2. Kapitel
Dracos Sicht
Ich hatte gelacht. Ich hatte wirklich gelacht. Nicht dieses falsche Arroganzlachen. Ein echtes Lachen. Mein echtes Lachen. Ich fühlte mich frei, so frei, wie schon lange nicht mehr.
Wann hatte ich das letzte Mal so von Herzen gelacht?
Ich wusste es nicht.
»Die Bibliothek schließt in wenigen Minuten!« Madam Pince' Stimme ließ mich hochschrecken. Vollkommen in Gedanken versunken hatte ich bestimmt eine Stunde dagesessen und nun war mein Fuß eingeschlafen.
Auch Granger war aufgestanden und stellte die Bücher grade zurück ins Regal. Ich sammelte meine Sachen ein, packte die Bücher in meine Tasche und verließ ohne ein Wort des Abschiedes die Bibliothek.
Wenn ich jetzt nicht noch mehr über mich preisgab, würde Granger vielleicht vergessen, dass ich mich ihr so offen gezeigt hatte oder würde denken, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte.
Im Slytheringemeinschaftraum angekommen, ließ ich nahm grade in einem der grünen Sessel Platz und griff nach einem Buch bezüglich Reinblüter und ihren Familien, das auf einemTisch lag, als Blaise die Stufen hinunter stieg und es sich auf dem Sofa neben mir bequem machte.
»Hey, Draco!« begrüßte er mich.
Ich stöhnte innerlich. Ich hatte wahrlich nur wenig Lust meinen, mir wohl verdienten, Abend mit Blaise zu verbringen. Ich antwortete nicht sondern blätterte nur weiter in dem dicken Wälzer in meiner Hand.
»So schlecht gelaunt heute?« Blaise griff mein Ignorieren als Missmut auf. Aus dem Augenwinkel sah ich seinen gelangweilten Blick auf mit ruhen. Grade wollte ich mich wieder Reinblüter und ihre Familien in meinem Schoß zu wenden, als sich das Gesicht des anderen Slytherins plötzlich aufhellte.
»Oh, « sprach er mit wissendem Blick, »Du musst in Zaubertränke mit der Granger arbeiten, oder?«
Es hatte wohl keinen Sinn mehr Blaise links liegen zu lassen. Wenn er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte sich mit einem zu unterhalten, hab es kein Entrinnen mehr.
Mit einem Seufzen legte ich das Buch wieder zurück auf den Beistelltisch und nickte.
»Ja... leider.«
Blaise nickte mitfühlend.
»Scheiße Mann! Du Ärmster...
Die ist echt anstrengend, oder?«
»Geht.« War meine einzige Antwort.
Geht? War ich denn des Wahnsinns? Ich war ein Slytherin und sie eine Gryffindor! Wenn ich sie geht fand, konnte ich ihr auch gleich eine Liebeserklärung machen!
Also fügte ich schnell hinzu: »Oh ja sie ist total nervig. Immer dieses Ich-weiß-alles-besser-Gequatsche. Das ist wahrlich nervig!«
Blaise lächelte verständnisvoll:
»Dieses typische Miss-know-it-all Gehabe. Der und ihren Wiesel-Potty Freunden müsste man mal richtig eins reinwürgen!«
Da hellte sich sein Gesicht für einen winzigen Moment auf und war dann wieder die typisch Slytherinfassade. »Ich... also, ich wüsste da was...« begann er in gespielt zögerndem Tonfall.
»Und das wäre...? « Fragte ich spöttisch. »Nun also, wie wäre es wenn du... ihr mal das Maul stopfen würdest?«
»Ja, und wie?« Musste sich Blaise mal wieder jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen lassen?
Vorbei war die kumpelhafte Atmosphäre die kurz da gewesen war. Geblieben war diese Ich-bin-viel-besser-viel-beliebter-bei-den-Mädchen-und-viel-gemeiner-zu-den-Gryffindors-Spannung, die nun zwischen uns herrschte.
»Na ja...« Blaise wollte mich doch echt verarschen! Doch ich ließ mir nichts anmerken und hob nur die Augenbrauen.
»Du könntest mit ihr zusammen kommen!« Sagte Blaise dann unvermittelt.
Was!? Seine Worte brachten mich vollkommen aus dem Konzept, so dass die steinerner Fassade für einen Moment von meinem Gesicht wich und einer verwirrten, vielleicht auch ein bisschen besorgten Miene Platz machte.
Schnell fing ich mich wieder und antwortete ruhig fast flüstert: »Das ist doch nicht dein Ernst oder? Ich soll sie flachlegen?«
Blaise Zabini war sichtlich eingeschüchtert: »Na ja..., nein vielleicht,« sagte er diesmal ehrlich zögernd, »einfach irgendwie...« Er machte eine dramatische Romeo-und-Julia-Hand-aufs-Herz-leg-Geste »Ihr Herz erobern!«
Dann leuchteten die Augen meines Gegenübers frech auf und er sagte: »Oder traust du dich das nicht?« Er machte eine ausladende Handbewegung und rief in ein imaginäres Publikum: »Wer hätte das gedacht? Der Eisprinz von Slytherin, der berühmte Draco Malfoy hat Angst vor einem Schlammblut!«
Dann wandte er sich wieder mir zu: »Oh armer Draco, ja diese Schlammblüter sind wirklich zum Fürchten.« Sein Tonfall machte mich rasend. Ich war doch kein Kleinkind!
Nein, nicht mit mir!
Mein Ehrgeiz war geweckt!
Ich würde Blaise beweisen, das ich kein Kleinkind war!
Ich würde meinem Namen als Eisprinz von Slytherin alle Ehre machen. Ich würde Grangers Herz für mich gewinnen!
Blaise hatte von meinem, nennen wir es Sinneswandel, nichts bemerkt und sah mich weiter hin von oben herab an.
»Ach Draco, was soll nur aus dir werden?« Sagte er gespielt enttäuscht. »Wetten, du schaffst noch nicht einmal einen Kuss von dieser...!« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
»Oh ja, wetten wir!« Ich war in meinem Eifer nicht mehr zu stoppen. In einer arroganten Geste streckte ich ihm meine Hand entgegen.
Blaise besah sie argwöhnisch, schlug jedoch nach kurzem Zögern ein.
Und mit dem Handschlag war auch die kumpelhafte Atmosphäre zurückgekehrt.
Blaise grinste mich frech an und fragte: »Um was wetten wir?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Mein Gegenüber griff in seine Jackentasche und ließ den Inhalt auf den Tisch fallen: Eine halbleere Packung Bertie Botts Bohnen, zwei Sickel und einen Schokofrosch.
Blaise warf den Frosch in die Luft, fing ihn mit einer Hand
auf und hielt ihn mir hin. »Um den.«
Ich lachte kurz auf: »Um einen Schokofrosch? Ist das dein Ernst?«
»Mein voller," antwortete er und fragte dann, »Also? Um einen Kuss von der Granger?«
Ich nickte.
Und ignorierte die Stimme, die ganz hinten in meinem Kopf flüsterte, wie falsch das alles sei.
Die Stimme, die flüsterte das diese Entscheidung, diese Wette zu machen nicht richtig war.
Doch eben diese Stimme wurde übertönt. Übertönt von dem, was mich zu dem gemacht hatte für den mich alle hielten. Übertönt von dem, was mich zu dem unnahbaren Slytherin gemacht hatte.
Hätte ich doch nur auf die Flüsterstimme gehört!
Dann hätte ich mir vieles erspart. Das alles nie passiert.
Na ja, die Wege, die das Schicksal einen gehen lässt sind manchmal unergründlich.
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