Teil 22
PoV Aragorn
"Hey, sein nicht traurig, es wird nichts passieren, okay?" beruhigte Legolas mich, obwohl ich wusste, dass er selbst traurig war.
Ich nickte nur, behielt meinen Blick aber weiterhin auf dem Boden.
"Aragorn, wir müssen auch nicht fort gehen, ich komme schon mit Èowyn klar." Nun war ich wach. "Legolas, dir geht es nicht gut und auch Gondor braucht Hilfe. Wir werden gehen, doch lass uns diesen Tag noch genießen."
Er nickte und wir verließen den Raum.
Mit unseren verschränkten Händen zogen wir nun schon kaum noch Aufmerksamkeit auf uns. Fast jeder ging an uns vorbei, ohne Notiz von uns zu nehmen. Alle, bis auf ein Mädchen.
Èowyn kam auf uns zu, doch sobald sie uns bemerkte, blieb sie stehen.
Ohne ein Wort zu sagen, dafür aber mit einem wütenden, verletzten Blick ging sie weiter.
"Ein bisschen Bedenken habe ich schon wegen ihr. Sie ist zwar gemein gewesen, aber wir werden ihr das Herz brechen." "Du hast recht, doch wird es für uns das Beste sein. Du machst dir immer viel zu viele Gedanken."
Der Elb lehnte sich nach vorne und küsste mich auf die Stirn.
Angenehm kribbelte meine Haut nach dieser Berührung und sofort verblassten sie Sorgen und Bedenken etwas.
"Legolas, Aragorn! Kommt ihr morgen Nachmittag mit? Der Stallbursche hat uns versprochen uns zu zeigen, wie er sich um die Pferde kümmert!" aufgeregt wie zwei Hundewelpen rannten die Hobbits auf uns zu.
Sogleich zog sich wieder etwas in meinem Herzen zusammen.
'Die beiden werde ich wirklich vermissen...' ich seufzte und warf Legolas einen Seitenblick zu.
"Ich fürchte," setzte der Prinz an, "dass wird nicht möglich sein, wir haben Herrn Thèoden schon unsere Dienste für morgen angeboten."
Eine gute Lüge, doch in seinen Augen konnte man ebenfalls seinen Schmerz sehen.
Als Merry und Pippin wieder weg waren nahm ich meinen Elben in die Arme. "Warum gehen wir, wenn wir uns den Abschied doch so schwer machen?" flüsterte er erneut.
"Es wird besser werden, das verspreche ich dir. Wir dürfen morgen früh nicht mehr zögern. Hör auf Trübsal zu blasen, nurnoch für heute."
Murmelte ich zurück, die Hand in seinem Nacken, meine Stirn an seine gelegt.
"Komm nun, wir gehen zu unseren Freunden."
Mit Gimli wurden die nächsten Stunden fröhlicher und unbeschwerter. Es war fast wie ein Zauber, welcher auf dem immer fröhlichen Zwerg lag.
Viel zu schnell brach die Nacht über Edoras herein und die Hallen leerten sich. Nun saßen nur noch Gandalf, Legolas und ich hier.
Es schie wie der perfekte Moment um noch einige Vorkehrungen zu treffen, doch als ich das Thema anschneiden wollte, bedeutet der Zauberer mir mit einem raschen Blick zu schweigen.
"Nicht jetzt, nicht hier." raunte er.
"Aber wann dann? Morgen früh wollen wir-" "Schweig still junger Elb!" unterbrach Gandalf Legolas grob, fuhr dann aber mit gedämpfter Stimme fort: "Niemand würde euch gehen lassen, wenn er es nun erfahren würde!" Er hatte Recht.
Ich ergriff die Hand meines Gefährten und flüsterte:
"Komm, wir gehen schlafen, morgen wird ein langer Tag für uns beide."
Mein Elb (ja, meiner) nickte, und wir verabschiedeten uns gleich darauf von Gandalf.
In unserem Zimmer angekommen legte ich mich sogleich auf's Bett. Nur Legolas stand noch lange am Fenster.
Ich liebte es, ihn zu betrachten. Zu überlegen, was er wohl dachte.
Legolas war so wunderschön. Noch Stunden lang hätte ich seine Silhouette beobachten können.
Irgendwann wurden meine Augenlider schwer wie Blei, doch in dem Moment, in welchem ich entgültig einschlief, spürte ich einen Druck auf der Matratze und ich erwachte mit einem Ruck wieder. Legolas hatte sich auf die Bettkante gesetzt und ich spürte, wie er mir mit zwei Fingern Haarstränen aus dem Gesicht schob.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und lächelte den Blonden müde an.
"Na, doch noch wach?" säuselte er sanft in mein Ohr. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln, als er vorsichtig die Decke weg schob und sich an mich drückte.
Sein Köper lag warm an meinem und ich fühlte mich einfach nur wohl.
In der ersten Zeit unserer Beziehung hatte ich oft Bedenken wie dieses: 'Ob er genauso fühlt wie ich?', doch diese waren nun vollends verschwunden und ich konnte seine Nähe mehr noch als zu Anfang genießen.
Ich schlief unruhig in dieser Nacht, tat kaum ein Auge zu. Wenn ich mal weggedöst war, dann immer nur für eine halbe Stunde.
Legolas neben mir schien genauso wenig Ruhe zu finden.
Immer und immer wieder wälzte er sich hin und her, schlug die Augen auf ohne wirklich wach zu sein oder murmelte unverständliche Dinge vor sich hin. Ich versuchte zwar, ihn mit Streicheln oder Küssen zu beruhigen, aber wirklich funktionieren tat es nicht.
So brachen wir den nächsten Morgen (es war fast noch Nacht) verschlafen und übermüdet an. Kein gutes Zeichen.
"Morgen. Hast du geschlafen?" brummelte Legolas. Es war das erste Mal, das ich seine Haare wild und in alle Richtungen abstehend sah.
"Nicht wirklich, aber wir müssen bald los." gab ich lustlos zurück.
Schnell und leise machten wir uns fertig und stahlen uns aus der Halle in den Sonnenaufgang. Keine Menschenseele war zu sehen, also schlichen wir uns in den Stall, wo wir schon gestern einige Sachen gelagert hatten. Vorräte, einige Waffen und natürlich ein Pferd waren dort.
Gandalf selbst sagte zu uns:
"Nehmt ja nur eines mit. Vielleicht habt ihr das Glück und eure Abwesenheit wird bis zum frühen Abend nicht bemerkt."
Wir hielten uns an diesen Rat und beschlossen, Paloma (das Pferd eines gefallenen Kriegers) würde uns begleiten.
Während ich mich noch um die Vollständigkeit der Lebemsmittel kümmerte, ging Legolas direkt auf die Stute zu. Die Verbindung zwischen Elb und Tier war doch immer wieder wunderlich. Vor allem Legolas liebte die Tiere über alles. Schnell schaffte er es, ein Verhältnis zu Paloma aufzubauen, welches ich nie in dieser kurzen Zeit zu standen gebracht hätte. Immernoch in vollkommener Stille schlichen wir - dieses Mal zu dritt - aus dem Stall hinaus und auf das Tor zu.
Als ich spürte, dass Legolas begann sich unwohl zu fühlen, ergriff ich seine Hand. Seine andere Handfläche legte ich an die Seite des Pferdes.
Sofort normalisiert sich sein Herzschlag wieder und seine Atmung wurde gleichmäßiger.
Wir verließen - vielleicht zum letzten Male - die Tore Edoras' und bepackten Paloma in einer geschützen Ecke hinter den Mauern.
"Bereit?" flüsterte ich. "Ich denke schon." bekam ich als Antwort und musste lächeln.
Paloma trottete schon von alleine los. Sie schien es kaum erwarten zu können, die weiße Stadt zu sehen.
Ich packte Legolas sanft an der Hand und zog ihn hinter mir her in den Sonnenaufgang.
Abwechselnd ritten wir, erzählten uns Geschichten und machten hin und wieder eine kleine Pause.
Es war bereits früher Nachmittag.
"Was wohl in Edoras gerade los ist? Meinst du, sie haben unsere Abwesenheit schon bemerkt?" fragte Legolas mich.
"Ich weiß nicht. Merry und Pippin bestimmt und Gimli vermutlich auch.
Doch darum wollen wir uns nun vorerst keine Gedanken machen, Paloma scheint den Weg nach Gondor zu kennen, lass uns ihr einfach Richtung Süden folgen."
So liefen wir weiter, unwissend, was diese Reise noch für uns bereithalten würde.
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