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Wie ein Leben


Tag 1

"Wir sind gute Leute!" Ich sah Eva skeptisch an. Wir kamen gut alleine zurecht, aber andere zu treffen konnte Vorteile haben.

"Bitte", murmelte Rick wieder. Ich traf eine Entscheidung und öffnete die Tür. Ein großer Mann mit drei-tage Bart, schmutziger Kleidung und unglaublichen blauen Augen sah mich an. Er hatte eine Pistole, zog sie aber nicht. ich sah seine Kameraden an.

Einfache Leute. Eine ältere und eine jüngere Frau, ein Junge und ein junger Mann. Ich atmete aus und entspannte mich ein wenig. Langsam öffnete ich die Tür und ließ unsere Gäste hinein. Rick ging voran, offensichtlich der Anführer, seine Freunde folgten und sahen sich in unserem Restaurant um. Es war schäbig, alt und verdreckt. Von den Wänden hing die Tapete und überall lag Dreck. Eva musterte jeden unserer Gäste sehr genau und ließ auch den Baseballschläger nicht locker. Rick drehte sich zu mir um und lächelte. Ich mochte dieses Lächeln.

"Wie gesagt, mein Name ist Rick. Der Junge ist mein Sohn Micah. Die rothaarige Schönheit ist Saphira. Das ist Dan und unser ältestes Mitglied hört auf ein Namen Lorena. Und ihr seid?" Er sah mich neugierig an. Sein Körper war angespannt aber anscheinend erwartete er keinen Angriff von uns, seine Freunde dagegen schienen in höchster Alarmbereitschaft.

"Ich bin Elsa. Das ist meine Schwester Eva. Die Küche ist dahinten. Bedient euch." Rick lächelte wieder und trat näher. Eva zuckte zusammen und verstärkte den Griff um den Schläger. Ich wich keinen Zentimeter zurück, ließ mich nicht einschüchtern.

"Ich möchte das hier richtig machen also: Solange ihr beide uns nicht angreift, werden wir dasselbe tun. Wir werden alles teilen und Informationen weitergeben. Sollte ich allerdings sehen das ihr etwas plant oder uns hereinlegen wollt, werde ich ohne zu zögern schnellen Prozess mit euch machen."

"Versuch nicht mich einzuschüchtern, das klappt nicht."

"Haben wir ein klares Verhältnis?" Er sah mich intensiv an. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und meinte locker:

"Ja. Aber wir werden nicht lange bleiben, also gibt es keinen Grund so ein Drama zu machen."

"Verstehe. Dieses Nest bietet auch nicht viel. Und besser ich mache jetzt ein >Drama< wie du es nennst, als das ihr uns später die Kehlen durchschneidet. Wir wollen nach Süden, bevor der Winter kommt. Was ist euer Ziel?" Ich verstand seine Motive durchaus, aber mir gefiel nicht das er den Anführer raus ließ. Ich hatte Autorität nie gemocht.

"Wir sind nicht sicher wohin wir wollen." Eva und ich hatten noch nicht über unser nächstes Ziel geredet.

"Dad, ich hab Hunger!" Ricks Sohn Micah, ein süßer braunhaariger Junge von etwa zehn Jahren sah sich hungrig um. Eva ging zu ihm und gab ihm die noch warmen Palatschinken. Sie hatte Kinder schon immer geliebt. Micah und Eva setzten sich an einen Tisch, aßen und schlossen Freundschaft. Ich hoffte nur Eva würde den Jungen nicht zu sehr ins Herz schließen.

Wir kannten diese Gruppen nicht und wussten auch nicht wozu sie fähig waren. Ricks Schultern entspannten sich als er das Lächeln seines Sohnes sah und seine rechte Hand ließ die Pistole los. Saphira und Dann verzogen sich in die Küche. Sie waren ebenso am Verhungern wie wir alle. Rick hatte recht damit Saphira eine Schönheit zu nennen.

Wäre die Welt nicht kaputt gegangen wäre sie sicher ein Model geworden. Schlank und Groß mit Alabaster Haut und roten glänzenden Locken. Ich fragte mich ob Rick und sie ein Paar waren, aber da sie Dans Seite nicht verließ war dieser Gedanke anscheinend falsch.

"Werdet ihr über Nacht bleiben?" fragte Lorena. Ihr ergrautes Haar war zu einem Zopf gebunden und trotz ihres Alters sah ich Weisheit und Kraft in ihren Augen. Sie musste wahrlich stark sein wenn sie es in ihrem Alter, etwa 55 bis hier her geschafft hatte. Ich sah zu Eva und sie nickte.

"Sieht so aus. Wir werden im Kühlraum schlafen."

"Ist das nicht kalt?" ,fragte Micah uns stellte sich neben Rick. "Der Strom ist schon eine Weile abgestellt. Es ist nicht mehr kalt da drin und es ist sicher. Wir müssen keine Wache aufstellen und können durchschlafen." Micahs Augen fingen bei diesen Worten an zu leuchten.

"Dad, können wir auch in Kühlraum schlafen? Ich will endlich wieder einmal durchschlafen." Rick sah ihn lächelnd an und fragte wo der Kühlraum war. Ich wies ihm die Richtung und setzte mich zu Eva während die beiden sich auf den Weg machten.

"Was denkst du ?", fragte sie mich sofort. Ich holte tief Luft und dachte nach. Ich vertraute Rick, er war ehrlich und schien wirklich nur auf der Durchreise zu sein. Andererseits konnte man in diesen Zeiten auf nichts vertrauen.

"Wie bleiben über Nacht. Behalte deine Waffen nach bei dir und wir werden wie siamesische Zwillinge schlafen. " Eva nickte. Siamesische Zwillinge bedeutete, dass wir unsere Beine verknoteten, unsere Körper aneinander pressten und Händchen hielten. Es war eine Vorsichtsmaßnahme die wir vor Jahren erfunden hatten. Wir würden es in dieser Position sofort merken, wenn die andere verschwindet. Eva nickte und ging in die Küche gefolgt von Lorena, die gerade von der Dachterrasse zurückkam. Beide verschwanden in der Küche und Rick trat hinaus.

"Der Kühlraum sieht gut aus. Ihr habt euer Zeug schon reingepackt, wie ich sehe."

"Schließlich waren wir zuerst hier." Es war unser zuvor geschmiedeter Plan gewesen hier zu übernachten. Rick setzte sich zu mir und sah mich neugierig an.

"Was ist?" "Ich überlege nur. Deine Schwester schient die Ältere zu sein, aber du hast das Kommando."

"Ich habe nicht das >Kommando<. Wir entscheiden gemeinsam über unseren Weg, aber manchmal kann Eva sich nicht entscheiden. Sie ist die sanftere von uns." Rick nickte als verstünde er meine Situation.

"Das heißt wenn ich vor jemanden Angst haben sollte, dann vor dir? Wie viele Jahre seid ihr auseinander? Oder besser wie alt bist du?" Ich lachte.

"Ja, ich bin die Böse. Eva die Gute. Wegen dem Alter, warum willst du das wissen?" Er beugte sich vor.

"Ich bin nur neugierig, du siehst jung aus." Wieder lachte ich. "Und ich dachte, diese Welt lässt mich vorzeitig altern. Ich bin 18, meine Schwester 22. Rechne dir den Altersunterschied selbst aus.

"Wow. So jung!" rief er aus. Ich kicherte. Mein Gott, das hatte ich seit Monaten nicht mehr getan. "Ja, jung. Wie alt bist du? Immerhin hast du schon einen Sohn." Ricks Wangen färbten sich tatsächlich rot .

"Ich bin jung Vater geworden. Wenn ich richtig gezählt habe bin ich letzte Woche 33 geworden."

"Happy Birthday, alter Mann.", meinte ich mit einigem Sarkasmus.

"Elsa, es wird Zeit!" rief Eva von der Küche. Rick sah mich verwirrt an.

"Schlafenszeit."

"Du Welpe!", rief er mir nach als ich Richtung Küche ging. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Ich ließ es zu. Eva saß im Schneidersitz auf dem Boden des Kühlraums. Es war nicht kalt aber das Metall war trotzdem unangenehm. Eva hatte unsere Decken ausgebreitete und wartete mit der Bürste in der Hand aus mich. Ich lächelte und setzte ich vor sie. Saphira und Dann sahen interessiert zu wie Eva und ich unser abendliches Ritual vollzogen.

Wir summten eines unserer Lieblingslieder während Eva meinen Haarknoten öffnete und begann mein schwarzes Haar zu bürsten. Es war wie ihres sehr lang, der Unterschied war die Farbe. Unsere Eltern hatten immer über ihre unterschiedlichen Töchter gelacht.

Eva war immer schon groß und schlank gewesen, mit ihren blonden Haaren war sie der Liebling aller gewesen. Ein Engel. Meine Statur war klein und kurvig. Anders als Eva suchte ich die Herausforderung, den Kampf. Ich war schwierig und stur. Wenn Eva ein Engel war, war ich zweifellos ein Dämon. Da unsere Mutter unser Haar geliebt hatte, konnten wir es nicht über uns bringen es zu schneiden. Es erinnerte uns zu sehr an ihr Lächeln.

Rick erschien in der Tür und setzte sich zu Micah und Lorena. Saphira verschloss die Tür und legte sich zu Dan. Rick beobachtete Eva bei ihrer sorgfältigen Arbeit und schien fasziniert.

"Gute Nacht, Dad.", sagte Micah und legte sich zu Lorena, die ihn liebevoll in die Arme nahm. Saphira und Dan schliefen schon, man hörte ein leises schnarchen.

"Darf ich es berühren?", fragte Rick leise. Er konnte nur dank der Taschenlampe in unserer Mitte sehen. Gespenstische Schatten tanzten auf seinem schönen Gesicht.

"Ja." hörte ich mich sagen, eingelullt von durch die traumähnliche Atmosphäre. Rick beugte sich vor, ich ebenso und fuhr mit seinen großen Händen durch mein seidiges Haar.

"Es ist wunderschön.", flüsterte er ehrfürchtig. Ich musste lächeln und griff nach seiner Hand, die immer noch in mein Haar liebkoste. Unsere Hände fangen sich, ebenso unser Blicke.

"Elsa.", flüsterte Eva und erinnerte mich daran das wir nicht alleine waren. Der Zauber war gebrochen und wir zogen uns zurück. Eva beendete ihre Arbeit, flocht mein Haar zu einem festen Zopf. Ich tat dasselbe bei ihrem und danach legten wir uns schlafen. Allerdings legte ich mich so, dass ich Rick, der erste Mann der Schmetterlinge in meinem Bauch flattern ließ, im Blick hatte.

Tag 2
Das erste was ich am nächsten Morgen wahrnahm, war der Geruch nach Kaffee und etwas Süßem. Eva war nicht mehr neben mir, aber ich hörte ihr Lachen. Ihres, Micah und Lorenas. Dan und Saphira lagen eng aneinander gekuschelt, tief schlafend gegenüber von mir.

Ruckartig setzte ich mich auf und ging leise in die Küche. Micah und Eva kochten und Lorena erzählte offensichtlich eine witzige Geschichte. Suchend sah ich mich nach Rick um. Eva bemerkte mich und lächelte wie ein Engel. Seit unsere Eltern vor vier Jahren gestorben waren, hatte sie nicht mehr so gelächelt.

Die Gesellschaft eines Kindes brachte anscheinend Glück, aber sie war ja schon immer verrückt nach Kindern. Hatte sie seit sie selbst ein Kind war geliebt.

"Rick ist draußen und sieht sich um.", meinte Lorena mit einem wissenden Lächeln. Ich fragte mich was sie wohl zu wissen glaubte. Nickend strich ich meiner Schwester kurz über den Arm und trat in die Morgenkühle.

Es war Sommer, trotzdem herrschte in der Früh eine unangenehme Kühle, die bis in die Knochen drang. Mein langes braunes Shirt konnte mich kaum schützen, aber immerhin trug ich eine lange graue Jeans. Ich vermisste die Farben, allerdings wären sie im Wald leichter zu erkennen. Ich fand Rick zwei Häuser weiter. Er stand an einer Ecke und beobachtete die Umgebung mit seinem blauen Adlerblick.

Er wirkte höchst konzentriert und achtete auf jede Veränderung. Ich war sicher, dass er mich schon von weitem hatte kommen sehen, doch er ließ es sich nicht anmerken. Ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden, trat ich zu ihm und fragte grinsend:

"Warst du vor der kleinen Katastrophe ein Cop?" Rick sah mich mit einem entspannten Grinsen an.

"Nicht wirklich. Ich war Barkeeper mit einer Schwäche für Bücher. Besonders Krimis. Hab mir viel Wissen über Observation, Geiselnahme und Strategien angeeignet."

"Nützlich. Ich war nie ein Bücherwurm." Er drehte sich zu mir um, schenkte mir seine ganze Aufmerksamkeit. Seine Augen sahen jede Muskelbewegung meines Gesichts. Kurz, ganz kurz war ich eingeschüchtert, dann beschloss ich mich ihm mit allem entgegenzutreten.

"Du warst acht als der Mist hier angefangen hat. Ich glaube kaum, dass du viel Zeit hattest um Hobbies oder dich selbst zu finden." Ich verschränkte die Arme gegen die Kälte und meinte:

"Meine Eltern fanden ein Camp nachdem das los ging. Ziemlich weit weg. Ich hatte sechs Jahre um eine Kind zu sein. Um erwachsen zu werden und mich > selbst zu finden< wie du es ausdrückst. Das ist mehr als viele andere hatten. Was ist mir dir? Zehn Jahre sind vergangen, was hast du getan?"

"Meinen Sohn beschützt."

"Was noch? Du kannst doch nicht zehn Jahre nichts anderes getan haben?" Meine Stimme verriet ärger, allerdings wusste ich nicht woher er kam.

"Ich habe dasselbe getan wie du. Versucht zu überleben." Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich schüttelte ungläubig den Kopf.

"Das ist nicht genug!" Nun wurde er zornig.

"Was willst du hören?!" Ich drückte die Schultern zurück und hob mein Kinn.

"Ich will wissen ob da noch etwas von dem Mann in dir ist der du vorher warst. Ich habe meinen Messerkampf geübt, bin auf die höchsten Häuser geklettert, hab fährtenlesen und Tanzen gelernt. Was hast du getan, wie hast du gelebt?"

Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Überleben konnte nicht alles sein. Rick sah mich mehrere Minuten zweifelnd an, sein Blick traurig.

"Ich kann dir nicht geben was du willst. Micah und meine Freunde waren immer das Wichtigste. Ich hatte keine Zeit zu leben." Rick sah in meine Augen, suchte Etwas das er auf seinem langen Weg durch eine gebrochene Welt verloren hatte. Schließlich wandte er den Blick ab, zog seine schwarze Lederjacke aus und legte sie mir um die Schultern. Ich roch ihn, es war kein unangenehmer Geruch, männlich und warm. Die Jacke war alt aber von guter Qualität.

"Rick?" Er sah mich wieder mit diesen erstaunlich blauen Augen an.

"Ja?" Ich lächelte beugte mich vor und küsste ihn. Ganz sacht und kurz lagen meine Lippen auf seinen. Mein Grund war ein einfacher: Diese Welt war kaputt, alles und jeder war gebrochen, aber manchmal gab es Wunder. Manchmal begegneten dir Menschen, die dir etwas Besonderes schenken konnten. Rick schenkte mir meinen ersten Kuss und als ich mich zurückzog und lächelte sah er mich verwundert an.

"Elsa, du...," weiter kam er nicht. Pistolenschüsse hagelten neben uns und über uns hinweg. Rick drückte mich an sich uns sah um die Ecke. Eine Bande von fünf oder mehr Männern stand ein paar Meter entfernt vor einem Militärwagen. Sie waren dreckig, stark bewaffnet und mehrere schienen betrunken zu sein.

Offensichtlich wollten sie nur ein bisschen randalieren und bis jetzt hatten sie uns nicht entdeckt, allerdings würde das nicht mehr lange so bleiben. Auf jedem ihrer Arme war ein Symbol eingebrannt, eine Sonne. Das Zeichen von Lux. Ich zog meine Messer und sah Rick an. Dieser schüttelte den Kopf und sah zurück zu dem Restaurant in dem unsere Familie gerade frühstückte. Rick zog ein Walkie- Talkie aus seinem Hosenbund und sprach leise hinein. "Hallo, könnt ihr mich hören?" Micahs Kinderstimme antwortete sofort.

"Ja, Dad. Ich höre dich klar und deutlich. Was ist los?"

"Feind Annäherung von Westen. Verschwindet über Nebenstraßen." Die Männer bewegten sich und kamen näher. Ich riss Rick das Funkgerät aus der Hand und befahl:

"Eva, zeig ihnen den Weg übers Dach. Das ist sicherer." Evas stimme erwiderte:

"Mach ich." Rick nahm das Funkgerät wieder an sich und sah mich anerkennend an. Bei meinem selbstgefälliges Lächeln verdrehte er die Augen. Rick und ich liefen durch Gärten und verlassene Häuser zurück zu unserer Familie. Aber wir verbrauchten zu viel Zeit damit uns zu verstecken, ich sah es als einer der Männer ohne Vorwarnung schoss und wir Dan schreiben hörten.

Rick schoss und tötete zwei der Männer sofort. Er war ein erschreckend guter Schütze. Von den Schüssen aus dem Hinterhalt aufgeschreckt feuerten die Rüpel in jede Richtung. Ich sah Eva und Micah über unseren sicheren Fluchtweg verschwinden. Eva würde Micah mit ihrem Leben beschützen. Lorena rannte ihnen hinterher.

Saphira schleppte Dan in den Wald in der Hoffnung auf Deckung. Alle feuerte wild durch die Gegend. Ich mochte Feuerwaffen nicht besonders aber Messer dafür sehr. Ich warf die aus Glasscherben und anderem spitzen Zeug gemachten Messer und tötete. In einer Welt wie dieser war morden keine Option mehr, es war eine Notwendigkeit.

Ich hatte mich mit dieser Tatsache schon lange abgefunden. Eva, Micah und Lorena waren außer Sichtweite und auch Saphira und Dan waren fort. Nur Rick und ich waren übrig. Als wir aufhörten zu schießen, machten unsere Gegner natürlich weiter. Der Blutdurst hatte sie gepackt. Wir schlichen uns in den Wald und ließen diese Schießwütigen Idioten hinter uns.

Es hatte keinen Zweck sie alle unschädlich zu machen. Lux hatte zu viele dieser Idioten in seiner Armee. Es würden einfach andere ihre Plätze einnehmen. Rick nahm meine Hand und wir rannten so schnell uns unsere Beine tragen konnten. Die Schüsse hinter uns wurden leiser und schließlich hörten sie auf. Schwitzend und nach Atem schnappend lehnte ich mich an einen Baum. Rick holte erneut sein Walkie-Talkie heraus und sprach leise:

"Micah. Wo bist du Kumpel?" Micah antwortete nicht. Ein paar furchtbare quälende Sekunden hörten wir nur das Knacken und Rauschen am anderen Ende der Leitung. Als schließlich jemand sprach war es Eva.

"Alles okay. Wir mussten nur ein paar Mal dagegen schlagen." Meine Schwester, das Technik- Genie. Rick blieb angespannt.

"Wo ist mein Sohn?" "Dad. Ich bin hier. Musste nur mal wo hin. Eva, hier." "Wir sind Richtung Süden gelaufen. 87 Straße. Lorena, Micah und ich. Keine Ahnung was aus Saphira und Dan geworden ist. Ich atmete erleichtert aus. Eva ging es gut.

"Was ist mit den Angreifern? Folgen sie uns?" Rick sah sich um. Ich tat es ihm gleich, konnte aber nichts hören oder sehen.

"Sie sind wie Bluthunde. Sie werden die Gegend absuchen. Eva, es ist wichtig das ihr hier wegkommt. Geht weiter Richtung Süden. Dort gibt es ein großes Einkaufcenter, namens Arcane. Dort treffen wir uns."

"Gut. Ist Elsa bei dir?", fragte sie mit zitternder Stimme. Sie wollte die Antwort offensichtlich nicht hören. Rick gab mir das Funkgerät.

"Ich bin okay. Alles Gut, Evi. Tu was Rick sagt, wir werden euch dort treffen." Rick nahm das Funkgerät zurück und sah mich an. Ich wusste was nun kam, hatte es in seinen Augen gesehen.

"Wir müssen sie finden.", sagte er mit bittender Stimme. Der Befehlston den er zuvor bei Eva benutzt hatte war verschwunden. Er wagte es nicht ihn mir gegenüber anzuschlagen. Diese Tatsache hätte mich weich machen können tat sie auch, aber ich musste meine Bedenken dennoch äußern. Ich schüttelte den Kopf, ließ meine Gefühle nicht durchscheinen.

"Das ist Schwachsinn und du weißt das auch."

"Nur dieser Tag. Wir müssen die Bluthunde sowieso auf die falsche Fährte locken, da können wir ja gleich nach ihnen suchen. Bitte." Sein Blick ruhte auf mir. Er würde nicht ohne mich gehen, kam es mir in den Sinn. Er wollte mich nicht alleine lassen. Süß, aber unnötig, ich konnte auf mich aufpassen. Ein Tag war riskant, aber ich verstand sein Bedürfnis, sie zu finden. Saphira und Dan konnten immer noch da draußen sein. Am Leben. Ich nickte und wir liefen los. Legten falsche Fährten und führten unsere Verfolger in die Irre.

Wir waren gut in Form, schnell und leise. Aber selbst mit diesen Fähigkeiten fanden wir sie nicht. Wir fanden Spuren, Blut und Fußabdrücke, aber diese ließen nichts Gutes vermuten. Als es dunkel wurde und wir immer noch nichts Brauchbares gefunden hatten, gab Rick schließlich auf. Ich war hungrig und erschöpft, beschwerte mich aber nicht. Es würde nichts bringen.

Meine Kleidung war durchgeschwitzt und ich sah auch bei Rick Erschöpfung. Unsere Schnelligkeit ließ rapide nach und während wir weiter nach Süden rannten. Die Sonne ging als blutroter Ball unter und hinterließ die kühle Nachtluft. Rick hatte eine Blockhütte entdeckt und deren schwere Holztür aufgebrochen. Sie bot nicht viel platz, war verfallen und zügig.

Wir durchsuchten die Schränke, bis wir alte Konservendosen fanden. Ich fand auch eine alte Öllampe und entzündete ein schwaches Licht. Genug damit wir das Essen, das wir in uns hinein schaufelten wie Verhungernde auch sahen. Essend und Trinkend landeten wir auf dem Boden. Wir hatten uns mit den verbliebenden Polstern und Decken ein Nest gebaut.

Ich konnte ein unangenehmes pochen in den Muskeln meiner Beine spüren und fragte mich ob Rick genauso erledigt war. Er ließ sich nichts anmerken. Aß schweigend, doch hin und wieder sah ich ihn wie er versuchte seine Nackenmuskulatur zu massieren. Die Anstrengungen des Tages hatten seine Spuren an uns beiden hinterlassen.

Ich stellte die leere Dose weg und schnürte meine Wanderstiefel auf, streckte meine Beine aus und wackelte mit den Zehen. Rick sah mich lächelnd an und tat es mir gleich.

"Gute Idee. Freiheit für die Füße. Ich hoffe nur der Gestank wird uns nicht umbringen.", meinte er grinsend. Ich lachte und leckte über meine Lippen, schmeckte immer noch das Dosenfleisch. Es war nichts Besonderes aber mein verhungernder Magen war mir dennoch dankbar gewesen.

"So Elsa. Jetzt können wir über den Kuss reden.", sagte Rick in die angenehme stille der Dunkelheit. Aus Sicherheitsgründen hatten wir die Öllampe ausgemacht. Ich wurde nicht rot oder schämte mich.

"Worüber willst du reden. Es war ein Kuss nichts weiter."

"So siehst du das? Ein Kuss ohne Bedeutung?" Ich drehte mich zu ihm, sah in seine schönen blauen Augen.

"Natürlich hatte er Bedeutung."

"Warum hast du mich geküsst?" Wieder schienen seine Augen etwas zu suchen. Da war etwas Wertvolles, das er verbergen wollte. Seine Seele vielleicht? Schnell fing er sich, verbarg was ihm wichtig war und meinte achselzuckend:

"Immerhin haben wir einen gewaltigen Altersunterschied." Ich ließ ihm seine Geheimnisse, wandte den Blick ab und kicherte.

"Das stimmt schon. Aber wir leben in einer tödlichen Welt und ich wollte nicht sterben ohne einen ersten Kuss." Ich sah ihn wieder an, sah den erstaunten Blick aus blauen Augen, die Lachfalten um seinen Mund und die Sorgenfalten auf seiner Stirn. Er war der schönste Mann den ich je gesehen hatte. Mit all seinen Ecken und Kanten. Ein weicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.

"Dein erster Kuss?! Ich fühle mich geehrt."

"Solltest du auch.", meinte ich mit einem frechen Grinsen. Rick rückte näher an mich, legte den Arm um meine nackten Schultern. Seine Jacke hatte ich auf einen der Sessel gelegt.

"Vielleicht sollte ich dir dann sagen, dass mein ganzer Name Richard ist. Rick ist ein Spitzname." Rick lächelte ebenso frech wie ich und sah dabei wie ein unartiger Junge aus. Ich spürte die Freude über unsere Neckerei. Er war glücklich.

"Gut, also mein Name ist Elsa, besser wird er nicht." Es ist ein starker Name. Der Name einer Kämpferin. Ich lächelte schief. Rick beugte sich vor und zog eine Decke, blau und alt aus einer der Kisten. Er breitete sie über mir aus und strich mir über die Wange.

"Wir sollten schlafen.", meinte er und stand auf.

"Ich übernehme die erste Wache." Ich kuschelte mich in die Decke und spürte meine Augenlider schwer werden.

"Ich kenne dich erst seit zwei Tagen. Ich sollte dir nicht vertrauen." Rick lächelte mich an.

"Nein, vermutlich sollte ich dir, wie du die Messer benutzt, auch nicht vertrauen. Aber wie du sagtest, wir leben in einer tödlichen Welt. Alles ist ein Risiko." Besonders für mein Herz, dachte ich.

"Danke." Rick sah mich verwirrt an.

"Wofür?" Ich lächelte geheimnisvoll.

"Du hast mir etwas Kostbares geschenkt und dafür wollte ich dir danken."

"Was wäre das?" Er kam näher, beugte sich zu mir.

"Eine schöne Erinnerung.", erwiderte ich. Rick kam noch ein Stück näher und drückte mir einen heißen Kuss auf die Lippen. Er war anders als derjenige, den ich mir selbst geholt hatte. Dieser war feurig und hungrig, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern.

Rick zog sich zurück und lächelte als hätte ich ihm ebenfalls etwas unglaublich Wertvolles geschenkt und wer weiß vielleicht hatte ich das ja auch.

Tag 3
Rick weckte mich zum Wachwechsel. Er legte sich auf den zuvor von mir benutzten Platz, zog sich die Decke über den Kopf und schlief sofort ein. Er vertraute darauf, dass ich meinen Job erledigte. Ich hätte gedacht, dass er aufgrund meines Alters Probleme damit haben würde doch für ihn war ich gleichberechtigt.

Ich stand auf, zog mich an und ging nach draußen. Es war stockfinster, aber im Osten sah ich bereits die ersten Sonnenstrahlen. Rick hatte mich lange schlafen lassen. Mit einem Seufzer streckte ich mich und ging ums Haus.

Ricks Jacke wärmte mich bei meinem Rundgang perfekt. Ich war an den Wald gewöhnt, da das Camp in dem ich knapp sechs Jahre meiner Kindheit verbracht hatte, im Wald gelegen war. Es war ein schönes Camp gewesen, gut organisiert mit einer Schule und einem Krankenzelt.

Natürlich waren dort auch ungute Menschen gewesen, aber die meisten wollten wirklich nur in Frieden den Rest ihrer Tage fristen. Die Katastrophe hatte uns alles genommen. Ich dachte nicht oft an den Tag zurück an dem sie angegriffen hatten.

Mama hatte sie Golems genannt. Alle anderen nannten sie Monster. Ihre Haut war braun, wie Ton und vollkommen schmerz unempfindlich. Viele Menschen hatte versucht mit großen Waffen gegen sie zu Kämpfen aber wer keinen Schmerz empfand, kämpfte und tötete einfach weiter. Sie fraßen die Lebenden wie Süßigkeiten, zerstörten Städte und Länder.

Ein Golem hatte die Kraft eine ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Woher sie gekommen waren, wusste keiner. Die Menschheit wehrte sich mit allem was sie hatte, aber während die Golems unsere Häuser niederrissen, eroberte Lux, selbsternannter Gott, den Rest der Welt.

Er scharte die miesesten Typen um sich und verbarrikadierte sich in einer unserer Städte. Als ich ein Kind war, wollte jeder dorthin, sie versprachen Unterkunft, Nahrung, Medizin und nicht zuletzt Sicherheit. Die Stadt, so hieß es war für die Golems unauffindbar. Meine Eltern wollten nicht zu Lux, sie hielten seine Absichten nicht für Ehrenvoll.

Sie waren sehr kluge Menschen gewesen, beides Wissenschaftler, die klügsten Köpfe des Landes. Aber das rettete sie auch nicht als Luxs Männer unser kleines Dorf fanden und es auseinander nahmen. ich war vierzehn und damit alt genug mich zu wehren und das tat ich auch. Es war das erste Mal das ich tötete.

Durch diesen Zwischenfall merkten Eva und ich das die Golems, die immer noch durchs Land streiften nicht die einzige Gefahr waren. Lux herrschte als grausamer Gott über seine Stadt. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind das seine Männer einfingen, musste für seinen Wohlstand arbeiten.

Eva und ich mussten diese Gerüchte nicht hören um zu wissen, dass wir niemals dort hin wollten. Unsere Eltern starben an dem Tag an dem sie uns fanden. Eva weinte und war außer sich. Ich erinnerte mich daran, dass ich sie gepackt hatte und mit ihr davon gelaufen war. So weit und so schnell wie mich meine damals kleinen und schwachen Beine trugen.

Ich wusste nicht genau was aus meinen Eltern geworden war aber ich hatte mich auch nicht umgedreht ums es herauszufinden. Es war ein Mysterium das ich lieber nicht aufdecken wollte. Ich hoffte nur, dass es ihnen gutging egal wo sie waren.

Nacht 1
"Wieso hat es nicht funktioniert?"

"Ich weiß es nicht. Wir haben alle Möglichkeiten durchgespielt." "Lass ihn das nicht wissen, Schatz. Wir müssen uns etwas einfallen lassen."

"Ich weiß, aber was nur. Was wir damals getan haben....."  "War töricht. Aber wir wussten es nicht besser. Was wichtig ist, das jetzt und hier."

"Was für Alternativen haben wir noch?"

"Nur eine. Aber diese können und werden wir nicht benutzen." "Wird er uns töten?"

"Ja, ich denke schon. Aber vielleicht können wir etwas anderes machen."

"Was?"

"Fliehen?" "Ach, Liebling. Das versuchen wir nun schon seit vier Jahren. Was macht dich glauben, jetzt wäre unsere Zeit?"

"Sie müsste jetzt alt genug sein. Ihre Gene werden sie verraten." "Wir müssen sie beschützen!"

"Ja und das werden wir auch. Aber es wird sich bemerkbar machen und dann können wir es nutzen um von hier zu verschwinden." "Ich habe kein gutes Gefühl."

"Das hatte ich seit vier Jahren nicht mehr. Aber es ist vielleicht unsere einzige Chance." "Die einzige Chance unsere Mädchen wieder zu sehen."

"Und endlich wieder frei zu sein."

Ich ging zurück zur Hütte und setzte mich an eines der Fenster. Rick schlief ruhig und selig, wie ein Baby. Nur das er immer noch seine Pistole in einer Hand hielt. Unsere Feinde waren klar definiert: die Golems, unzerstörbare Killermaschinen und Luxs Arme. Beide Parteien waren bereit und fähig uns zu töten.

Eva und ich blieben immer in Bewegung, suchten uns Verstecke und lebten so gut es ging. Aber ein Zuhause hatten wir schon lange nicht mehr. Ich hatte oft an die Golems gedacht. Sie waren wie aus dem nichts gekommen und selbst jetzt da die Welt in Trümmern lag, streifen sie umher. Suchend, drohend, was sie wirklich wollen konnten sie nicht sagen.

Ihr Gesicht besaß weder Mund noch Nase, da waren nur diese schrecklichen roten Augen, die diejenigen die sie erblickt hatten bis in ihre Träume verfolgten. Ich selbst hatte nie einen gesehen, aber meine Eltern. Sie waren die ersten die von den Golems wussten und hatten uns rechtzeitig aus der Stadt geschafft bevor die Golems ihr furchtbares Werk vollbringen konnten.

Die Sonne erschien nun vollends am Himmel und so ungern ich Rick auch weckte, wir mussten weiter. Eva wartete auf mich und niemals, niemals würde ich zulassen das wir uns verloren. Sie war alles was ich noch auf dieser Welt hatte. Leise schlich ich mich zu Rick und legte mich neben ihn, kuschelte mich mit ihm unter die Decke.

Es war so ein seltsames Gefühl, bei ihm zu sein. Ich hatte zuvor niemals solche Gefühle, nie das Verlangen bei einem Jungen oder Mann zu sein. Was machte ihn so besonders? Ich wusste es nicht. Aber seine schlafendes Gesicht gab mir das Gefühl von Geborgenheit und entspannte mich. Er wachte auf als er meinen Körper an seinem spürte.

Adrenalin schoss durch seinen Körper und er sah sich alarmiert um. Wir alle hatten gelernt immer und überall Gefahr zu sehen und Angst zu haben, Rick so mutig und stark er auch war, war keine Ausnahme. Ich lächelte um ihn zu beruhigen und wartete bis er die Umgebung zu seiner Zufriedenheit untersucht hatte und sich danach erleichtert zurücklehnte.

"Guten Morgen.", sagte ich leise. Rick sah mich an, schien erst jetzt zu bemerken wie nah wir einander waren. Unsere Beine und Arme berührten sich und ich fühlte wieder dieses warme kribbeln im Bauch. Ich ließ es zu. Er schreckte vor der Berührung nicht davon, intensivierte sie aber auch nicht.

"Guten Morgen ebenfalls.", meinte er nach einigen Sekunden.

"Sag mir Elsa, ist das vielleicht ein Traum?". Ich runzelte die Stirn.

"Wieso?" Er lächelte frech und strich mir über das Haar.

"Weil es der Traum jedes Mannes ist neben einer wunderschönen Frau aufzuwachen." Ich wurde rot.

"Du findest mich schön?" Er bewegte sich schnell, sehr schnell, beugte sich über mich und presste seinen Körper an meinen. Neugierig wartete ich auf seine Antwort, ließ nicht zu das das warme Gefühl in meiner Körper mich ablenkte. Seine Augen strahlten Sehnsucht aus, seine Lippen lächelten mich an. Er küsste mich, sachte und liebevoll. Nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt flüsterte er seine Antwort.

"Du bist perfekt." Ich lächelte und küsste ihn, presste mich noch näher an ihn, spürte seine Hände in meinem Haar, an meiner Seite, mit meinen verknotet. Die Sonne ging über unseren Köpfen mit blutroten, orangenen und violettfarbenen Strahlen auf, erhellte die kleine Hütte und ließ unsere Körper glühen. Die Kälter der Nacht verzog sich.

Die Küsse waren heiß, voller Sehnsucht, doch nach ein paar Minuten schwellenden Glücks zog er sich zurück. Sah über meinen Kopf in die Sonne. Seine blauen Augen erschienen noch intensiver, sein braunes Haar offenbarte rote strähnen. Er sah auf mich hinunter und ich weiß nicht was er sah, aber er zog sich zurück und stand auf. Beinahe sofort vermisste ich seine Wärme, war aber seiner Selbstbeherrschung dankbar.

Ich war noch nicht bereit ihm auch dieses erste Mal zu schenken. Rick räusperte sich und half mich aufzustehen. Ein Lächeln war alles, das wir zu diesem kleinen Zwischenfall sagten. Er suchte nach etwas zu Essen und währenddessen sah ich an mir hinunter. Schmunzelnd erkannte ich das mein schwarzes Shirt während unserer intimen Begegnung verrutscht war. Es entblößte den größten Teil meines BHs. Ich musste zugeben, es war kein schöner BH, ein Sport-BH um meinen ohnehin großen Vorbau nicht unnötigerweise zu betonen.

Ich lächelte kopfschüttelnd und richtete dann meine Kleidung. Ohne nachzudenken nahm ich Ricks Lederjacke und reichte sie ihm. Er lächelte und schüttelte den Kopf.

"Schon okay, mir ist nicht mehr kalt.", meinte ich.

"Ich möchte, dass du sie behältst. Vielleicht wird dir ja doch noch kalt." Ich runzelte die Stirn.

"Oder du willst sie einfach nicht tragen?" Rick lachte.

"Ganz sicher nicht. Ich liebe diese Jacke. Aber..." Er suchte offensichtlich nach den Richtigen Worten. "Du willst, dass ich etwas von dir habe?"

"Hört sich doof an, oder?" Geknickt und so jung in seinem Verhalten stand er da. Ich zog die Jacke an und zeigte Rick ein blaues Armband das ich seit meiner Geburt hatte.

"Eva hat dasselbe nur in rot. Unsere Eltern haben sie uns geschenkt. Es ist etwas das uns verbindet, uns erinnert das es mal mehr im Leben gab. Ich werde deine Jacke tragen, Rick." Sein Lächeln war strahlend und als er sich vorbeugte um meine Stirn zu küssen, war es als hätte ich sein Herz erwärmt. Wir packten die paar Konserven, die wir fanden ein und aßen Beeren und Äpfel auf unserem Weg zum Einkaufscenter.

Wir ließen uns mehr Zeit als gestern, immerhin waren wir weit entfernt von der kleinen Stadt in der wir uns getroffen hatten. Die Sonne wurde deutlich wärmer und ich packte die Jacke in den alten violetten Rucksack, den wir ebenfalls in der Hütte gefunden hatten. Rick trug einen hellblauen am Rücken. Wir wanderten durch den Wald, hörten die Tiere erwachen, und den Wind rauschen. Ich atmete die frische Waldluft ein und fühlte mich frei.

Der Schweiß lief an meinem Rücken runter und während wir weitergingen hielt ich nach einem Teich oder See Ausschau. Ich musste nicht lange suchen und fand einen Bach. Lächelnd blieb ich stehen, warf den Rucksack auf den Boden und trag das klare, kühle Wasser. Rick folgte meinem Beispiel. Nachdem unser schlimmster Durst gelöscht war, gingen wir weiter.

Rick war ungewöhnlich still, zuerst dachte ich er mache sich sorgen um Micah aber da war noch etwas anderes. Ich konnte es an seinem nachdenklichen Gesichtsausdruck erkennen. Da es mir widerstrebte ihn zu drängen, sah ich mich im Wald um.

Es war friedlich, unglaublich friedlich, man konnte die Welt, mit all ihren Problem einfach vergessen. Fast konnte ich mir einreden, dass die letzten zehn Jahre Angst und Schmerz nur ein böser Traum waren. Ich hörte Rick tief durchatmen und dann mit ruhiger Stimme sagen:

"Rebecca." Ich sah ihn verwundert an, ein Frauenname war nicht das was ich erwartet hatte. Allerdings war ich mir nicht sicher was ich erwartet hatte.

"Ihr Name war Rebecca. Micahs Mutter.", fügte er als Erklärung hinzu. Ich war neugierig, hatte Fragen, aber offensichtlich war dies ein schwieriges Thema für ihn, also blieb ich stumm. Wartete auf mehr. Wir gingen nebeneinander her. Beide in Gedanken. Seine schienen düsterer zu sein, zumindest seinem Gesichtsausdruck nach.

"Ich lernte sie vor der Katastrophe in einer Bar kennen und kurz darauf war sie schwanger. Wir hatten Spaß, sie war klug, schön und süß. So süß. Ich weiß nicht ob es die wahre Liebe war, ich bin mir nicht mal sicher ob ich weiß was wahre Liebe ist. Aber ich weiß, dass sie mir etwas bedeutet hat. Micah kam ein paar Monate nach dem Mist auf die Welt. Bis zu seiner Geburt hatte ich panische Angst davor Vater zu sein. Ich hatte keine Ahnung was auf mich zukam und das hat mich fertiggemacht. Ich hab mich sehr darauf konzentriert unsere Gruppe zu führen und habe Rebecca dabei vollkommen vernachlässigt. Ich hab gesehen wie sie mit jedem Problem, mit jedem Kampf ein bisschen mehr gestorben ist. Doch alles was ich tat war sie zu ignorieren. Dann kam Micah auf die Welt und alles hat sich geändert. Als ich ihn sah, da wusste ich was meine Aufgabe war, ich sah Glück und Liebe in meiner Zukunft. Rebecca sah das nicht. Sie zerbrach an dem Tag. Vier Jahre habe ich versucht, wiedergutzumachen was ich die Monate zuvor bei ihr angerichtet hatte. Doch es hatte keinen Sinn mehr, sie tötete sich still und heimlich, hinterließ mir die Aufgabe für unseren kleinen Sohn zu sorgen."

Ich war ganz still. Gefühle waren nicht meine Stärke und ich wusste egal was ich sagte, nichts konnte diese schmerzlichen Erinnerungen besser machen.

"Eva hat das auch in Betracht gezogen, aber ich konnte sie umstimmen." Rick sah mich an, der Schmerz war immer noch in seinen Augen.

"Wie hast du es geschafft?" Ich lächelte schief.

"Ich habe Backzutaten gefunden und sie gezwungen Cupcakes zu backen. Sie ist eine begnadete Köchin, war sie immer schon. Es ist ihr die größte Freude auf der Welt, das und Kinder. Der Gedanke nie wieder kochen zu können, hat sie daran erinnert, das sie weiterleben wollte."

"Ich wünschte ich hätte es genauso tun können." Er sah traurig zu Boden. Ich hielt an, versperrte ihn dem weg und zwang ihn mich anzusehen.

"Stopp! Rebecca hat eine Entscheidung getroffen, genau wie du damals. Du warst jung und dumm, hast es nicht besser gewusst. Lass die Reue deine Liebe zu Micah oder dem Leben nicht schmälern. Er ist ein glückliches Kind und das dank dir. Das Leben kann immer noch schön sein, die Leute vergessen das nur manchmal. Aber es gibt Freude hier, du musst sie nur sehen" Er fasste an meine Wange.

"Du hast Recht. Es gibt Freude hier."

"Wirst du jetzt romantisch?", fragte ich sarkastisch. Meine Hände lagen an seiner Brust, ich spürte sein kräftiges Herz schlagen.

"Hättest du ein Problem damit?" Ich schüttelte den Kopf.

"Ich werde nicht lügen, das habe ich mir vor langer Zeit geschworen. Das Leben ist zu kurz um es mit Lügen und Heimlichtuerei zu verschwenden. Ich mag dich Rick. Du fühlst dich irgendwie richtig an. Aber das heißt nicht das ich meinen Verstand verliere. Ich will dich kennenlernen, zuerst als Freund, danach können wir weitersehen einverstanden?" Rick lächelte mich an.

"Keine Lügen, keine Heimlichtuerei. Wir sagen was wir wollen und machen keine Ausflüchte."

"Genau"

"Dann haben wir einen Deal, Elsa." Ich lächelte triumphierend und ging weiter. Rick folgte mir. Alles war geklärt, alles war gesagt. Ich war glücklich und wusste nun mit Bestimmtheit das ich mit Rick auf einer Wellenlinie war. Es dauerte nicht lange und wir konnten das Einkaufzentrum sehen. Es lag an einer straße und war nicht besonders groß.

Ein Golem hatte das Dach fortgerissen und einen großen Teil des Gebäudes zerstört. Die Sonne ging langsam unter und zeigte uns ein schreckliches Bild. Aus dem Gebäude stieg Rauch auf und wir konnten deutlich ein Lagerfeuer sehen. Wenn das wirklich unsere Familie war, dann würde jeder Angreifer das als leuchtsignal auffassen.

Rick erkannte es im selben Moment wie ich. "Scheiße!", flüsterte er und rannte den Berg hinunter. Ich folgte ihm und zusammen rannten wir auf das Gebäude zu.

Anmerkung der Autorin: Ich liebe diese Geschichte. Ich sollte sie echt beenden...

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