
30. Crowley #seemstoknowall
„Wo warst du solange?"
Ich ignoriere die strenge Stimme meines Vaters und laufe stattdessen weiter an dem Durchbruch vorbei. Ich steuere das Zimmer an, dass ich seit gerade mal einem Tag beziehe, bin jedoch nicht schnell genug um noch vor der richtigen Konfrontation mit meinem Vater im Raum zu verschwinden.
Stattdessen höre ich wie er das Wohnzimmer verlässt und anschließend mitten im Gang stehen bleibt. „Ich habe dich gebraucht," sagt er jetzt mit einer festen Stimme und ich verharre in meiner Bewegung. Aufgrund seiner anklagenden Worte, atme ich hörbar genervt aus. Dadurch heben sich meine Schultern für kurze Zeit, bevor sie sich wieder senken. Ich verdrehe meine Augen und drehe mich mit demonstrativ wenig Enthuisasmus zurück zu meinem Vater. Wie eigentlich jeden Tag, in dem er das Haus nicht verlässt, trägt er ein Langarmshirt mit V-Ausschnitt, eine schwarze Hose und je nach Wetter und Temperatur seine schwarze Lederjacke. Ich frage mich, ob unser Kleidungsstil tatsächlich so ähnlich ist, wie er in meinem Kopf gerade klingt.
„Das nächste Mal wenn du mich brauchst," ich spreche das letzte Wort mit möglichst viel Verachtung aus, „Dann rufe mich doch einfach über das Dunkle Mal, das du jedem deiner Anhänger verpasst!" Mein Vater schweigt, zieht jedoch als Reaktion auf meine genervten Worte die Augenbrauen zusammen. Er scheint meine Anspielung zur berühmten Buch und Filmreihe Harry Potter nicht zu verstehen. Ich frage mich, ober überhaupt jemals eine meiner Anspielungen im Bezug auf Serien oder Filme versteht.
„Hast du mit Scott McCall gesprochen?" stellt mein Vater mir jetzt eine Frage, anstatt auf meine zu vorigen Worte einzugehen. In dieser Sekunde sehe ich keinen Grund mehr darin zu lügen. Er weiß, dass ich mit Derek gesprochen habe. Er weiß, dass ich die letzten zwei Stunden sicherlich nicht mit Essen verbracht habe. Außerdem ist er nicht gerade dumm: er kann eins und eins zusammenzählen. „Ja," antworte ich also vollkommen ehrlich und werfe meinem Vater einen undurchdringlichen Blick zu, der keine Schwäche zeigt. Jedoch zeichnet sich bei meinem Geständis keine Wut auf dem Gesicht meines Vaters ab. Ich bin ehrlich überrascht - lasse es mir jedoch nicht anmerken.
„Etwas Neues über Peter?"
Auch in diesem Fall sehe ich keinen Grund für eine Lüge. McCall weiß nichts und Crowley kann ruhig erfahren, dass ich nachgeforscht habe. Nicht dass er vergisst, dass wir Beide für dasselbe kämpfen: Rache. „Nein der Alpha," ich bringe mit der allgemeinen Formulierung Distanz zwischen mich und McCall, „Wusste nicht mehr als wir. Es scheint als wäre Peter erneut vollständig von der Bildfläche verschwunden!" Verstehend nickt mein Vater und wieder bin ich überrascht über seine Gelassenheit. Dabei war er vor allem in den letzten Tagen eine tickende Zeitbombe. Vor allem wenn es um Themen wie die solchen ging.
„Gut," sagt er schlussendlich und verwundert ziehe ich die Augenbrauen nach oben. „Ich habe eine neue Aufgabe für dich!" Sofort verschränken ich die Arme vor der Brust und starre meinen Vater weiterhin an. Dabei sind meine Augenbrauen noch immer leicht nach obengezogen, bilden jetzt jedoch eine rebellische Ach-Ja-Haltung. Doch wie immer macht sich Crowley nicht erst die Mühe meine Körpersprache und Mimik zu entziffern. Stattdessen nennt er mit fester Stimme vier Wörter, die in meinem Kopf sofort Klick machen.
„Beacon Hills High School!"
Fassungslos öffne ich zentimeterweit meinen Mund und pruste im ersten Moment sprachlos Luft durch die Lippen. Meine Arme sind noch immer schränkt und instinktiv weiten sich meine Augen, wodurch ich noch fassungsloser wirke. „Nie im Leben gehe ich dort hin zurück," weige ich mich anschließend gegen den unterschwelligen Vorschlag meines Vaters und bringe meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle. Aus meiner Fassungslosigkeit wird ein neutrales Pokerface. „Oh doch das wirst du," erwidert mein Vater sofort mit einem fast schon drohenden Lächeln im Gesicht, während ich in meinem Kopf bereits nach guten Gründen suche um den Befehl meines Vaters in den Grund schlagen zu können.
„Der Direktor wird mich kein weiteres Mal an der Schule akzeptieren," spreche ich jetzt das erste Argument laut aus, dass mir automatisch einfällt. Jedoch erwarte ich bereits ein lockeres 'Das ist schon geregelt'. Ich weiß inzwischen, das sich meinen Vater nie unterschätzen sollte. Jedoch überrascht er mich. Denn anstatt mein Argument mit Fakten zu entwerten, schüttelt er leicht den Kopf und ignoriert meine Worte. Anschließend klärt er die Situation mit wenigen Worten auf:„Ich möchte nicht, dass zurück zur Schule gehst," ich atme erleichtert aus, während mir der Unterton meines Vaters nicht entgeht. Er spricht, als würde er die Schule als genauso sinnlos anerkennen wie ich es tue und zum ersten Mal frage ich mich, ob wir uns in unserer Weltansicht vielleicht doch gar nicht so unähnlich sind.
„Ich möchte, dass du den Hale Tresor öffnest und in diesem nach brauchbaren Informationen zu Peter suchst," beendet Crowley jetzt erklärend seinen Satz und wieder einmal ziehe ich instiktiv überrascht meine Augenbrauen nach oben. Doch dieses Mal weniger aus Fassungslosigkeit, doch mehr aus der offensichtlichen Dummheit, die mein Vater mit dieser Aussage an den Tag legt. „Ich habe keine Ahnung wo sich dieser Tresor befindet. Geschweige denn, wie man ihn öffnet!" erkläre ich jetzt also und beobachte mit schräggelegtem Kopf die folgende Reaktion meines Vaters.
Im Gegensatz zu meinen Erwartungen wirkt er nicht annähernd so überrascht über meine ehrlichen Worte. Währenddessen erinnere ich mich blitzschnell zurück an meinen ersten Besuch hier in Beacon Hills und daran, dass ich bereits damals auf der Suche nach dem sagenumwobenen Hale-Tresor war. Mein Ansatzpunkt: ebenfalls die Schule. Jedoch hatte ich nach der Anmeldung an der BHHS ziemlich schnell den Fokus verloren - unter anderem wegen McCall und seinem Rudel und wegen dem mysteriösen Auftauchen von Crowley selbst. Ich atme tief durch und warte geduldig auf die nächsten Worte meines Vaters.
„Mache dir darüber mal keine Sorgen. Ich habe alles bereits geregelt," deutet Crowley jetzt anschließend mysteriös an und genervt über diese Wenigkeit an Details verdrehe ich die Augen. Im ersten Moment möchte ich meinen aufsteigenden Instinkt, sarkastisch zu antworten, unterdrücken, erwidere dann jedoch: „Wurden dir die Informationen etwa von einem kleinen Vögelein zugezwitschert?" Ich schenke ihm eine gefälschtes Lächeln, was mein Vater jedoch gekonnt ignoriert. Selbst meinen ironischen Ton scheint er in dieser Sekunde nicht bemerken zu wollen.
Stattdessen wirft er einen kurzen Blick auf die Armbanduhr an seinem Handgelenk.
„In drei Stunden sind alle außerschulischen Sporttrainings in der High School beendet. Zwei weitere Stunden sollten reichen, um sicher zu gehen, dass alle Schüler und Lehrer das Gebäude verlassen habe," ich möchte meinen Vater in seiner scheinbar gut durchdachten Planung unterbrechen, bekomme in seinem Redefluss jedoch nicht die Chance dazu, „Ich werde drei meiner Leute mit dir schicken," ich verdrehe gernervt die Augen, „Und versuche gar nicht erst eine Dummheit zu machen!" Seine Tonlage ist augenblick strenger und auch sein Blick beweist mir, dass er dieses Mal eine direkte Befehlsverweigerung von mir nicht so einfach hinnehmen wird.
Ich bereue es, meinem Vater nicht schon zuvor ins Wort gefallen zu sein und auch jetzt bin ich wieder nicht schnell genug um seine kurze Sprechpause auszunutzen. „Ich möchte, dass du dir den Tresor genau anschaust und mir alles mitbringst, was auch nur den kleinsten Anhaltspunkt auf Peters momentanen Standort hergibt," mein Vater richtet die direkte Ausformulierung seines Befehls an mich und gehorsam nicke ich. Doch anstatt wie ein guter Soldat zu schweigen und abzutreten, frage ich mit einer kritischen Stimme nach: „Und wenn jemand bemerkt dass etwas fehlt?"
„Das wird niemad," Crowley klingt mehr als nur überzeugt und anstatt genauer nachzufragen nicke ich verstehend. In dieser Sekunde möchte ich mich bereits von ihm abwenden und in mein Zimmer verschwinden, ich bin mir sicher, dass unser Gespräch an dieser Stelle beendet ist. Jedoch lässt mich die strenge Stimme meines Vaters noch ein letztes Mal kurz in der Bewegung verharren. Dieses Mal stehe ich jedoch mit dem Rücken zu ihm und mache mir auch nicht mehr die Mühe, mich erneut zu ihm umzudrehen. Stattdessen bleibe ich bewegungslos im Gang stehe und lausche den nächsten Worten.
„Und nur damit das klar ist. Ich möchte keinen weiteren Kontakt zwischen dir und diesem Alpha!"
Der strenge Befehlston in der Stimme meines Vaters ist nicht zu ignorieren und ich weiß, dass er seine Worte ernst meint. Ein weiteres Kontakt zu McCall könnte schwerwiegende Folgen haben und ich weiß, dass ich dem Befehl lieber folgen sollte. In dieser Sekunde nehme ich mir vor, mich tatsächlich von Scott und seinem Rudel fernzuhalten. Unter anderem auch deshalb, weil wir in der Zwischenzeit so ziemlich alles geklärt haben. Mein vergangenes Jahr. Seins. Peter Hale's Standort. Trotzdem mache ich meinem Vater nicht den Gefallen ein untergebenes 'Ja Sir' von mir zu geben, so wie er es von seinen Anhängern gewöhnt ist. Stattdessen setze ich mich einfach in Bewegung und verschwinde schweigend in meinem Zimmer.
Ein kurzer Blick dabei auf mein Handy beweist mir, dass ich noch immer gute fünf Stunden habe, bevor ich den Wunsch meines Vaters erfülle und zum - hoffentlich - letzten Mal die Beacon Hills High School aufsuche.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro