaffen worden sind. Danach wurden all die anderen Sterne erschaffen. Die Wächtersterne hatten die Aufgabe uns zu leiten, denn wir waren nie für ein unendliches Leben im Himmel bestimmt. Wir sollten fallen um als Menschen hier unten wiedergeboren zu werden. Nur die Wächtersterne sind dazu verdammt auf ewig dort festzusitzen. Das ist ihre Aufgabe."
Was?
Meine Augenbrauen waren nun so hoch, dass meine Stirn wahrscheinlich sehr faltig aussah.
Als er das sah, lachte er. Wie so oft.
"Die Menschen wurden nicht auf der Erde geboren. Es fing alles mit den Sternen an. Wir waren dazu bestimmt zu fallen. Die Wächtersterne waren nur eifersüchtig auf diese Freiheit und sponnen diese Lügengeschichten um uns zu kontrollieren."
"Also war alles eine Lüge", fragte ich sicherheitshalber nochmal nach und hatte Schwierigkeiten all die neuen Informationen zu verarbeiten.
"Richtig. Alles war eine Lüge."
Ich starrte ihn nur an. Ob es nur Sekunden oder Minuten waren, wusste ich nicht. Ich fühlte mich aufeinmal so allein, mein ganzes Leben schien eine Lüge zu sein. Tränen stiegen in meine Augen und aufeinmal nahm er meine Hand und sagte:"Keine Sorge, ich werde dir zeigen, wie es ist, in der Wahrheit zu leben."
Mein Blick schweifte zum Fenster und dann wieder zu ihm. Und ich wusste, als ich ihm in die Augen sah, dass ich ihm glaubte. Ich würde in der Wahrheit leben, im Alles.





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