Illusion
Das wunderschöne Banner ist von Blackswan7741
Das ist mein Beitrag zum Wettbewerb von Elena_Stylinson28
Wörter: 1.542
Viel Spaß!
Schwerfällig ließ Er sich auf einen Barhocker fallen, stützte die Ellbogen auf die Theke und das Gesicht auf seinen Händen ab. Die letzten Wochen hatten ihn sichtlich mitgenommen. Tiefe Schatten umrahmten seine Augen und die Erschöpfung war sein ständiger Begleiter. Doch während er in der letzten Zeit, um Jahre gealtert zu sein schien hatte sich hier drin nichts Verändert. Der Geruch nach Alkohol und Zigaretten hing noch genauso in der Luft wie die Stimmen der Menschen die hier ein und ausgingen. Das Einzige, was sich im zweiwöchentlichen Rhythmus neuerte, waren die Fahndungsplakate am schwarzen Brett. Das Neuste, zeigte einen gewissen Nicolai "Cage" Rise, dieser grinste auf der Zeichnung siegessicher in die Runde, wie um zu sagen das man ihn niemals schnappen würde. Auf ihn war auch das mit Abstand höchste Kopfgeld von knapp 300.000 Rikan ausgesetzt. Was einem Jahreslohn eines Arbeiters entsprach. Dementsprechend hoch war die Zahl der Menschen, die von der Kopfgeldjagt lebten.
"Was möchten sie haben?"
Die Stimme eines jungen Barkeepers riss ihn aus seinen belanglosen Überlegungen:" Whisky sour , Danke", nuschelte er. Seine Augen wurden immer schwerer und seine Sicht verschwamm bereits als das Glas vor ihn auf den Tisch gestellt wurde. Rasch nahm er einen großen Schluck. Der Zitronensaft prickelte angenehm auf seiner Zunge und der Whisky wärmte ihn, er entspannte sich ein wenig. Doch kaum hatte er das Glas abgestellt überfiel ihn wieder eine bleierne Müdigkeit. Diesmal wehrte er sich nicht dagegen. Sein Kopf sank auf seine Brust und er fiel in einen tiefen Schlaf.
Plötzlich befand er sich in einem riesigen Ballsaal, die Wände waren aufwändig mit Stuck verziert und der Marmorboden glänzte geradezu. Das Orchester spielte eine hinreißende Melodie, zu der etliche Paare tanzten. Die Frauen, in schillernden Kleidern die im Kerzenlicht blitzten, die Männer, in eleganten Anzügen. Auch Er tanzte.
Sie, bewegte sich leichtfüßig in seinem Arm, ihre Augen blitzen. Er, war genauso sicher, mit jeder Drehung, die sie machte, fügt er sich mehr dem Rausch, der ihn umgab. In einer weiteren Bewegung streifte ihr Atem sein Ohr und sie hauchte:" Das ist eine Illusion". Ihre Stimme jagt ihm Schauer über den Rücken, sie klang so vertraut und doch als hätte er sie noch nie gehört. „Ich weiß", flüsterte er zurück, aber wusste er das? Konnte er Illusion von Realität unterscheiden? Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an diese doch so wichtige Frage, alles, was für ihn noch zählte war dieser Moment. Dieser Moment, der seine Sinne betäubte, seinen Körper berauschte. Eine kurze Weile tanzten sie so, sein Blick ruhte nur auf ihrem Gesicht, den Geschwungenen Wimpern, die man durch ihre venezianische Maske sehen konnte, ihren vollen in dunklem Rot geschminkten Lippen. Sie hielt die Augen geschlossen, vertraute ihm Blind, ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Bei diesem Anblick fuhr ein Stich durch seine Brust. Er liebte sie, doch irgendwo in seinem Kopf machte sich der unerfreuliche Gedanke breit, dass es umgekehrt nicht mehr genauso war. Plötzlich öffnete sie die Augen. Er wich zurück, Überraschung machte sich in seinem Gesicht breit, erst jetzt realisierte er das er sich in einer Illusion, einem Traum befand, erst jetzt verstand er welche Feststellung er eben bejaht hatte. Denn ihre Iris war nicht blau wie sonst, sie spiegelte eine Szene wider. Er sah sich selbst, zusammengesackt saß er da über einem Glas Whisky. Allen Anscheines nach schlief er.
"Das bist du", flüsterte sie.
Der Nebel in seinem Kopf ließ nach, er spürte die Wärme des Alkohols und den Schmerz in seiner Brust, den Schmerz, den sie hinterlassen hatte, der immer noch präsent war, obwohl das ganze schon Jahre her war. Er sah die Szene wieder klar vor Augen, die Lügen, die er ihr erzählt hatte. „Alles wird gut", hatte er gesagt, „Du kannst mir vertrauen ". Daraufhin hatte sie geschrien wie falsch diese Worte waren und war verschwunden. Er, hatte nicht zugeben wollen, wie weh ihm das tat und alles in Alkohol ertränkt. Ebenso war ihm erst danach klar geworden, wie sehr er sie liebte, doch vielleicht hatte sein Bruder Recht gehabt, vielleicht konnten die Dae sich nicht glücklich verlieben. Warme Finger legten sich auf seinen Mund und rissen ihn aus seinen Erinnerungen.
Sie flüsterte: „Komm", kaum hatte sie die Worte ausgesprochen verschwamm der Tanzsaal um sie herum und wurde zu einem Büro. Rasch realisierte er das sie den Maskenball verlassen hatten. Er wollte schon zu einer Frage ansetzen, doch sie nahm seine Hand und zog ihn auf den angrenzenden Balkon.
„Warum bist du hier?", platzte es aus ihm heraus, sobald sie seine Hände losgelassen hatte.
Sie lehnte sich über das Geländer und obwohl sie ihn nicht ansah, wusste er das sie lächelte, doch sie antwortete nicht.
" Du bist eine Fayne, es ist eure Gabe in Bewusstsein und Träume anderer einzudringen, also möchte ich wissen, warum du hier bist.",
Es entstand eine kurze Stille und er stützte sich ebenfalls auf dem Geländer ab.
Sie atmete tief durch, Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit als sie sprach " Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche."
"Soso, du lässt dich Jahre lang nicht blicken und brauchst dann meine Hilfe?", er konnte den Spott nicht verbergen, Enttäuschung machte sich in ihm breit, Enttäuschung darüber das sie nur mit ihm sprach, wenn es unbedingt nötig war. Eine böse Vorahnung machte bahnte sich den weg in sein Bewusstsein.
Ein genervter Seufzer entfuhr ihr: " So sehr ich es auch bedaure, ja das tue ich."
" Was willst du?", er wusste selbst nicht, warum er sich nicht wehrte, warum er nicht einfach ablehnte, bevor er die Frage kannte, so wie er es früher immer getan hatte, wenn er wusste das er die folgende Aufgabe nicht schaffen konnte. Denn wenn sie sich immer noch an ihn wandte, dann musste es unmöglich sein.
"Befreie meine Schwester aus Keras"
" Sijara!", er wurde laut, ein stechen fuhr durch seine Brust. Seine Vorahnung hatte sich bewahrheitet, sie hatte ihm eine unmögliche Aufgabe gestellt, " Weißt du, was du da von mir verlangst? Keras ist das größte Gefängnis unserer Welt! Wenn ich dahin gehe, könnte ich mich genauso gut umbringen! "
" An dem, was du täglich an Alkohol wegkippst, könntest du genauso sterben!", schrie sie, " Du hast mich ständig angelogen, jetzt bitte ich dich um einen Gefallen und du... du hast mir damals gesagt alles wird gut, jetzt beweise mir das wenigstens das keine Lüge war!"
Er sah sie an und sie starrte zurück, ihr Körper zitterte vor Wut und Enttäuschung, ihre Fingerknöchel wurden weiß, während sie ihre Hände um das Geländer krallte. In ihrem Blick lag pure Verzweiflung.
Ihre eben noch so laute Stimme war zu einem Flüstern geworden:" Bitte hilf mir, es gibt niemanden mehr den ich noch fragen kann, du bist Illusionist du hast ernsthafte Chancen sie zu retten. Lionne wird sonst in Keras...", Sijara brach endgültig in sich zusammen, eine Träne rann ihre Wange hinab, "sie wird sterben"
Er richtete seinen Blick wieder in die Ferne, der Mond stand hoch am Himmel und tauchte den Balkon in weißes Licht. Wenn er Sijara half, konnte er eine Gegenleistung verlangen, die verhinderte das er selbst bald in Keras landete. Er schluckte, ihm wurde klar, dass er kaum eine andere Möglichkeit hatte. Würde man ihn in Keras erwischen wäre er ein toter Mann. Würde er ihr nicht helfen, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die Soldaten ihn fanden, ihn nach Keras brachten und er dort starb. Sijara kam aus einer Einflussreichen Familie, wenn er Lionne befreien konnte, wäre er wieder frei.
"Also gut ", setzte er an, er fragte gar nicht erst warum Lionne in Keras saß," ich befreie deine Schwester, dafür möchte ich wieder ein freier Mann sein."
Ihr Gesicht hellte sich Augenblicklich auf, Wut und Enttäuschung verflogen so schnell wie sie gekommen waren: " Danke ", hauchte sie, " Wenn du sie retten kannst, sorge ich dafür das du wieder frei bist"
Er drehte sich bereits um, doch sie hielt ihn fest und sagte eindringlich:" Sei vorsichtig und unterscheide Illusion von Realität, Nicolai!"
Er wollte etwas antworten, doch sie verschwamm vor seinen Augen und er wachte über seinem Glas Whisky wieder auf, er streckt sich.," Eh Junge", rief der Barmann" Wir schließen jetzt". Nicolai erhob sich schwankend, packte sein Glas und schlenderte zur Tür, er blickte noch einmal auf sein Fahndungsplakat zurück, Nein, man erkannte ihn nicht mehr wieder. „Lass das Glas hier!", befahl der Wirt. „Jaja", murmelte er mit einem Blick zur Uhr, er hatte tatsächlich mehrere Stunden geschlafen. Nun stürzte den Whisky in einem Zug hinunter, warf das Glas über die Schulter und knallte die Tür zu.
Draußen hatte die Morgendämmerung bereits eingesetzt und tauchte die Stadt in ein schimmerndes Orangerot. Orangerot wie die Farbe ihres Kleides. Er seufzte, seine Magie der Illusion hatte nicht nur gute Seiten. Er konnte damit andere in die irre führen sie nach seinem Willen lenken, vorgeben sie kontrollieren zu können, obwohl es allem anderen als der Wahrheit entsprach. Er konnte die Illusion nicht kontrollieren, er konnte sie mittlerweile noch nicht einmal mehr von der Realität unterscheiden. Sijara's auftauchen in seinem Traum hatte es deutlich gemacht, er hatte viel zu lange gebraucht, um zu verstehen was passiert war, was ihre Warnung noch viel schlimmer machte, doch das musste er wohl oder übel ignorieren, er hatte eine Aufgabe und würde diese scheitern wäre er tot.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro