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CHAPTER 20
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Konnte Jeongguk wirklich zu Jimins Anwesen fahren?
Jeongguk zögerte. Der Gedanke, sich ein Nest aus den Laken des Lords und seinen getragenen Hemden bauen zu können, brachte sein Herz schwellen und seinen Omega zur Ruhe kommen. Wenn auch nur einen Nachmittag lang. Er wollte das. So sehr.
Seine andere Möglichkeit war, aus der Kutsche zu steigen und sich später Vorwürfe von Aeri anzutun, vielleicht auch einen mitleidigen Blick von Hyeri.
Jimin und seinen Motiven war aber nicht zu vertrauen. Doch wäre er ihm hinterher, wenn er ein Gesandter war? Ein Gesandter würde niemals die Möglichkeit entgehen lassen, den Hass des Volkes zu materialisieren. Den Fall eines Adeligen zu beobachten. Wäre Jimin einer von ihnen, hätte er anders gehandelt, beschloss Jeongguk.
Als die Kutsche also anfuhr, tat der Omega nichts dagegen, die Fahrt aufzuhalten.
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Es fühlte sich seltsam vertraut an, wieder die Tore der Residenz zu durchqueren. Vertrauter als der Palast es je für ihn war. Und seltsam, weil er hier nur wenige Monate vor fast einem halben Jahrzehnt verbracht hatte.
Eunwoo tauschte in der Weite ein Wort mit einer der Mägde aus, die bei ihrer Ankunft herauskam und deutete zur Kutsche. Vorsichtig spähte Jeongguk hinter den Vorhängen hervor. Die Magd kam ihm unbekannt vor, weswegen er die Stirn runzelte.
Hatte Jimin nach Ableben des Herzogs sein gesamtes Personal ausgetauscht?
Bei der Vorstellung, auch hier kein einziges bekanntes Gesicht anzutreffen, wurde ihm mulmig im Magen. Was sie wohl von ihm denken würden?
Er verwarf den Gedanken, sobald eine weitere Frau aus dem Foyer des Schlosses heraustrat. Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er sprang förmlich aus der Kutsche.
Jisoos Augen weiteten sich, als sie die Augen auf ihn legte. Sie sah ihn an, als glaube sie kaum, dass er es war, Jeongguk.
»Jeongguk-ah? Ich- Ich meine, Eure Majestät?«, stotterte sie perplex. Er joggte auf sie zu und als er sie in seine Arme schloss, fühlte sich der Tag doch, wie der Beste an, den er seit langem hatte, trotz vorheriger Ereignisse.
»Ich bin so glücklich, dich wiederzusehen, Noona..«
»Ich- Ich auch, aber-«
»Lass uns drinnen weiterreden, ja?«
Jisoo trug der Magd auf, Tee vorzubereiten und führte Jeongguk mit einem wackeligen Lächeln in einen der Salons. Er konnte nicht aufhören zu grinsen, als sie an den Trainingssälen vorbeigingen, in denen er sich zum ersten Mal an Ballett versucht hatte. Er war weiter gekommen, als er je geglaubt hatte.
»Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es eine gute Idee war, herzukommen«, gestand Jisoo, nachdem sie sich darüber ausgetauscht haben, wie es ihnen ergangen war. Jisoo wurde zur obersten Magd ernannt, aber tatsächlich entließ Jimin einen Großteil des Personals unter ihr.
Außerdem hatte sie einen Mate..
Besonders das fiel Jeongguk schwer zu verdauen, denn er war neidisch darauf, wie sie von ihm schwärmte. Er wollte auch, dass jemand so hoch von ihm sprach und stolz war, ihn zum Mate zu haben.
»Die Parade war.. Ich brauchte eine Auszeit. Ich bleibe aber nur für den Nachmittag.«
Verwirrt sah der Beta von ihrem Tee auf.
»Aber selbst ich rieche, dass du in Hea-«
»Jisoo-ssi? Wir bräuchten Eure Hilfe«, lugte eine junge Magd in den Raum, bevor Jisoo ihren Satz beenden konnte. Als sie Jeongguk sah, wurde sie ganz blass und verbeugte sich mehrmals.
»Verzeiht mir meine Unhöflichkeit, Eure Majestät. Ich- Ich wusste nicht um Eure Anwesenheit.«
»Tut Euch keinen Zwang an. Noona, du wirst gebraucht..«
Jisoo rollte bloß mit den Augen, folgte dem Mädchen aber. Als sie nach ein paar Minuten nicht zurück war, vermutete er, dass es noch einige Zeit dauern würde. Er schlenderte gelassen durch die Flure dieses Anwesens und nahm sich eine Weile für den Ballettsaal allein, dann für die Bibliothek.
Der Omega verband gemischte Gefühle mit jedem Raum, mit guten und schlechten Erinnerungen. So auch mit den Gemächern des Lords. Die Dichte der Pheromone war schwindelerregend. Jeongguk schloss die Augen, um den Duft auf sich wirken zu lassen.
Er hatte hier seinen ersten Kuss, sein erstes Mal und gleich im Nebenzimmer hatte er dem Alpha seine Schwangerschaft gestanden. Die Erinnerungen prasselten wie Sommerregen auf ihn ein und kühlten die Hitze unter seiner Haut herunter. Sein Omega fühlte sich hier sicher. So sicher wie er sich vielleicht nur noch in Gyubeom fühlen würde.
Er dachte nicht groß darüber nach, als er sich die Schuhe und den Frack abstreifte, den aufgebauschten Stoff von seinem Hals riss und ins Bett kroch. Jeongguk musste sich ein Stöhnen verkneifen, als er feststellte, dass die Laken nicht ganz frisch waren.
Sie rochen nach Jimin und nur nach ihm. Er drückte das Gesicht so lange er konnte in die Kissen, um den verblassenden Duft einzufangen. Theatralisch wälzte er sich im Bett hin und her, ein leises Glucksen auf den Lippen.
Ihr Alpha riecht so gut..
Er erstarrte bei den Worten seines Omegas. Ihr? Wann hatten sie sich darauf geeinigt, dass Jimin wieder ›ihr‹ Alpha ist?
Auch wenn das niemand mitbekam, wurden Jeongguks Wangen warm und er rollte sich widerwillig aus den Laken. Räuspernd ordnete er die Zettel und Dokumente, die nach Arbeit schrien und drohten vom Nachttisch zu rutschen. Er ließ seine Finger über die Möbelkanten gleiten, bis er neugierig vor dem Kleiderschrank hielt.
Einmal hineinsehen, wird niemandem schaden, überzeugte sich der Omega. Es sah unspektakulär darin aus, aber selbst der Duft der frischen Wäsche wirkte vertraut. Inmitten der Kleidung nahm er aber etwas wahr, das intensiv nach süßer Zitrone und Wald roch.
Er tastete die oberen Regale ab, als sich seine Finger um schweren Samt legten. Als er es herauszog, konnte er nicht glauben, was er da hielt.
Plötzlich hörte er Schritte im Gang, die nur Sekunden von dem Schlafgemach entfernt waren. Jeongguk blickte panisch zu dem Stück Stoff hinunter, das er in der Zeit niemals wieder falten und in den Schrank quetschen würde. Hastig schlug Jeongguk die Garderobe zu und versteckte es hinter seinem Rücken.
»Jeongguk-ssi?«, fragte Jimin verblüfft. Er war schon dabei, sein Frack abzustreifen, wie Jeongguk es getan hat, sobald er den Raum betrat, doch hielt inne.
»Jisoo meinte, Ihr wärt im kleinen Salon.«
»Ich- Ich-«
Er hatte keine Ausrede, ganz einfach. Wie sollte er auch erklären, dass er sich bei erster Gelegenheit in Jimins Gemächer geschlichen hatte?
Jetzt blickte sich auch der Alpha in seinem Zimmer um. Er nahm wohl die verwaiste Kleidung auf, das durchwühlte Bett, die ordentlich gestapelten Dokumente und den süßlich-blumige Duft eines verdammt glücklichen Omegas. Es war nicht zu leugnen.
Der Herzog legte nachdenklich den Kopf zur Seite, während er Jeongguks Werk betrachtete und danach Jeongguk. Von seinen Socken bis zu dem roten Gesicht.
»Jeongguk-ssi, was haltet Ihr da hinter Eurem Rücken?«
Erwischt.
»N-Nichts. Gar nichts.«
»Ganz sicher? Dann habt Ihr sicher kein Problem damit, mir Eure Hände zu zeigen«, sagte Jimin und ergänzte es mit »Beide Hände«, als er nur eine hob.
Ergeben zeigte Jeongguk ihm, was er die ganze Zeit versteckte. Es war ein roter Umhang. Bei näherer Betrachtung wusste Jeongguk, dass es der war, den er in der Nacht seiner Flucht am Tor verlor. Wie sollte er damit umgehen, dass der Alpha ausgerechnet so etwas all die Jahre aufbewahrt hatte?
Jimin starrte den Stoff an, als wäre er von einem anderen Planeten und umso länger er dies tat, desto röter liefen seine Wangen an. Jeongguk traute seinen Augen nicht und blinzelte, aber die Röte blieb. Unerwartet riss ihm der Ältere den Umhang aus den Armen.
»Warum habt Ihr den?«
»Ist das weiter wichtig?«
»Ja«, erwiderte Jeongguk fest und hielt den Alpha davon ab, ihn zurück in den Schrank zu stopfen.
Jimin sah von seiner Hand um seinen Bizeps hoch zu ihm auf. Die Intensität seines Blickes ließ Jeongguk die Hand zurückziehen. Da war es wieder. Dieses Knistern und Zischen, das Prickeln unter der Haut, wann immer sie sich berührten.
Jeongguk glaubte, dass sie erneut nur wenige Sekunden von einem Kuss entfernt waren, der ganz und gar nicht sein sollte.
»Es sollte aber nicht weiter wichtig sein, Jeongguk-ssi.«
Schon wieder tat er das. Er hatte es zum ersten Mal bemerkt, als sie bei den heißen Quellen waren. Jeongguk dachte, dass er es sich einbildete, aber es schien, als würde sich Jimin bewusst vor ihm zurückziehen.
Die Umstände machten es nicht verwerflich, jedoch erhaschte er immer wieder diesen Blick in den Augen des Herzogs, der ihn vom Gegenteil überzeugte.
Kurz bevor sie zu ihrer üblichen Kälte zurückkehrten, da waren sie weich und warm und gar nicht, wie die eines eisernen Herrschers. Er verstand, dass Jimin in der Öffentlichkeit ein Image vertrat, aber warum wollte Jimin so unbedingt, dass er ihn auch so sah?
»Das kann nicht alles sein, was Ihr zu erwidern habt«, schnaubte Jeongguk. Niemand konnte es mögen, von der ganzen Welt gehasst zu werden.
»Ich vermag nur das anzubieten, was ich auch mit Sicherheit weiß.«
»Und Ihr wisst mit Sicherheit, dass ich diese Angelegenheit nicht als wichtig erachte?«
»Gebt Acht, Jeongguk-ssi, Ihr legt mir Worte in den Mund«, murmelte Jimin, während er den Schrank öffnete. »Ich weiß mit Sicherheit, dass Ihr diese Angelegenheit nicht als wichtig erachten solltet.«
»Ich kann es nicht glauben.. Und Ihr bezeichnet mich als unreif? Ihr habt eine Provinz zu regieren, aber schafft es nicht einmal Eure eigene Feigheit zu überwinden!«
Mit Nachdruck schloss der Herzog den Schrank und drehte sich zu ihm. Seine Augen waren dunkel und kühl, wie das Wasser am Grund eines Sees, das das Sonnenlicht nicht mehr erreichte.
»Das ist gerade der Punkt, der uns unterscheidet. Ich habe eine Provinz zu regieren. Ich trage die Verantwortung für alles, was unter meiner Herrschaft passiert. Nur jemand unreifes würde nicht erkennen, dass ich nicht tun und lassen kann, was ich möchte.«
»Niemand hat Euch dazu gezwungen. Ihr hättet nicht Herzog werden müssen. Stattdessen hättet Ihr mich haben können. Mich, aber ich war Euch nicht genug..«
Er konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seine Augen stahlen. Er war ein Prinz. Ihm stand die Welt offen. Weshalb sollte er da noch einem Herzog hinterhertrauern?
Genau dieses Paradox begleitete Jeongguk seit dem Tag, seit dem er den Palast betreten hatte. Ausgerechnet jetzt, wo er im Überfluss schwelgte, fühlte er sich so miserabel wie noch nie.
»Ihr nahmt mir meine Unschuld für Euren Thron«, wisperte Jeongguk bitter. Jimin zuckte zusammen. Er fand die Stärke, weiterzureden, ihm noch mehr an den Kopf zu werfen. »Hättet Ihr auch nur einen Funken Courage in Euch, wärt Ihr nicht auf das Angebot des Altherzogs eingegangen. Ich hätte mein alles gegeben, Euch und unsere Tochter glücklich zu machen, Ihr aber nicht Euers, um bei mir zu bleiben..«
Er drückte die Schultern durch und blickte zum Herzog nieder in all seiner erlernten Gleichgültigkeit. Jeongguk legte sich weitere harsche Worte zurecht, unter denen er Jimins langsam bröckelnde Fassade endlich niederriss. Doch der Ältere kam ihm zuvor.
»Ich habe Euch nie mit der Intention beschlafen, einen Erben zu zeugen.«
Jimins Blick schweifte keine Sekunde, als er sprach.
»Aber, wem erzähle ich das? Ihr hört nur, was Ihr hören wollt«, schnaubte der Lord und legte die Hand um den Türgriff.
»Ich höre Euch jetzt zu. Sprecht.«
Jimin wandte den Blick zu Boden, sodass Jeongguk nur sein Seitenprofil sah.
»Ihr werdet es nicht verstehen.«
»Dann versucht es! Wie schwer kann es sein, einmal in seinem Leben kein Feigling zu sein?«, rief Jeongguk mit ausgestreckten Armen. Der Alpha drehte sich zu ihm um, beide Hände hinter seinem Rücken verschränkt, während er ihn musterte.
»Ich hätte Euch auch unterstützt, wenn Ihr es abgetrieben hättet.«
»Das würde jeder an Eurer Stelle sagen«, zischte Jeongguk und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Jimin knackste den Nacken, um nicht die Geduld zu verlieren. Seine Augen nahmen schon einen hellen Braunton an.
»Ihr wolltet, dass ich mich erkläre. Dann schweigt«, warnte der Alpha. Sprachlos spalteten sich Jeongguks Lippen, aber es hatte den gewünschten Effekt. »Was Ihr an dem Abend gehört habt..«
»Dass Ihr mich hängen wolltet? Sogleich am selben Tag Eurer Krönung?«
Jimins Lippen verzogen sich zu einem harten, bitteren Lächeln.
»Ich hatte es nie vorgehabt. Ihr bracht mir das Herz allein mit so einer Unterstellung. Doch ich vermute, ich verdiene es. Der Herzog starb die Nacht, wie Ihr vermutlich wisst. An.. Gift.«
Der Groschen fiel, sobald er an den Mann zurückdachte, den er in den Fluren des Schlosses den Abend gesehen hatte. Eunwoo war es. Das Fläschchen.. Das Fläschchen, war es für den Herzog?
»Ihr habt Euren eigenen Vater vergiften lassen?«
»Ich musste mich zwischen Euch und ihm entscheiden. Hätte ich Euch am nächsten Morgen nicht gehängt, wie er es von mir wollte, hätte er es tun lassen, auch wenn er Euch bis ans Ende der Welt hätte jagen müssen.«
Jimin lehnte den Kopf zurück gegen die Tür. Er blickte Jeongguk aus Augen an, die etwas zurückhielten. Etwas Dunkles, etwas, was dem Omega unter die Haut fuhr und sich dort festsetzte.
»Die Entscheidung war leicht. Die Entscheidung wird immer leicht sein. Ich wähle Euch über jeden anderen in meinem Leben.«
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i can't even say what it is but devoted men make me weak like sirrr you would kill for him? stawp 🥺🥺
und wir kommen der wahrheit finally näher. die nächsten kapitel werden relativ soft mal gucken wann ich dazu komme wieder zu updaten
gerade ist zeit ein rares gut 🥹
i hope you have a gorgeous day my beauties.💜
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