Kapitel 46 / Special
Jake
Ein paar Jahre zuvor...
97... 98... 99... 100... Geschmeidig lasse ich von der Stange ab und springe auf den Boden. Lässig streiche ich mir meine Haare nach hinten. „Maschine.", lacht Henry und schlägt mir auf die Schulter.
„Gut gemacht, Hale!", zufrieden nickt mein Coach und schreibt irgendwas auf sein Klemmbrett. „Heute ist eine Party bei Jax, kommst du?", fragend sieht er mich an, während wir Richtung Umkleide laufen.
„Weiß noch nicht.", unschlüssig zucke ich mit den Schultern und schlinge mir ein Handtuch um den Hals. „Über was redet ihr?", fragt uns Mark, der mit Alec angejoggt kommt.
„Wegen der Party.", Henry deutet auf mich. „Er kommt wahrscheinlich nicht."
„Das habe ich nicht gesagt.", böse funkle ich ihn an. „Du kommst nicht?", enttäuscht sieht mich Mark an. Genervt fahre ich mir übers Gesicht. „Warum soll ich denn so unbedingt mit. Ich wollte zu Hause entspannen. Wir haben morgen ein wichtiges Spiel."
„Komm schon Mann! Deine neue Flamme ist auch da.", Augenbrauen wackeln sieht Malkom zu mir, der in der Umkleide schon auf uns gewartet hat. „Neue Flamme?", Henry runzelt die Stirn. „Ja! Wie war noch ihr Name... Marilyn? Nee... Mira? Oh nein warte! Maddy! Richtig?", lachend schlägt Malkom mit dem Handtuch nach mir. „Das war doch der Name von dem Mädchen, was du letzte Woche auf der Party flachgelegt hast, richtig?"
Seufzend öffne ich meinen Schrank und hole mein Duschgel raus. „Ja ihr Name war Maddy. Aber da ist nichts...", augenverdrehend gehe ich unter die Dusche. „Vielleicht solltest du mal ein Mädchen behalten und nicht ständig wechseln...", murmelt Mark. „Alter, hör nicht auf ihn. Allie hat ihn total weichgekocht. Wo sind deine Eier geblieben?", fragt ihn Malkom. „Ich stehe nicht auf Beziehungen, das wisst ihr doch.", knurre ich und spüle den Schaum von meinem Körper. „Lass es gut sein.", sagt Alec an Mark gerichtet, der gerade wieder anfangen wollte mir eine Predigt zu halten, wie schön denn eine Beziehung sein kann. Nein danke. Ich habe einfach absolut, nicht im geringsten, noch nie, das Verlangen gehabt mich zu binden. Nie.
„Also kommst du jetzt? Auf die Party? Viele süße Hintern, in kurzen engen Shorts... Hm... Der Sommer klopft an die Tür und soweit ich weiß hat Jax auch einen großen Pool. Ergo Weiber in Bikini.", grinsend sieht Malkom zu mir. Seufzend schlage ich meinen Spind zu und schultere meine Sporttasche. „Du bist echt so Sex besessen Mann. Denk mal über eine Therapie nach.", grinse ich verschlagen und drücke kurz seine Schulter, ehe ich mit den anderen Richtung Ausgang laufe.
„He!", schnell kommt Malkom hinter uns her. „Na und, was wäre so schlimm daran. Ein guter Fick vertreibt Kummer und Sorgen. Du weißt schon. Dann noch ein bisschen Gras und der Trag ist perfekt.", wir alle fangen an zu lachen und schütteln den Kopf. „Was?!", verständnislos sieht er zu uns. „Werd erwachsen Alter.", sagt Alec und schlägt ihm auf den Hinterkopf. „Ah! Mann! Was soll der Scheiß.", grummelnd geht er zu seinem Wagen, während ich mich auf mein Motorrad schwinge. „Tschüss Leute!", rufen Malkom und Mark, die zusammen fahren. Kurz hebe ich zum Abschied die Hand und setze meinen schwarzen Helm auf.
„Wir sehen uns.", verabschiedet sich Alec, der nicht weit von der Schule weg wohnt und läuft. „Also, kommst du nun?", fragt mich Henry, der sich selber auf seine Maschine schwingt. „Ich weiß nicht. Ehrlich. Ich rufe dich heute Abend an und sage dir Bescheid."
„Okay."
Wir beide fahren los und kurz vor meinem Haus trennen wir uns, da er eine Straße vor meiner wohnt. Der Wagen meines Vaters steht noch nicht in der Einfahrt, also muss er noch unterwegs sein. Ich steige ab, und schiebe das Motorrad in unsere Garage. Als ich die Haustür öffne, schlägt mir sofort der Geruch von angebranntem Teig entgegen.
Verwirrt runzle ich die Stirn. Lässig schmeiße ich meine Schuhe unter die Garderobe und laufe Richtung Küche, wo mir ein Schwall Rauch entgegen kommt. Hustend wedle ich mit der Hand vor meinem Gesicht.
„Was machst du denn da?", streng sehe ich zu dem kleinen Jungen in der Küche, der gehetzt versucht den Rauch weg zu bekommen. Erschrocken dreht er sich um und sofort treten ihm die Tränen in die Augen. „Ich...Ich wollt doch nur ein paar Muffins für dich machen.", schniefend lässt er den Kopf hängen. „Doch irgendwie sind sie angebrannt und der Rauch will einfach nicht weggehen."
Schmunzelnd gehe ich auf ihn zu und nehme die Hände von seinem Gesicht, das er beschämt bedeckt hat. „Schon gut, Würmchen.", ich streiche ihm über seine wild verstrubbelten Haare. „Wir sollten das nur schnell in Ordnung bringen, bevor Dad nach Haus kommt.", energisch nickt er und sieht mich mit großen Augen an. „Du machst jetzt die Fenster auf und wischst das ganze Mehl aus deinem Gesicht und Haaren.", grinsend streiche ich über seine geröteten Wängchen, die fast komplett weiß sind. Sofort macht er sich auf den Weg die Fenster zu öffnen. Kopfschüttelnd fahre ich mir durchs Haar und sehe mir die Sauerei in der Küche an.
Na dann mal los.
Als ich fertig bin, was schneller ging als gedacht, hole ich uns beiden eine kalte Erdbeermilch aus dem Kühlschrank und gehe nach oben. Im Bad finde ich Reese, wie er überlegend vor dem Spiegel steht und sich meinen Rasierschaum ins Gesicht schmiert. Nur ein weißes Handtuch ist um seinen kleinen Körper geschlungen. Ist das nicht mein Handtuch? Schmunzelnd lehne ich mich an den Türrahmen und beobachte ihn, wie er die Gebrauchsanweisung auf der Flasche durchliest. Er ist wirklich niedlich, wie er so auf dem Hocker steht, um auch in den Spiegel sehen zu können.
„Was soll das denn werden?", lache ich und stelle die Milch auf einem Schrank ab. Ertappt sieht er zu mir. „Ich wollte mich auch rasieren, so wie du das jeden Morgen machst.", unschuldig sieht er mich an. „Reese, du bist neun, du brauchst noch kein Rasierschaum.", grinsend gehe ich zu ihm und nehme ein Handtuch vom Ständer. „Komm her.", langsam dreht er sich um und ich schmiere ihm mit dem Handtuch den Schaum vom Gesicht. „So ist es besser."
Schmollend sieht er zu mir. „Und wann darf ich das machen?"
„Irgendwann Würmchen.", ich hebe ihn hoch und stelle ihn auf dem Boden wieder ab. Immer noch schmollend schaut er mich an.
Er hat diesen Welpenblick perfekt drauf.
„Ich verspreche dir, wenn es soweit ist, zeige ich dir wie es geht, okay?", plötzlich fängt sein Gesicht an zu strahlen und kichernd rennt er in sein Zimmer. Ich nehme die Milch vom Schrank und gehe in mein eigenes, dessen Tür keine 2 Minuten später aufgerissen wird. Flink kommt Reese auf mich zu gerannt und schmeißt sich mit voller Wucht auf mich. Gespielt keuchend lasse ich mich nach hinten in mein Bett fallen und schlinge meine Arme um ihn. Er vergräbt seinen kleinen Kopf an meiner Schulter und ist ganz still.
„Was ist los mein Welpe?", fragend sehe ich auf ihn hinab, doch er schaut nur gerade aus auf meinen Schreibtisch. „Heute haben ein paar Klassenkameraden etwas Merkwürdiges zu mir gesagt...", murmelt er vor sich hin. „Was haben sie denn gesagt?", unschlüssig sieht er zu mir auf. „Das wir uns nicht wie normale Brüder verhalten... Er meinte, dass, wie sehr du dich um mich sorgst, schon fast krankhaft wäre.", mit großen Augen sieht er zu mir. Tief atme ich durch und versuche das Verlangen, diesem Kind den Kopf abzureißen, zu unterdrücken. Seit einem Jahr kann ich kaum noch meine Gefühle beherrschen. Am liebsten würde ich alles und jeden, die Reese schaden einfach umbringen.
Letzte Woche waren wir einkaufen und Reese hat ausversehen etwas runtergeschmissen. Der Verkäufer hat angefangen ihn zu beschimpfen, dass mir die Sicherungen durchgebrannt sind. Vor aller Augen habe ich dem Typen ins Gesicht geschlagen und ausversehen seine Nase gebrochen. Aber alleine wie er Reese angesehen hat. Fuck, nur, wenn ich dran denke, könnte ich schon wieder auf etwas einschlagen, doch der warme, kleine Körper auf mir, beruhigt mich mehr, als es irgendetwas anderes auf dieser Welt könnte. „Und was sagst du dazu?", brumme ich deshalb nur. „Ich weiß nicht... Ich denke, dass ich es nicht so schlimm finde.", murmelt er. Nickend zeihe ich ihn noch näher zu mir. „Vielleicht habe ich einfach nur dieses starke Verlangen danach dich zu beschützen, weil du mir so wichtig bist...", sage ich leise.
„Bin ich das?", grinst er verschlagen. Lachend verdrehe ich die Augen. „Nein, natürlich nicht Würmchen.", zum Glück kann er es nicht riechen, wie oft ich die Kontrolle in seiner Gegenwart verliere. Schmusend drückt er sich an mich und in binnen Sekunden ist er eingeschlafen. Das passiert ihm in letzter Zeit öfter.
„Ich muss mit dir sprechen.", erschrocken sehe ich zur Tür, die Reese anscheinend vergessen hat zu schließen. Mein Vater steht erhaben im Rahmen und strahlt eine all umfassende Autorität aus, dass ich keine andere Wahl habe als ihm zu gehorchen.
Sachte hebe ich den leise schnarchenden Reese hoch und lege ihn in mein Bett. Sabbernd dreht er sich um und verkriecht sich in meiner Decke. Am liebsten hätte ich den wirklich niedlichen Anblick noch eine Weile genossen, doch mein Vater verlangt nach mir. Also gehe ich mit festem Schritt Richtung Küche. „Ist etwas vorgefallen?", frage ich ihn. „Sag du es mir Jake.", knurrt er und lehnt sich an den Küchentresen. Verwirrt mustere ich seinen angespannten Körper. „Ich weiß nicht was...", unterbrechend hebt er die Hand. „Die Schule hat mich heute angerufen. Eine weitere Schlägerei? Schon wieder? Was soll das Jake?!", schluckend sehe ich zu ihm. Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass sie ihn nicht anrufen. „Erklär mir, was passiert ist.", fordert er ruhig und verschränkt die Arme vor der Brust. Alleine, wenn ich an den Vorfall denke, wird meine Atmung schneller und meine Wut wieder unkontrollierter. Angespannt klammere ich meine Hand an der Tischplatte fest, um nicht irgendwas kaputt zu schlagen. „Es war Mittwoch. Nach der großen Pause. Sie haben...", schnaufend lasse ich meine Luft aus und spüre wie meine Augen anfangen in meiner Wolfsgestalt zu leuchten. „Sie... Sie haben Reese hin und her geschubst und sich über irgendwas lustig gemacht, was er gezeichnet hat. Da sind mir die Sicherungen durchgebrannt.", knurre ich, beherrscht die Kontrolle zu bewahren. „Die Sicherungen durchgebrannt?", kopfschüttelnd sieht mein Vater zu mir. „Junge, diejenigen liegen jetzt alle im Krankenhaus. Selbst das sie Werwölfe sind, ändert nichts daran. Es wundert mich, dass die Eltern nicht zu mir gekommen sind. Doch wahrscheinlich hatten sie einfach nur Angst... Jake, das kann nicht so weitergehen. Egal wann, egal wo, wenn man Reese auch nur schief ansieht, legt sich bei dir ein Schalter um. Das muss aufhören. Du kannst nicht jeden krankenhausreif schlagen, die deinen Bruder nicht wohlgesinnt sind, klar?!", brummt er. „Ich...", augenschließend entlasse ich meine Luft und klammere mich an meinen Anker. „Ich kann nicht. Ich kann es nicht kontrollieren. Es ist als müsste mein innerer Wolf das wichtigste in meinen Leben beschützen.", murmle ich. „Was stimmt nicht mit mir?", kraftlos sehe ich zu meinem Vater, der auch mein Alpha ist. Langsam kommt er auf mich zu und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Mit dir ist alles gut. Es ist dein Instinkt...", flüstert er zum Ende hin. „Instinkt? Aber ich habe von sowas noch nie gehört. Es frisst mich innerlich auf. Nur alleine seine Anwesenheit kann mich beruhigen. Wie kann das ein Instinkt sein?"
Er presst seine Kiefer zusammen und schaut überall hin, nur nicht in meine Augen. „Das kann ich dir nicht sagen mein Junge. Du musst, wirst es später selbst herausfinden. Ich kann dir nicht sagen was du gegen diese Wut tun kannst, denn bei jedem Wolf ist es etwas anderes. Bei mir hat es geholfen meine ganze Energie in mein Training zu setzen.", überrascht sehe ich ihn an. „Du hattest das auch?", nickend sieht er gedankenversunken an mir vorbei. „Ja, das haben alle zukünftigen Alphas, die es in den Genen haben. Es passiert, wenn man das Wertvollste in seinem Leben beschützten muss. Bei mir war es eure Mutter...", er seufzt und tätschelt noch meine Schulter. „Versuche etwas zu finden, mit was du deine Wut kompensieren kannst. Sonst wird es nur noch schlimmer.", damit geht er nach oben in sein Arbeitszimmer. Seufzend sehe ich auf die untergehende Sonne. Eine unendliche Müdigkeit ergreift mich und lässt mich nach oben in mein Zimmer schlurfen. Mein Körper erwärmt sich beruhigend, als ich Reese in meinem Bett schlafend vorfinde. Schnell ziehe ich mir eine Pyjamahose an und lege mich neben ihn. Langezeit beobachte ihn beim Schlafen. Vom Nachtisch nehme ich mein Handy und wähle die Nummer von Henry, lasse jedoch nicht den Blick von Reese unglaublich niedlichen Anblick. „Hey Mann! Und? Wie siehst aus?" Mit meiner freien Hand streiche über seine gerötete Wange, in die er sich sofort schmiegt. „Ich werde nicht kommen.", flüstere ich so leise wie möglich. „Schade, aber okay. Was machst du denn dann den ganzen Abend?" „Ihn mit meiner Welt verbringen...", murmle ich und lege auf, ehe mein Handy in irgendeine Ecke fliegt. Zum Glückt ist es von Nokia. „Jake?", grummelt er. „Ja?", flüstere ich und streiche durch seine Haare. „Ich hab' dich lieb...", murmelt er und schmust sich dicht an meine Brust. „Ich dich auch.", sanft setze ich einen Kuss an seine Schläfe und beobachte ihn dabei, wie er wieder tiefe regelmäßige Atemzüge nimmt. Es ist der schönste Anblick, dem ich jäh zu Teil wurde.
Ein dreiviertel Jahr später.
Meine Bewegungen sind geschickt, überlegt und perfekt. Ich weiche den Gegnern so präzise aus, dass sie mir rasend vor Wut hinterherjagen, doch es nützt nichts. Meine Geschwindigkeit ist nicht zu toppen, sie kommen nicht ansatzweise an mich ran. Der Boden ist feucht, schreit nur danach darauf auszurutschen, doch ist jeder Schritt perfekt gewählt. Das Ziel ist vor mir in Sicht, nur noch ein paar Meter. Und da ist der Moment. Die letzten Sekunden des Spiels. Mein Moment. Touchdown. 6 Punkte. Der Ball landet perfekt im gegnerischen Team. Gewonnen.
Wir sind Meister. Und genau so rasten die Leute auch aus. Jubelnd springen sie auf und rufen meinen Namen. Die Luft ist kühl, so dass durch meinen aufgeheizten Atem kleine Wölkchen vor meinem Mund entstehen. Wie ein Stier vor seinem Kampf. Unser Team kommt freudestrahlend auf mich zu gerannt und hebt mich voller Stolz in die Luft. Genau deswegen spiele ich Football. Dieses Gefühl. Mein Adrenalin im Blut, was mich in ganz andere Sphären bringt. Es ist unbeschreiblich. Ich ziehe mein Helm vom Kopf, schmeiße ihn weg, um die verschiedenen Farben komplett auf mich einwirken zu lassen. Die Zuschauer laufen jubelnd aufs Feld und gehen auf uns zu. Betrübt verlassen die Gegner unser Spielfeld. Als mich meine Freunde runter lassen, schlingen sich zwei zierliche dünne Arme um meinen Hals.
„Ich bin sooo stolz auf dich!", überschwänglich küsst mich das blonde Mädchen mit dem rosa Haarband, was ich jetzt seit drei Monaten meine Freundin nenne, auf den Mund. „Ruth...", sachte drücke ich sie von mir und drehe mich zu meinem Dad, der mich erwartend ansieht. „Spitzen Spiel, mein Sohn!", breit lächelnd kommt er auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
„Danke... Wo ist Reese?", suchend sehe ich mich um. „Ihm ging es nicht so gut. Es hat mich extrem viel Zeit gekostet, ihn zu überreden, dass er zu Hause bleibt. Er wollte dich unbedingt spielen sehen, aber du weißt ja...", vielsagend schaut er mich an. Ja, ich verstehe. Seit drei Monaten geht es Reese immer wieder sehr schlecht. Manchmal bekommt er ohne Grund extrem hohes Fieber und zusätzlich quälen ihn schlimme Albträume in der Nacht. Meine Sorge ist immens groß. In einem halben Jahr werde ich aufs Collage gehen und mich graut es bereits davor, ihn und Dad zurück zu lassen. Seit Wochen tüftle ich schon an einem Plan, wie ich so oft wie möglich hier sein kann. Nickend gebe ich meinem Vater zu verstehen, dass ich weiß was er meint. „Kommst du mit?" Ruth nimmt mich bei der Hand und zieht mich Richtung Umkleide, damit ich mich fertig machen kann, um auf die Party zu gehen. Unsicher sehe ich zwischen ihr und meinem Dad hin und her. „Geh ruhig. Ich kümmere mich um Reese.", versichert mir mein Vater, was mich aber nicht besonders überzeugt. Jedoch zieht Ruth weiter eindringlich an mir, so dass ich seufzend nachgebe. „Okay, aber ruft mich an, wenn es schlimmer wird.", eindringlich sehe ich zu meinem Vater.
„Na klar, mach dir keine Sorgen.", er hebt kurz zum Abschied seine Hand. „Jetzt wird dein Sieg gefeiert Baby...", schnurrt das Mädchen neben mir, die sich erotisch an mir räkelt, jedoch sind meine Gedanken nur bei Reese. Komm schon Mann! Kopfschüttelnd lege ich meinen Blick auf sie und nicke.
~
„Pscht!", zische ich eindringlich, weil Ruth es einfach nicht schafft still zu sein. Kichernd stolpert sie in das stockfinstere Haus. Genervt verschließe ich wieder meine Haustür. „Na los, Jake!", ungeduldig sieht sie zu mir und schwankt schon Richtung Treppe. Seufzend packe ich sie an der Hüfte und schmeiße sie über meine Schulter, was sie auf quieken lässt. Schnell schleppe ich sie nach oben und als ich dann endlich leise meine Zimmertür hinter mir schließe, bete ich, dass niemand wegen ihr wach geworden ist. Ohne zu zögern streicht sie ihr gelbes Kleid über ihre pastellblonden Haare. Eins muss man ihr lassen, ihr Körper hat wirklich potenzial, wäre doch nur mehr in ihrem hübschen Kopf, als dummes Gelaber, aber ich wollte es so. Eine Beziehung.
So ein Scheiß. Ich vermisse die Abwechslung wirklich sehr. Sie wird auf Dauer so langweilig und liegt auch nur wie ein Brett im Bett. Was soll ich damit anfangen? Wild stürzt sie auf mich zu und presset ihr Lippen auf meine. Natürlich erwidere ich, denn ich muss etwas Dampf ablassen. Mein Dad hat trainiert, ich betreibe nun mal Bettsport. Kommt aufs selbe raus. Ohne jegliche Zurückhaltung ziehe ich ihr die restlichen Stofffetzen vom Körper und schmeiße sie auf mein Bett. Sie zergeht bereits jetzt in meinen Händen. Wo bleibt nur das gute alte Vorspiel. Nun gut, vielleicht bin ich auch zu sträng mit ihr. Ich kann einfach nichts mehr dafür, dass das alles kein Reiz mehr für mich hat. Schnell entledige ich mich meiner Hose und Boxer, schnappe mir meine Kondome vom Nachtschrank, ehe ich es mir überstülpe. Das sie schwanger wird, ist nun wirklich das letzte was ich will. Gott, alleine der Gedanke, lässt mich beinahe kotzen. Heftig stoße ich in sie und schreiend reckt sie sich mir entgegen. Sofort halte ich ihren Mund zu. Es muss nun wirklich keiner davon mitbekommen. Doch Ruth liebt es hart. Jedenfalls seit ich sie entjungfert habe. Ich bin niemand der auf Blümchen Sex steht. Keuchen, Seufzer und ein erschaudernder Körper, ist alles was von ihr kommt. Ihre Titten bewegen sich auf und ab, kaum ein Anreiz, obwohl sie, jetzt wo ich sie genau betrachte und perfekt durchknete, gar nicht schlecht sind. Ihre Hände wandern über meine Brust, was ich sofort unterbinde, ihre Hände über ihren Kopf festklammere und härter in sie stoße. Fest umgreife ich ihren Hals. Perfekt, sodass es ihr noch immer gefällt. Was sie anscheinend schon über den Abgrund bringt. Fuck. Ich bin noch nicht ansatzweise so weit. Sie beugt sich zu mir hoch, küsst mich fast schon... ja, sie küsst mich zärtlich, was einen krassen Kontrast zu meinen harten Stößen ergibt. Unüberlegt lasse ich sie frei, was sie sogleich ausnutzt und sie mit ihren kleinen Händen durch meine Haare streicht. Erschrocken reiße ich die Augen auf, denn die Bilder, die mir plötzlich in den Sinn kommen, bringen mein Blut zum Kochen.
Fuck. Nein! Nein!
Trotzdem werde ich schneller und sie fängt auch wieder lauter an zu stöhnen. Denk an was anderes! Doch als ich die Augen schließe, ist der Gedanke so präsent. Knurrend kommen sie und ich gleichzeitig, während sie meinen Namen wie ein Gebet stöhnt. Ich ziehe mich aus ihr zurück, knote das Kondom zu und werfe es weg. Grübelnd steige ich in meine Boxershorts, ehe ich mich wieder neben sie lege. Sofort kuschelt sie sich an mich.
„Das war einfach nur unglaublich.", seufzt sie verträum. „Hm...", brumme ich jedoch nur und starre an die Decke, ehe ich ihre ruhigen Atemzüge neben mir wahrnehme. Das war wohl der Moment, an dem mir klar wurde, dass etwas gewaltig nicht mit mir stimmt. Denn meine Gedanken waren nicht bei Ruth... Nein, sie waren bei Reese.
Schreie wecken mich aus dem Schlaf, genauso wie das Mädchen neben mir. Sofort springe ich auf und laufe aus meinem Zimmer. Mein Vater steht müde im Flur. „Geh schlafen, ich mach das.", dankbar nickt er und verschwindet wieder in seinem Schlafzimmer. Vorsichtig öffne ich Reese Zimmertür und sehe ihn in einer Ecke im Zimmer kauern.
„Hey...", murmle ich und gehe bedacht auf ihn zu. Verweint sieht er zu mir und springt sofort auf, ehe er sich an mich presst. Ich packe ihn unter den Armen und hebe ihn hoch. „Wieder ein Albtraum?", flüstere ich und streiche ihm das feuchte Haar von der Stirn. Schluchzend nickt er und vergräbt seinen Kopf an meiner Halsbeuge. Beruhigend streiche ich ihm über den Rücken und flüstere ihm immer wieder beruhigende Worte ins Ohr.
„Ich bin ja da." „Alles wird gut." „Du bist hier sicher." Sanft hauche ich kleine Küsse auf seine Schläfe und wiege ihn sanft hin und her, was ihn als Baby immer beruhigt hat.
Als ich mich umdrehe, steht eine mürrisch rein blickende Ruth im Rahmen.
„Ich bleibe die Nacht hier.", sage ich ihr. „Ja, wie immer.", murmelt sie so leise, dass sie hofft ich habe es nicht gehört, jedoch habe ich das. Ohne ein weiteres Wort schließe ich die Tür. „Bleibst du hier?", fragt mich Reese ganz leise. „Ja, ich bleibe hier." Vorsichtig lege ich mich mit ihm ins Bett und streiche ihm weiter beruhigend über den Rücken.
„Lass die Monster nicht in deinen Kopf.", flüstere ich. Nach einiger Zeit schläft er ein, doch ich bleibe wach. Meine Sorge um ihn ist einfach zu groß. Tief sauge ich seinen Duft in meine Nase und entspanne mich. „Ich bin immer für dich da.", murmle ich in sein Ohr, was ihn dazu veranlasst noch näher an mich ran zu rutschen.
~
„Du bist ja noch da!?", überrascht sehe ich auf Ruth, die auf meinem Bett sitzt. Nickend schaut sie mich an, scheint unschlüssig zu sein etwas auszusprechen, was sie vielleicht bereuen könnte. „Jede Nacht, wenn ich hier schlafe Jake und dein Bruder Albträume hat, springst du sofort auf und lässt mich hier einfach liegen. Am Anfang habe ich es ja noch verstanden, aber mittlerweile...", kopfschüttelnd sieht sie auf ihre Hände. Angespannt verschränke ich meine Arme vor der Brust. „Wir sind seit drei Monaten zusammen und du hast nicht einmal gesagt, dass du mich liebst. Nicht ein einziges Mal, obwohl ich es dir so oft gesagt habe."
„Aber sowas kann man nicht erzwingen.", werfe ich ein. „Nein. Du kannst mich nicht lieben, weil all deine Liebe nicht mehr teilbar ist. Sie wird schon von jemanden in Anspruch genommen, gegen den ich keine Chance habe.", traurig sieht sie zu mir auf. Schluckend beiße ich meine Kiefer zusammen. „Du wirst mich nie lieben, stimmt's?", fragend und auch hoffend sieht sie zu mir. Tief atme ich ein und entlasse seufzend die Luft. „Nein, Ruth. Ich kann nicht. Ich habe es wirklich versucht, aber es... es ist kompliziert.", langsam lasse ich mich neben sie nieder.
„Ich liebe dich.", flüstert sie und küsst mich auf die Wange. „Es wird das letzte Mal sein, dass ich dir das sage." Nickend lasse ich meinen Blick durchs Zimmer wandern.
„Ich weiß." Große Tränen laufen über ihre Wange. „Du musst das ändern Jake, sonst wirst du nie in der Lage sein jemand anderen zu lieben, als deinen Bruder." Ich will niemand anderen lieben, als meinen Bruder, ging es mir sofort durch den Kopf. „Es tut mir leid Ruth..." Auch, wenn ich keine Gefühle für sie entwickelt habe, tut sie mir aufrichtig leid. Ich kann riechen, wie tief ihre Gefühle für mich gehen. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass sie durch mich einen hohen Status an der Schule erreicht hat. ‚Das Mädchen, was das Herz des Captains der Footballspieler erweicht hat.' Auch, wenn das nie zugetroffen hat. Sie hat mich immer wieder gefragt, ob wir nicht einmal etwas machen wollten und irgendwann dachte ich mir, warum nicht?
Beste Möglichkeit um raus zu finden, wie es ist eine Beziehung zu führen, bevor ich auf's Collage gehe. Mein Fazit ist, dass ich es lassen werde, fürs Erste.
Sie steht auf, sieht noch einmal sehnsüchtig zu mir, ehe sie geht. Erleichtert lasse ich die Luft entweichen. Das war wirklich unangenehm. Als ich auf den Flur trete, kommt ein müder Reese mir entgegen. „Was ist mit Ruth?", fragt er mich und ein merkwürdiger Ton schwingt in seiner müden Stimme bei. „Sie ist weg." Ich gehe auf ihn zu und hebe ihn auf meinen Arm. „Weg?", mit großen Augen sieht er zu mir. „Ja, weg.", er scheint zu verstehen, denn wie die Sonne selbst fängt er an zu strahlen. „Na komm, ich mach uns was zum Frühstück.", freudig nickt er.
Irgendwas sagt mir, dass es jetzt Reese auch wieder besser gehen wird und die Albträume, von die er mir nie erzählen wollte, verschwinden werden.
Einige Jahre später.
Laute Musik dröhnt aus den Boxen meines Pick-Up's. Zum Tackt wippe ich mit dem Kopf und trommle mit meinen Fingern auf dem Lenkrad. Es ist Freitag, der Tag an dem ich immer nach Hause fahre. Doch ich habe jedem gesagt, dass ich es dieses Wochenende nicht schaffe, aber eigentlich werde ich die gesamte nächste Woche bleiben. Eine Überraschung also. Es ist immer wieder ein Kampf von zu Hause weg zu fahren. Natürlich habe ich meinen Spaß auf dem Collage. Tolle Partys, hübsche Mädchen und viele neue, wirklich nette Freunde. Meine kleine Wohnung teile ich mir mit einem Kommilitonen, der wirklich extrem viel kifft, aber sonst ist er ganz korrekt. In weniger als einem Jahr bin ich dann auch fertig und komme wieder fest nach Hause. Unter der Woche fehlt mir die Anwesenheit von Reese, mehr als ich geahnt habe. Das erste Jahr war wirklich hart. Er hat oft geweint, wenn ich Sonntags wieder nach Atlanta gefahren bin. Es hat mir jedes Mal das Herz zerrissen, wie er mich angefleht hat zu bleiben. Wir waren sonst nie länger als ein paar Stunden getrennt. Mehrere Tage auf einmal haben ihn absolut nicht gefallen. Manchmal war er auch wirklich sauer auf mich, worauf ich heute nur noch schmunzelnd zurückblicke. Er ist älter geworden und mit der Zeit kam er auch besser damit klar. Das hoffe ich jedenfalls. In den letzten Jahren war er wirklich oft krank, was uns allen große Sorgen gemacht hat. Mittlerweile müsste es nachmittags sein und die Chance, dass Reese zu Hause ist, ist wirklich hoch.
Freudig steige ich aus meinem Wagen und nehme meine große Reisetasche von der Ladefläche. Unser Vater scheint noch nicht zu Hause zu sein. Ich öffne die Haustür und stelle meine Tasche ab. Langsam und darauf bedacht kein Ton von mir zu geben, gehe ich die Treppen nach oben und laufe zu Reese Zimmertür. Schnell öffne ich diese, will gerade ansetzen etwas zu sagen, doch was ich da sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Reese sitzt auf seinem Bett und neben ihm ein Mädchen. Seine Lippen liegen vorsichtig auf ihren, während seine Hand zitternd auf ihrem Knie liegt. Erschrocken zucken beide zusammen und mit aufgerissenen Augen sieht er zu mir. „J-Jake?!", Verwunderung liegt in seiner Stimme. „Was... Was willst du denn hier?", irgendwas an der Art, wie er das sagt, stört mich gewaltig. Eine Wut, die ich schon seit Jahren nicht mehr gespürt habe, seit ich mich einigermaßen besser im Griff habe, überrannt mich. „Das ist mein Haus.", knurre ich als Antwort. Nervös steht er auf und sieht unschlüssig auf das Mädchen, fährt sich durch die Haare, ehe er wieder zu mir schaut.
„Ich... Äh... Also d-das ist Willow.", bringt er stotternd vor. Ich wusste doch, dass mir ihr Gesicht irgendwie bekannt vorkommt. Mit erhitzten Wangen sieht sie zu mir, doch als sie meinen flammenden Blick sieht, schlägt sie sofort die Lieder nieder. „Du solltest jetzt gehen.", brumme ich zu Willow, die sofort nickend ihre Tasche nimmt. Noch einmal sieht sie zu Reese, der komplett überrumpelt scheint. „Wir... Wir sehen uns ja dann in der Schule.", schnell drückt sie sich an mir vorbei. „He! Willow! Warte!", will Reese ihr hinter her, doch ich halte ihn an der Brust zurück. „Lass sie.", eindringlich sehe ich in seine verzaubernden Augen, wegen denen ich, nur um sie zu sehen, schneller gefahren bin, als erlaubt. „Du hattest dazu kein Recht!", brüllt er plötzlich und nimmt mir damit den Wind aus den Segeln. Wütend geht er an mir vorbei und schließt sich im Bad ein. „Reese!"
„Was ist denn hier los?", kommt es plötzlich von der Treppe. „Jake? Ich dachte du kommst die Woche nicht?", fragt mich mein Vater.
Ja genau! Warum bin ich nur überhaupt hergekommen?? Er hat ja eh schon...- Fuck was denke ich da? Eine unfassbare Wut explodiert in mir und ich schlage mit voller Kraft gegen die Wand, die unter meinen Knöcheln nachgibt.
Geschockt sieht mein Vater zu mir, doch ich gehe an ihm vorbei nach unten und steige wieder in meinen Wagen.
„Fuck! Fuck! Fuck!", brülle ich und schlage gegen das Lenkrad. Auf einmal wird eine Tür neben mir aufgerissen. Er steigt ein und starrt aus der Windschutzscheibe.
„Reese, was...-„
„Halt die Klappe und fahr!", befehlt er und ohne Widerrede starte ich den Wagen. Normalerweise würde ich ihm nie erlauben so mit mir zu reden, was er eigentlich auch noch nie gemacht hat, aber ich bin innerlich viel zu aufgewühlt.
Eine Weile fahren wir ziellos durch die Gegend, keiner sagt auch nur einen Ton. Irgendwann fahre ich in den Wald, zu einem Aussichtspunkt bei dem ich oft den Kopf frei bekomme. Als das Auto stehen bleibt, öffnet Reese die Tür und geht nach draußen, er setzt sich auf die Bank Richtung Ausblick. Seufzend ziehe ich den Schlüssel und atme noch ein paar Sekunden tief ein und aus, ehe ich zu ihm gehe. Bedacht lasse ich mich neben ihn nieder.
„Ich freu mich, dass du hier bist...", kommt es leise neben mir. „Ich... wollte dich nicht so anfahren, aber...- „
„Du hattest Recht, ich hatte kein Recht dazu. Willow... ist nett also..., wenn du sie magst ist das... okay.", gebe ich stockend von mir. Hoffentlich merkt er nicht, wie wenig ich meine Worte ernst meine. „Willow und ich sind nicht... das... das war nur eine Art Test, um etwas zu überprüfen.", murmelt er.
„Test? Für was?", fragend sehe ich zu ihm. „Jetzt nicht. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden...", nickend lasse ich es bleiben, auch, wenn es mich brennend interessiert. Abrupt rückt Reese an mich ran und schlingt seine Arme um mich. „Ich habe dich vermisst. So sehr..."
„Ich dich auch Würmchen." Mehr als ich sollte. „Nur noch ein paar Monate.", versichere ich ihm. Und so bleiben wir die nächsten Stunden. Die Sonne verschwindet hinter dem Berg und verschlingt die Stadt vor uns in ein dunkles Rot. So will ich bleiben. Mit ihm. Für immer. Nur wusste ich da noch nicht, was auf uns alles zukommen wird, doch wie immer wusste ich, dass ich kämpfen werde. Kämpfen um ihn. Mein Leben. Denn, wenn ich ihn verliere, ist das Leben nur noch ein Leben, was ich nicht mehr gewillt bin zu führen. Es wäre mein Ende. Ich wäre nur noch eine leere Hülle meiner selbst ohne Seele, ohne Liebe, denn sie wäre mit ihm gegangen, ohne erbarmen.
Ich wäre zum Tode verurteilt.
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