Sog der Ungewissheit
Er muss sich schon fast flach auf den Boden legen um dem nächsten Prankenhieb entkommen zu können, wobei er sich auf die Seite rollt um dem Kopf entfliehen zu können. Abrupt reißt Anderson das Bajonett hoch und rammt es einem der Gepardenköpfe von unten durch den Kiefer und hört ein zufriedenstellendes Brüllen und Fauchen. Das Wertier weicht zurück, versucht das Ding zu entfernen und verschafft dem Paladin somit etwas Zeit um sich aufzurappeln und sich ebenfalls zurückzuziehen. Anstrengend ist es schon und an sich wartet er nur darauf dass Alucard einmal fertig wird, denn er hat nicht wirklich Lust darauf sich die ganze Zeit fallen zu lassen oder im generellen ausweichen zu müssen um ja nicht getroffen zu werden weil die Möglichkeit unter Umständen vielleicht besteht, DASS sich dort etwas befinden könnte. Während einer der Köpfe warnend und aggressiv die Zähne fletscht und ihn nicht aus den Augen lässt, fiept der rechte Kopf und der mittlere versucht mit den eigenen Zähnen das Bajonett zu entfernen. An sich würde es wahrscheinlich kaum schmerzen, aber das geheiligte Silber ist für alle Wertiere eine enorme Belastung und eine tödliche Bedrohung. Anderson steht nur mit dem nächsten Paar an Bajonetten wieder da, jederzeit bereit es erneut in einen der Köpfe zu rammen. Er hat durch die Schnelligkeit leider das Hirn verfehlt, aber das wird er bald nachholen können.
„Brauchst du Hilfe, oder willst du es allein machen?"
Alucard stellt sich gelassen neben den Paladin und lächelt ihn an, wobei dieser sich aufrichtet und nickt. „Wer weiß was an den Krallen oder an den Zähnen dran ist, mach dem ein Ende. Bitte." Der Urvampir steckt die Casull weg und bleibt nun rein bei der Jackal, 13 Millimeter explosive Stahlmantelgeschosse sind doch was schönes wenn sie in den Schädel einschlagen. Denn sie lassen normalerweise nicht viel davon übrig! Selbst bei der Größe der Gepardenschädel fällt der gesamte Körper schlaff auf den Boden, nachdem sich Blut, Hirnmasse und die kleinsten Knochenfragmente auf der Wand, der Decke, dem Boden und dem Wesen selbst verteilt haben. „Dein Ritter in-" Alucard sieht an sich runter und dann schmunzelnd zu Alexander. „-roter Rüstung ist hier." Trotz der immer noch leicht angespannten Situation muss der Paladin kurz lächeln, der schafft es doch echt immer wieder einen dummen Kommentar irgendwie passend zur Situation abzugeben. „Dann sollten wir mal da reingehen wo es rauskam, mein edler Ritter. Vielleicht finden wir was!" Alucard sieht dem Pater hinterher, hat er das gerade richtig gehört? SEIN edler Ritter? Er grinst breit als er hinter ihm hergeht, bevor er jedoch langsam aber sicher wieder ernst wird und sich der Lage bewusst wird in welcher sie stecken. Baskerville beobachtet ihn nur kurz und würde Elysia so gern damit auf dem laufenden halten! Aber die liegt im Vatikan und ist nicht ansprechbar. Er hatte nicht gedacht die Katze groß zu vermissen, aber allein bei diesen kleinen Dingen geht sie ab. Dinge, die sie einfach meistens gemeinsam gemacht haben oder sich zumindest sofort auf den neuesten Stand gebracht haben! Alucard geht an Alexander vorbei und betritt als erstes die Halle.
„Kannst du einen Lichtschalter oder so etwas finden?" Huh? Wieso- Oh... stimmt. Anderson kann ja nichts sehen. Daraufhin sieht sich der Urvampir kurz um, schüttelt aber enttäuscht den Kopf. „Bringt dir nichts, das ist nichts anderes als ein Käfig und- KEINEN SCHRITT WEITER!" Abrupt springt Alexander zurück, auf was wäre er getreten? Eine Mine? Eine Falle mit dem Serum drauf? Leichenteile von dem vorherigen Mahl? Knochen? „Tut mir leid, aber du solltest nicht in Scheiße treten." „Und deswegen schockst du mich hier so?!" Da dachte man dass man etwas gutes tut und dann ist es auch wieder verkehrt. Grummelnd dreht sich Anderson um und geht, wobei er nur kurz den Kopf dreht. „Aber... danke." Das reicht Alucard schon aus um ein wenig bessere Laune zu haben und zu ihm aufzuschließen, immerhin sollte man nun endlich weitergehen! Doch egal was sie machen, nichts. Nichts, nichts und wieder nichts. Mit leeren Händen kehren sie zurück in den Vatikan, nur um für die nächsten Tage auch wieder Aufträge zu bekommen. Die Liste Alucards will abgearbeitet werden, vielleicht kann man ja so das unter Umständen erneute Imperium Kyriosts daran hindern noch einmal so groß zu werden. Denn es mag sein dass man den Chef umgebracht hat, aber es gibt IMMER Stellvertreter und man muss auf der Hut sein. Weitere Tage vergehen in denen man nichts findet und langsam aber sicher ist es nicht nur die Lust die vergeht und verschwindet, sondern auch die Hoffnung etwas zu finden.
Elysia achtet nun aber auf alles. Jede Unterhaltung wird im Nachhinein noch einmal genauestens analysiert, jeder Tag noch einmal durchgegangen und in Gedanken durchgespielt was komisch war. Erst waren es nur komische Sachen bei den Sätzen, die ihr eben aber leider nur selten aufgefallen sind. Der sehr freundliche Umgangston zwischen Maxwell und Alucard. Dann kamen aber auch noch Dinge hinzu wie der Fakt dass sie keinen Hunger hat. Nie! Durst auch nur selten und auf die Toilette muss sie eigentlich auch nicht wirklich. Stinken tut sie ebenfalls nicht, was bei ihr normalerweise nach spätestens drei Tagen aufgrund ihrer Nase der Fall wäre! Aber nichts. Sie weiß dass etwas nicht stimmt, aber sie weiß nicht genau woran es liegt. Und der absolut letzte Auslöser, daran zu zweifeln dass alles normal und in Ordnung ist, wäre der Fakt dass sie gerade auf dem Bett liegt und Hans über ihr kniet, eine Hand an ihrer Wange und die roten Augen wandern immer wieder zwischen ihren Lippen und ihren Augen hin und her, bevor er sie in einen Kuss zieht, auf den sie irgendwie heimlich einmal gehofft hatte. Aber es fühlt sich falsch an, genau wie das mit Makube. Als Hans sich löst und mit einem sanften Lächeln auf sie runtersieht, ist sie nur zur Salzsäule erstarrt. Das würde er nicht tun. Nicht so. Sie kennt ihn. Sie kennt ihn gut genug um zu wissen dass das nicht der Ablauf wäre wie das bei ihm ablaufen würde.
Zärtlich streicht er ihr am Hals entlang und fährt am Oberarm nach unten, bevor seine Finger sich unter ihrem Shirt befinden. Sie sieht an ihm hinunter, sieht aber so etwas wie einen schwammigen Schatten an seiner Hose. Abrupt zieht sie seine Hand weg und weicht zurück, blickt in die überrascht geöffneten und roten Augen. Enttäuschung zeichnet sich ab und der Schock ist auf dem Gesicht zu sehen, aber sie schüttelt nur den Kopf. „I-Ich- Ich muss weg." Elysia springt auf, richtet sich das Shirt wieder richtig hin und geht aus ihrem Zimmer raus, bevor sie die Arme um sich legt und durch die Gänge des Gebäudes und schlussendlich rausgeht. Sie weiß nicht mehr weiter. Es ist so falsch, aber es ist doch wieder richtig? Chief kommt auf sie zu und runzelt die Stirn. „Hey, alles in Ordnung?" Die Werkatze sieht ihren besten Freund an, soll sie von ihrer Vermutung erzählen? „Keine Ahnung. Seit der Party fühl ich mich einfach nur... komisch, weißt du? Als würde man einem etwas vorspielen. Als wäre das ein Film in dem man ist, Dinge passen nur ein klein wenig nicht dazu und man fühlt sich paranoid as fuck!" Makube legt ihr einen Arm um die Schultern und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. „Das wird alles wieder, keine Sorge. Das zieht sich einfach und was du da gesehen hast- Das war wohl wirklich heftig!" Mit großen Augen sieht er Elysia an, die sich aus seinem Griff befreit hatte und kopfschüttelnd nach hinten geht. „Oh nein... nein, nein, nein! Das- Das ist hier gar nicht real!" Niemals würde Chief ihr einen Kuss auf die Wange verpassen. Sie? Ja! Aber er hat sich das schon vor langer Zeit versprochen und ihr auch weitergeben, dass er das nicht tun wird um nichts zu provozieren. Was ist auf der Party wirklich geschehen?
Im nächsten Moment spürt sie einen Sog, der sie nach hinten zieht. Überrascht reißt sie den Kopf herum, sieht aber nur so etwas wie ein schwarzes Loch dass die Umgebung verzerrt und alles um sich herum einsaugt. Elysia rennt nach vorn, kommt aber kaum weiter. „CHIEF!" Sie reißt verzweifelt und hilfesuchend den Arm nach ihrem besten Freund aus, doch der steckt nur die Hände in den Mantel und seufzt. Er tut nichts, sondern beobachtet sie nur, bevor seine Gestalt verschwimmt und sich auflöst. Immer stärker wird sie nach hinten gezogen, wobei sie auf die Knie fällt und sich mit aller Kraft wehrt nicht nach hinten gezogen zu werden. Sie wandelt sich in ihre volle Werkatzengestalt und rammt die Krallen der Füße und Hände in den Boden. Ihre Augen weiten sich als sie mit Entsetzen dabei zusehen muss wie sie Krallenspuren in der Erde hinterlässt als sie nach hinten gezogen wird. Mit der größten Anstrengung schafft sie es die rechte Hand nach vorn zu bringen und sich erneut in der Erde einzukrallen, doch als sie die zweite Hand folgen lassen will, wird der Sog zu groß und sie verliert den Halt. Wird nach hinten gezogen und unerbittlich in das schwarze Loch eingesogen.
Das gibt's doch nicht. Das- Fassungslos sieht Anderson nun Elysias Körper dabei zu wie er von den Stromstößen immer wieder geschockt wird und wieder auf der Matratze ankommt. Nichts deutete darauf hin dass ihr Körper das nicht mitmachen würde und auch hier läuft es für ihn ab als wäre es in Zeitlupe. Müssen sie noch einmal in die Hölle? Schaffen sie es ein zweites Mal sie da rauszuholen? Alucard steht neben dem Pater und legt ihm eine Hand auf die Schulter, er ist der Einzige von ihnen, der das Schauspiel zweimal durchleben muss und es ist ungewiss ob es so ein gutes Ende nimmt wie bei ihm. Ihr Herz flimmerte für ein paar Sekunden, in denen man noch die Hoffnung hatte dass man sie zurückholen könnte! Aber mit der Nulllinie kann man nichts machen. Hans wurde von den Schwestern auf die Seite geschoben und steht an der Wand gelehnt da, eine Hand auf den Mund gelegt und man könnte meinen dass er sich die Tränen zurückhalten muss. Sie hat Schrödinger, wie kann sie sterben? Der Kerl ist doch- Sie muss sich nur daran erinnern dass sie existiert! Er war noch nie gläubig, aber jetzt? Jetzt betet er. Die Reanimationsmaßnahmen schreiten fort, doch auch hier gibt man irgendwann auf, es hat keinen Sinn für den Arzt. Zum letzten Mal überprüft er den nicht vorhandenen Puls und die ebenfalls nicht vorhandenen Reaktionen der Pupillen und seufzt. Schlussendlich tritt er vom Tisch zurück und neigt auch hier seinen Kopf, sie kannte er besser als Alucard.
„Todeszeitpunkt... Sechzehn Uhr-"
Piep.
Perplex sieht er auf den Bildschirm. Ein weiteres Piepen. Dann sieht er wieder zu dem Körper, hört das Piepen erneut dass zuerst noch schwach und mit großen Abständen ist, bevor er die Schwestern ansieht. Bildet er sich das gerade ein? Doch die beiden Frauen wirken erleichtert und fangen an zu Grinsen, was für ihn das Zeichen ist dass es wirklich wahr ist. Langsam dreht der Arzt den Kopf wieder zum Bildschirm, ein normaler Rhythmus hat sich nach ein paar Augenblicken wieder eingefunden. Vielleicht ein wenig schnell, aber er ist da. Prüfend legt er ihr zwei Finger an den Hals, bevor auch bei ihm die Mundwinkel hochgehen, er hat wirklich einen Puls gefunden. Auch mit der Taschenlampe leuchtet er in die Augen, sie reagieren wieder. „Wir haben sie wieder.", gibt er von sich und sieht zum Paladin, dessen erleichtertes Grinsen von den Tränen eingerahmt werden und Alucard ihn in den Arm nimmt. Auch Hans holt tief Luft und lässt die Hand sinken, kurz hatten sie sie verloren. Dann ein Würgen, was das medizinische Personal aufhorchen lässt. Sie mussten auch sie intubieren, jedoch war sie im Gegensatz zu Hans nie stabil genug damit der Beatmungsschlauch wieder raus kann! Jetzt scheint der Körper darauf zu reagieren, aber ein Betäubungsmittel hilft bei ihr nicht. Das Einzige, weswegen sie in diesem Zustand geblieben ist ohne dass der Körper den Schlauch abstoßen konnte, war das Serum von Kyriost.
Elysia wird unruhig, die Herzfrequenz steigt an und man extubiert sie schnell, sodass sie ohne den Schlauch weiteratmen kann. Zwar scheint sie nicht wach zu sein, aber sie atmet nun zumindest selbstständig und mit einem nun langsam aber sicher wieder ruhigeren Herzschlag. „Die veranstaltet Drama selbst wenn sie im Koma ist...", murmelt Alucard und bekommt dafür erst einen kleinen Schlag von Anderson, bevor der allerdings leicht amüsiert schmunzelt. „Das tut sie." Der Arzt gibt den Schwestern noch ein paar Anweisungen, bevor er sich zu ihnen dreht und seufzend die Arme verschränkt. „Das war anders als geplant, obwohl wir ihr den Schlauch heute so oder so entfernen wollten. Der Körper scheint sich abrupt zu erholen, aber auch erst nachdem sie uns kurz hops gegangen ist. Das Herz hat einen Bilderbuchrhythmus, ihr Blutdruck ist auch wieder stabil und wir werden jetzt warten bis sie wach ist. Wann das ist, keine Ahnung! Muss ich ganz ehrlich sagen! Aber sie sollte wieder aufwachen." Alucard wird erneut umarmt, wobei er diesmal nicht derjenige ist, der das alles ins Rollen gebracht hat. Dieses Mal kommt es von Alexander selbst, der nicht weiß wohin mit all seinen Emotionen. Dann wäre das wohl wirklich noch eine Sorge weniger und sie können vielleicht bald weitermachen! Er braucht jetzt aber erst einmal einen Anker an den er sich hängen kann und dieser Anker ist für ihn im Moment einfach Alucard.
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