18. Ein Lichtschimmer in der Dunkelheit
Seine Seele zu spalten, um einen Teil seines Verstands darin zu verstecken, war eine unangenehme und recht konfuse Erfahrung gewesen. Diese zwei Seelenfragmente wieder zu vereinen, übertraf das allerdings noch.
Cierians Kopf platzte fast von den ganzen Gedanken und Empfindungen, die er zur gleichen Zeit in unterschiedlichen Realitäten gedacht und gefühlt hatte. Er verstand es selbst nicht so ganz, er war wieder er selbst und irgendwie auch nicht.
Der zweite Angreifer wurde aktiv und schleuderte ihm sein Wurfgeschoss entgegen. Wieder schreckte er zurück, ohne einen Gegenangriff zu starten. Er wollte sich seine Kräfte für Harlyn aufsparen, andererseits es gleich gegen zwei Schlächter ohne Magie aufnehmen zu wollen, war ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen ... Zumindest wenn man kein Kind der Sünde wie Kyrie war.
Was sollte er tun? Bändigungen waren bei dieser Spezialisierung normalerweise am Effektivsten, doch Harlyn wusste das und hatte sie bestimmt dementsprechend geschult. Es würde nicht einfach werden in ihre Gedanken einzudringen und selbst wenn es ihm gelang, brauchte es eine Weile bis ein geschulter Verstand gefügig wurde. Also ein physischer Angriff ...
Seine Knochenhärtung würde nicht mit der ihrigen mithalten können, also blieben ihm eigentlich nur noch Schildzauber.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie der erste Angreifer an dem Verbindungsseil riss und somit die Waffe zurück in seine Hand navigierte.
Cierian formte ein Schild und legte es über Kat, doch bevor er ein weiteres für sich selbst kreieren konnte, hatte sein Gegner zum Sprint angesetzt - sprang mit erhobener Harpune in die Luft und hatte offensichtlich vor, ihm dieses Ding geradewegs zwischen die Augen zu rammen ...
Da er keine Zeit mehr hatte auszuweichen, nutzte er seine Knochenhärtung und fing den Angriff direkt ab. Die Spitze traf ihn an der Schulter, doch dank dem Zauber schaffte sie es ihm nur eine oberflächliche Wunde zuzufügen. Entschlossen packte er den Schaft und trat seinem Angreifer mit einer weiteren Härtung in die Magengrube. Dieser taumelte rücklings, hatte aber ansonsten keinen Kratzer abbekommen. Nun, das war auch nicht sein Ziel gewesen. Er ließ die erbeutete Harpune durch die Luft sirren und grinste siegreich.
»Du hast da was verloren«, bemerkte er provozierend.
»Und wenn schon«, antwortete der Schlächter unbeeindruckt und Cierian konnte fühlen, wie es seine Knochenhärtung auf die Hände fokussierte. Ohne jedes Zögern schnellte er vor und feuerte seine Fäuste auf ihn ab, sodass er Cierian immer mehr in Bedrängnis brachte, der mühsam die schnelle Schlagabfolge mit der Harpune parierte. Ein weiterer heftiger Schlag und seine einzige Verteidigung brach glatt in der Mitte durch.
Mist.
Er warf die beiden nutzlosgewordenen Harpunenteile beiseite und formte jeweils ein Schild in seinen Handflächen. Der Kampf dauerte bereits zulange, er durfte nicht noch mehr Kraft an diese Handlanger verschwenden!
Schildzauber waren nicht unbedingt seine Spezialität, doch hatte er in der Vergangenheit viele Male an Toivos Seite gekämpft und sich durchaus den ein oder anderen Trick abgeguckt.
»Du wirst verlieren, Bändiger!«, spie ihm sein Gegner hasserfüllt entgegen. »Deine Spezialisierung ist nur mächtig, solange du es mit einem schwachen und nicht trainierten Geist zu tun hast. Meine Magie dagegen hat keinen so gravierenden Nachteil!«
»Du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin«, entgegnete Cierian und ließ die Schilder in seinen nach oben gerichteten Handflächen rotieren. Magiefunken sprühten, als die Schilder die gewünschte Geschwindigkeit aufnahmen und sich in verschwommene, feuerrote Lichtspuren wandelten.
»Was ist das?!«
»Dein Meister hat es offensichtlich versäumt dir beizubringen keine der Spezialisierungen jemals zu unterschätzen!«
Cierian stürzte vorwärts und drückte das rotierende Schild entschlossen gegen seinen Gegner - dieser hatte sofort schützend die Arme erhoben und versuchte mithilfe seiner Knochenhärtung den Angriff abzuwehren - ein hoffnungsloser Versuch, das Schild fraß sich mit Leichtigkeit durch ihn hindurch und zerteilte ihn sauber in zwei Hälften. Ein gewaltiger Blutschwall schwappte ihm entgegen, während die untere und obere Körperhälften des Schlächters getrennt voneinander zu Boden klatschten.
»Unmöglich!«, schrie der andere Schlächter mit weit aufgerissenen Augen und der Bändiger konzentrierte seine Aufmerksamkeit nun auf ihn.
Kat stand glücklicherweise noch halbwegs aufrecht, sah dafür allerdings übel aus. Der Dieb hatte keine direkten Treffer abbekommen, sonst würde er sich mit Sicherheit nicht mehr auf den Beinen befinden, doch die Harpune hatte ihn mehrmals gestreift und einige Schnittwunden zugefügt.
»Du ... aber wie?«, hauchte der Schlächter überfordert und blickte ihn mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen an.
Das zweite Schild rotierte weiter in seiner anderen Handfläche. »Was hast den erwartet, mein Freund? Schon vergessen? Ich bin Cierian Vale!«
Mit diesem Worten schleuderte er sein Schild und ließ es zielgenau durch die Luft sirren - trennte Kopf von Körper und ließ eine weitere Blutfontäne aufsteigen.
»Du bist wirklich unglaublich«, sagte Kat verblüfft und offensichtlich zum ersten Mal richtig beeindruckt von seinen Fähigkeiten. »Du hast gerade in weniger als drei Minuten zwei Vollstrecker ausgeschaltet und dafür nicht einmal deine eigentliche Spezialisierung verwendet ...«
»So leicht war das nicht, ich habe dabei viel zu viel Kraft verschwendet ...«
Keuchend sank der Magier auf die Knie. Seine Verdorbenheit war hellwach und nicht gerade glücklich darüber, dass er ihr den Genuss einer Bändigung verwehrt hatte.
»Du hattest wirklich mehr als genug, du unersättliches Biest«, zischte er verärgert und versuchte sie zurück in den Hintergrund zu drängen.
»Ich frage mich, was Ezra solange aufhält«, meinte der Dieb plötzlich, der natürlich nichts von Cierians inneren Kampf mitkriegte. »Irgendwas hat er vor ...«
»Mir egal. Früher oder später wird er schon erscheinen«, prophezeite Cierian schulterzuckend. »Immerhin bin ich seine kostbarste Fracht.«
Cierian!
Der Bändiger zuckte unwillkürlich zusammen. Diese Stimme ...
Cierian, kannst du mich hören?! Ich bin es! Ich kann fühlen, dass du nah bist, aber ich kann dich in diesem Sturm einfach nicht finden! Was soll ich nur tun?!
»Was ist mit dir?«, fragte Kat und schüttelte ihn grob ins Hier und Jetzt zurück. »Du warst auf einmal wie weggetreten.«
»Ich ... höre eine Stimme. In meinem Kopf.«
»Eine Stimme ...? Hör zu, wenn Ezra versucht deinen Geist zu verwirren, musst du ihn schleunigst auszublenden!«
»Das ist nicht Harlyn.«
»Woher willst du das wissen? Deine Seele ist nicht länger gespalten und Ezra weiß, dass du geschwächt bist! Es wäre der perfekte Zeitpunkt, um in deinen Kopf einzudringen.«
»Vielleicht«, gestand Cierian widerwillig ein. »Ich kann es nicht erklären, Kat. Diese Verbindung ist einfach anders.«
Er tastete danach, nach der ungeheuren Vertrautheit dieser Seele. Kein Zweifel. Shae hatte sich über seinen Befehl hinweggesetzt und war gekommen, um ihn zu retten. Aber wie hatte sie das geschafft? Bedeutete das, sie hatte ihren ursprünglichen Körper zurück?
»Möglicherweise schaffen wir es doch noch von diesem Schiff runter.«
»Und wie genau?«, hakte Kat sofort skeptisch nach. »Denn wenn du nicht gerade vorhast zurück ans Festland zu schwimmen, sehe ich da ziemlich schwarz.«
»Wir fliegen.«
»Fliegen? Worauf denn?«
»Einem Drachen.«
Cierian schloss die Augen und schickte seinen Geist aus. Die Verbindung war nur hauchzart, aber er konnte sie fühlen.
Shae!
Cierian! Endlich habe ich dich gefunden!
Wir sind hier, Shae, folge meiner Stimme.
»Auf einem Drachen ...? Wie stellst du dir das vor? Wartest du einfach bis einer vorbeifliegt und zwingst ihm dann mal eben deinen Willen auf?«
»Sei still, ich muss mich konzentrieren.«
Shae, hör zu, dieses Schiff ist dabei abzusaufen, also wenn du uns nicht bald findest ...
Ich werde kommen, schnitt Shae ihm den Gedanken ab und eine unerwartete Welle der Zuversicht erfasste den Magier. Verlass dich darauf!
Er öffnete die Augen wieder und suchte den dunklen Horizont nach einem hellen Hoffnungsschimmer ab. Shae würde kommen, er war sich ganz sicher.
Anders als Kat, dieser beugte sich vor, um seinen vorhin weggeschleuderten Obsidandolch aufzuklauben und wirkte weiterhin wenig überzeugt von seinem Vorhaben. Wieder veränderte das Schiff seinen Neigungswinkel. Cierian fragte sich insgeheim, ob Ezra seiner Besatzung weiterhin eine heile Welt vorgaukelte, anderenfalls wäre doch schon lange die Hölle losgebrochen ...
»Du hast mir nie erzählt, von wem du den eigentlich geklaut hast«, fiel Cierian plötzlich wieder ein und deutete auf die Waffe, die der Dieb umklammert hielt.
»Von niemanden, ist nur ein altes Erbstück, dass ich aus rein praktischen Gründen behalte. Es existiert ja nicht viel, was Drachenhaut auch ohne Zuhilfenahme von Magie durchdringen kann ...«
Sehr richtig, flüsterte eine Stimme in ihren Köpfen und sie wirbelten zeitgleich herum. Harlyn Ezra erklomm die letzten Stufen an Deck und trat erhobenen Hauptes in den Ascheregen.
Zugegeben, ihr beide habt mich überrascht. Die Antriebsschraube abzusprengen, um mich manövrierunfähig zu machen war ein genialer Zug, Kat Laer. Allerdings habt ihr damit auch euren eigenen Untergang eingeleitet ... Sein Blick schweifte ungerührt über die zerstückelten Leichenteile seiner Untergebenen. Deine hingebungsvolle Kampftaktik sucht wirklich seinesgleichen, Cierian. Aber das du sogar so weit gehen würdest deine eigene Seele zu spalten, damit hast du mich überrumpelt.
»Verschwende nicht meine Zeit, Harlyn.« Du bist als Nächster dran!
Wirklich? Dann überrasch mich ein weiteres Mal und wir besiegeln unseren Untergang mit einem gebührenden Feuerwerk.
Oh wir werden nicht mit dir untergehen, prophezeite Cierian ihm grimmig. Du wirst ganz allein in die Sieben Höllen hinabfahren! Im selben Augenblick, als er diese Worte in Harlyns Gedanken einflößte, benutzte er sowohl seine Knochenhärtung als auch ein magisches Schild, um seine Verteidigung zu stärken. Er würde nicht warten, bis der Vollstrecker den ersten Zug machte!
Seine Verdorbenheit pulsierte erregt, nur darauf lauernd, dass sie endlich ihr volles Potenzial ausschöpfen durfte ... Womöglich musste er ihr diesen innigen Wunsch sogar erfüllen. Früher oder später musste er eine Bändigung einsetzen, und keiner seiner billigeren Gedankentricks würden bei diesem Gegner funktionieren. Wenn er Harlyns Gedanken unterwerfen wollte, war er dazu gezwungen sich zunächst seiner eigenen Dunkelheit zu unterwerfen - und diese Unterwerfung konnte ihn für immer seinen Verstand kosten. Aber was hatte er noch groß zu verlieren? Wenn er es nicht einmal schaffte Ezra zu besiegen, wie sollte er je darauf hoffen es gegen seine Exzellenz aufzunehmen?
Plötzlich stiegen die alten Bilder wieder in ihm hoch; er sah sich selbst in Astrias erstem Bezirk auf einer der Verbindungsbrücken stehen, sah wie die Flammen innerhalb der Stadt wüteten und wie sich der Himmel vom aufsteigenden Rauch dunkel färbte. Er hörte die grellen Entsetzensschreie und roch das verbrannte Fleisch seines Volkes, als es dort weit unter ihm, bei lebendigen Leibe vom Feuer verschlungen wurde. Und er sah die Überreste Regis und die verbrannten Knochen seiner Schafe.
Le-Zith hatte bereits so viel Leid verursacht, hatte zweimal seine Heimat vollständig ausgelöscht. Doch dieser Schreckensherrschaft würde er ein Ende setzen ... Ob er diesen Prophezeihungsunsinn nun glaubte oder nicht, er würde nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie diese Wahninnigen noch mehr Unheil verrichteten! Und Harlyn Ezras Vernichtung würde dafür ein guter Anfang sein ...
Wieder ließ er das Schild in seiner Handfläche rotieren, während er seine Knochenhärtung auf den anderen Arm fokussierte.
Um diesen übermächtigen Vollstrecker auszuschalten, würde er alle Spezialisierungstypen benötigen. Er dachte an Miras vergangene Worte: Nur weil dir eine Spezialisierung besonders leicht fällt, darfst du die anderen nicht leichtfertig außer Acht lassen. Ich bin davon überzeugt, dass ein ausgewogenes Kräfteverhältnis der wahre Schlüssel zur außergewöhnlicher Macht ist, denn nur so bist du deinem Gegner immer einen Schritt voraus und kannst auf alle Eventualitäten reagieren.
Cierian griff an und ließ sein rotierendes Schild auf Harlyn herabsausen, doch der feindliche Bändiger hatte diesen Zug bereits erwartet und wich ihm spielend aus. »Dein Zorn vernebelt dir den Verstand«, tadelte ihn der Vollstrecker. »Das ist gut, aber erst wenn du dich komplett dem Wahnsinn überlässt, hast du vielleicht eine kleine Chance gegen mich. Warum klammerst du dich so sehr an deinen Verstand? Er ist dir nur hinderlich!«
»Sei still!«, fauchte Cierian angepisst und versuchte ihn mit seiner Knochenhärtung zu treffen. Doch wieder ging seine Attacke daneben.
Lange würde er das nicht durchhalten ohne seinen endgültigen Fall zu riskieren und Harlyn wusste das ... Selbst im Angesicht des Todes, wollte dieser Wahnsinnige ihn weiterhin bekehren!
»Wie enttäuschend ... war das etwa schon alles? Ich weiß, dass du erst einen Bruchteil deiner Verdorbenheit gegen mich einsetzt, so kannst du unmöglich gewinnen!«
Harlyn hob die Hand und beschwor ein Pilalux herauf. Durch das grelle Licht geblendet konnte Cierian nichts mehr erkennen, er hob einen Arm schützend vor die Augen und blinzelte heftig. Was hatte er vor?
Zu spät bemerkte er, dass der Vollstrecker eine Gegenattacke gestartet hatte - eine Faust krachte schmerzhaft in seine Rippen und der Magier spürte, wie die unteren Zwei unter dem enormen Druck zu bersten drohten. Fluchend riss er den Schild hoch und versuchte seinem Gegner damit durch Fleisch und Sehnen zu fahren, um die Attacke abzubrechen. Ein heftiger Funkenregen entstand, doch ihm gelang es nicht weiter als durch den schwarzen Stoff seines Mantels zu dringen. Harlyns Knochenhärtung war zu mächtig, um ihn auch nur einen müden Kratzer zuzufügen.
Mist, er hatte nicht damit gerechnet, dass Harlyn in den anderen Spezialisierungen ebenfalls so gewandt sein würde ... Der Schmerz in seiner linken Flanke peinigte ihn, seine Konzentration wurde schwächer. Verdammt ...
Und dann war da plötzlich noch ein anderes Licht, wärmer und ... vertraut.
Begleitet von einem wütenden Brüllen, brach ein Lichtschimmer aus der vermummten Wolkendecke hervor und stürzte sich in voller Rage auf Harlyn Ezra.
Shae.
Der vollkommen überraschte Vollstrecker, wurde mit einem einzigen Klauenhieb gegen die Reling geschleudert. Sie hatte ihren alten Körper wiedererlangt und mehr noch, ihre Bewegungen und ihr Wesen hatten sich komplett gewandelt, waren weniger kindlich, sondern besonnen und kampferprobt. Selbst ihr Blick hatte sich leicht verändert - die kürzlichen Ereignisse in der Vergangenheit mussten Narben hinterlassen haben.
»Du bist du ja«, begrüßte Cierian sie und drückte eine Hand gegen seine ramponierten Rippen.
»Cierian!« Im Bruchteil eines Augenblicks, waren all diese Veränderungen schon wieder verschwunden, und er sah das gleiche Drachenmädchen, welches er damals in den Höhlen verwaist vorgefunden hatte, sich ihm entgegenwerfen.
Das Drachenmädchen donnerte schmerzhaft mit dem Kopf zuerst gegen seine Brust, aber diesmal war es ihm wahrhaftig scheißegal. Er hatte geglaubt, sie nie wieder zu sehen, und wenn diese Schmerzen der Preis dafür waren, seine Familie wieder in den Armen zu halten, zahlte er ihn gern. Den genau das war sie inzwischen für ihn - seine Familie.
»Wir müssen uns beeilen, wie gesagt, diese Nussschale wird jeden Moment das Zeitliche segnen!«
»Von mir aus kann es losgehen!«, erwiderte Shae und sank tiefer, damit er leichter aufsteigen konnte.
»Aber wirst du uns beide tragen können?«, fragte er und musterte sie besorgt.
»Euch beide?«
»Dieses Risiko können wir nicht eingehen«, meldete der Dieb sich hinter ihm zu Wort. »Ich bleibe hier und versuche Ezras Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.«
»Vergiss es.«
»Sei vernünftig, Vale. Dieses Jungtier wird uns unmöglich beide durch diesen Sturm tragen können, und diese ganze Mission war von Anfang an allein auf deine Rettung ausgelegt.«
»Sag mir nicht, was ich kann oder nicht!«, schmetterte der Drache sofort verstimmt zurück und blähte zornig die Nüstern auf. »Wenn ich will, kann ich das sehr wohl schaffen!«
Cierian konnte seine Zweifel gut nachfühlen. Shae war vielleicht in den letzten Monaten gewachsen, aber das Gewicht zwei ausgewachsener Menschen in Verbindung mit diesem Sturm ... Doch wenn er Kat nicht zurücklassen wollte und Shae niemals ohne ihn abflog, blieb ihnen ohnehin keine andere Möglichkeit als es zu versuchen. Wenn sie abstützten, dann wenigstens zusammen.
Ihr hattet noch einen weiteren Fluchtplan?, hörten sie Harlyns Stimme zitternd vor Wut durch ihre Gedanken hallen. Die ganze Zeit? Aber wie ist das möglich - davon war nichts in deinem Kopf zu lesen!
»Verschwinde sofort aus meinen Gedanken, Magier!«, knurrte Shae drohend, kam in eine gebückte Angriffshaltung und ließ ihren Schwanz wie eine angriffslustige Schlange über den Boden zischen.
Was für ein mutiges junges Ding du doch bist, aber dein Mut wird dir in diesem Kampf nichts nützen. Nicht bei einem Gegner wie mir, hast du schon vergessen, wie leicht Cierian dich in Petyr überwältigt hat? Wie kannst du da auch nur hoffen, nur den Bruchteil einer Sekunde gegen mich standzuhalten?
»Weil ich nicht mehr dieses schwache Wesen von damals bin! Komm her und ich beweise es dir!«
»Shae«, sagte Cierian mahnend, »unterschätze ihn nicht. Er ist wirklich kein leichter Gegner, glaub mir.«
»Aber er unterschätzt sie offensichtlich und das könnte ein gewaltiger Vorteil sein«, warf Kat unerwartet ein und ließ den Vollstrecker dabei keine Sekunde aus den Augen. »Hör zu, Drache; wir haben vermutlich nur diese eine Gelegenheit, dein nächster Angriff muss ihn um jeden Preis ausschalten sonst ...«
»Das wird sie nicht schaffen!«, unterbrach ihn der Bändiger entschieden. »Sie ist noch lange nicht soweit, um sich mit einer Kreatur wie Harlyn zu messen!«
»Doch, bin ich!«
»Nein! Shae-«
Das Drachenmädchen war bereits losgestürmt und rannte gradewegs auf den Vollstrecker zu.
Oh nein, durchfuhr es Cierian entsetzt - jetzt blieb ihm wirklich keine andere Wahl mehr, als in Harlyns Geist einzubrechen. Er tastete nach seiner Verdorbenheit, doch dann passierte etwas Unerwartetes.
Dieser offensichtliche plumpe Angriff verlief anders als er angenommen hatte. Statt ihn direkt anzuvisieren, sprang Shae über ihn hinweg und landete in Ezras Rücken. Netter Versuch. Der Vollstrecker wandte sich zu ihr um und hob seine behandschuhte Hand, um ein weiteres Pilalux zu beschwören.
Vergiss es!
Cierian hatte die kurze Ablenkung genutzt und war in seinen Verstand eingedrungen. Das Licht in seiner Hand erlosch.
Jetzt hab ich dich.
Da wäre ich mir nicht so sicher ...
Und dann packte Cierian bereits die fremde Dunkelheit und riss ihn mit sich in den Abgrund.
࿇࿇࿇
Cierian POV is back😎
Wie findet ihr die Idee mit den rotierenden (Magie)-Schildern? Ich wollte den Magiezweig nicht zuuuu passiv machen👀
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