Teil 28
PoV Legolas
"Nun gut, wir gehen vor um zu gucken, ob die Luft rein ist." zischte Gollum. "Ich werde mitkommen. Sonst haust du noch einfach ab."
Sagte mein Vater und das fiese Grinsen verschwand langsam aus dem Gesicht des Geschöpfes.
Die beiden verließen auf leisen Sohlen das Turmzimmer.
Nun war ich alleine mit Aragorn.
Auch wenn ich das schon oft war, schlug mein Herz plötzlich schneller. Noch so viel Unausgesprochenes lag zwischen uns, doch keiner traute sich, das Schweigen zu brechen.
Ich wollte ihn einfach nur spüren.
Seine Finger in meinen Haaren, seine Lippen auf meinen.
Doch es war bei Weitem nicht der passende Augenblick.
"Legolas." flüsterte Aragorn, doch sprach nicht weiter.
Er kam einfach auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Wir standen für ich-weiß-nicht-wie-viele Sekunden oder Minuten da und sahen uns einfach in die Augen.
Aragorns Augen waren wie zwei große, blaue Seen. Unergründlich, tief, vielleicht gefährlich, aber auch geheimnisvoll, wunderschön und vor allem: vertraut.
Es brauchte nicht mehr als diese Augen, um mir ein Lächeln auf's Gesicht zu zaubern.
Schon war es passiert. Ich hatte mich - mal wieder - in den Augen meines Freundes verloren.
Schwer war es nicht, ich tauchte förmlich in ihnen unter, zu einem weit unten liegenden, schwarzen Grund. Nie würde ich ihn erreichen können, doch das Gefühl zu schweben gab mir alles, was ich brauchte. Aragorn gab mir genau dieses Gefühl.
"Legolas, ist alles okay?" flüsterte Aragorn. Ich schien ihn wohl nur angestarrt zu haben. "Ja, alles gut." lächelte ich zurück und lehnte mich nach vorne, gegen die Schulter meines Freundes.
Durchgehend grinste ich glücklich in seine Halsbeuge hinein.
"Wie geht es deinem Bein eigentlich?" raunte er in mein Ohr.
"Gut...jetzt. Es tut noch ein wenig weh, aber ich werde es überleben."
lachte ich. "Das hoffe ich für dich. Was sollte ich denn nur ohne meinen kleinen, spitzohrigen Elben machen?" Ich lachte leise, dann kam mir eine Idee.
Ich zog Aragorn an der Hand mit zu dem Bett (ich nenne es jetzt einfach mal Bett), ließ ihn sich hinsetzen und kletterte hinter ihn.
"Legolas? Was wird das?"
Ich beugte mich als Antwort nur nach vorne und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Dass wirst du noch sehen."
Dann nahm ich mir Aragorns Haare und begann, sie zu flechten.
Bei jedem anderen hätte sich der Thronfolger warscheinlich gewehrt, so aber nicht bei mir.
Er blieb ganz ruhig vor mir sitzen.
Thranduil und Gollum hatten wir ganz vergessen, aber das war jetzt auch nicht wichtig.
In diesem Moment gab es nur uns beide.
"Bei...bei dem Unwetter," Aragorns Stimme klang bedrückt, als würde er etwas sagen wollen, doch alles in ihm sträubte sich dagegen, es auszusprechen. "Legolas, es tut mir wirklich leid. Ich hätte auf dich hören und einen Unterschlupf suchen sollen. Dann währe das alles nicht passiert."
Ich schüttelte nur leicht lächelnd den Kopf, was Aragorn natürlich nicht sehen konnte, dann schwang ich mich nach vorne, auf den Schoß des Menschen, und sah ihm in die Augen.
"Aragorn. Erstens, ist nichts davon deine Schuld, niemand hätte das Unwetter voraussehen können. Zweitens: wenn wir nicht gefangen worden wären, würde mein Vater warscheinlich immernoch gefoltert werden und wir hätten nie die Info, dass Sam und Frodo vielleicht noch am Leben sind. Gib nicht dir die Schuld." Ich kuschelte mich an meinen Freund und fuhr ihm mit einem Finger über die Wange.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch wollten einfach nur noch raus, deshalb lehnte ich mich nach vorne und küsste Aragorn vorsichtig und zögerlich.
Beinahe sofort erwiderte er und wir vertieften uns in den Kuss.
Selbst meine elbenohren schienen sich auf Aragorn ausgerichtet zu haben und so bekam ich die Geräusche von Metall, welches auf eiserne Rüstungen krachte, erst spät mit.
Aragorn schreckte hoch und sah mich mit aufgerissenen Augen an.
"Thranduil." Ich wusste, dass er recht hatte, also erwiderte ich nichts, sprang auf und schnappte mir meinen kleinen Dolch, welchen ich in meiner Kleidung versteckt hielt. Meinen Bogen hatte man mir natürlich abgenommen. Auch Aragorn hatte zum Glück ein kleines Messer dabei. Nicht viel, aber zur Verteidigung seines Lebens würde es ausreichen.
Ohne zu zögern stürmten wir auf die Treppe zu.
Natürlich hatten wir Wachen erwartet, irgendjemand, der darauf aufpasste, dass wir nicht rauskommen, doch da war niemand.
Kein Ork, oder was auch immer in den tiefen Landen Mordors noch lauerte.
Bald schon sahen wir jedoch den Grund dafür: Leichen.
Viele Leichen von Orks. Sie lagen verstreut auf den Treppen.
"Ihr Blut ist frisch, sie können noch nicht lange tot sein."
Wir schlichen weiter hinunter, die Geräusche kamen immer näher.
Schatten von kämpfenden Umrissen flackerten an der Wand und als wir um die nächste Kurve bogen, ans Ende der Treppe, sahen wir Thranduil gegen bestimmt zehn Orks gleichzeitig kämpfen. Noch einmal sah ich Aragorn in die Augen, dann stürmten wir gleichzeitig den Raum.
Die Orks waren so überrascht von unserem Auftauchen - Orks sind dumm, und diese haben wohl nicht erwartet, dass Thranduil auch die Wachen niedergestreckt hatte - dass wir drei oder vier von ihnen auf einen Schlag hatten umbringen können. Einen von ihnen köpfte ich, zwei weiteren stach ich meinen Dolch in die Brust.
Gollum saß nur in einer Ecke und jammerte. Offenbar hatte er Angst, was passieren würde, wenn er abhauen würde. Er konnte sich ja nicht verteidigen.
Aragorn hatte einige Probleme mehr. Sein kleines Messer reichte lediglich aus, um einige der Orks zu verletzten, nicht aber zu töten. Ich musste ihm helfen. Der Mensch geriet immer mehr in Bedrängnis und Thranduil war zu beschäftigt, da immer mehr Orks aufmerksam auf uns wurden.
Wie durch ein Wunder sah ich in diesem Moment meinen Bogen und Aragorns Schwert auf einer metallenen Waffenablage (Tisch konnte man dieses Gebilde kaum nennen) liegen. Keine drei Meter von mir entfernt, ich musste nur dort hin gelangen.
Ich rammte einem weiteren Ork mein Messer mitten in die Stirn und zog es wieder heraus.
Thranduil hatte erkannt, was ich vorhatte, doch half erst einmal Aragorn. Wie sehr wünschte ich ihn in diesem Moment an meiner Seite? Oder wenigstens, dass er nicht mehr von mordsüchtigen Orks bedrängt wurde? Diese hatten wohl schon vergessen, das wir noch für sie wichtig werden könnten, wie gesagt, sie sind dumm.
Der Ork dem ich nun gegenüber stand war ein kleines Stück größer als die anderen. Außerdem führte er ein viel längeres Schwert. Es würde schwer werden, jedoch nicht unmöglich, ihn in die Knie zu zwingen. Ich holte aus und ließ meinen Dolch auf den Kopf der Kreatur nieder sausen.
Nur wenige Zentimeter über dessen Kopf wurde er von der Klinge meines Gegenüber gestoppt und zurückgedrängt.
Ich startete noch einige andere Angriffe, doch es war aussichtslos. Was immer ich versuchte, wurde sofort abgefangen und somit gestoppt. Ich wusste, ich müsse schlauer sein, nich stärker.
Mein Körper drehte sich geschickt zur Seite und schnell stand ich nicht mehr vor, sondern hinter dem Ork und rammte ihm meine Klinge in den Nacken. Ich ließ sie stecken und rannte die letzten Schritte zu meinem Bogen. Erst jedoch ergriff ich Aragorns Schwert und drehte mich um.
Was ich sah erschreckte mich.
Thranduil kämpfte bereits an einem anderen Ort und Aragorn konnte kaum noch gegen seine Wiedersacher ankommen.
"Aragorn!" rief ich. Da mir keine andere Möglichkeit mehr blieb, warf ich das Schwert auf ihn zu.
In letzter Sekunde fing er es auf und streckte sogleich zwei seiner Gegner nieder.
Ich ergriff meinen Bogen, spannte einen Pfeil und half Aragorn, so gut es eben ging.
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