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21. Jonna

8 Jahre vor den aktuellen Ereignissen, Kerr (Le-Zith)

»Dämm das Licht«, orderte Jonna streng und Oz wickelte gehorsam seinen Schal um die flackernde Öllampe.

Kat hustete heftig und Jonna presste ihm ihren Stoffmantel auf die schmalen bebenden Schultern - nicht den edlen aus feingesponnener valerischer Rohseide mit den reckenden Rosenknospen darauf, sondern einen aus grobgewebter Wolle, den sie unten am Hafen gegen einen Silberohrring getauscht hatte.

Oz zitterte und versuchte sein Augenlicht ans spärliche Dämmerlicht zu gewöhnen. Überall tanzten Schatten an den Wänden. Grausige Schatten, mit langen schwarzen Klauen statt Fingern.

Er beobachtete Jonna dabei, wie diese hektisch die Schubladen und Schränke der fremden Wohnküche durchwühlte.

Die Erfahrung der letzten Tage hatte ihn gelehrt, jetzt besser den Mund zu halten.

Den neugierigen Neunjährigen mit den rosigen Wangen hatte er im Nordflügel ihrer Sommerresidenz zurücklassen müssen, genauso wie dessen immer freundlich lächelnde Mutter und seinen vorlauten Bruder.

Sie alle drei waren verschwunden und etwas gewichen, was tagein tagaus vor seinen Verfolgern floh.

Jonna fand in einer der Schubladen wonach sie suchte. Ein kleines Glasfläschchen, dessen Inhalt sie auf einen Löffel träufelte.

»Trink«, sagte sie ohne weitere Erklärungen zu ihrem Ältesten und Kat schluckte gefügig. Eine Sache mussten die Brüder nach ihrem überstürzten Aufbruch schleunigst lernen - man stellte Jonna keine Fragen und tat genau was sie verlangte.

Anderenfalls setzte es Schläge.

Jonna wartete noch einen Augenblick, ob Kat auch wirklich alles brav schluckte, dann verstaute sie das Fläschchen in ihrer hinteren Hosentasche und stand auf, um ein weiteres Mal durch den kleinen Spalt im Vorhang des Küchenfensters zu blicken.

Wovor laufen wir weg?, brannte es Oz auf der Zunge zu fragen. Wann können wir endlich wieder nach Hause?

Doch ihm war klar, dass sie keiner dieser törichten Fragen beantworten würde.

»Esst.« Im Vorbeigehen warf sie Oz ein Stück Brot in den Schoß. Kein warmes, herrlich duftendes Rosinenbrötchen, sondern kaum mehr als vertrocknete Überreste.

Kat reichte sie die andere Hälfte davon. »Ihr müsst essen, um stark zu bleiben.«

Oz begann zu knabbern. Es schmeckte scheußlich - wie die Sohle eines Schuhs - zäh und ungenießbar.

»Kat, iss.«

Sein Bruder stopfte es sich in den Mund und bewegte die Kiefermuskulatur. Doch das Meiste Brot landete eher auf seiner Hose.

Der Schlag seiner Mutter traf ihn mitten ins Gesicht und ließ Kats Kopf seitwärts taumeln.

»Willst du etwa sterben?!«, kreischte Jonna aufgebracht. »Willst du all deine Kraft verlieren und elendigst verrotten?!«

»Nein«, antwortete Kat ihr schwach.

»Dann hör auf, unsere Nahrung zu verschwenden.«

Oz begann stumm zu heulen und seine Tränen weichten die harte Kruste auf.

Das ist sie nicht deine Mama, versuchte er sich weiszumachen, nur eine Betrügerin mit einer falschen Maske. Mama würde uns niemals schlagen.

Gegen Mitternacht war Jonna sich sicher, dass die Bewohner dieses Hauses diese Nacht nicht mehr heimkehren würden und schickte die beiden Jungen schlafen.

Oz folgte den immer wieder krampfenden Rücken seines Bruders in eins der angrenzenden Zimmer.

Auf dem Boden lagen Bauklötze zerstreut und neben dem Kopfkissen lockte ein schon mehrfach geflickter Stoffhase. Sein linkes Knopfauge hatte sich gelockert und hing lose an zwei Fäden hinunter.

Oz stürzte sich sofort auf ihn und drückte den Spielgefährten schluchzend an sich. Seit ihrem Fortgang hatte er kein Stofftier mehr berührt. Er knuddelte ihn so innig, dass die weiße Füllung aus mehreren offenen Stellen herausquoll.

Er wollte nach Hause, in sein Bett, zu seinen Stofftieren.

Im Hintergrund hörte er Kat husten und blickte auf. Seine linke Wange war geschwollen und eine unschöne Verfärbung begann sich langsam darauf abzuzeichnen.

Sein Bruder zog die Vorhänge zu, wie Jonna es sie gelehrt hatte und schlüpfte zu Oz ins Bett. Regen prasselte gegen die Scheibe.

»Wird es wieder schlimm werden?«, murmelte Oz fragend ins Ohr des Hasens hinein.

»Sie ist krank, Oz«, erklärte ihm Kat tonlos. Oz nickte.

Nachts wurden Jonnas Anfälle besonders heftig. Rastlos lief sie dann mit in sich gekehrten Augen von Fenster zu Fenster und redete mit sich selbst.

Sie ist krank. Oz wusste, was das bedeutete. Es handelte sich um eine Erbkrankheit, die von Magiebegabten zu Magiebegabten weitergegeben wurde.

Was, wenn er dieselbe Krankheit in sich trug? Ist das nicht sogar mehr als wahrscheinlich? Kats Blut war nicht infiziert.

Das Murmeln wurde lauter und die Schritte kamen näher.

»Versteck dich im Schrank«, befahl sein Bruder plötzlich forsch und Oz gehorchte, nicht ohne nochmal einen ängstlichen Blick Richtung Tür zu werfen.

»Beeil dich.«

Zitternd sog er die Unterlippe ein und versteckte sich im Schrank. Er mochte keine dunklen Orte. Dort hausten Geister und andere Schreckensgestalten.

Er hörte wie Jonna den Türknauf drehte und eintrat. Eine helle Silhouette in einem ansonsten schwarzen Raum.

Das ist sie nicht, dachte er verzweifelt und presste sich die Hände gegen die Ohren. Sie sieht ihr ähnlich, aber sie ist es nicht! Seine Mutter ist keine abgemagerte Frau. Sie ist gesund und besitzt langes glänzendes Haar und gepflegte Fingernägel.

Sie ist es nicht.

Er hörte Kat husten.

Sie lacht viel und wenn sie sich bewegt, raschelt ihr Kleid.

Sie ist es nicht.

Das Husten wurde heftiger und er drückte seine Hände noch fester an den Kopf. Er wollte das nicht hören, die Lügen. Doch seine Gedanken taumelten in eine verräterische Richtung. Er war bereitwillig mit ihr mitgegangen, aber jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher als die Zeit zurückdrehen zu können und seinem Vater von Jonnas Fluchtplänen zu erzählen.

Hätte er sie weggeschlossen?

Wäre das nicht besser gewesen?

Und dann wurde es plötzlich ganz still.

Kein Husten mehr.

Oz zählte bis zehn.

Immer noch nicht.

Nein ...

Er riss die Hände von seinen Ohren los und vernahm ein ersticktes Wimmern.

Nein.

Panisch stieß er die Schranktür auf - Jonna hatte sich über ihren Ältesten gebeugt, die Hände um seinen Hals gelegt und drückte zu.

Kat zuckte. Speichel rann ihm aus dem Mundwinkel und in seinen Augen konnte man nur noch das Weiße sehen.

Sie bringt ihn um.

»Mama!«, kreischte er und packte sie am Handgelenk. Sie war stark - so viel stärker als er.

»Hör auf! Hör bitte auf damit!«

»Er wird mir euch nicht wegnehmen«, murmelte sie abwesend. »Niemand wird das.«

Kat wand sich unter ihr und kratzte ihr beide Unterarme blutig. Es kümmerte sie nicht.

»Mama!«
Heiße Tränen benetzten sein Gesicht. »Du musst damit aufhören! Bitte! Du bringst ihn sonst noch um!«

In diesem Moment erschlaffte Kats Gegenwehr. Seine Augenlider flatterten schwach.

Nein ...

Oz rammte seiner Mutter so fest die Fingernägel in die Haut, sodass er selbst Schmerzen dabei empfand.

»Hör auf!«, brüllte er. »Ich sagte, du sollst aufhören! Stopp!«

In diesem Moment spürte er, wie etwas entflammte. Er sah es nicht wirklich, es war mehr wie ein warmes Ziehen in seiner Brust. Und dann entfuhr Jonna ein Schrei. Ein Schrei, der dem Jungen durch Mark und Knochen jagte und ihn erschrocken zurücktaumeln ließ.

»Mama ...?«

Jonna hatte Kat losgelassen und sich die Hände vors Gesicht geschlagen. Ihre Haut verfärbte sich rötlich und aus jeder Pore schien Dampf aufzusteigen.

»Mama ...«, schluchzte Oz.

»Weh!«, kreischte Jonna. »Es tut so weh ...!«

Blasen bildeten sich unter der Haut und brodelten wie heißes Wasser. Ihr Blut es ... kochte?

»Was ist das?! Ahh ... Was ...?«

Die Blasen platzten auf wie Knallbonbons.

Jonna verfiel in ein hysterisches Kreischen und warf sich auf den Boden, wälzte sich herum, als versuche sie ein unsichtbares Feuer zu ersticken.

»Oz ... Ozwald!«, wimmerte seine Mutter seinen Namen und diese Worte würden sich auf ewig in sein Trommelfeld brennen. »Es tut mir so leid ... So schrecklich leid mein Schatz ... Bitte ... Es tut so weh ...«

»Mama!«
Heulend warf er sich neben sie - ihre Haare und Kleidung waren vollkommen weggeschmolzen - sie war kaum noch mehr als ein pulsierender Klumpen Fleisch.

Sie bewegte die Lippen, doch bekam kein weiteres Wort mehr heraus.

Und so erlebte Jonna Laer ihre letzten Atemzüge in dieser stürmischen Herbstnacht, voller Schmerzen und Bedauern.

»Oz?«, krächzte Kat mühsam. Selbst er konnte die Tränen nicht zurückhalten und umklammerte mit den Händen seinen geschundenen Hals. »Was ist passiert?«

Er sah hinunter auf den immer noch dampfenden Leichnam.

»Oz ... Was ...?«

Doch der Junge schaffte es nicht, darauf zu antworten, stattdessen warf er sich hemmungslos schluchzend in Kats Schoss hinein. Er spürte, wie Kats Bauchdecke bei der Berührung erzitterte.

»Es t-tut mir so leid! Kat ... ich wollte das nicht!«

»Schon in Ordnung.« Zögernd strich Kat ihm über den Kopf. »Es war ... nicht deine Schuld.«

»Aber Mama ... Mama! Ich wollte das nicht ...!«

Eine Weile saßen sie so da, bis Oz sich ein bisschen beruhigt hatte und Kat sich aus der Umklammerung löste.

»Wir müssen hier weg«, beschloss Kat. Er sah furchtbar mitgenommen aus. Auf seinen Hals begannen sich dunkle Würgemale abzuzeichnen.

»N-Nach Hause?«

»Nein. Wir haben kein wirkliches Heim mehr in das wir zurück könnten.«

»Aber Vater ...«

»Vater ist schuld an alldem. Seinetwegen mussten wir fliehen.«

Vorsichtig umging Kat den Leichnam. »Und er ist auch derjenige, der uns die Vollstrecker aufgehalst hat. Also warum sollten wir zu diesem Mann zurückkehren, nachdem er uns alles genommen hat?«

»Er hat uns ... alles genommen?«, wiederholte Oz flüsternd.

»Korrekt. Er ist gefährlich, deshalb dürfen wir nicht lange hierbleiben. Und darum ... müssen wir uns auch noch kümmern.«

Damit meint er ... Mama?

Die nächsten Stunden empfand Oz als unwirklich. Noch mehr als je zuvor, wollte er sich nicht eingestehen, dass dies die Realität war. Das Kat wirklich überall Lampenöl in dem Kinderzimmer verteilte und damit eine Spur auf den Flur zog. Wie er anschließend umherging und alles Brauchbare in seinen Rucksack stopfte. Als er ein Streichholz entzündete und es auf den Boden fallen ließ.

»Komm«, sagte er zu ihm und wandte der beginnenden Feuerspur den Rücken zu. Doch Oz konnte nicht wegschauen. Jonna würde brennen. Schon wieder. Und wieder konnte er nichts dagegen tun.

»Oz.«

Er nickte und folgte Kat in den strömenden Regen hinaus. Von nun an waren die Brüder auf sich allein gestellt.

Die restliche Nacht verbrachten sie unter einer wenig benutzten Steinbrücke in der Nähe des Hafens. Kats Husten war wieder schlimmer geworden und er fieberte heftig. Wenigstens hält er uns beide warm, überlegte Oz, der noch nicht wusste, dass er trotz der erhöhten Körpertemperatur Kat dringend warmhalten sollte.

Trotz seiner Erschöpfung bekam Oz kein Auge zu. Denn wenn er es versuchte, sah er hinter seinen Liedern Jonnas brodelnden Körper und hörte ihre Schmerzensschreie in seinen Gehörgängen widerhallen.

Wie konnte so etwas Schreckliches nur passieren?!

Vater ist schuld an alldem, hörte er Kats Stimme in seinem Gedächtnis sagen. Seinetwegen mussten wir fliehen.

Er blickte in den Regen.

Niemals würde er diese Nacht vergessen. Noch würde er vergessen, wer dafür verantwortlich war - sein Vater, Le-Zith, dieser ganze verfluchte Kontinent.

Doch dafür würden sie bezahlen, schwor er sich stumm. Eines Tages würde er sie alle zur Rechenschaft ziehen.

Aufgrund von Kats schlechten Zustand verschanzten sie sich noch drei weitere Tage unter der Brücke.

Eine gewagte Entscheidung. Zweimal sah Oz wie Gestalten in hochgeschlossenen Mänteln die Passagiere am Pier überprüften.

Wie sollten sie unbemerkt aus der Stadt gelangen?

Doch wie immer konnte er sich auf die Schläue seines Bruders verlassen. Kat fand ein Schlupfloch. Wie immer.

࿇࿇࿇

Huhu🖤
Ich hoffe dieser kleine (etwas grausame) Rückblick in Kats und Oz' Vergangenheit hat euch gefallen und macht ihre Motive/Handlungen etwas nachvollziehbarer :)

Natürlich liegt noch einiges im Dunkeln und wird erst nach und nach enthüllt. Ihre Familiengeschichte wird definitiv noch eine Rolle spielen🤭

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