Vater Jupiters Töchter
Vater Jupiter hatte vier Monde, die er seine lieben Kinder nannte.
Io, Europa, Ganymed und Kallisto waren ihre Namen.
Io war die schönste der Schwestern, immer bemüht ein Vorbild zu sein und zu gefallen.
Die zweite war Europa, sie war das Gegenteil ihrer Schwester Io, stets im Konflikt mit ihrem gutmütigen Vater. Sie liebte es zu widersprechen und herauszufordern.
Die dritte im Bunde war Ganymed, die Reisende. Sie war am weitesten von ihrem Vater entfernt und sah auf ihren Reisen viele Wunder.
Nun gab es noch die kleine Kallisto. Anders als ihre Schwestern war Kallisto einsam, das All schien ihr zu groß, die anderen Planeten und Monde zu weit entfernt. Sie hatte niemanden zum spielen. Leider verstand niemand ihre Gefühle, der Vater genauso wenig wie die Schwestern.
"Warum bist du traurig, Kind?", fragte Vater Jupiter und wandte sich seiner Tochter zu.
"Ich bin einsam Vater, kannst du nicht näher zu einem anderen Planeten gehen? Dann könnte ich mir einen Freund suchen."
Der große Jupiter schüttelte betrübt den Kopf. "Es tut mir leid, liebste Tochter, aber ich kann nur an meinem Platz sein. Vielleicht können deine Schwestern helfen?"
Mit neuem Mut wandte Kallisto sich an Io. Diese sah sich ihr Spiegelbild in den Seen auf Vater Jupiters Oberfläche an und bewunderte ihren Glanz. "Wunderschöne Schwester Io, willst du mir Gesellschaft leisten?"
Io rieß sich widerwillig von ihrem Spiegelbild los und erwiderte:
" Ach, Kallisto, ich würde gerne, aber ich kann meinen Platz nicht verlassen. Die Seen und mein Spiegelbild können nicht ohne mich weiterziehen. Frag Europa, sie kann bestimmt helfen."
Kallisto nickte und wandte sich ihrer zweiten Schwester zu. Europa stritt mit ihrem Vater über die Größe des Alls. Ihre kräftige Stimme war kaum zu überhören.
"Aber Vater, nichts kann unendlich sein! Niemals!"
Vater Jupiter lächelte milde, er war die Diskussionen mit Europa gewöhnt und liebte sie wegen des starken Charakters umso mehr.
Kallisto trat an ihre Schwester und den Vater.
" Europa, mächtest du mit mir um Vater kreisen?"
Zunächst nahm Europa Kallisto nicht wahr und redete unbeirrt weiter, doch nach mehreren Minuten wandte sie sich plötzlich um.
"Schwesterchen, siehst du nicht, dass ich mit Vater spreche! Er kann sich ohne mich nicht weiterdrehen, ich darf meinen Platz nicht verlassen. Geh doch zu Ganymed, sie kann dir bestimmt helfen!"
Kallisto seufzte genervt, verließ ihre Schwester und machte sich auf die Suche nach ihrer letzten Schwester Ganymed. Mit großen Augen suchte Kallisto in den Weiten des Alls. In der Ferne sah sie ihre Schwester und rief:
" Ganymed, Schwester, kannst du zu mir kommen? Ich bin so alleine."
Tränen sammelten sich in Kallistos Augen als sie diese Worte aussprach und hoffnungsvoll blickte sie in die Richtung Ganymeds.
Aus der Ferne konnte Kallisto etwas neben ihrer Schwester blitzen und blinken sehen.
"Es tut mir leid, liebe Kallisto, aber ich kann und will meinen Platz nicht verlassen. Es gibt so viel zu entdecken. Aber warte einen Moment."
Ganymed wandte sich zu diesem blinkenden Etwas neben ihr. Kallisto sah zu, wie es zu ihr schwebte und bekam Angst.
Was war es und was würde es tun?
Ängstlich schloss sie die Augen.
"Hallo, Kallisto, ich bin die Raumsonde Juno."
Der kleine Mond öffnete die Augen und sah einen blinkenden Metallkasten vor sich.
"Was bist du?", fragte Kallisto neugierig. Juno umkreiste sie fröhlich und antwortete:
" Ich komme von weit her. Mein Planet ist die Erde. Die Menschen haben mich ausgeschickt um den Jupiter zu erforschen. Ich bin schon lange unterwegs und meine Reise war lang und einsam. Darf ich Vater Jupiter mit dir umkreisen?"
Kallisto sah den Roboter sprachlos und ungläubig an. Nach all den langen Jahren wollte sie endlich jemand begleiten!
"Ja! Ja! Bitte bleib bei mir! Ich habe dir so viel zu erzählen!", rief Kallisto außer sich vor Freude.
Junos Lachen hallte mit Kallistos durch das stille All.
Seit diesem Tag war Kallisto nicht mehr einsam, denn die Raumsonde Juno war immer bei ihr. Vater Jupiter sah seiner kleinen Tochter lächelnd beim Spielen zu. Ihr Lachen ließ sein Herz warm werden.
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