
25. Jace
"Ich hoffe doch sehr, dass dir der Tag gefallen hat.", meinte ich, als ich sie vor ihrer Türe absetzte.
Echo lächelte mich an und grinste.
"Ich deute das einfach mal als ein Ja."
Sie nickte wieder und wollte sich umdrehen, als ich sie am Arm fest hielt.
"Ich - ich fand den Tag auch sehr schön. Vor allem im Eiscafé. Ich hoffe, dass wir das wiederholen können."
Sie schien kurz zu überlegen. Es machte mich ganz verrückt nicht zu wissen, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging.
Mit einem Nicken ihrerseits erlöste sie mich aus meinen schlimmsten Befürchtungen.
"Ich schreibe dir einfach, wenn mir etwas Cooles einfällt, alles klar?"
Wieder nickte sie und ich fragte mich, ob ich jemals ihre Stimme hören würde. Ob sie leise oder laut sprach, tief oder hoch. Doch ich würde es wohl nie erfahren, wenn ich sie nicht mehr sehen würde.
Mein Kopf malte sich schon die verrücktesten Dinge aus. Das wir zusammen waren, was ich wirklich hoffte, dass wir glücklich waren und dass Echo es geschaffte hatte wieder zu sprechen. Das einzige Problem dabei war nur, dass es nur Fantasien meinerseits waren und diese vermutlich niemals real werden würden.
Ich verabschiedete mich mit einer leichten Umarmung von ihr und lächelte sie dann an. Sie drehte sich schweigend um und trat in ihr Haus ein. Ich wartete noch, bis sie ganz im Haus verschwunden war, ehe ich mich umdrehte und langsam auf mein Auto zu schlenderte. Echos Gesellschaft tat mir einfach gut, sie ließ mich die alltäglichen Dinge vergessen, über die ich mir normalerweise den Kopf tagelang zerbrechen konnte. Und es war gut eine solche Person bei sich zu haben. Vielleicht sah ich in ihr sogar einen kleinen Ersatz für Randy. Natürlich nicht wirklich, aber auch mit Randy konnte die Zeit manchmal Tagelang stillstehen. Ich hatte schon lange nichts mehr von ihm oder meinen alten Schulfreunden gehört. Es war irgendwie traurig und sofort hielt ich mein Handy in der Hand.
Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und die Wolken zogen sich immer dichter zusammen, womöglich würde es die nächsten paar Tage schlechtes Wetter geben.
Ich stand immer noch vor Echos Haus, als ich Randys Nummer in mein Telefon eintippte und auf das allbekannte Wartezeichen wartete. Ich lief wartend hin und her, bis er schließlich abnahm. „Jace, wie geht's dir? Habe schon lange nichts mehr von dir gehört. Aber erzähl, wieso hast du angerufen?" Seine Stimme klang leicht müde und gedehnt.
„Ich hoffe ich störe nicht."
„Jace, du bist mein bester Freund. Du würdest mich niemals stören."
Ich nickte, obwohl ich wusste, dass er es nicht sehen würde. „Ich wollte mich einfach mal wieder melden, hören wie es bei dir und den Jungs so läuft und einfach ein bisschen reden. Himmel Randy ich hab so viel zu erzählen, ich weiß nicht mal wo ich anfangen soll," lachte ich und blieb stehen.
„Okay, dann setz dich erst einmal in die Ladefläche deines Pick-Ups und machs dir auf der einen Decke gemütlich."
„Woher weißt du, dass ich an meinem Auto bin?"
„Ich bitte dich Jace, ich bin dein bester Freund. Außerdem, du rufst mich immer nur dann an, wenn du gerade an deinem Auto bist. Ist dir das noch nie aufgefallen?"
Ich musste lachen. „Nein, ehrlich gesagt nicht."
„Da merkt man mal wieder wie gut ich dich kenne." Ich konnte ihn förmlich schmunzeln hören.
In den nächsten zwei Minuten stieg ich auf meinen Pick-Up und löste die Feuerdecke aus einem Seitenfach, um mich anschließen darauf zu setzen. Mit meinem Handy am Ohr antwortete ich Randy wieder. „So, ich bin fertig. Aber zuerst, erzähl mir mal was bei dir so abgeht."
„Wow, ich weiß ehrlich gesagt auch nicht wo ich anfangen soll. Also dann fange ich am besten mal damit an, dass ich keine richtigen Freunde mehr habe."
„Was meinst du damit? Was ist mit den Anderen?"
„Die Anderen." Er spuckte das letzte Wort förmlich aus. Irgendetwas musste also vorgefallen sein. „Diese Affen haben mich sitzen lassen, nachdem du gegangen bist."
„Und mit was für einer Begründung?"
„Das ich nicht cool genug für sie wäre und das ich die ganze Zeit nur wegen dir bleiben durfte. Aber weißt du was? Eigentlich ist es das beste was mir passieren konnte. Ich kann endlich auf diese Idioten pfeifen und mein eigenes Ding durchziehen. Ich habe vor zwei Wochen meine Ausbildung fürs Fallschirmspringen angefangen. Es ist der Hammer Jace. Du musst mir versprechen es auch einmal zu machen." Randy war begeistert und ich konnte alleine in seiner Stimme hören, wie glücklich er war. Ich wusste, dass er die Anderen nie sonderlich mochte. Um ehrlich zu sein wusste ich selbst nicht einmal mehr wieso wir beide mit diesen Menschen befreundet waren.
„Ich finde das hast du gut gemacht. Sie waren sowieso nie unsere richtigen Freunde. Und das mit dem Fallschirmspringen ist eine Hammeridee von dir gewesen."
„Ja, wenn wir uns das nächste Mal sehen, hab ich bestimmt schon ein Zertifikat und kann dich bei einem Tandemsprung begleiten. Stell dir das mal vor. Wir beide in den Wolken und im freien Fall. Was für einen Adrenalinkick wir bekommen würden." Er lachte bei der Vorstellung.
„Als ob das gut gehen würde." Ich lachte. „Wir würden doch nur beide abstürzen."
„Spaß beiseite. Wie läufts bei dir so? Was hast du schon alles angestellt?"
Und damit begann ich ihm alles zu erzählen. Es wurde ein langes Gespräch, da Randy alles und jeden kommentierte. Er erinnerte mich immer mehr an mein altes Zuhause, so mit ihm zu reden und zu quatschen, es war einfach wie früher. Ich berichtete ihm von Echo, von dem Polizeirevier, Drew und Chester. Einfach von allem. Und so passierte es auch, dass es irgendwann so spät war, dass mein Handyakku leer ging und ich nur noch durch die Straßenlaternen der Gehwege irgendetwas erkennen konnte. Auch als ich eigentlich gehen sollte, blieb ich einfach liegen und starrte in den Himmel. Die Wolken hatten sich ein bisschen verzogen, sodass man einige wenige Sterne erblicken konnte und das ein oder andere blinkende Flugzeug am Himmel sah.
Mein Kopf sagte mir, dass ich gehen sollte, aber ich hörte nicht auf ihn. Ich war einfach nur müde und kalt war es auch nicht. Und so passierte das, was eigentlich schon von Anfang an vorrauszusehen war: ich schlief auf der Ladefläche meines Pick-Ups ein.
■26.09.16■
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