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2. Tote Winkel

Jelly Jeckles schreckte benommen aus ihrer Ohnmacht auf. Ihr Körper schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen und sie blinzelte heftig gegen die herrschende Dunkelheit an.

Was war geschehen?

Sie erinnerte sich noch daran wie ein einziger Gedanke sie, aus dem Nichts heraus, vollkommen übermannt hatte: Lauf, Jelly. Lauf um dein Leben.

Er war einfach über sie hereingebrochen und hatte ihren Geist umhüllt, hatte die Kontrolle über ihren Verstand und Körper übernommen und sie wie eine Marionette gelenkt.

So fühlt sich also die Bändigung eines Bändigers an.

„Du bist wach", bemerkte eine kratzige Stimme und das Mädchen blickte zum Fenster, wo ein grauer Schemen sich ans Glas schmiegte.

„Kat Laer", sagte Jelly verblüfft, nachdem sie der Silhouette einen Namen zuordnen konnte. „Der Dieb unter den Dieben."

„Mein Ruf eilt mir voraus. Ein ziemliches Ärgernis in meinen Kreisen."

„Was ist mit Cierian Vale? Wurde er... inhaftiert?"

„Ja", bestätigte Kat. Er hatte den Kopf gedreht und starrte über die Schulter nach draußen. Ein Sturm wütete heftig und ließ die Scheibe hinter ihm zittern. Die Sturmzeit war angebrochen.

„Und die anderen?", erkundigte sich die Sprengstoffexpertin neugierig.

„Reisen nach Osten, um sich dort mit einem Lichtbringer zu treffen, der ihnen bei ihren Problemen weiterhelfen kann."

„Tatsächlich?", entfuhr es der Alchemistin daraufhin verwundert und sie musste fast lachen. „Ich hätte ohne jedes Zögern Hundert Goldscheiben daraufgesetzt, dass sie sofort die Verfolgung aufnehmen oder etwas ähnliches Törichtes anstellen würden. Irgendwie enttäuschend."

„Menschen enttäuschen. Das liegt in ihrer Natur."

„Also werden sie ihn töten", schlussfolgerte Jelly ruhig und fühlte bei diesen Worten einen weiteren schmerzvollen Stich, der nichts mit ihren eigentlichen Verletzungen zu tun hatte. Denn dieser Schmerz ging tiefer. „Sie werden ihn exekutieren und der einzige Funke Hoffnung, den wir jemals zu schöpfen gewagt haben, wird mit ihm erlöschen. Wahrhaftig keine besonders günstige Grundlage für den Aufstieg einer zweiten Rebellion..." Sie legte behutsam eine Hand an ihre pochende Schulter und fuhr fort: „Das muss eine herbe Enttäuschung für dich sein. Immerhin warst du so kurz davor, den Auserwählten auf deine Seite zu ziehen."

„Ehrlich gesagt bin ich mir noch nicht sicher, ob ich ihn überhaupt auf meiner Seite haben will - dieser Bändiger verkörpert das pure Chaos. Aber ja", gestand Kat dennoch leicht unwillig ein, „seine physische Anwesenheit, hätte vieles beschleunigen können. Deshalb denk' ich auch darüber nach, ihn aus dieser misslichen Lage zu befreien."

„Und wie willst du das anstellen?" Die unterschwelligen Zweifel, die in ihrer Stimme mitschwangen, waren wohl nicht zu überhören, dennoch blieb der Dieb gelassen und erwiderte kratzig: „Mit etwas Glück und einer gewaltigen Portion Wahnsinn, könnte man auf Harlyns Schlachtschiff gelangen, ihn befreien und wieder verschwinden, bevor es irgendwer mitkriegt."

„Wäre im Bereich des Möglichen", gestand Jelly ein, „wenn in diesem Moment dort draußen auf dem Meer kein höllischer Sturm wüten würde. Kein Seefahrer wird sich zu dieser Jahreszeit bereit erklären, Segel zu setzen. Und wenn du doch jemanden überzeugen könntest, würdet ihr höchstwahrscheinlich nicht weit kommen."

„Aber eine Alternative existiert nicht. Sobald sie Le-Zith' Herrschaftsgebiet erreichen, ist er ein toter Mann."

„Bei den Sieben", seufzte Jelly leise. „Eigentlich könnte es mir egal sein, richtig? Immerhin schulde ich diesem Bändiger nichts. Er hat selbst die Entscheidung getroffen, sich für das Wohl der Gruppe zu opfern. Niemand hat ihn gezwungen." Die Augen der Alchemisten gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit. Die umher wirbelnde Asche klatschte immer heftiger gegen die Scheibe und das Mauerwerk, fand Einlass durch kleine Ritzen und rieselte zu Boden. Nichts als Asche, so weit das Auge reichte. „Aber warum fühle ich mich dann so schuldig?"

Seufzend riss sie den Blick vom Fenster los und blickte in die Leere des muffigen Mietzimmers. „Möglicherweise kenne ich da jemanden. Einen Fährmann, der sich auf die sogenannten Toten Winkel innerhalb der Stürme spezialisiert hat."

„Interessant", murmelte der Dieb. „Kann man ihm trauen?"

„Er ist ein großmäuliger Halsabschneider, aber einer von der ehrenvollen Sorte. Sobald du einen Handel mit ihm abschließt, wird er es auch bis zum Ende durchziehen. Trotzdem... die nächste Hafenstadt ist einen Achttagesmarsch entfernt. Wäre es da nicht klüger, noch einen Befreiungsversuch an Land zu wagen?" Nachdem die Alchemistin ihre Zweifel an dem Plan geäußert hatte, bewegte sie prüfend ihre linke Schulter und ein hässlicher Schmerz durchfuhr sie, sodass sie den Kiefer zusammenpressen musste, damit ihr kein Klagelaut entkam. War wohl ausgekugelt.

„Unsere einzige Chance besteht darin, sie vollkommen unvorbereitet zu erwischen. Solange sie an Land sind, wird Harlyn Ezra sich keine Blöße geben. Das wird er erst tun, wenn er Vale auf sein Schiff verfrachtet hat und er sich in absoluter Sicherheit wiegt. Wie du bereits gesagt hast - abgesehen von Le-Zith' Kriegsschiffen, wagt es kaum ein Boot bei diesen Witterungsbedingungen hinaus aufs offene Meer. Und sicherlich war noch niemand verrückt genug, unter solchen miserablen Voraussetzungen einen Angriff zu wagen. Darin liegt unser einziger Vorteil. Wir haben nur einen Versuch und falls wir scheitern, sterben wir", betonte der Dieb nachdrücklich, aber ohne jede Angst.

„Selbst, wenn Ezra sich in Sicherheit vermutet, wird er dennoch gewisse Schutzmaßnahmen anwenden. Und ich rede nicht von Eisenschlössern, die du mit deinen Dietrichen knacken kannst. Er wird magische Vorkehrungen treffen. Vorkehrungen, die Nichtmagier nicht einmal wahrnehmen können. Wie willst du etwas umgehen, was du weder sehen noch anfassen kannst?" Die Alchemistin atmete tief ein und versuchte ihre Muskeln zu entspannen. Dann, mit einer schnellen und kontrollierten Bewegung, beförderte sie den kugelförmigen Oberarmkopf zurück in die flache Gelenkpfanne. Ihre Schulter knackte und der Schmerz wurde augenblicklich erträglicher.

„Indem ich einen Protektor mit in den Befreiungstrupp aufnehme", murmelte der Dieb unglücklich. „Den Schlimmsten unter dem ewig grauen Himmel. Also, kann Tates ehemalige Alchemistin für mich einen Kontakt zu diesem Fährmann herstellen oder nicht?"

„Du hast Hintergrundforschung über mich betrieben?", fragte Jelly staunend und begann sich einhändig mit dem Kissenbezug eine provisorische Armschiene zu knoten. „Du bist sehr gründlich. Diese Information war bestimmt nicht leicht zu beschaffen..."

„Kannst du den Kontakt herstellen oder nicht", wiederholte er fordernd seine Frage und die Alchemistin nickte. „Sein Name ist Ghozzie. Und wenn uns die Sieben wohl gesonnen sind, treibt er sich hier noch irgendwo in der Nähe herum. Und ich habe auch schon eine ziemlich genaue Vermutung, wo das sein könnte..."

*

„Warte", wies Kat sie an und die Alchemisten hielt überrascht inne. Sie hatten Petyrs Schwarzmarkthalle gerade erst betreten und sie schob sich die eingeaschte Schutzbrille hoch, um zu sehen, was der Dieb tat. Dieser kramte aus seiner Manteltasche eine rote Scheibe hervor und warf sie in das im Stein eingelassene Sünderbecken.

„Ich dachte, der Klingende Tod wäre mit den Kindern bereits weitergereist?", entschlüpfte es ihr überrascht.

„Ist sie auch - allerdings besitze ich mehr als eine Sünderscheibe. Und dies ist zweifellos der schnellste Weg, um mit Toivo in Kontakt zu treten."

„Du hast nicht viel übrig für diesen Protektor", vermutete Jelly und musterte ihn scharf. Er trug immer noch seine Schutzbrille und hielt das restliche Gesicht hinter einem beigen Tuch verborgen.

„Nein", gab er offen zu. „Und diese Abneigung beruht auf absoluter Gegenseitigkeit."

„Das ist gar nicht gut", fand die Alchemisten. „Was, wenn er erst gar nicht auftaucht? Dann ist der ganze Plan geplatzt."

„Er wird auftauchen."

„Woher willst du das wissen?"

„Weil ich es eben weiß", entgegnete er barsch und Jelly wusste, dass er sich nicht weiter auf diese Diskussion einlassen würde. Sie biss sich unbefriedigt auf die Unterlippe und setzte den Weg fort. Seit frühster Kindheit hatte man ihr schon soziale Inkompetenz vorgeworfen, deshalb hatte sie sich mühsam antrainiert, im Zweifelsfall lieber den Mund zu halten. Trotzdem wurmte es sie. Die Wissenschaftlerin in ihr wollte jedes noch so unscheinbare Geheimnis ergründen. Sie faszinierten Dinge, die in anderen Menschen höchstens Ekel oder Furcht hervorriefen.

Sie liefen weiter, vorbei an den nur noch spärlich besetzten Zelteingängen. Das Beben hatte den Abschaum vertrieben und nur die hartgesottenen Mistkerle zurückgelassen.

„Seid ihr auf den Geschmack gekommen und wollt nun auch die restlichen Tunnel in die Luft jagen?", fragte eine rauchige Stimme verstimmt und eine hochgewachsene Shinji versperrte ihnen den Durchgang. Jelly hatte Gerüchte über die Gildenführerin unterhalb des Tempels gehört, aber sie musste zugeben, dass sie klammheimlich daran gezweifelt hatte, dass es sich beim Kopf der berüchtigten Schmugglerbande Pfauenauge wahrhaftig um eine ehemalige Sklavin handelte. Doch bei dem Anblick der stolzen Frau verflüchtigten sich ihre Zweifel schnell und an ihre Stelle trat ehrliche Bewunderung. Eine ehemalige Sklavin, die es geschafft hatte, ihre Ketten zu sprengen und nun ganz an der Spitze einer der gefährlichsten Untergrundorganisationen des Kontinents stand.

„Verschwinde, Amira", verlangte der Dieb ohne weiter darauf einzugehen. „Wir stehen unter Zeitdruck."

„Cierian Vale ist verloren - auf die eine oder andere Art. Warum also diese Selbstmordmission, Kat? Dich als Märtyrer aufzuspielen, passt so gar nicht zu dir."

„Du hast deine Entscheidung getroffen", erwiderte dieser und blickte sie direkt an. „Sowie ich die meine. Mehr gibt es nicht zu sagen, oder?"

„Nein", stimmte die Gildenführerin zu und tänzelte beiseite, um sie durchzulassen. „Ich hoffe wirklich, dass dir dieser Clou gelingt, Meisterdieb. Er ist ein Schwachkopf, zweifellos, aber nur für einen Moment, da habe ich wirklich überlegt mich gegen die Ordensmutter zu stellen und mich auf seine Seite zu schlagen. Verrückt, oder? Dabei habe ich kaum mehr als zehn Sätze mit ihm gewechselt."

„Ja, das ist allerdings verrückt. Kaena hätte dich wohl umgebracht", mutmaßte der Dieb und ließ die Gildenführerin hinter sich zurück. Jelly beobachtete sie gebannt, während sie ebenfalls an der Shinji vorbeizog. Die Shinji wirkte abwesend, wie in einer anderen Welt gefangen. In einer Welt, wo die Schmetterlingsinseln vielleicht noch ihren Namen trugen, überlegte Jelly, wo Magie etwas Gutes war und kein Fluch. Eine Welt ohne Gefallene und Vollstrecker. Eine Welt ohne Asche und Staub. Eine Welt, in der der immer graue Himmel aufklarte und man nachts die Sterne sah.

„Ich habe auch keine zehn Sätze mit ihm gewechselt", gestand die Alchemistin flüsternd ein, fast in der vagen Hoffnung, dass sie niemand hören würde. „Aber ich bin trotzdem hier. Und ehrlich gesagt jagt mir das eine Scheißangst ein, dass ich scheinbar bereit dazu bin, mein Leben für einen praktisch Unbekannten in Gefahr zu bringen. Willst du wissen, warum ich dennoch weitergehe?"

„Warum?", fragte die wohl eindrucksvolle Gildenführerin des Kontinents daraufhin interessiert.

„Damit ich irgendwann den Ort sehe, wo du gerade bist und mich selber hören sage: Wer hätte das gedacht? Wenn man den ganzen Mist weglässt, ist dieser Kontinent gar nicht mal so übel."

Die Shinji begann zu lachen.

Laut und dröhnend, hallte ihr Gelächter durch die Steintunnel, noch lange, nachdem der Dieb und die Alchemistin in einen davon entschwunden waren.


***

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