Teil 24
PoV Aragorn
Ich hatte keine Ahnumg was los war. Legolas hatte doch gemeint, seine Verletztung wäre nicht so schlimm und er hätte bestimmt Bescheid gesagt, wenn sich etwas verändert hätte. Oder etwa nicht? Vielleicht hatte er selber nicht gemerkt, wie sein Körper heiß und kalt zugleich wurde, denn genau das war er. Ich hatte ihn auf die Erde gelegt, Paloma etwas zu fressen zur Beruhigung gegeben und mich dann wieder Legolas zugewandt.
Ich zog seine zerfetzte Hose bis über das Knie und erschrak.
Die offene Wunde hatte wieder angefangen zu bluten. Als ich meine Finger auf ihren Rand legte, war sie heiß wie die Feuer Isengards, obwohl die Stirn meines Freundes eiskalt war. Was auch immer das für Dornen gewesen sind, gut waren sie nicht, mein Legolas brauchte Hilfe.
Meine Heilkünste würden nicht ausreichen, um ihn zu retten. Ich wusste ja noch nicht einmal was er hatte. Alles was ich sehen konnte war die mittlerweile entzündete Verletzung. Wir hatten kaum noch Wasser, doch irgendwie musste ich sie säubern. Tausende Gedanken schossen mir in diesem Moment durch den Kopf. Legolas war immernoch nicht bei Bewusstsein.
Nun trat Paloma an den Körper meines Freundes und senkte ihre Nüstern an dessen Wange.
Ob sie eine Idee hatte, wie man ihm helfen konnte? Ich wusste es nicht, doch ich brauchte einen Einfall. Schnell. Ohne noch länger zu zögern griff ich nach unseren letzten Wasservorräten und einem noch halbwegs sauberen Stoffetzten und begann, Legolas' Bein zu reinigen so gut es ging.
Durch Paloma wurde Legolas unruhiger, was ich erstmal als gutes Zeichen deutete, da er noch lebte, und murmelte dann schließlich vor sich hin bis er die Augen aufschlug.
"Legolas! Was ist passiert?" benommen blinzelte er mich an.
"Das...das wollte ich eher dich fragen. Was ist mit mir passiert?" röchelte er. "Aragorn...ich...ich bekomme keine Luft." flüsterte er.
"Okay alles gut. Versuche einfach, ruhig zu bleiben." Obwohl ich nach außen hin ruhig wirkte, innerlich rastete ich aus. 'Nein...Mein kleiner Elb durfte jetzt nicht sterben!' Legolas atmete nun ruhiger und kontrollierter, doch auch in seinen Augen glitzerte die blanke Panik.
"Geht...wieder. Was ist denn jetzt passiert?" fragte er schwach.
"Du bist vom Pferd gefallen. Bewusstlos. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also habe ich dich hingelegt und..." ich erzählte ihm die ganze Geschichte und seine Miene wurde von Satz zu Satz lustloser.
"Danke Aragorn. Wirklich, vielen Dank für alles." ich lächelte leicht und küsste ihn auf die Stirn.
Legolas konnte unter diesen Umständen auf keinen Fall weiterziehen. Immer wieder hatte er Schweißausbrüche oder Atemnot, ganz zu schweigen davon, dass seine Wunde sich einfach nicht besserte und auch die kleineren Kratzer sich langsam entzündeten.
Wir saßen nun schon seit Stunden an einem Ort und ich habe in dieser Zeit alle Heilmethoden versucht, die ich von meiner Zeit bei den Elben kannte.
Auch Paloma hatte bemerkt, was mit Legolas los war. Das Pferd lief um ihn herum oder stellte sich neben ihm auf, in dem Willen, ihn vor jeglichen Gefahren zu beschützen. Jeder Versuch ihn wenigstens von seinen Schmerzen zu befreien scheiterte und langsam aber sicher verzweifelte ich.
Legolas' Zustand hatte sich verschlimmert. Nun verlor er manchmal für Sekunden, aber auch teilweise für Minuten sein Bewusstsein. In dieser Zeit fühlte ich nichts als Angst. Angst und Liebe zu dem Elben vor mir. Mir wurde zum ersten Mal klar bewusst: ich konnte - nein, ich wollte - nicht ohne ihn leben. 'Wieso kommen solche Gedanken einem immer genau dann, wenn man dabei ist, die Person zu verlieren?' fragte ich mich. Legolas sah mich aus seinen ozeanblauen Augen an. Er versuchte, seinen Schmerz zu verbergen, doch es gelang ihm nicht.
"Aragorn. Wir müssen nach Gondor. Was ist mit dem Krieg?" flüsterte er.
"Du bist jetzt erst einmal wichtiger als alle Kriege der vergangenen und folgenden Zeitalter." seufzte ich. "Hast du eine Idee, was dir wiederfahren sein könnte?" Legolas schüttelte nur geschwächt den Kopf und versuchte, sich auf dem Boden zu entspannen, so gut es unter den Schmerzen eben ging.
Paloman döste geradenein wenig vor sich hin. Ich wusste nicht, wie lange Legolas noch durchhalten könnte und wusste, wir brauchten Hilfe. "Aragorn, ich bin mir sicher, dass es mir wieder besser geht, wenn ich jetzt etwas schlafen würde. Morgen können wir bestimmt weiter." Ich stimmte, wenn auch nur unfreiwillig, dem Vorschlag meines Freundes zu und legte mich neben ihn. "Dann gute Nacht, meleth nîn." raunte ich noch in das Gesicht des Waldelben, dann legte ich meine Hand auf seine und schlief ein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, ich hatte wirkich lange und tief geschlafen, atmete Legolas, zum Glück, immernoch gleichmäßig im Schlaf. Ich strich dem Blonden sanft einige Stränen aus dem Gesicht und küsste ihn auf die Stirn.
Der Körper unter mir regte sich.
"Hey, na, wie geht es deinem Bein?" erkundigte ich mich sogleich und half Legolas, sich aufzusetzen.
"Besser. Ich habe keine Schmerzen mehr und vielleicht kann ich schon wieder laufen." erleichtert küsste ich meinen Elben und umarmte ihn.
Wir kamen nur sehr langsam voran.
Paloma konnte zwar wieder laufen, doch Legolas musste humpeln und keuchte hier und da vor Schmerz.
Die Minuten zogen sich hin, doch alleine die Gesellschaft des Waldelben gab mir Mut und Hoffnung für den Weg.
Und wie sich bald herausstellte mag, würde ich den Mut wirklich gebrauchen können.
Wir hatten beinahe die Grenzen Gondors erreicht, als Legolas plötzlich stehen blieb.
Es kam so abrupt, dass Paloma noch einige Schritte weiter ging und ich mich verwundert zu ihm umsah.
"Was ist denn los, meleth nîn? Geht es dir gut?" "Wir...Aragorn! Wir sind nicht alleine." hauchte er.
Noch nie hatte ich meinen Elben so verängstigt gesehen. Etwas stimmte nicht. "Wie meinst du das? Wer ist hier?" Legolas' erschütterte Blick sprach Bände. Orks! Nun hatte auch ich Panik. Ich spürte die schweren Schritte der Orks - vermutlich aus Mordor - auf dem Erdboden. Keine halbe Stunde von uns entfernt und sie kamen schnell näher. Sehr schnell. Ich sah in Legolas' Gesicht und erkannte sofort das zweite Problem: seine Schmerzen wurden größer. Mit letzter Kraft machte er einen Schritt auf mich zu und fiel in meine Arme. "Legolas. Was...was ist mit dir los? Hast du wieder Schmerzen? Die Orks kommen näher!" In die angstvoll verzerrten Gesichtszüge meines Freundes mischte sich nun noch etwas anderes. Er schien etwas begriffen zu haben. Die Erkenntnis flackerte in seinen Augen. "Ich weiß, was das für eine Pflanze war..."
"Später, wir müssen uns erst um die Orks kümmern!" entschlossen stellte ich mich vor Legolas.
"Meleth, es sind zu viele, dass schaffen wir niemals alleine. Ich höre sie. Bestimmt ein Dutzend Mordor-Orks." "Aber...was sollen wir denn dan machen?" Mein Enthusiasmus wandelte sich zu Verzweiflung. "Abwarten. Vielleicht haben sie uns ja nicht bemerkt."
Ich glaubte den Worten des Prinzen nicht. Sie hatten uns ganz sicher bemerkt.
Qualvolle Minuten verstrichen.
Die Schritte schlugen Wellen auf dem harten Erdboden und kamen immer näher. "Legolas, lass mich kämpfen!" wieder und wieder versuchte ich, den Elb zu überzeugen, doch diesem ging es immer schlechter, bis er schließlich in sich zusammen sackte und sich auf dem Boden zusammenkauerte.
Keine fünfzig Meter von uns entfernt machte ich die Silhouetten der Orks aus. Anstatt zu kämpfen setzte ich mich jedoch neben Legolas, legte meine Arme um ihn und schloss die Augen, um mich mit meinem Schicksal abzufinden.
Die Orks umkreisten uns.
Nahmen erst die Stute und besprachen dann etwas, zum Glück in der Sprache der menschlichen Völker Mittelerdes.
"Sollen wir sie gleich umbringen? Oder wir könnten sie hierlassen." zischte eines der Geschöpfe.
"Nein!" antwortete ein weiteres, der Stimme nach zu urteilen größeres.
"Ein Mensch und ein Elb. Sie gehören zu der Gemeinschaft des Ringes. Mit ihrer Hilfe können wir die Auenlandratten finden. Nehmt sie mit!"
Ich hatte Angst und Legolas neben mir antmete schwer und bekam kaum nich Luft. Seine Wunden hatten sich nun schon alle entzündet und sein ganzer Körper war heiß und kalt.
Er würde nicht mehr lange kämpfen können.
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