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4. Ein kleiner Gefallen

Jelly kauerte tief im Bauch der Gondel und starrte auf die feucht schwarzen Steinwände, an denen sie entlangglitten. Die anhaltende erdrückende Stille erstickte sie fast. Sie konnte kaum atmen; sie, die bereits durch wesentlich engere Bergstollen gekrochen war. Aber das hier war anders. Jede Minute die verstrich, war eine Minute mehr, die Cierian in Gefangenschaft verbrachte. Festgebunden wie ein Tier und hinter Gitterstäbe gesperrt. Und wenn sie scheiterten? Was würde dann diesem Kontinent und den Menschen darauf widerfahren?

Natürlich kannte sie die Antwort darauf sehr gut; Le-Zith' Schreckensherrschaft würde fortbestehen und sie alle nach und nach verschlingen - bis sie alle verrückt waren oder einsam unter der ewig fallenden Asche verwesten.

„Es gibt nicht gerade viele Seefahrer, die die Toten Winkel bestimmen können", durchbrach Jelly schließlich diese trostlose Stille und sah forschend hinüber zu Kat, der mit geschlossen Augen dasaß, in seinem eigenen Gedankensumpf versunken.
„Kat."

„Hm?"

„Wie gedenkst du, dieses Problem zu lösen?"

„Zur gegebener Zeit", erwiderte dieser vage, „wird mir schon etwas einfallen."

„Hoffentlich. Anderenfalls wird seine Hinrichtung mit großer Wahrscheinlichkeit der letzte noch fehlende Funke sein, der Le-Zith' Wahnsinn endgültig entfacht", prophezeite die Alchemistin bitter und allein bei dem Gedanken einer solchen Schreckenszukunft, schnürte es der jungen Sünderin die Kehle zu.

„Dieser dämliche Bändiger wird schon nicht exekutiert. Nicht, solange wir den Plan verfolgen", behauptete der Dieb überzeugt und mit weiterhin geschlossenen Lidern.

„Dieser Bändiger von dem ihr da redet", warf der Fährmann bedachtsam ein und stieß gleichzeitig den Riemen bis tief auf den Grund des Wassers. „Wie lautet sein Name?"

„Cierian Vale", hauchte Jelly bedrückt.

Beinahe eine volle Minute verstrich, in der man nur das Eintauchen und Herausziehen des Riemens vernahm.

Dann fragte Ghozzie: „Ist er etwa von den Toten auferstanden? Würde ihm ähnlichsehen, diesem Unglücksboten."

„Klingt als würdest du ihn kennen", vermutete Kat und öffnete interessiert ein Auge. Das Linke, welches selbst im schwachen Schein der Glaslaterne noch intensiv smaragdgrün leuchtete.

„Früher mal. In einem anderen Leben. Aber das ist schon lange her."

„In Astria?", hakte Jelly nach und beugte sich neugierig ein Stück vor. Die Legenden, die sich um diese untergegangene Stadt rankten, hatten ihr schon mehr als einmal den Schlaf geraubt. Als Kind hatte sie oft wach gelegen und davon geträumt, eines Tages dorthin zu reisen und all die Wunderwerke und das gesammelte Wissen, welches in deckenhohen gläsernen Bücherregalen verstaut war, mit eigenen Augen zu sehen.

„Ja. Er und ich waren in dergleichen Branche tätig", erklärte Ghozzie mit einem schwachen Anheben eines Mundwinkels.

„Und die wäre?", wollte der Dieb belustigt wissen.

„Ich tue es immer noch. Leute gegen Bezahlung von einem Ort zum anderen transportieren. Wir gehörten damals zu Jacobys Kanalratten. So nannte man die Fährmänner vom Vierten Bezirk."

„Cierian arbeitete als Fährmann?", fragte Jelly staunend, da es ihr etwas schwerfiel, sich den eigensinnigen Bändiger als gewöhnlichen Dienstleister vorzustellen.

„Nicht direkt", grinste Ghozzie und verlagerte sein Gewicht leicht, als eine Kurve in Sicht kam. „Diese Kanalratte wurde nämlich ziemlich schnell seekrank... Aber Jocoby, der alte Hurenbock, hat ihn aus irgendeinem Grund trotzdem behalten. Zum Glück, die beiden gaben ein urkomisches Paar ab - haben den ganzen Bezirk unterhalten. Zumindest für einige Monate. Dann wurden die Magier auf ihn aufmerksam und den Rest kennt man ja aus den Geschichten. Nach seiner Rekrutierung haben wir Ci kaum noch zu Gesicht bekommen - der Krieg brach los und besiegelte Astrias Schicksal."

„Tut mir leid wegen deiner Heimat", sagte Jelly aufrichtig. „Astria muss eine erstaunliche Stadt gewesen sein, voller Wunder und Fortschritt."

Ghozzie zuckte teilnahmslos die Achseln und verfiel in erneutes Schweigen. Die Alchemisten blickte auf die schwarze Wasseroberfläche, welche die Gondel in zwei Hälften riss. Wenn nicht einmal eine Person aus Cierians Vergangenheit, der ihn kannte und schätzte, bereit war, Segel in den Sturm hineinzusetzen, welcher erfahrene Navigator würde es wagen? Und wenn es niemand tat?

Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Vine Toivo gehörte einst den Weisen Zehn an, Kat war ein begnadeter Dieb und auch sie selbst war mit nicht gerade wenig Schläue gesegnet worden. Gemeinsam mussten sie doch einen Plan erarbeiten können, der sowohl umsetzbar als auch erfolgversprechend war. Oder?

*

Über Tage irrten sie durch die Gänge. Oz hatte jegliches Zeitgefühl verloren und schlief schlecht. Etzgi behauptete zwar den Weg zu kennen, aber allmählich bekam er den Eindruck, der Schmuggler würde eher seinen Vermutungen folgen. Der einzige Lichtblick war, dass sie nicht länger permanent ihre Schutzausrüstung gegen die Asche tragen mussten. Seine Augen und Lunge waren dankbar für die Verschnaufpause, auch wenn die Dunkelheit ihn langsam zermürbte. Shae hatte sich noch nicht von ihrer Niederlage erholt und leckte sich im Stillen die Wunden, während die Attentäterin mit jeder weiteren verstrichenen Stunde unruhiger wurde. Oz konnte es ihr nachfühlen. Wie lange dauerte die Reise zum nächsten Hafen? Knapp acht Tage, wenn der Wind günstig wehte. Vermutlich länger während der Sturmzeit.

„Kyrie."

Der Magiebegabte beobachtete mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, wie Shae ihren Schatten auf die Attentäterin warf, die soeben dabei war ihre Sicheln zu schärfen.

„Was willst du?"

„Dich um einen Gefallen bitten", murrte das Drachenmädchen unglücklich und scharrte nervös mit einer Stiefelspitze im Staub.

„Ach ja?", fragte die Attentäterin schnaubend.

„Ich will, das du mich trainierst."

Der Schleifstein stoppte mitten in der Bewegung. „Wie bitte?"

„Ich habe über deine Worte nachgegrübelt und du hast recht, ich habe keine wirkliche Kontrolle. Als Drache bin ich als übermächtiges Wesen geboren worden. Meine Klauen und Zähne hat bisher jeder Feind gefürchtet, meine Schuppen mich vor jeglichem Schaden bewahrt. Aber selbst wenn ich meine alte Gestalt wiedererlange, reicht das nicht. Es reicht nicht stark wie ein Drache zu sein, wenn ich gegen andere Drachen und Vollstrecker kämpfen muss. Ich muss stärker werden, viel stärker und ich brauche Kontrolle und Kampferfahrung und jemanden der mir beibringt wie ein Mensch zu kämpfen, damit ich niemals wieder jemandes Bürde bin - egal in welcher Gestalt ich wandle."

„Du willst, das der Skorpion dem Drachen zeigt, wie man zusticht?"

Shae nickte trotzig.

„Aber der Drache hat keinen Stachel."

„Noch nicht", gestand Shae ein, „aber ich werde einen finden."

„Gute Antwort. Meinetwegen kann ich dir den ein oder anderen Kniff zeigen. Ein wenig Ablenkung kann nicht schaden. Du..." Ihr Blick wanderte hinüber zu Oz. „Du wirst auch trainieren."

„Was? Wieso ich?", entschlüpfte es Oz daraufhin furchtsam.

„Weil ich dir keine Magie beibringen kann. Aber ich kann deinen Körper stählern. Körper und Geist sind wie zwei Seiten einer Scheibe. Wie willst du eine konstante Verbindung zu deiner Machtquelle herstellen, wenn du nicht einmal einen kleinen Straßenkampf überleben würdest? Kein Wunder, das dich deine Verdorbenheit abstößt. Du bist nicht im Einklang mit ihr."

*

Von da an trainierte Kyrie sie jeden Morgen vor dem Frühstück und am Abend zwei volle Glockenschläge lang. Oz musste an seiner Kraft und Ausdauer arbeiten, während Shae einfach nur von ihr verprügelt wurde. Tag für Tag, während sie sich ihren Weg durch die Tunnel suchten.

„Du musst lernen deinen Gegner zu beobachten", schallt Kyrie und gab Shae einen leichten Tritt mit. „Du bist immer nur mit deinem eigenen Angriff beschäftigt und achtest nie darauf, was dein Gegner tut. Stell dir vor, jemand wirft ein Messer nach dir, würdest du dann trotzdem blindlings weiterlaufen?"

„Ein kleines Messer würde an meiner Drachenhaut einfach abprallen", grummelte Shae überzeugt und rieb sich den schmerzenden Hintern. Wie oft hatte sie Kyrie heute schon zu Boden geschleudert? Ob zehnmal reichten?

„Darum geht es nicht, Schwachkopf. Was, wenn dein Auge getroffen wird?"

„Wird es nicht", schnappte Shae uneinsichtig.

„Wirklich? Ich könnte dir deine Augen noch im Schlaf ausstechen. Wollen wir es ausprobieren?"

„Warum muss ich so viele Dinge auf einmal tun?", wechselte Shae zerknirscht das Thema. „Auf den Gegner achten, meine Umgebung in Blick behalten und noch mehrere Angriffe gleichzeitig planen. Es ist unmöglich, da den Überblick zu behalten!"

„Es ist möglich. Reine Übungssache. Irgendwann wird es leichter werden", versprach Kyrie, beinahe sanft.

„Wann?", fragte das Drachenmädchen frustriert und trat nach einem herumliegenden Stein.

„Sobald du genügend Übung hattest."

„Aber dafür fehlt mir die Zeit! Ich muss jetzt andere Drachen und böse Magier besiegen!"

„Wirklich, jetzt?", fragte die Attentäterin und sah sich übertrieben aufmerksam um. „Ich sehe hier niemanden. Du, Oz?"

Der junge Sünder keuchte und schüttelte den Kopf. Sprechen war zu anstrengend.

„Nicht schlappmachen, Pferdchen", trällerte Etzgi, der auf seinem Rücken thronte, genau wie ihre gesamte Ausrüstung. Kyrie zwang ihn seit Stunden dazu, als Packesel zu fungieren und allmählich wurde dem Jungen schwarz vor Augen.

„Bitte, können wir eine Pause machen?", flehte der Magiebegabte deshalb und sein Schritt taumelte.

„Meinetwegen", lenkte die Attentäterin ein. „Mit dir bin ich für heute fertig. Was ist mit dir, Drache? Möchtest du auch ein Schläfchen machen?"

„Schlaf ist was für schwache Kreaturen", antwortete das Drachenmädchen schnippisch und machte sich sofort wieder kampfbereit. Inzwischen war ihr Stand besser und sie griff nicht mehr voreilig an. Oz erinnerte sich, was Kyrie am Abend zuvor sie gelehrt hatte: Shae durfte ihren Schwerpunkt nicht verlieren und wenn es doch passierte, musste sie ihn sofort wiederfinden. Du musst wie ein Baum sein, hatte die Attentäterin von dem Drachenmädchen verlangt, tiefverwurzelt in der Erde und stark.

„Auch Drachen müssen schlafen", konterte die Attentäterin leichthin. „Jeder Körper muss ruhen, um neue Kraft zu sammeln."

„Dann musst du in naher Zukunft viele Nickerchen einlegen", prophezeite Shae ihr und griff an.

Oz, der anfangs jeder dieser Trainingseinheiten mit Sorge beobachtet hatte, wendete sich Etzgi zu, der gerade aus einem seiner Schmugglerverstecke, die er oder seine Komplizen in diesen Tunneln zahlreich angelegt hatten, etwas Trockenfleisch und Gaslichter hervorkramte. Letztere entzündete er und platzierte sie ringsherum um ihr Nachtlager.

„Was glaubst du, wie lange werden wir noch unterwegs sein?", fragte er den Schmuggler und wickelte sich fest in seine Decke ein. Innerhalb dieses Höhlensystems wurde es teilweise sehr kalt und sein Atem zeichnete sich weiß vor ihm ab.

„Ein paar Tage", antwortete dieser kauend und biss ein weiteres Stück Fleisch ab. „Hast du es wirklich so eilig diesem Lichtbringer als Laborratte zu assistieren? Ilja Eskil gilt selbst unter den Magiern als Sonderling. Weißt du worauf er sich spezialisiert hat? Auf die Toten."

„Ich weiß", murmelte der junge Magiebegabte unglücklich. „Trotzdem bleibt mir keine andere Wahl."

„Ihr Magier seid allesamt komische Gestalten", befand Etzgi kopfschüttelnd und begann sich seine abendliche Pfeife zu stopfen.

Oz kauerte sich zusammen und schloss müde die Augen. Ilja Eskil würde entweder seine Erlösung oder sein Untergang sein. Doch was von beiden zutraf, würde sich erst noch zeigen.


***

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