
CHAPTER 34┆» an excellent prince «
CHAPTER 34
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» an excellent prince «
Es waren schon dunkle Morgenstunden eingetreten, als Jeongguk endlich von seinem Nickerchen aufwachte. Nieselregen prasselte leise durch die Blätterkronen.
Seufzend streckte er den Arm aus, um den Regen auf seiner Handfläche zu spüren.
Sein Blick verlor sich in der Weite, als er Bewegung am Horizont wahrnahm.
Aufmerksam setzte er sich auf.
Das Traben von Pferden wirkte fern und die distanzierten Rufe konnte er nicht einmal entziffern.
Als sie näher kamen, erhellten Fackeln auch ihre Silhouetten und bald erkannte Jeongguk das Wappen der herzoglichen Garde.
Es war zu spät, um zu flüchten. Sie hatten ihn entdeckt.
»Euer Gnaden! Wir haben ihn gefunden!«
Jeongguk klammerte sich an seine Tasche, bereit die Weite zu suchen, als ihm im nächsten Moment der Weg versperrt wurde. Ein pechschwarzer Hengst ragte vor ihm auf, groß und bedrohlich, dass es Jeongguk erstarren ließ. Als der Lord vom Pferd sprang und auf ihn zukam, rutschte er immer weiter durch das Laub, bis der Lord seinen Arm packte.
»Wo warst du all die Zeit? Du kannst nicht einfach so weglaufen, Jeongguk-ssi!«, schrie er aufgebracht. Schuldig senkte der Omega den Blick.
»Du hast nicht mal deiner Zofe Bescheid gesagt! Weißt du, wie unverantwortlich das von dir war? Ich- Ich-«
Zu seiner Überraschung sank der Lord zu ihm auf den Boden und schloss ihn fest in seine Arme.
»Ich war tot besorgt um dich. Ich dachte, man hätte dich entführt.«
Der Blondhaarige nahm seine Wangen in die Hände. Jimins Gesicht war tatsächlich verzerrt vor Sorge und Schuldgefühlen.
»Ist es wegen heute Morgen? Wegen dem, was ich zu dir gesagt habe? Es tut mir leid, Bun. Lauf nicht vor mir weg, bitte, du darfst mich nicht verlassen..«
Der Jüngere streifte die Hände von sich.
Seine Lippen waren zu einer harten Linie zusammengepresst, als er sich erhob.
Jeongguk fragte sich, wie lange sie wohl schon nach ihm suchten. Nach dem zerstreuten, aufgewühlten Ausdruck in Jimins Augen nach mehr als nur ein oder zwei Stunden.
In Gedanken schüttelte er den Kopf.
Er durfte jetzt nicht einfach nachgeben. Nicht nachdem der Lord sich wieder dazu entschlossen hatte, ihn abzublocken.
Jimin deutete den Soldaten an, zurückzureiten und als sie alleine waren, nahm er Jeongguks Hand in seine.
»Tu mir das nicht an, Jeongguk-ssi. Schlag' mich, schrei' mich an, aber verschwinde nicht. Für einen Augenblick glaubte ich, ich hätte dich verloren.«
Der Omega sah weg.
»Und es würde Euch etwas ausmachen? Nachdem Ihr zwölf andere vor mir erhängt habt?«
Jimin antwortete darauf nicht. Es war für einige Augenblicke still zwischen ihnen.
»Jeongguk-ssi, wer hat dir davon erzählt?«
»Zählt das denn überhaupt? Ich glaubte naiverweise, Ihr würdet mich nicht wie eine einfache Mätresse behandeln. Wenn Ihr mich lediglich als Gegenstand Euer Gelüste sehen könnt, so sollte es Euch ebenso gleich sein, was ich in Eurer Abwesenheit tue.«
»Ist es aber nicht«, brachte er flehentlich heraus.
Einige Momente starrte Jeongguk zum Lord nieder. Blinzelte.
Entschlossen entzog er dem Älteren seine Hand und schulterte seine Tasche.
»Was auch immer Ihr von mir wollt, Ihr kriegt es nicht. Arbeitet an Eurer Art, mit Euren Mitmenschen umzugehen, dann müsst Ihr beim nächsten Mal nicht auf Knien um Vergebung bitten. Es ist nicht das erste Mal, dass wir diese Konversation führen, Mylord.«
Stur stampfte er los. Für die knarzenden Bäume und singenden Nachtigallen waren Jeongguk und Jimin wohl die Störenfriede der Nacht.
Auch wenn kein Wort mehr zwischen ihnen fiel, schien die Stille durch zielsichere - oder flüchtende? - Schritte vollkommen eingenommen.
Es dauerte nicht lange, bis der Kommandeur ihn einholte.
»Steig' auf.«
»Ich kann gehen.«
»Es ist ein Fußmarsch von mindestens zwei Stunden. Lass uns unsere Streitereien wenigstens bis zum Anwesen verlegen. Ich kann nicht verantworten, dass du mitten in der Nacht durch dir fremde Wälder läufst.«
»Mein Orientierungssinn ist fantastisch. Und wenn ich es so weit geschafft habe, dann schaffe ich es auch ohne Eure Hilfe zurück«, erwiderte er schnippisch. Der Omega würdigte ihm nicht einmal einen Blick.
Er hörte den Lord stöhnen und zurückfallen.
Schon böses ahnend trugen Jeongguks Füße ihn noch ein wenig schneller über das nasse Laub.
Aus dem Nichts wurde er von hinten an der Taille gepackt und zum Pferd geschleift.
»Yah! Lasst- Lasst mich los, Ihr verzogener Idiot!«, keifte er wild um sich tretend.
Er war sich sicher, mindestens einmal das Schienbein des Älteren getroffen zu haben, doch Jimin schien seinen Griff nicht lockern zu wollen, bis er ihn auf den Rücken des Pferdes bekam.
»Zappel' nicht so, wenn du nicht vom Pferd geworfen werden willst, Dummerchen.«
Der Blondhaarige stieg hinter ihm auf den Hengst.
»Das- Das ist Entführung!«, brabbelte Jeongguk aufgebracht.
Der heiße Atem in seinem Nacken und die Arme, die ihn einrahmten, waren nicht das beste Mittel zur geistlichen Klarheit.
Seine Worte brachten den Lord zum Grinsen.
Er brummte gegen seinen Nacken, während er das Pferd in die entgegengesetzte Richtung lenkte.
»Ich habe dich gekauft, wie soll das Entführung sein? Und außerdem würde dein Orientierungssinn dich wohl nie zurück zu mir bringen.«
-
Die nächsten Tage vergingen langsam.
Der einzige Lichtblick waren die Tanzstunden mit Jin.
Teilweise verbrachte er Stunden damit, die einfachen Tanzschritte zu wiederholen, die keineswegs an Ballett erinnerten, um dem erdrückenden Alltag zu entkommen.
Neuerdings wurden auch Wachen vor seinen Gemächern postierst. Große, starre Männer, die nicht mal wagten, ihn anzusehen.
Und gleichzeitig wagte der Jüngere sie nicht zu fragen, weshalb sie Tag und Nacht über sein Zimmer wachten. Um ehrlich zu sein, konnte er es sich sogar denken.
Ein Grund mehr, die Abende dem Trainingssaal zu widmen.
»Und, fühlt sich das in Ordnung an?«, sprach Jin, während er damit beschäftigt war, dem Jüngeren zu zeigen, wie man seine Füße richtig dehnen musste. Nach den langen Balanceübungen fühlten sie sich hart und verkrampft an.
»Nein. Nein, ganz und gar nicht. Obgleich es meinen Muskeln Linderung verschaffen sollte, alles daran fühlt sich an, als würde es der menschlichen Natur widerstreben«, sagte er mit verzogenem Gesicht, während Jin seine Achillessehne strapazierte.
»Du solltest die einfache Dehnung nicht unterschätzen, Jeongguk-ssi. Verletzungen können dich wahrlich für den Rest deines Lebens beeinflussen..«
»Ist dem Lord solch Unglück ebenfalls widerfahren?«
Der Ältere sah mit einem traurigen Lächeln zu ihm auf.
»Seine Achillessehne ist gerissen, als er in deinem Alter war«, fing er an zu erzählen.
»Es war bei einer Probeaufführung eines wichtigen Stückes passiert. Ich habe ihm gesagt, dass er sich außerhalb des Trainings erholen sollte, doch ich hätte es besser wissen müssen. Der Riss war so laut wie ein Peitschenschlag. Sein Fuß konnte zwar mit einer Operation gerichtet werden, aber mit diesen Schmerzen zu tanzen gleicht Narzissmus.«
In schlechter Erinnerung schüttelte sein Lehrer den Kopf.
»Der Tod seines Tanzpartners war wohl der einzige Weg, ihn vor seinem eigenen zu bewahren. Nichtsdestotrotz besteht er darauf, von Zeit zu Zeit auszuprobieren, ob es besser geworden ist. Er ist ein Schwan, dem seine Flügel gebrochen wurden. Zweifellos wird die Bühne seine Eleganz nicht zu vergessen wissen.«
Sie beendeten ihre Tanzstunde an diesem Abend frühzeitig.
Nachdem er sich gewaschen hatte, lugte er noch einmal in die Gemächer des Älteren, um ihm gute Nacht zu sagen. Er hatte den Lord nach dem Vorfall im Wald gemieden, was nicht wirklich schwer war, weil der Ältere so oder so rund um die Uhr beschäftigt schien.
Am Morgen war der Lord schon außer Haus und die Abende verbrachte er entweder mit Training oder, wie wohl heute auch, in seinem Studierzimmer.
Er klopfte leise an und wurde durch ein dumpfes Brummen hereingelassen. Ihr Streit war zwar abgeklungen, aber das Gewicht der gefallenen Worte war immernoch spürbar.
Fokussiert auf seine Blätter, beachtete er Jeongguk nicht.
»Mylord, denkt Ihr nicht, Ihr solltet ebenfalls schlafen gehen?«
Jeongguk lehnte den Kopf gegen den Türrahmen.
»Nur noch ganz kurz..«
Es sah nicht danach aus, dass der Lord ›nur noch ganz kurz‹ brauchen würde und es war schon lange nach Mitternacht. Wenn der Tag für Jeongguk schon lang war, war er für den Lord umso länger. Gleichzeitig kannte er ihn mittlerweile so gut, dass er wusste, dass es dem Älteren schwerfiel, Arbeit einfach liegenzulassen.
Schwer seufzte Jeongguk, ehe er um den Schreibtisch herumlief und sich rücksichtslos auf die Platte ploppte.
Er zerknickte dabei selbstverständlich die herumliegenden Blätter, die dem Lord wohl mehr bedeuteten als sein Schlaf.
Jimin wollte schon genervt die Stimme heben, als er sie beim Anblick des Jüngeren verlor.
Es sähe verboten sinnlich aus, säße der Omega nicht mit heißem Gesicht und hochgezogenen Schultern da.
Süß.
»Wenn ich so recht überlege, ich hab dich die Nachtwäsche der Schneiderin nur bei der Anprobe tragen sehen. Willst du mich etwa damit ins Bett locken?«
Peinlich berührt stieß Jeongguk ihm gegen die Schulter. Das Grinsen des Lords wurde umso breiter.
Jimin lehnte sich vor, um Jeongguks Knie zu küssen und dann seine Lippen an seinen entblößten Oberschenkeln hochwandern zu lassen. Sein Kopf schlüpfte ganz plötzlich unter den Stoff und pustete gegen Jeongguks Bauch.
»Mylord!«, quietschte überrascht auf, während die Röte ihm selbst in den Nacken kroch.
»Wie könnt Ihr bloß so schamlos sein?«
»Ich bin zu müde für Sex. Jedoch erfreue ich mich umso mehr daran, ein so süßes Ding in Verlegenheit zu bringen..«
»Wie kommt Ihr auf die Idee, dass ich-«
Pervers grinsend tauchte der Lord wieder unter dem Nachtkleid auf.
»Weshalb sonst würdest du mich mit solchen Mitteln ins Bett locken wollen?«
Er erhob sich aus seinem Sessel und lehnte sich so weit über Jeongguk, dass der Junge fast auf dem Tisch lag. Angespannt beobachtete er jede Bewegung des Lords.
»Was ist denn los, Pup? Willst du wieder vor mir davonlaufen?«
»Ich- Ich bin nicht vor Euch weggelaufen!«
Der Lord lachte nur beherzt und küsste Jeongguk für nur wenige Wimpernschläge.
»Lass uns schlafen gehen. Du hast mich überzeugt..«
Als auch der Lord sich umgezogen hatte, öffnete er die Arme für den Jüngeren.
Jeongguk starrte ihn einige Augenblicke still an, ein wenig mit sich hadernd, bis er seufzend nachgab. Er sehnte sich nach der Nähe des Blondhaarigen.
Sie lagen aneinander gekuschelt in der Dunkelheit, mit nur noch einer brennenden Kerze auf dem Nachttisch. Die ersten Minuten vergingen in Stille, die wohl nur dem Jüngeren unangenehm schien.
»Geht es Eurem Fuß besser?«, fragte er deshalb und zog den Älteren noch ein wenig enger an sich.
»Hm? Ja, mach' dir keine Sorgen..«
»Solltet Ihr Euch nicht lieber eine Pause von dem Schlachtfeld und der Arbeit nehmen, um Euch zu erholen? Ihr schlaft so wenig, essen tut Ihr auch nur bei Gelegenheit..«
»Machst du dir etwa Sorgen um mich, Bun?«, neckte er Jeongguk. Beschämt schmiegte er bloß den Kopf in Jimins Halsbeuge. Der Alpha seufzte.
»Als General muss man eine dicke Haut haben. Kein Krieg wird wegen ein wenig Abgeschlagenheit pausiert, so ist es leider.«
»Wofür das alles eigentlich?«, fragte Jeongguk leise.
»Wofür verlieren so viele Menschen ihr Leben? Dieses Blutvergießen zieht sich nun über Jahrhunderte und es nimmt kein Ende. Wenn sich die Fürstentümer im Handel doch verstehen, wie können sie politisch so zerstritten sein?«
»Das sind Fragen, die nur Gott beantworten kann.«
Der Omega sah ihn lächeln, während Jimins Finger durch sein Haar fuhren.
»Andere mögen es wohl als dumm erachten. Wer würde schon so eine lange Zeit nur wegen einer dämlichen Sage kämpfen? Aber es bleibt uns nichts anderes übrig, Jeongguk-ssi. Inyul hat keinen Nachfolger und niemand würde dem anderen Fürstentum einfach ein ganzes unbesetztes Reich mit ungenutzten Rohstoffen überlassen.«
»Es ist trotzdem ein sinnloser Kampf.«
»Nein, als sinnlos würde ich es nicht bezeichnen. Der Krieg hält die Machtverhältnisse im Gleichgewicht. Wenn einer verliert, wird der andere so viel Macht gewinnen, dass er selbst Jaesang überrollen kann.«
Jeongguk horchte einen Moment in sich. Die Unzufriedenheit über die Situation brachte Unruhe in ihm auf und die Gedanken, die ihn seit seiner Begegnung mit der Königin verfolgten, traten über seine Lippen.
»Und was, wenn Inyul doch einen Nachfahren hätte? Was würde dann passieren?«
Jimin zögerte einige Momente, so als hätte er der Idee noch keine Aufmerksamkeit geschenkt.
»Dann.. würde der Krieg womöglich enden«, setzte Jimin langsam an. Jeongguk Augen begannen zu leuchten.
»Oder sie bringen den Nachfahren um, damit Inyul nicht an ihn fällt. Abgesehen davon, wie will man beweisen, dass man mit jemandem von vor hunderten Jahren verwandt ist. Jeder könnte dies tun.«
Der Lord spürte, wie Jeongguk ein Stück mehr gegen ihn sank. Wahrscheinlich frustriert, wie sie es alle an einem Punkt waren.
»Keine Sorge, mir wird schon nichts passieren.«
»Das ist auch nicht meine Sorge gewesen«, rollte Jeongguk mit den Augen und hörte Jimin umso lauter lachen.
Auch auf dem Gesicht des Jüngeren tauchte ein Lächeln auf. Er mochte das Lachen des Lords.
»Was sind denn deine Sorgen, Pup?«
Der Braunhaarige dachte über seine Frage nach.
Ja, was bereitete ihm denn gerade Sorgen?
Er sollte doch glücklich sein, seine Träume ausleben zu können, aber es waren die immaterialistischen Dinge, die er so gerne verwirklichen würde.
»Dass ich alleine aufwache, wann immer ich neben Euch einschlafe. Oder, dass ich Euch eines Tages nicht mehr genug bin und ich all das verliere..«
»Was meinst du, mit all dem hier? Das Geld?«
Jeongguk gefiel der Ton, in dem der Lord sprach nicht.
Er setzte sich auf, um dem Älteren Auge in Auge zu begegnen.
»Es ist ein purer Luxus, nicht darüber nachdenken zu müssen, wie man durchkommt, wenn die Ernte schlecht war oder die Pacht erneut gehoben wurde. Seht Euch doch in Gyubeom um. Die Menschen hungern und kämpfen mit Krankheiten, natürlich schätze ich es wert, satt und warm einschlafen zu können. Ich verstehe, dass Gyubeom und seine Finanzen nicht in Eurer Hand liegen, aber das Mindeste, was Ihr tun könnt, ist Euer Privileg anzuerkennen. Es ist nichts Verwerfliches daran.«
Die kurze aufgebrachte Rede ließ den Lord sprachlos und brachte den Jüngeren in Rage.
Er hatte vielleicht etwas zu sehr aufgedrückt, dachte er, da wurde er zum Älteren hinuntergezogen und von seinen Lippen mit einem langen, unschuldigen Kuss beschenkt, der Jeongguk wortkarg ließ.
»Wofür war das?«
Schwer atmend blickte er zwischen den Augen des Lords hin und her.
»Du würdest ein ausgezeichneter Prinz sein, Jeongguk-ssi..«
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