Kapitel 2
Silver ließ sich erschöpft in ihr Bett fallen. Nicht nur hatte das Kind an sich sie bereits anstrengt, nein, es hatte einen Großeinsatz ausgelöst, um die vermeintlich toten Eltern des Kindes zu suchen. Diese Eltern allerdings waren unauffindbar gewesen.
Dadurch hatte Silver dadurch ihr Abendbrot um zwei ganze Stunden nach hinten verschieben müssen, und die Zeit hätte sie viel lieber genutzt, um ein Training mit ihren Gardisten abzuhalten. Sie blies ihre Kerze aus, die neben dem Bett auf einem winzigen Tisch stand, und schloss ihre Augen, um diesen Tag schleunigst hinter sich zu lassen.
Mitten in der Nacht wurde sie wieder wach. Bumm. Ein Klopfen. Bumm. Ein zweites Klopfen. Sie hob den Kopf, um herauszufinden, von wo das Geräusch kam. Noch ein Klopfen, von der Tür. Ihr Herzschlag wurde immer lauter, obwohl sich draußen nichts mehr regte.
"Silver." Eine Frauenstimme. "Silver, bitte mach mir auf."
Jetzt erkannte sie auch endlich die Stimme, die da durch die Tür zu ihr sprach.
"Vaenna, was willst du denn hier, mitten in der Nacht?"
Silver hatte, seit sie geweckt wurde, noch nicht einmal die Karren der Bäcker gehört, und schlussfolgerte, dass es noch vor vier Uhr sein musste.
Da sprach die Stimme vor der Tür auch schon weiter: "Ich muss mit dir über etwas reden. Darf ich reinkommen?"
Bitte nicht du. alle, aber nicht du.
Silver wurde seit Kurzem immer etwas nervös, wenn Vaenna aufmerksam auf ihre Befehle achtete, weshalb sie in letzter Zeit immer weniger und immer knappere Befehle erteilt hatte. So auch gestern. Eine Anführerin durfte aber nicht nervös werden, eine Anführerin musste immer ein Ruhepol im Chaos des Kampfes bleiben.
Womit Silver bisher auch kein Problem hatte. Bis Vaenna zu ihrem Trupp Gardisten dazustoß, und Silver sich immer häufiger ein kleines Bisschen mehr um Veanna sorgte als um den Rest ihrer Gruppe. Und ausgerechnet seit dem anstrengendsten Tag seit Monaten wollte Vaenna mit ihrem Truppführerin sprechen. Vermutlich um neuen Sold auszuhandeln, oder irgendetwas in der Art. Soll ja sonst niemand hören, also muss es nachts sein.
Stumm ging sie zur Tür und machte sie einen Spalt auf. Vaenna wartete geduldig, bis Silver die Tür endgültig aufmachte, und betrat dann mit einem schüchternem Blick auf den Boden das Haus.
Silver bot ihr Bett zum Sitzen an, setzte sich dann neben Vaenna und schwieg.
"Ich..." Vaenna biss auf ihre Unterlippe. "Ich konnte nicht schlafen. Ich komme mit den anderen in letzter Zeit nicht mehr so gut klar, und da wollte ich fragen, ob ich die Nacht vielleicht hier verbringen könnte." Die Frau blickte auf den Zimmerboden, so, als traute sie sich nicht, Silver in die Augen zu blicken.
"Natürlich. Jeder ist in meinem Zimmer jederzeit willkommen. Mach es dir bequem, wo immer du willst."
Allerdings bei keinem anderen wäre es kein Problem, einfach wieder einzuschlafen. Silver schalt sich für diesen Gedanken, aus ihrem Trupp sollte sie alle gleich behandeln, dazu gehörte auch, sie alle als mehr oder weniger entfernte Freunde zu sehen. Bis auf ihren engsten Kreis, natürlich. Zumindest redete sie sich dies immer wieder ein.
"Du kannst dir eine Decke aus der Ecke da drüben nehmen, und dich auf den Boden legen, oder, falls es dich nicht stört, in die andere Seite des Bettes legen."
Du musst wahnsinnig sein. Eine Untergeben im selben Bett schlafen lassen? Zurückziehen konnte sie ihr Angebot jedoch nicht mehr, als sie merkte, was sie Vaenna da für ein Angebot gemacht hatte, also entschied Silver sich, sie einfach über sich selbst schockiert anzustarren. In Vaennas Gesicht jedoch sah sie nur ein kleines Lächeln, und in ihren Augen übermäßige Dankbarkeit.
"Was hat dich in dieser Nacht zu mir getrieben, also, was hat dich so lange wachgehalten?"
"Es gibt da einen Menschen, den ich sehr bewundere, und nachts liege ich manchmal einfach da und stelle mir immer wieder vor, von diesem Menschen im Arm gehalten zu werden. Dann denke ich daran, dass dieser Mensch mich sowieso nie bemerken wird, und heute hab ich es dann nicht mehr ausgehalten und Nähe gesucht. Deshalb kam ich hierher. Ich brauchte einen Menschen in meiner Nähe."
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