Am Anfang meiner Karriere war ich nicht besonders glücklich über den mir zugeteilten Beruf. Er kam mir langweilig vor und das ganze Drama mit unschuldige Seelen fressen schien mir äußerst aufwendig. Aber was solls, dachte ich mir, probier's einfach mal aus. 

Meine Puppe war kleinkind groß und besaß diese wundervollen blauen Augen. Augen, die einen überall hin verfolgten. Meine Kollegen beneideten mich um diese Puppe. Mit ihren langen, fransigen Haaren würde sie jeden in die Flucht schlagen, zumindest erwartete ich mir das. 

Der Berufseinstieg fiel mir nicht leicht. Es bedarf ein gewisses Gespür für die Ängste der Menschen. Man muss wissen wann es Sinn macht einen Fuß der Puppe zu bewegen und welche Uhrzeit die Menschen am nervösesten macht. Mein Mentor nannte es eine Kunstform. Er war ein absoluter Meister seines Faches und in der Lage bereits nach wenigen Nächten im Haus seiner Opfer deren Seelen für sich zu beanspruchen. Ein wahres Genie. 

In meinem ersten Haus habe ich es selbst nach einem Jahr nicht geschafft. Heute weiß ich das meine Strategie falsch war. Weniger ist mehr. Als besessene Puppe muss man mit weniger anfangen und einem Höhepunkt zusteuern. Logisch, oder? Nun für mein aufgeregtes selbst vor all diesen Jahren unmöglich. Für Wochen wurde ich ausgelacht und verspottet, die Schikane hätte mich fast gezwungen die ganze Sache zu vergessen. 

Aber mein Mentor blieb hart mit mir und mein zweiter Fall lief schon viel besser. Ich mag meinen Job mittlerweile, auch wenn er manchmal schwierig ist. Irgendwer muss ihn ja machen , denk ich mir und heute schaffe ich es meine Opfer innerhalb weniger Tage um den Verstand zu bringen. Darauf bin ich stolz und wer weiß vielleicht lernen wir uns bald kennen. 

Ich würde mich freuen.