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XIX | Erfolgserlebnisse

Direkt nach meinem Besuch im Schwimmbad machte ich mich auf den Weg zu Evyen. Dank eines Anrufs wusste ich nun, wo sie untergebracht war. Überraschenderweise war ihr Zimmer nur etwa drei Minuten von meinem entfernt. 

Vor ihrer Tür verharrte ich kurz auf der Stelle, unsicher, ob ich wirklich mit ihr sprechen wollte. Doch dann riss ich mich zusammen. Nach einem weiteren ergebnislosen Treffen mit Jade und den immer noch ausstehenden Antworten meiner Freunde brauchte ich dringend ein Erfolgserlebnis.

„Herein", ertönte es nach meinem Klopfen.

Vorsichtig betrat ich den Raum und ließ den Blick schweifen. Er sah genauso aus wie mein eigenes Zimmer. Es gab ein Bett, ein Regal, einen Schreibtisch, kleinere Tische, die Tür zum Bad. Besonders kreativ waren die Architekten dieser Stadt nicht gewesen. Oder besser gesagt, sie hatten ihre Kreativität an anderen Orten als den Wohnräumen angewendet.

Behutsam schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich zu Evyen aufs Bett. „Tut mir leid, dass ich vorgestern so überreagiert habe", fing ich an. „Es war alles einfach ein bisschen viel. Und wenn dann noch jemand kommt und einem quasi klarmachen möchte, dass alles nur halb so schlimm ist..."

Ich brach ab, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Aber anstatt etwas darauf zu erwidern, zog sie mich in eine feste Umarmung. Ihren gewohnten Geruch in der Nase gab ich mich einen Moment lang der Illusion hin, alles würde wieder gut werden. Dass sich trotzdem nichts verändert hatte.

Aber als sie mich wieder losließ, stürzte die Realität erneut über mir ein. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Energisch blinzelte ich sie weg und lehnte mich zurück an Evyen.

„Du hast keinen Grund, dich zu entschuldigen", sagte Evyen sanft und strich mir übers Haar, wie früher immer. „Mir tut es leid, dass ich dich ohne Vorwarnung ins kalte Wasser geworfen habe. Das Tagebuch gerade gestern zu dir zu schicken war vermutlich auch keine so gute Idee, oder?"

Aus meinem verheulten Auflachen wurde ein seltsames Schnaufen. „Nicht wirklich."

„Tut mir leid. Hast du denn schon reingehört?"

„Nein." Ich war nicht in der richtigen Verfassung, ihr irgendetwas vorzuspielen. „Irgendwie kam es mir zu früh vor. Es gibt so viel, was ich gerade erst erfahren habe, und noch mehr geht gerade einfach nicht."

„Das ist absolut verständlich. Lass dir so viel Zeit, wie du möchtest. Rachel läuft dir nicht weg."

Als sie ihren Namen aussprach, als wäre es das natürlichste auf der Welt, hob ich den Kopf. „Du kanntest sie also wirklich?"

Sie lächelte schwach. „Ja. Sehr gut sogar. Genauso wie deinen Vater."

Einen winzigen Moment stieg erneut die Wut auf. Aber sie verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

„Wie waren sie?"

„Möchtest du dir nicht vielleicht einen eigenen Eindruck machen?"

Ich schüttelte den Kopf. Wer wusste, wann ich dazu bereit sein würde, das Tagebuch anzuhören. Außerdem wollte ich es lieber von Evyen hören. Damit ich so tun konnte, als ob sie es mir von vornerein erzählt hatte.

„Keith war sehr... bodenständig", begann sie. „Er war die Stimme der Vernunft. Bei jeder verrückten Aktion war er derjenige, der erstmal alles hinterfragt hat. Er hatte auch einen genauen Plan, wie sein Leben ablaufen sollte. Nun, das ist ja leider weniger passiert."

„Und Mum?", fragte ich, als sie keine Anstalten machte, fortzufahren. Der Klang des Wortes lag mir ungewohnt auf der Zunge.

Evyen brauchte einige Sekunden, bis sie weitererzählte. „Rachel war das Gegenteil, zumindest in den meisten Situationen. Das war der Grund, warum die beiden so gut befreundet waren. Sie ist immer aufs volle Risiko gegangen und sagte jedem stets ihre Meinung. Sie war offen, geradeheraus und klug." Evyen warf mir einen einfühlsamen Blick zu. „Wusstest du, dass sie mit mir zusammen studiert hat?"

„Nur, dass ihr auf derselben Uni wart." Das hatte ich im Internet herausgefunden, als ich zehn gewesen war.

„Sie hat auch Physik studiert. Ebenfalls mit Schwerpunkt Astrophysik. Sie war die Überfliegerin des Jahrgangs, hat aber trotzdem nach dem vierten Semester abgebrochen." Sie lachte freudlos auf. „Sie meinte, das Leben sei zu kurz, um es auf der Uni zu verschwenden. Das, was sie bisher gelernt hatte, reichte ihr vollkommen. Und irgendwo hat sie rechtbehalten."

Ich hätte gerne gesagt, ich hatte nun ein genaueres Bild vor den Augen. Würde den Charakter meiner Eltern einschätzen können. Doch anstatt einer Ergänzung meines eigenen Eindrucks wirkten Evyens Beschreibungen mehr wie Teile ihres eigenen Lebens. Wie ein Schmerz, den ich nicht nachvollziehen konnte.

„Lass uns lieber über etwas anderes reden", sagte ich. „Was denken die Leute von zu Hause eigentlich, wo wir sind?"

Ich spürte, wie sich Evyen entspannte. „Angeblich hast du eine seltene Fehlfunktion der Defendergenes. Die muss jetzt behoben werden, und das geht nur an einem besonderen Standort in Sibirien. Jedenfalls in der Art, denke ich."

„Das heißt, wir sind in Sibirien?"

„Genauer gesagt unter Anadyr. Das ist im Nordosten der russischen Provinz."

Interessant zu wissen. Jetzt hatte ich immerhin einen Eindruck davon, wo wir uns befanden. „Und die Ausgänge? Sind die dann in der Stadt? Oder eher außerhalb?"

„Das weiß ich auch nicht. Sie machen hier ein ziemliches Geheimnis darum. Soweit ich weiß, wissen nur die wichtigsten Personen in Linti, wo sie sich befinden."

Einen Versuch war es wert gewesen. Anscheinend merkte man mir die Enttäuschung an, denn Evyen schob hinterher: „Um das Thema zu wechseln: Hast du schon mitbekommen, dass sie hier sogar ein Schwimmbad haben?"

Ich verstaute den Gedanken an einen möglichen Ausgang in der hintersten Ecke meines Gedächtnisses. „Habe ich gestern herausgefunden. Es gibt da sogar ein großes Sportbecken."

„Siehst du, das ist doch schonmal positiv." Sie lächelte mir ermunternd zu. Matt erwiderte ich das Lächeln. Ja, das war etwas Positives. In einem See voller anderer Probleme. Aber immerhin war der Streit mit Evyen nun aus dem Weg geräumt.

***

Eine Stunde später saß ich in meinem Zimmer an den Aufgaben. Es war Geschichte, und der Text war wirklich zum Einschlafen langweilig. Entsprechend freute ich mich, als plötzlich mein Airscreen vibrierte. Die Nachrichtenapp zeigte mehrere neue Mitteilungen an. Wie es aussah, waren die Antworten auf meine Nachrichten endlich angekommen.

Mein Herz schlug vor Aufregung schneller, während ich auf Chaengs Namen tippte.

Hey Nel, schrieb sie.

Schön, dass du dich auch mal wieder meldest. Ist ja nicht so, als würde ich nicht schon mehrere Tage auf ein Lebenszeichen warten. Aber freut mich, dass du noch nicht von einem Serienkiller abgestochen wurdest.

Auf deine Frage, wie es bei mir gerade aussieht: Genauso mies wie bei dir. Außer Mathe und Kunst waren alle meine Prüfungsergebnisse katastrophal. Jedenfalls in Yunais und Mums Augen. Als meine Cousine mit ihren hundert Prozent in Neue Technologien reinstolziert kam, hätte ich ihr wirklich den Hals umdrehen können. Tae hätte sogar mitgemacht. Hoffe ich.

Immerhin scheinen deine Ergebnisse besser zu sein. Auch wenn die Sache mit David echt mies ist. Sieht so aus, als wäre wir jetzt beide Single. Weißt du was, er hat dich nicht verdient und es war richtig, ihn auf dem Flur zur Sau zu machen. Ich wette, ich kenne dreißig Leute hier in Seoul, die besser zu dir passen würden. Wer weiß, vielleicht bringe ich ja einfach wen mit.

An der Stelle musste ich lachen. Einfach wen mitzubringen, was definitiv etwas, was Chaeng vorschlagen würde. In der Hinsicht war sie unverbesserlich.

Jedenfalls, in Sachen Tyrissa Budan bin ich immer noch nicht weitergekommen. Sie macht sich derzeit wirklich ungewöhnlich rar. Ich war gestern schon wieder auf einem Event, wo sie sein sollte (diesmal aber wirklich aus Zufall), und sie war erst gar nicht da. Enttäuschend. Aber immerhin gab es diesmal deutlich interessantere Gesellschaft als in Moskau.

Was ich außerdem noch sagen wollte: Dieses Briefformat ist absolut schrecklich. Ich habe zehn Minuten gebraucht, um herauszufinden, wie man Bilder anhängt. Nun, wenigstens habe ich es geschafft. Schau dir die Entwürfe später mal an, ich brauche Feedback. Hoffen wir mal, dieser Horror hört bald auf.

Deine liebste Chaeyoung

Ich musste schmunzeln. In den letzten Tagen hatte ihre leichte Art mir wirklich gefehlt. Ich musste ihr und den anderen möglichst schnell zurückschreiben.

Nach Chaengs Nachricht las ich mir auch die der anderen durch. Matilde erzählte von ihrem Physikprojekt und dass ihre Bewerbung für das Förderprojekt von Florence Southcliffe tatsächlich angenommen worden war. Luis regte sich hauptsächlich über David auf und informierte mich über ein paar Dinge, die in der Außenwelt vor sich gegangen waren. In Luanda beispielsweise hatte es eine Überflutung gegeben, die laut Experten absolut unnatürlich war.

Laurie und Jean hob ich mir bis zum Schluss auf. Aber als ich ihre Nachrichten öffnete, bemerkte ich, dass ich mir zu Unrecht Sorgen gemacht hatte. Jean erzählte wie üblich nicht viel, und Laurie gab einen kompletten Überblick über was ich in der Schule alles verpasst hatte. Wie sich herausstellte, war ich mittlerweile allerdings schon thematisch weiter als meine Kurse an sich.

Zwei Stunden später hatte ich neue Nachricht an alle fünf verfasst, sowie diesmal auch an mein Schwimmteam. Matilde, Luis und Chaeng schilderte ich diesmal etwas genauere Dinge von meiner Zeit hier in Linti, das Thema Silvereyes umschiffte ich jedoch. Ich wusste ja selber erst so wenig und wusste auch nicht, wie genau ich das beschreiben sollte, ohne dass meine Freunde direkt schreiend Reißaus nahmen.

Dann schloss ich die Nachrichtenapp. Eigentlich, um mit den Schulaufgaben weiterzumachen, doch mein Blick blieb an einer Zeitungsapp hängen. Einem plötzlichen Impuls folgend öffnete ich sie.

Die Schlagzeilen waren nichts neues für mich. Es ging um die Überflutung in Luanda, von der Luis erzählt hatte. Ich scrollte ein wenig hinunter und stieß auf einmal auf etwas, das sich zwar mit demselben Thema beschäftigte, aber eben nicht die wissenschaftliche Perspektive behandelte. Sondern ein Statement von Alina Isavi, einer der bekanntesten Verschwörungstheoretikerinnen.

Ich runzelte die Stirn und überflog den Artikel. Isavi war offensichtlich der Meinung, die Überflutung sei von Goldeneyes ausgelöst worden. Was natürlich eigentlich nicht mehr möglich war, da die Goldeneyes alle tot waren. Das bestätigten schließlich selbst die Leute aus Linti. Nur, was, wenn es gar kein Goldeneyes, sondern einer der Silvereyes gewesen war?

Ungläubig tippte ich mit den Fingernägeln auf den Airscreen. Die Frage war, warum sollten die Regierungen eine der wohlhabendsten Städte überfluten? Und warum jetzt? Das machte keinen Sinn. Genauso wenig wie die Verschwörungstheorie von Alina Isavi. Obwohl man der zugutehalten musste, dass sie nicht den ganzen Tag von Aliens schwafelte, die die Weltherrschaft erlangen wollten. Wie beispielsweise die Hälfte des Kommentarbereichs des Artikels.

Ich schloss die Zeitungsapp wieder und widmete mich dem Geschichtstest. Über irgendwelche sinnlosen Verschwörungstheorien nachzudenken, brachte mich nicht weiter.

***

Ich zog noch eine letzte entspannte Bahn und hievte mich dann aus dem Wasser. Ich hatte noch etwa eine halbe Stunde, bis ich mich mit Candice vor dem Kino treffen wollte. Möglicherweise war es nicht so klug gewesen, vorher noch schwimmen gehen zu wollen, aber ich hatte es nötig gehabt. Ergebnisse hatten Jade und ich immer noch nicht, und langsam wurde sie merkbar frustriert.

Für diesen Abend wollte ich mich von der erfolglosen Suche nach dem Auslöser jedoch nicht stören lassen. Auf den Kinobesuch mit Candice war ich schon ziemlich gespannt, und außerdem hoffte ich, heute würden noch neue Nachrichten von meinen Freunden ankommen.

Ich durchquerte das leere Schwimmbad und betrat die Duschen. Dann ließ ich das heiße Wasser auf mich hinabprasseln. Wäre ich noch zu Hause gewesen, hätte das Training jetzt erst angefangen. Womöglich wäre ich sogar genau jetzt mit Matilde und den anderen in der Dusche. Ein wehmütiger Stich fuhr mir ins Herz.

Eine Böe blies kalte Luft an meinen Beinen entlang. Auf einmal hatte ich ein immenses Deja-Vu-Gefühl. Das war schonmal passiert. Damals hatte Matilde und ich gedacht, es wäre nur die Belüftungsanlage gewesen. Doch so plötzlich konnte nicht noch eine Anlage entscheiden, Fehlfunktionen zu entwickeln.

Mich beschlich eine leise Ahnung. So schnell es ging, wusch ich das Schwimmbadwasser von meiner Haut. Mit jeder Minute wurde ich nervöser. Mit jeder Minute wurde der Windzug stärker.

Emotionen, hatte Jade gesagt. Ich musste mich beruhigen. Doch anstatt, dass ich mich entspannte, wurde mein Körper immer wärmer. Auch wenn das Wasser stetig auf mich herabregnete, fühlte ich mich, als stünde ich in Flammen. Meine Brust wurde enger.

Keine Panik, sprach ich mir selbst gut zu. Du stehst unter einer Dusche. Wasser löscht Feuer.

Doch es half nichts. Ich bekam keine Luft mehr, mein Herz raste. Das Feuer in meinen Adern wurde immer heißer. Ich richtete den Blick fest nach vorne.

Und sah, wie ein langer Riss sich auf dem Glas der Duschkabine seinen Weg bahnte.

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