19. Kapitel
Dracos Sicht:
Nein, tat ich nicht. Denn bevor ich überhaupt die Möglichkeit dazu hatte, sie zu küssen, hatte sie ihre Lippen auf meine gedrückt und mich vor allen Anderen im Raum geküsst. Mit einem Mal waren alle Geräusche um uns herum verklungen. Browns Geheule, das Schluchzen von Marcus, der noch immer in Theos Armen lag und sogar Snapes Grollen wer, bei Merlin und Morgana, diese Schweinerei angerichtet hatte. Ich hörte nicht mehr das Fußgetrappel der aufgebrachten Schüler um uns herum, roch nicht mehr den beißenden Gestank, der von den verkohlten Gabräuresten ausging. Alles was zählte, war das zierliche Etwas, das in meinen Armen lag und die Hände um meinen Nacken geschlungen hatte.
Es fühlte sich an, als würde die Sonne aufgehen. Als wäre Eiszeit gewesen, ganz lange klirrende Kälte. Und dann ging die Sonne auf, warm und kräftig, unabhängig und stark und die Strahlen prickelten auf meiner Haut, wie sie seichte Berührung eines Rosenblattes. Hermine zu küssen war wie Herbst. Ein Herbst, in dem alles möglich war und die warme Herbstsonne über Eiszeit und klirrende Kälte siegte.
Siegen. Sieg. Moment. Herbst? Sonnenstrahlen? Das konnte nur der Rausch des Sieges sein, der mich hier gepackt hatte. Denn als ich ein lautes Klatschen vernahm, mich langsam von Hermine löste, die mich schüchtern, aber glücklich anlächelte und mich im Klassenraum umsah, in dem ausnahmslos alle Augen auf uns gerichtet waren, grinste ich gehässig.
Ich hatte die Wette gewonnen.
Blaise kam nach vorne, noch immer Beifall klatschend, während uns alle anderen, Snape eingeschlossen, bloß mit offenen Mündern anstarrten. Ersterer klopfte mir auf die Schulter und nickte anerkennend mit dem Kopf, als er sich vorbeugte und mir ins Ohr flüsterte: "Der Schokofrosch ist deiner."
Ich lachte, hob die Augenbrauen und wollte mich gerade an Granger wenden und ihr die Sache mit der Wette unterbreiten, als sie nur schüchtern die Schultern hochzog und dann, mit ihrer Schultasche unter dem Arm, den Klassenraum verließ, ohne sich noch einmal um zudrehen.
Als sie aus der Hörweite war, brach das Gegröhle bei Theo, Blaise und Marcus aus und Pansy fiel mir um den Hals. "Der hast du es gezeigt, Draco!", rief Theo und klopfte mir ebenfalls auf die Schulter. Während Marcus mich anerkennend musterte, wandte sich Blaise an die Klasse und Snape und lauthals verkündete, dass ich ab sofort der König von Slytherin sei, weil ich sogar das Mauerblümchen von Gryffindor rumgekriegt hätte. Die Beschreibung sprach er so betont aus, als wäre es eine Beleidigung und doch passte diese Zuschreibung so dermaßen zu Hermine Granger, dass ich haltlos zu lachen begann, nur gestoppt von Pansy, die mich bei der Hand fasste und in einen innigen Kuss zog. "Oh Dracolein, der hast du's so richtig gezeigt!" meinte sie, als sie sich wieder von mir löste.
Ja, das hatte ich. Ich hatte es ihr, und nicht nur ihr, sondern auch Wiesel und Potter, wenn sie von dem Geschehenen Wind bekommen würden, gezeigt. Zu schade, dass dieser Tollpatsch von Longbottom vorhin seinen Trank in die Luft hatte jagen müssen, weshalb die beiden Idioten das hier nicht selbst mitbekommen hatten. Zu gerne hätte ich Potters und insbesondere Weasleys Gesicht gehen, wenn einer ihrer Gryffindorfreunde ihnen erzählte, dass Granger, ihre geliebte Granger, Draco Malfoy vor dem gesamten Zaubertränkekurs abgeknutscht hatte. Bei dem Gedanken, wie Weasleys Gesichtsfarbe die einer Tomate noch überstieg, musste ich lachen und ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Diese Aktion würde der rothaariges Kratzbürste und dem ach so tollen Goldjungen gehörig das Maul stopfen, dessen war ich mir sicher.
Und Granger: Wenn sie wirklich so töricht war zu glauben, dass jemand wie ich sich in jemanden wie sie verliebte, dann war sie dümmer, als Longbottom und Brown zusammen, was ein regelrechtes Kunststück war, wenn man bedachte, dass der eine regelmäißig Kessel explodieren ließ und die andere heute unter dem Blick meines Patenonkels vom Stuhl gefallen war. Wie dumm konnte man eigentlich sein? Vielleicht passte Granger ja doch ein wenig zu Weasley. Gleich und gleich gesellte sich doch bekanntlich gern. Dumm und dümmer, wie sie im Buche standen. Ich war mir bloß noch nicht einig, wer von ihnen wer war.
Der restliche Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse, zumindest der Schultag. In Wahrsagen hielt ein Ravenclawmädchen einen Vortrag über das Lesen im Kaffeesatz, der begleitet wurde von Professor Trelawneys freudigem Nicken, die am Ende der Präsentation begeistert klatschte und ich musste mir ein Lachen verkneifen, als Blaise sich zu mir hinüber beugte und wisperte: "Merlin, ich glaube, die fängt gleich vor Freude an zu heulen." Auch in Verwandlung mit den Hufflepuffs geschah nichts weiter Nennenswertes, wenn man von Hannah Abbott, die einen Kniesel in ein bellendes Buch, statt in einen gewöhnlichen Wälzer, verwandelte, einmal absah.
Erst als es zum Schulschluss gongte und alle Schüler aus dem Klassenräumen kamen, bemerkte ich die tuschelnden Mädchen, die gröhlenden Jungen und die Blicke, die mir zu geworfen wurden. Und ich genoss es, verdammt. Alle Augen auf mich gerichtet, alle Gespräche in den Korridoren über mich und wie ich Granger fallen lassen würde. "Hätte gar nicht gedacht, dass sich das so schnell verbreitet" murmelte Blaise und knuffte mich in die Seite. "Aber umso mehr Leute sich über Granger lustig machen, umso besser!" Pansy stieß zu uns und verschränkte ihre Finger mit meinen, als sie flötete: "Das, Blaisielein, hast du alles mir zu zu schreiben! Wenn jemand die Königin im Gerüchte verbreiten, tratschen und Zweifel sähen ist..." Sie grinste selbstgefällig. "...dann wohl ich!" Sie begann hämisch zu lachen und ich stieg ein.
Und mit jedem Blick, mit dem die Schüler in den Korridoren mich bedachten, mit jedem Gesprächsfetzen, den ich vernahm, "Er hat sie voll verarscht", "Wie kann man nur so dumm sein?", "Das ist voll gemein", fühlte ich mich besser. Gott, wie hatte ich es vermisst, mit so viel Ehrfurcht und Respekt bedacht zu werden, was war ich bloß für ein Weichei gewesen die letzten Wochen!
Doch mein Lachen verging mir auch so gleich, als ich einen Rotschopf vor mir um die Ecke biegen sah, wutentbrannt und die Hände zu Fäusten geballt. Es wurde augenblicklich still im Korridor, als Weasley, gefolgt von Potter, in den Gang trat, das Gesicht tatsächlich noch röter als eine Tomate.
"Malfoy! Was. Hast. Du. Getan?!" Das Wiesel betonte jedes Wort einzelnt, so wütend war er, doch das Grinsen war schon in mein Gesicht zurückgekehrt. "Ganz einfach, Weasley!" Das letzte Wort spuckte ich ihm nahezu ins Gesicht. "Ich habe deine ach so tolle kleine Freundin," -Bei diesen Worten malte ich Gänsefüßchen in die Luft- "... dazu gebracht, sich in mich zu verlieben. War gar nicht so schwer wie ich gedacht hätte." Ich lachte und auch Pansy warf den Kopf in den Nacken und kicherte abfällig. Der Rotschopf biss die Zähne zusammen und ließ ein Grollen erklingen, was mich nur noch mehr zum Lachen brachte. "Oh nein, bist du jetzt etwa sauer? Hmm, was machen wir denn da?" Hohn lag in meiner Stimme, als ich ihn immer weiter provozierte. "Ich würd' dir ja anbieten als nächstes dran zu sein, aber im Gegensatz zu manchen anderen." An dieser Stelle musterte ich Potter von oben bis unten. "... bin ich ganz sicher kein Schwuchtel."
Potter fiel die Kinnlade hinunter und wollte etwas erwidern, doch Weasley kam ihm zuvor, als er einen Satz nach vorne machte und mich mit der Faust ins Gesicht schlug.
Kurzer Disclaimer:
Sagt nicht Schwuchtel, tut es einfach nicht. #loveislove und Schwuchtel ein Wort, welches von Unakzeptanz und Respektlosigkeit zeugt.
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