Eine Woche Strafe
„Auf jeden Fall hat er dann- Ely... wage es nicht." Anderson, der vom Waisenhaus wieder zurückgekommen ist, blickt die Werkatze warnend an. Die hat das Glas schon an den Rand des Tisches geschoben, während er ihr, Heinkel und Yumiko von einem kleinen Vorfall im Waisenhaus erzählte. Die honigfarbenen Augen gehen von ihm zum Glas und wieder zurück. Sie blinzelt nicht einmal, während sie das Glas immer weiter über den Rand schiebt. „Elysia, lass das Glas bitte in Ruhe!" Immer noch nicht einmal ein Blinzeln, ehe das Glas über den Rand kippt. Anderson schließt die Augen, wartet nur auf das Klirren! Doch Yumiko hält das Glas triumphierend in der Hand und stellt es zu sich und Heinkel auf den Tisch, nachdem sie es gefangen hatte. „Danke Yumiko...", seufzt der Paladin und sieht dann noch einmal leicht warnend zu Elysia. „Wenn dir langweilig ist dann sag bescheid, ich halte dich nicht auf zu gehen. Und nein, du bekommst keinen Laserpointer. Oder Katzenminze- Ich hoffe du weißt was letztes Mal passiert ist!" Die Werkatze zieht eine Schnute und sieht auf die Seite, es ist halt nur ein bisschen eskaliert und sie war nur ein bisschen high, war doch nichts dabei. Selbst ich wollte aus deinem Kopf, ich will da nie wieder drinnen sein wenn du auf Katzenminze bist! Schrödinger hatte sich nicht ganz so wohl in ihrem Kopf gefühlt, war selbst für ihn ein bisschen viel. Ihre Ohren stellen sich auf als sie ihren Namen hört, bevor sie die Stirn runzelt. Was will der Erzbischof von ihr?
Langsam steht sie auf, schon wieder ist ihr Name zu hören. „Ich werde gerufen... bin hoffentlich gleich wieder da.", murmelt sie misstrauisch und tritt aus dem kleinen Pavillon den sie in der Gartenanlage stehen haben. Bevor sie aber weitergehen kann, sieht sie schon wer da neben dem Erzbischof spaziert und das leise Knurren will sie sich nicht einmal verkneifen. Alucard sieht dass sie ihn entdeckt hat, sieht aber auch dass sie sich auf der Stelle umdreht und sich von ihnen entfernt um dem Paladin und den beiden anderen Frauen Gesellschaft zu leisten. Er hat genau so wenig Lust darauf wie sie, vielleicht schickt sie ihn ja weg wenn er ihr das klar macht? Wenn sie ihn nicht vorher schon hasste, spätestens jetzt. „Huh? Ich dachte du wurdest gerufen?" Anderson ist überrascht dass sie SO schnell wieder hier ist und runzelt die Stirn als sie sich mit einem stinksauren Gesicht wieder hinsetzt. „Wurde ich auch. Ich habe mich nur entschieden den Erzbischof zu ignorieren." Sie ignoriert den Ruf ihres Vorgesetzten? Einfach so? „Wieso? Haben wir etwas verpasst? Gestern-" „Genau WEGEN gestern! Ihr könnt Euch anhand meines Gesichts doch sicherlich vorstellen wer da neben dem Erzbischof herschlendert als würde ihm alles gehören." Bei allen drei verschwindet die gute Lauen sofort. „Doch nicht... DER.", zischt Heinkel und greift nach ihrer Waffe. „Na wer denn sonst. Wenn der hier auftaucht bin ich weg! Da kann der Arsch überall suchen! Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Wenn Maxwell ihm irgendwas zeigt, okay. Aber sobald ich involviert bin- Ich bin schneller weg als ein Ghul wenn er von Euren Bajonetten getroffen wird, Pater Anderson." Das glaubt er, das kann er verstehen und das kann er vertreten. „Niemand hält dich auf, keine Sorge."
Sie muss nur außerhalb der Reichweite seiner Schatten kommen und die ist, wenn er sie richtig einsetzt, enorm. Das wird eine Flucht in ein anderes Land wenn es scheiße kommt. „Elysia, ich habe dich schon die ganze Zeit gerufen! Normalerweise hörst du doch sonst auch!" Sie legt die Ohren an und erwidert den Blick des Erzbischofs, als dieser tatsächlich mit Alucard zu ihnen kommt. „Ich habe gesehen wen Ihr bringt, hab spontan entschieden dass ich schwerhörig bin." Den Urvampir sieht sie nicht einmal an. Enrico seufzt und schüttelt leicht den Kopf. „Alucard ist wegen etwas hier dass mir die Lady weitergegeben hat." Er sieht den Schwarzhaarigen an, welcher nur entgeistert das Gesicht verzieht und die Augen verdreht. „Bla, bla, bla... es tut mir leid, bla , bla, bla." Das ist so ungefähr die unaufrichtigste Entschuldigung die die anwesenden Personen gehört haben. Wow, da entschuldige sogar ich mich besser... Nicht einmal Schrödinger kommt damit klar. „Alucard, denk daran dich richtig zu entschuldigen oder es wird noch ein Tag draufgesetzt." Die roten Augen blitzen warnend auf, ehe er schnaubt. „Elysia..." Er blickt in die leicht zusammengekniffenen Augen der Werkatze. „Es tut mir leid dass ich dich umbringen wollte obwohl du bei mir Schutz gesucht hast." Und sie soll ihm einfach so vergeben? Nicht nur hat er den Vertrag gebrochen, sondern auch ihr Vertrauen. Sie vertraute ihm eigentlich, kann das jetzt aber nicht mehr. Sie steht auf und sieht ihn an. „Gut, aber ich will nie wieder was mit dir zu tun haben." Sie vergibt ihm noch lange nicht.
Enrico räuspert sich noch kurz. „Das wird für die kommenden sieben Tage nur etwas schwer, Alucard wird an deiner Seite sein und dir nicht von dieser Seite weichen um dir zu helfen oder dir ein paar Wünsche zu erfüllen. Beziehungsweise alle die du in dieser Woche hast. Eine Anordnung der Lady um ihm einmal seine Konsequenzen aufzuzeigen. Und von mir kommt der Befehl dass du das ebenfalls zu tun hast." Elysias Mund steht leicht offen, der Blick ungläubig. Sie soll was? Mit wem? Wie lange? Sie sieht zu Anderson. „Was ist unsere Strafe für Befehlsverweigerung?" Dieser ist auch ein wenig geschockt, aber es ist ein direkter Befehl. „Für dich? Keine Milch für die nächste Woche." Leicht nickt sie. „Deal, das nehme ich in Kauf." Mit diesen Worten steht sie auf und sieht Alucard an, hebt ihren Mittelfinger und lächelt falsch. „Den Scheiß vergebe ich dir nie." Und schon ist sie verschwunden. Enrico presst die Lippen aufeinander und blickt auf die Stelle an der sie noch gestanden hatte, bevor er seufzt. „Hätte ich mir ja denken können bei dem Vieh." Alucard sieht den Erzbischof aus dem Augenwinkel an. „Heißt dass ich kann wieder zurück?" Anderson steht im nächsten Moment auf und stellt sich vor ihn. Blickt schon fast angeekelt auf ihn hinunter. „Elysia ist wie mein eigenes Kind, ich habe sie gefunden, ich habe sie hierher gebracht und ich bin ihr Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Wie kannst du es mit deiner Beschränkung eigentlich wagen sie umbringen zu wollen."
Alucard sieht an ihm vorbei zu Yumiko und Heinkel die ebenfalls aufgestanden sind und jederzeit bereit wären in einen Kampf mit ihm zu springen. Es wäre kein Problem sie alle in einem Kampf auszuschalten, aber er will sich nicht noch in größere Scheiße reiten als die, in welcher er eh schon sitzt. „Ich spür sie noch hier im Vatikan.", erwidert er brummend und verschwindet im Schatten, wobei nun die besorgten und auch leicht vorwurfsvollen Blicke beim Erzbischof landen. Der zuckt aber nur mit den Schultern. „Als mich die Lady angerufen hatte, war der schon in der Luft und auf dem Weg zu uns, aufhalten konnte ich ihn nicht und sie muss lernen damit umzugehen. Außerdem- Vielleicht schafft sie es ja ihm Wünsche aufzutragen die uns alle bereichern würden." Heinkel zieht eine Augenbraue hoch. „Ach und welche? Dass er sich selbst eliminiert? DAS wäre ein Wunsch hinter dem ich stehen würde!" „Definitiv...", gibt sogar Yumiko von sich und der Paladin verzieht das Gesicht. „Wenn ihr in die Zukunft denken würdet, dann wüsstet ihr dass das ein dummer Wunsch ist. Wir brauchen ihn leider." Manchen Dingen ist eben nur er mit seinen Fähigkeiten gewachsen, da ist auch Seras nicht wirklich jemand die ihn jemals ersetzen könnte. Leider ist Alucard einer der wenigen Dinge die man nicht ersetzen könnte, oder das Leben wie man es bisher geführt hat, wird noch härter und anstrengender als sowieso schon. Während Yumiko und Heinkel sich ausmalen was man sich alles von ihm wünschen könnte, tauschen der Pater und der Erzbischof nur leicht besorgte Blicke aus, niemand weiß wie das ausgehen wird und das wird auch nicht so einfach zu händeln sein. Nicht nach der ganzen Sache die gestern abgelaufen ist.
Mit aggressiven Bewegungen stopft Elysia so viel Kleidung wie es nur geht in den Rucksack und sieht sich noch einmal um. Hat sie alles? Die Woche wird sie doch wohl aussitzen können! Du weißt schon dass sich das nur aufschiebt, oder? Die Werkatze verdreht die Augen. „Da wird sich nichts aufschieben. Wenn ich die Woche einfach nur abhaue, wird die Lady den Arsch irgendwann wieder brauchen und ich bin aus dem Schneider." Schön und gut... aber willst du die Wünsche nicht ausnutzen? Eine Augenbraue geht hoch und sie schultert den Rucksack. „Tch, was soll ich mir wünschen? Wegwünschen kann ich ihn nicht und egal wo ich hingehe, der ist dabei... du reichst mir als ständiger Begleiter aus, ich brauch nicht noch jemanden der aktiv versucht hat mich umzubringen." Schrödinger lacht in ihren Gedanken. Werte Kollegin, darf ich darauf hinweisen dass ich mein Leben auch mit jemandem friste der mich in Stücke gerissen hat? Kurz sieht sie schuldig auf die Seite, schnalzt dann aber mit der Zunge. „Ich weiß dass ich dich umgebracht habe... aber ich habe bei ihm die Möglichkeit abzuhauen... die hast du nicht." Touche. Leider. „Also jetzt interessiert es mich schon mit wem du redest, ich bin es nicht." Elysia will sich gar nicht umdrehen, die Stimme reicht schon aus um eine gewisse Aggression in ihr auszulösen. „Verpiss dich." Alucard verschränkt die Arme, vielleicht kann er sie auch einfach nur genug nerven und kommt dann frei. „Ein wenig netter, Kätzchen." „Uriniere dich hinfort du Gesäßvioline." Also damit hat er jetzt nicht gerechnet. „Punkt für dich."
Wortlos geht sie an ihm vorbei und nimmt noch das Ladekabel mit dem Stecker mit, bevor sie das in den Rucksack packt und wieder von ihm weggeht. Bevor sie allerdings erneut wegporten kann, schnappt er sich ihr Handgelenk und will was sagen, aber zu spät. Einen Augenblick später befinden sie sich irgendwo auf einem Berg, der Wind pfeift ihm um die Ohren und er lässt Elysia überrascht los. Sie hatte ihn einfach mitgenommen. Die aber starrt ihn mit großen Augen an, sieht dann auf ihren Unterarm und dann wieder zu ihm. „Verreck hier.", zischt sie und verschwindet. Perplex starrt Alucard auf die Stelle an welcher sie noch gestanden hatte und sieht sich dann um. Na ganz toll, er weiß nicht einmal wo er ist? Gilt das eigentlich auch als Ende wenn sie ihn einfach aussetzt wie einen räudigen Hund? Aber jetzt nimmt er das langsam aber sicher als Herausforderung an, an ihrer Seite zu bleiben. Allein um sie nerven zu können, das bringt ihm genügend Genugtuung für die ganze Sache. Nur muss er einen Weg rausfinden wo er ist und wie er wieder nach Italien kommt, wobei dass wohl das kleinste Übel sein dürfte. Er hatte seinen Weg schon aus komischeren Situationen rausgefunden und das hier? Das hier ist ein Klacks was alles andere angeht. Der Urvampir verschwindet im Schatten um sich zur nächsten Siedlung aufzumachen, oder zumindest Leute zu finden in deren Köpfe er rein kann. Denn bei Elysia ist dies nicht möglich, etwas blockt ihn.
Zufrieden lässt sie sich mit dem Rücken auf ihr Bett fallen und grinst vor sich hin. Sie ist ihn losgeworden, was besseres hätte ihr eigentlich nicht passieren können! Warum hat sie nicht vorher daran gedacht? Wenn ich meine Großmutter zitieren dürfte... ‚Die Wut hat dich geblendet und dir den Zugang zu logischen Lösungen verschlossen', sie war eine gute Oma. „Du hattest eine Oma? Wow... ich dachte dass die Leute zu deiner Zeit früher gestorben sind." Ein empörtes Schnauben in ihrem Kopf. Manche Leute hatten halt einfach Biss und waren stark genug um lange zu leben! „Oder stur genug, je nachdem wie man es sehen will." Ein Gähnen entkommt ihr und sie steht auf, lässt den Rucksack einfach neben dem Bett stehen. Mit einem beschwingten Gang geht sie nach unten und kehrt in den Garten zurück. Sie kann schon sehen dass die vier immer noch da stehen, ist nicht eigentlich ein wenig mehr Zeit vergangen? Ein Blick auf ihr Handy zeigt an dass gerade einmal acht Minuten vergangen sind, warum nicht. Komplett gelassen geht sie am Erzbischof vorbei, nimmt sich eine Flasche Wasser aus der Halterung und setzt sich auf ihren vorherigen Platz. Perplex sieht man sie an und blickt sich dann suchend um, wobei Enrico der erste ist der spricht. „Elysia... wo ist Alucard?" Mit einem Lächeln hebt sie die Flasche hoch nachdem sie diese geöffnet hatte, sie nimmt das Milchverbot ernst. „Hab ihn ausgesetzt."
Sie hat was. Eine Stille herrscht und niemand weiß so wirklich was man dazu noch sagen soll. Sie hat ihn wirklich eiskalt ausgesetzt. „Und wie erkläre ich das der Lady? Die will ein Update!" Elysia lacht nur und winkt ab. „Ihm geht's gut, er genießt die Zeit unter freiem Himmel und er hat die Grundregel erklärt bekommen mir nicht auf den Sack zu gehen. Ist doch alles gut." „Und wenn sie ihn sprechen will?" Ruhiges Schulterzucken. „Ich bin auf der Jagd und er musste mit." Na toll. „Und wenn sie später mit ihm sprechen will?" Auch darauf hat sie eine Antwort. „Wir waren so lange unterwegs dass Ihr eingeschlafen seid bevor wir zurückwaren und dann habt Ihr vergessen ihm bescheid zu geben, ganz einfach. Easy peasy! Macht Euch mal nicht ins überteuerte Hemd." Man muss doch jetzt echt keine Panik haben, nur weil sie jemanden ausgesetzt hat der ihr überhaupt nichts bedeutet. „Du bist doch echt nicht mehr ganz klar im Kopf." Ihre Mundwinkel gehen hoch als sie an die Worte von Schrödinger denken muss, bleibt aber still um keine weitere Diskussion zu fördern. In aller Ruhe und Gelassenheit trinkt sie Wasser und muss sich verkneifen das Gesicht zu verziehen. Normalerweise trinkt sie kein Wasser, schon gar kein Sprudelwasser! Aber gut, da muss sie jetzt eine Woche lang durch. Das überlebt sie eher als die Woche mit dem Urvampir. „Der Herr soll uns dabei helfen dass das so funktioniert wie du dir das denkst...", murmelt Enrico und geht aus dem Pavillon, um zurück in sein Büro zu gehen und zumindest zu sagen dass die beiden unterwegs sind. Die Lady will das Update nämlich gleich nachdem Alucard angekommen ist und sich entschuldigt hatte. Hoffentlich hat der Schwarzhaarige sie nicht angerufen, das könnte sonst unter Umständen beschissen ausgehen! Aber im schlimmsten Fall kann er die Schuld von sich weisen, war ja ihr Plan.
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