
8. Kapitel
Das Scientist ist ein hübsches, kleines Eckcafé. Man läuft leicht daran vorbei, wenn man es nicht kennt oder genau dorthin will.
Die Glocke über dem Eingang klingelt, als ich die Tür aufmache.
Die Wände sind in warmen Farben gestrichen und über und über mit Film und Musikpostern beklebt. Ein Schallplattenspieler steht neben dem Verkaufstresen und spielt leise Bohemian Rhapsody von Queen.
Ich entdecke Will. Er ist über einen Notizblock gebeugt und hält einen orangenen Filzstift in der Hand.
Nervös gehe ich um die Tische auf ihn zu. Den ganzen Weg hierher habe ich darüber nachgedacht, was ich zu ihm sagen werde.
Die Bilder der Menschen um mich herum flackern wild und unkontrolliert. Mal habe ich die Kontrolle und dann wieder nicht.
Ich komme neben dem Tisch stehen und schaue zu Will herunter. Er begrüßt mich mit einem leichten Lächeln. In seinen Augen erkenne ich die seiner Schwester, das runde Gesicht ist das gleiche wie Floras.
„Hi Will, wie geht es dir?" „Viel besser. Danke noch mal. Ohne euch läge ich wahrscheinlich noch immer im Krankenhaus, wenn ich es überhaupt dorthin geschafft hätte." Zum Ende des Satzes wird er immer leiser und ich verstehe ihn kaum noch. „Aber zu was Anderem. Wir müssen an unserem Projekt arbeiten. Nächste Woche ist ja schon die Abgabe." Sein Grinsen ist breit und freudig aber ich weiß, es ist nicht echt, denn es erreicht seine Augen nicht.
Ich bin versucht, ihn auf Flora anzusprechen, lasse es dann aber doch. Irgendwie kommt mir der Augenblick gerade nicht passend vor.
„Hast du eigentlich schon bestellt?", frage ich stattdessen.
„Nein, ich wollte auf dich warten."
„Wollen wir dann jetzt etwas bestellen?"
„Ja gerne. Weißt du denn schon, was du willst?"
„Einen Schokoladenkuchen und einen Kakao. Die sind hier extrem gut."
„Okay dann nehme ich das auch."
„Ich kann kurz nach vorne gehen und du kannst schon mal mit dem Projekt anfangen, wenn du willst."
„Können wir so machen."
Ich reiche ihm die Papiere aus meinem Rucksack und stehe wieder auf.
An dem Tresen steht ein Junge, ein paar Jahre älter, als ich und mit rosaweißen Haaren. „Wow, du hast voll schöne Haare!"Er schaut auf und grinst erfreut. „Danke!" Das Rosa leuchtet im Sonnenlicht.
„Was möchtest du gerne haben?"
„Zwei Kakao und zwei Schokoladenkuchen bitte."
Er dreht sich zur Kaffeemaschine und stellt zwei große Tassen darunter. Die Maschine zischt lauf und stößt eine Qualmwolke aus. Während die Schokolade die Tassen füllt, stellt der Junge zwei Teller mit zwei Stück Kuchen auf ein Tablet. „Arbeitest du eigentlich schon lange hier? Ich habe dich noch nie vorher gesehen." „Nein noch nicht lange. Mein Freund arbeitet hier und hat mir die Stelle besorgt." „Cool. Von mir arbeitet auch ein Freund hier. Isaac heißt er."
Er stellt die beiden, bis oben gefüllten Tassen zu den Kuchen „Hier Bitteschön. Wie heißt du eigentlich?" „Mat und du?" „Theo." „Schön dich kennenzulernen Theo."
Ich nehme das Tablet und gehe zurück zu Will.
Die Papiere, die ich ihm gegeben hatte liegen um ihn herum verteilt. Er sortiert sie und macht sich Notizen.
Als ich mich wieder zu ihm stelle, schaut er auf.
„Sorry, ich mach kurz Platz."
Will schiebt die Blätter ein Stück zur Seite und ich nehme die Getränke und das Gebäck vom Tablett.
„Danke." Er lächelt mich dankbar an.
Ich winke ab und setze mich ihm wieder gegenüber.
Will zeigt mir, was er schon gemacht hat, dann fangen wir an unsere Strichpunkte auf leerem Papier zu ordnen, um sie später gut in eine Power-Point Präsentation einzutragen.
Um uns herum kommen und gehen die Gäste nur wir bleiben.
Zweimal kommt Theo zu uns. Einmal fragt er uns, ob wir etwas brauchen und beim zweiten Mal sagt er uns, dass der Laden in bald schließt.
Als Will und ich uns vor dem Café verabschieden, ist es schon dunkel.
Erst nachdem ich schon einige Minuten gelaufen bin, fällt mir auf, dass ich Will nicht auf Flora angesprochen habe.
Am Montag leihe ich uns ein Schulipad aus.
Wir treffen uns in der Schule immer in unseren Freistunden.
Am Nächsten Wochenende treffen wir uns wieder im Café.
Am Dienstag ist dann unser Referat.
Ich wippe unruhig auf meinen Versen vor un zurück. Will dagegen scheint überhaupt nicht aufgeregt zu sein.
Zwanzig Minuten lang zeigen wir Bilder und Statistiken und erklären die Verschiedensten gesellschaftlichen Konflikte im Bezug auf unser Thema. Ich verhaspele mich zwar mehrmals, aber am Ende wird er trotzdem richtig gut.
Wir setzen uns wieder an unsere Plätze und mir fällt auf, dass ich Wills Bilder nicht mehr so dunkel wahrnehme.
Will lächelt mich an, da fangen meine Schläfen plötzlich an, schmerzhaft zu pochen.
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