Verpeiltheit
„Bitte sag mir dass du eine Wunderheilung erlebt hast." Das sind die ersten Worte des Erzbischofs, wobei Elysia ihn schon halb panisch ansieht- Er bittet? Er will das sie gesund ist? „Ach du scheiße... was für eine Katastrophe steht uns bevor? Muss ich den Präsidenten umbringen? Nein, dann würde Alucard das erledigen. Lasst mich raten... Ihr braucht einen Gefallen von Lucy oder Lilith! Oder Chiron?" Enrico schüttelt nur leicht den Kopf und hält ihr eine Akte hin, die er normalerweise über seinen Bürotisch schieben würde- WENN sie im Büro wären. Das hier ist einer der Konferenzräume und alle anderen sitzen irgendwie an dem ovalen Tisch. Nur sie, Hans und Maxwell stehen dumm herum. „Geheimniskrämerei...", murmelt sie und öffnet die Akte, ehe sie sich das alles durchliest. Zwar gehen ihre Augenbrauen immer weiter hoch, ihre Lippen werde aber in einem ‚ne jetzt, oder?'-Sinn zusammengepresst. „Wir dachten dass du und Alucard euch damit am besten auskennt, weil ihr davon in der Präsentation etwas gehört habt." In der Präsentation? Stirnrunzelnd sieht sie zu Maxwell und schüttelt dann leicht den Kopf. „Ich hab euch das schon mal gesagt und... oh... Stimmt ja." Enrico sieht von ihr zu den anderen und wieder zu ihr, was meint sie jetzt schon wieder? „Ich hab euch das allen gesagt als ich in der Serum-Illusion drin war. Komplett vergessen. Das Ding hab ich schon einmal getroffen, hat mir aber geholfen und ist dann abgehauen." „Und das sagst du uns nicht, weil...?" Elysia sieht Anderson noch leicht müde an. „Weil ich dachte ich hätte es schon getan... manchmal verschmilzt die Illusion und die Realität, okay? Ich habs nur gecheckt weil Hans mich abgeknutscht hatte!"
Maxwell verzieht leicht das Gesicht. „Autsch...? Er steht direkt neben dir?" Entgeistert erwidert sie seinen Blick. „Hans würde das nicht ohne zu fragen tun, dafür ist er zu sehr Gentleman. Zumindest würde er das beim ersten Kuss tun, was danach kommt- Wir schweifen ab! Wir schweifen ab. Also gut... was soll ich jetzt tun? Hin, den Werfuchs abchecken und wieder weg, oder wie?" Er wurde nur gesichtet, er hat nichts getan. Enrico räuspert sich kurz und sieht dann zu Alucard, der aber nur mit den Schultern zuckt. „Geplant war das Mistvieh umzubringen weil... naja. Kyriost und so. Kann ja immer noch von denen unter dem Pantoffel stehen, wissen wir ja nicht. Kann ja abgehauen und wieder eingefangen worden sein." Leider hat er recht, das ist ja das Problem. „Und was ist wenn wir... erst einmal sehen ob der Fuchs überhaupt ein Teil davon ist und ihn oder sie auf unsere Seite holen? Ich meine- Wer könnte zu SO einer Hilfe nein sagen?" Enrico hebt emotionslos seine Hand. „Ich. Es ist eine Gefahr die wir nicht gebrauchen können und wie willst du wissen dass es nicht mehr zu Kyriost gehört? Fragen? Katze... du weißt wie leichtgläubig du bist." Elysia deutet mit dem Kinn zu Alucard. „Dafür haben wir ihn, er kommt in den Schädel und dann-" „Nein, komme ich nicht. Eben genau das ist unser Problem, sonst hätten wir schon lange darüber gesprochen den Werfuchs auf unsere Seite zu holen." Verdammt. Elysia kann den Fuchs doch nicht einfach umbringen- Er oder sie hat sie beide gerettet und zusammengeführt! Wer weiß ob Alucard noch hier stehen würde wenn sie ihn nicht gefunden und geholt hätte. „Ich mach es aber nicht. Der Werfuchs hat mich zu Alucard gebracht und uns somit geholfen- Ich bring ihn nicht um. Ich bring Alucard hin, aber ich verweigere die Tötung, Erzbischof Maxwell." Enrico reibt sich den Nasenrücken, die wird sich auch nicht mehr umentscheiden, dass ist das Problem. „Reicht uns aus. Fühlst du dich fit genug? Kannst du?"
Ob sie kann? Von meiner Seite aus würde nichts dagegen stehen, auch wenn du nicht übermütig werden solltest. Aber zwei Mal porten? Kein Ding. Somit nickt sie leicht. „Schrödinger meinte dass zwei Mal drin sein sollte. Aber nicht mehr! Vorerst." Der Urvampir verschränkt die Arme und murmelt etwas vor sich hin, wobei Elysia und Hans ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansehen. Natürlich haben sie es gehört, fanden es jetzt aber beide nicht ganz so nett. Alucard hingegen erwidert ihren Blick gelassen, als ob sie irgendwas tun würde. Doch ihm wird unwohl als sie anfängt zu lächeln. Der Kommentar, dass ‚sie sich ja immer nur etwas von Männern sagen lässt und sie ihren Arsch mal dazu bringen sollte selbst auf den Körper zu hören', traf jetzt nicht so den Geschmack derer, die zugehört haben. „Ich möchte dir eines sagen, Alucard. Ich KANN nicht wissen wie es funktioniert. Denk daran dass ich die Fähigkeit nur nutze und mein wunderbarer Arsch würde sich gern darum kümmern zu wissen wie weit ich das kann- Aber es geht nicht. Nur um aufzuklären und dir einen kleinen Hinweis zu geben dass du sonst vor Strike eins von drei stehst und ich mich dann nämlich raushalten werde." Sie möchte ihn warnen, bevor er scheiße baut die sie nicht mehr entschuldigen kann. Jetzt wusste er es nicht! Aber für die Zukunft sollte er wissen wo er steht.
Der Schwarzhaarige geht auf sie zu und bleibt vor ihr stehen, sieht leicht zu ihr auf. „Denk daran dass wenn du dich raushältst, auch ich meine Mittel und Wege habe." Im Moment braucht er einfach noch die Hilfe von Elysia und das mit dem Bischof- Das ist eigentlich das einzige woran er sich noch klammern kann um es als Druckmittel einzusetzen. Sie hebt ihr Kinn und richtet sich vollkommen aus, sieht auf ihr runter. „Ich kann dir innerhalb weniger Sekunden diese Mittel und Wege streichen und dich ohne etwas dastehen lassen wenn es sein muss. Wer bereit ist zu schießen, sollte bereit sein erschossen zu werden und auch wenn ich dazu jederzeit bereit bin... es bringt nichts wenn mein Gegenüber keine Munition hat. Fuchtel so lange mit deiner Waffe rum wie du möchtest, aber am Ende des Tages wirst du merken dass du bei der Sache... in mehrfacher Hinsicht den Kürzeren ziehst." Leicht nickt sie ihm zu. „So, Schwanzvergleich beendet. Können wir jetzt los?" Sie haben noch etwas zu tun. Mit einem angepissten Gesichtsausdruck, nach der Sache aber auch verständlich, nickt Alucard dennoch und lässt sich einfach mitnehmen, wobei Anderson danach zu Hans sieht. Komplette Irritation hat sich in seinem Gesicht breitgemacht, wobei auch jeder andere hier einfach nicht weiß was jetzt schon wieder mit der Stimmung zwischen den beiden ist. „Weißt du was los ist?" Der Werwolf nickt leicht, er weiß ziemlich genau was los ist. Enrico sieht dann aber zum Paladin und schüttelt den Kopf. „Der wird uns nichts sagen, Pater Anderson. Da wette ich mit Euch."
Plötzlich taucht Chiron auf, die Haare noch ungekämmt und der Blick verschlafen. Auch nur in Boxershorts, schläft sich so einfach besser. „Ist Ely noch hier?" Hans zieht eine Augenbraue hoch, warum sollte er sie brauchen? Der Zentaur räuspert sich und lehnt sich zu dem Werwolf, ehe er ihm etwas zuflüstert. Selbst Hans blinzelt ein paar Mal perplex und mustert seinen Kompanion, bevor er seufzt und sich eine Hand auf das Gesicht legt. Wieso? Dann aber stößt er Chiron mit dem Ellenbogen an und er deutet ihm an ihm zu folgen, wobei nun auch die beiden verschwinden und der Rest minimal unwissend zurückgelassen wurde. So, was jetzt? „Da gibt es so viel zu klären... ich wüsste nicht einmal wo wir anfangen sollen.", murmelt Heinkel und bekommt dafür ein zustimmendes Nicken von Yumiko. Das urplötzlich komische Verhalten von Alucard und Elysia und die damit verbundenen ‚Mittel und Wege', von denen die Werkatze gesprochen hatte, dann noch das mit Chiron und Hans, wobei auch die sich nun auffällig verhalten... „Yumiko, halte mich auf dem laufenden was die Tiere angeht. Heinkel, gib Makube bescheid. Er soll uns von ihr Infos holen inwieweit die Spannung zwischen Alucard und Elysia die aktuellen Geschehnisse beeinflussen könnte. Und Pater Anderson?" Maxwell sieht zum Paladin, bevor er leicht den Kopf neigt. „Für Euch habe ich eine normale Mission auf die Ihr Euch für heute Abend vorbereiten könnt. Ghule und Leitvampire, nichts großartiges. Aber groß genug um neben der laufenden Sache bemerkt zu werden." Der Regenerator, auch wenn es ihm nicht so ganz in den Kragen passt, neigt seinen Kopf. „Verstanden, Erzbischof Maxwell." Dann kann er zumindest heute noch zum Waisenhaus, das hatte er eigentlich mit Alucard gemeinsam geplant. Aber dieser Werfuchs hat ihre Pläne durchkreuzt und-
Die grünen Augen weiten sich als er den Raum verlässt. Findet er es gerade scheiße dass er nicht mit Alucard unterwegs sein kann?
Nein. Nein, er denkt doch nur an die Kinder. Die lieben ihn! Aber irgendwie hat er die Anwesenheit des Blutsaugers lieb gewonnen, genau wie ihn. Auf eine sehr komische, verquerte und verdrehte Art und Weise. Sie sind... Freunde. Gute Freunde! Leidenskollegen. Gegenseitige Therapeuten. Er genießt es mit jemandem über die Vergangenheit zu reden der ihn nicht mit Mitleid überschüttet sondern es hinnimmt. Alucard sagt nicht ‚es tut mir so leid' oder sonst etwas- er nickt, hört zu und lässt ihn komplett ausreden. Jede einzelne Kleinigkeit kann er ihm anvertrauen und hat er auch! Wobei das auf Gegenseitigkeit beruht. Anderson weiß eigentlich so gut wie alles von ihm. Von seiner Vergangenheit mit der Vergewaltigung, seiner Familie, der Kindheit und Jugendzeit, von seiner Frau und den beiden Kindern... er weiß das alles und auch er hat ihn weder mit Mitleid überschüttet, noch hat er gefragt wie er helfen kann. Denn bei diesen Dingen kann man nicht helfen, oder der andere muss wirklich von selbst auf einen zukommen. Allein diese Frage, ob man helfen könnte, ist bei so etwas sehr schwierig und davon ist abzuraten. Eine nette Geste! Aber wenn man jemandem so etwas anvertraut, dann wird man auch auf den anderen zukommen wenn man Hilfe braucht. Natürlich macht man sich aber dennoch Gedanken, so wie es der Pater im Augenblick macht bis er wieder aus diesen herauskommt und erst noch in sein Zimmer zurückkehrt, bevor er zu Enrico geht um die Details für die Mission zu erfahren.
„Wieso hast du damit direkt VOR ihm angefangen!", zischt Alucard stinksauer, wobei Elysia ihn nur aus dem Augenwinkel ansieht. „Er hat keine Ahnung, vertrau mir. Dahingehend ist er blind wie ein Maulwurf. Wie die Lady ohne Brille, um genau zu sein." Ohne eine Miene zu verziehen geht sie los und bleibt dann aber abrupt stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde war ihr schwindlig und sie glaubt vor ihrem inneren Auge etwas gesehen zu haben! Aber sie merkt einfach nur dass sie nicht ganz so fit ist. Versuch es noch einmal. Eh? WAS soll sie noch einmal versuchen? Sie weiß ja nicht einmal was sie wie gemacht haben soll! Das Bild. Konzentrier dich auf die Umgebung, versuch sie zu scannen wie ein- ein- ein Sonargerät! Ach, ist sie plötzlich zur Maschine mutiert, oder wie kann sie das jetzt verstehen? „Du wolltest los, jetzt stehst du rum. Komm jetzt.", murrt der Urvampir, geht an ihr vorbei und rempelt sie ein wenig mit seiner Schulter an, wobei sie nach vorn taumelt und aufgrund ihrer Achtlosigkeit fliegt sie auch auf den Boden. Alucard bleibt stehen und dreht leicht den Kopf, sieht sie von oben herab an und runzelt dann die Stirn. Hat sie sich schon wieder übernommen? Wars das mit der Rückreise? Wieder blitzt ein Bild vor Elysias Augen auf und sie hebt den Kopf, ihre Sicht hat sich verändert! Oder zumindest für ein paar Sekunden. Was ist das? Ich hab dir doch gesagt dass da mehr auf dich wartet als nur einfaches porten. Hör auf mich, stures Weib! Schrödinger seufzt in ihren Gedanken bevor er fortfährt. Ich denke, also bin ich. Jedes Wesen denkt, also ist jedes Wesen. Ich bin mir bewusst dass ich bin, somit bin ich mir bewusst das andere sind, verstehst du? Nein. Nein, nicht wirklich.
„Noch kryptischer und ich lerne Hieroglyphen zu lesen bevor ich dich versteh. Klartext, Kater." Ugh, du checkst aber auch relativ wenig, oder? Ich weiß dass ich existiere, also bin ich. Somit weiß ich auch das andere Wesen existieren, egal in welcher Entfernung und mit welchen Hindernissen! Das Sonar, verstehst du es jetzt? WIR haben ein Sonar für jedes existente Leben in einem Umkreis von ungefähr einer Meile, du Schwachkopf. „Wir haben jetzt... ein Sonar? Ich Piepe aber nicht, oder?" Du läufst auch nicht rückwärts, oder? Ihr Blick geht auf die Seite, beim nächsten Höllenbesuch gibt's dafür eine saftige hinter die Ohren. „Und für den Scheiß musste ich kurz sterben, cool. Darauf hätte ich verzichten können." Schrödinger schnalzt mit der Zunge und sie kann schon fast das Augenrollen spüren. Das hat nichts damit zu tun, verstanden? Aber weißt du wie verdammt nützlich das ist? Alucard kann nur spüren wo das Wesen ungefähr ist. Du kannst punktgenau sagen dass sich das Ding zwei Meter und einen Zentimeter neben einem Drucker befindet oder so! Wenn du gut mit dem Einschätzen von Entfernungen bist. Ich meine- Du kannst Penisse gut einschätzen, warum nicht das? Das letzte hätte nicht sein müssen, da ist sie froh dass man das nicht hören kann. Aber sonst? Dennoch ist sie so ein wenig skeptisch. „Ey, mal fertig? Wir müssen uns nach unserem Opfer umsehen. Und wenn du weiterhin nur mit dem Kater redest, dann überlasse ich das Töten dir." Elysia sieht ihn augenblicklich an, schnaubt aber nur leise. „Dann wird nichts getötet, nicht mein Problem." Er sieht dabei zu wie die Ohren erscheinen und die Pupillen ihre Form ändern, der Schweif erscheint und die Krallen werden sichtbar. „Ich dachte du willst nicht töten? Warum die Ausstattung." Sie blickt auf ihre Krallen und dann wieder nach vorn, die Ruhe selbst. „Weil hier mehr unterwegs ist und ich mich im Augenblick nicht ganz so sicher fühle mein Leben in deine Hände zu geben die sich im Moment lieber um meinen Hals legen würden. Nimms mir nicht übel, Alucard." Verständlich. „Also sind wir wieder am Anfang, vor unserer Freundschaft?" Sie hatten eine Freundschaft?
Die Werkatze streckt sich ein wenig und gähnt, sie hatte noch nicht einmal Frühstück. „Nachdem heute in der Früh in meinem Zimmer? Ich würde nicht sagen wie zuvor, aber es schlittert in diese Richtung. Drei Strikes und es ist als wären wir uns nie näher gekommen." Der Urvampir schnalzt amüsiert mit der Zunge. „Kätzchen... würdest du dem armen Pater wirklich einfach so verklickern wollen dass du und der Bischof gevögelt haben?" Elysia lacht schon fast ein wenig, geht aber los. „Ich hab ihm auch direkt ins Gesicht gesagt dass ich ihn heiß finde, was soll noch peinlicher oder schockierender sein als das? Für uns beide." Damit hat er jetzt nicht gerechnet und doch ist er kaum überrascht über die Sache. „Weißt du... langsam aber sicher musst du Dinge finden mit denen du auch MICH noch schockieren kannst." Denn die haut Dinge raus, da gewöhnt man sich relativ schnell dran. Auch an das Niveau! Aber jetzt? Schwierig das alles zu toppen. „Ich hätte Verpeiltheit, wenn das ausreicht." Was haben die beiden jetzt noch zu verlieren? „Schieß los, schlimmer kanns nicht mehr werden." Elysia sieht ihn kurz an und dann wieder nach vorn. „Ich war zu den Abschlussprüfungen meines Studiums so verpeilt und unausgeschlafen dass ich die Abschlussprüfungen für normale Übungsklausuren gehalten und mich gewundert habe warum jeder so verdammt ernst und teilweise verzweifelt war. Ist mir dann erst am Ende aufgefallen dass das Jahr auf der Prüfung nicht zurückliegend ist, sondern das aktuelle. Ich habe so viel gelernt und meinen Schlafrhythmus noch mehr gefickt als so manchen Kerl, dass ich überhaupt keinen Plan mehr hatte und bis kurz vorm Schluss der Meinung war dass es einfach nur eine sehr realistische Übungsklausur ist. Ich hab trotzdem bestanden und noch meinen Doktor gemacht, aber den Moment werde ich nie wieder vergessen."
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