18 Sprachprobleme
Kennt ihr Piadines?
Das sind dünne Hefeteigfladen, die in einer beschichteten Pfanne gebacken werden.
Sie ähneln eine wenig Tacos, können belegt oder gerollt werden.
Es gibt sie in Italien in jedem Supermarkt, auch in Lokalen werden sie anstelle von Pizza immer häufiger angeboten.
Während unseres Urlaubes fuhren wir täglich auf dem Weg zum Städtchen oder zum Strand an einem Haus vorbei, ein bed-and-breakfast namens „Gecko". Etwas heruntergekommen, direkt an der Hauptstraße gelegen – wir wunderten uns, wer da wohl übernachten wollte.
Am Straßenrand stand ein Schild, auf dem Piadines angeboten wurden. Eines Abends war der Hunger groß, die Zeit zum Kochen knapp, also beschlossen wir, das Risiko einzugehen und uns mit einem Fertiggericht zu versorgen.
Die Zufahrt war mehr als eng, der Hof menschenleer und nicht vertrauenserweckender als die Frontansicht des Gebäudes. Ein alter gemauerter Backofen, ein paar wacklige Stühle um einen ebensolchen Tisch in einer Ecke.
Fünf abbröckelnde Steinstufen führten zu einer Hintertüre, auf unser Läuten öffnete niemand. Ich hatte mich schon im Auto in Sicherheit gebracht – das ganze Umfeld wirkte auf mich leicht gruselig - , als mein Mann mich rief. Er war todesmutig (was womöglich dem Hunger geschuldet war) um das Garagengebäude herum gegangen, hatte tatsächlich lebende Menschen angetroffen.
Ein freundlicher Herr begrüßte uns, palaverte mit meinem Mann mit vielen „Si, si, si!"
Ich verstand „pomodores". Gut, Tomaten auf einem piadine, das war schon mal in Ordnung. Aber ein wenig Käse und Schinken würde auch nicht schaden. „Formaggio?" fragte ich vorsichtig. „Prosciutto?"
Der freundliche Herr runzelte die Stirne. „No! Pomodores!"
Seltsam! dachte ich. Die Italiener waren doch sonst nicht so sparsam mit Zutaten, waren doch kulinarisch ganz gut drauf.
Okay, dann eben nur mit Tomaten. Wir konnten das Ganze ja selbst noch aufpeppen. Eigentlich wollte ich nur noch weg, der Ort war etwas mehr als seltsam. Die Menschen auch, die uns mehr als verwundert ansahen.
Keiner schien sich auf den Weg machen zu wollen, um unsere piadines zu backen, ließen uns nicht aus den Augen.
Ich fragte mich, wo denn die Fladen gebacken werden würden, denn eigentlich war das große Gebäude hinter uns ein Gewächshaus, und eigentlich trug der anfangs freundliche Herr eine Schürze und Gummistiefel, und eigentlich topfte er gerade Setzlinge um.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Hier gab es keine piadines, hier gab es piantines, und das sind Sämlinge.
Lachend lehnten wir die Stecklinge ab, flüchteten ins Auto, flüchteten etwas peinlich berührt vom Grundstück.
Ich möchte nicht wissen, wie oft die Story von den dummen Deutschen, die Pflanzen für Käse und Schinken kaufen wollten, im Freundeskreis erzählt wurde.
Sicher bin ich auch nicht, ob nicht der Junge mit dem Handy in der Hand das Ganze gefilmt und auf youtube oder tiktok veröffentlicht hat.
Ihr könnt ja mal nachschauen.
Wir haben noch tagelang gelacht. Noch mehr, als das Schild eines Tages weg war.
„Vielleicht haben da noch mehr nachgefragt!" japste mein Mann.
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