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Zeitversetzt

Die Luft war erfüllt von Millionen winziger Glühwürmchen. Helle, goldglänzende Punkte, welche sich majestätisch zwischen den Bäumen bewegten. Die Nacht hatte ihren tiefschwarzen Mantel über das unter ihr liegende Land gelegt. Sterne schmückten den Himmel, während der Mond ab und an hinter einer vereinzelten Wolke hervorlugte. 

Sie stand auf einem kleinen Hügel und beobachtete all das, dieses wunderschöne Schauspiel, das tief in ihrem Inneren längst vergessene Erinnerungen heraufbeschwor. Von Weitem würde man sie für ein Bärenjunges halten, Größe und Fellfarbe stimmten. Wer nahe genug herantrat, käme beim Anblick ihrer großen, dunkelgrünen Augen in Zweifel. Sie würden einen anziehen, so erfüllt waren sie mit Weisheit. Erst dann würde einem mit etwas Glück das Wort Waldgnom einfallen. Es wäre zu diesem Zeitpunkt allerdings zu spät, denn mit der Erkenntnis würde man seine Erinnerungen verlieren und sich in einen der in solchen Nächten manchmal herumtorkelnden Verrückten verwandeln. 

Eines der Glühwürmchen setzte sich auf ihr spitzes Ohr, welches unter dem Fell hervorlugte. 
"Thuja", flüsterte es, obwohl sie sich nicht sicher war, ob seine Stimme nicht einfach von Natur aus diesen Klang besaß. 
"Thuja", sagte es erneut, "wir hoffen, dass du dieses Jahr mit uns kommst."
Thuja atmete lange aus. Sie würde nicht mitgehen, das wusste sie, genau wie ihr kleiner Freund es ahnte.
"Wie jedes Jahr", antwortete sie, "bin ich nur hier, um zu warten. Ich warte auf meine Erinnerungen."

Was muss sie wohl erlebt haben?, murmelten die Glühwürmchen sich auf ihren Flügen zu. Gerüchte gab es über Thuja, denn ihre Erinnerungen mussten wichtig sein. Die Antwort war traurig und sollte im Herzen des Waldgnoms verschlossen bleiben. Was sie erlebt hatte? Nichts. Und doch wartete sie auf die Erinnerungen.

~

Auf der anderen Seite des Waldes erhellten allein die Sterne ihre Nacht, ohne die Unterstützung durch das Gewimmel kleiner Leuchtkäfer. Deshalb musste man achtgeben, in der Dunkelheit den Teich nicht zu übersehen, der sich sonst nur durch seinen schlammigen Geruch ankündigte. In regelmäßigen Abständen durchbrach ein Quaken die Stille. Auf einem Stein in der Mitte des Teichs saß der Urheber des Geräuschs, ein Frosch. Natürlich war es ein verwunschener Frosch, sonst wäre er in dieser Nacht nicht hervorgekrochen. Tiere waren klüger als Menschen, sie kannten die Gefahren und glaubten auch jenen Sinnen, die diese unverständigen Wesen als alberne Gefühle abtaten. 

Mit einem Flupp tauchte der Frosch nun ins Wasser. Er musste dicht an der Wasseroberfläche schwimmen, weshalb ein leises Plätschern die Stille durchbrach. Ein wenig Zeit verging, bevor ein Flapp den wieder auftauchenden Frosch verriet. Mit ein paar Sprüngen verschwand er im dichten Gras. 

~

Thuja konzentrierte sich. Mit jedem Jahr erinnerte sie sich schwerer. Sie lebte schon lange, zumindest glaubte sie das. Doch während Waldgnome recht unbeweglich in Bezug auf Örtlichkeiten waren, war Zeit für sie ein schwammiges Konstrukt. Deshalb wusste Thuna nicht wirklich, wie alt sie war. Sehr wohl wusste sie um die allgemeine Länge ihres Lebens, jedenfalls so ungefähr - aber welcher Teil davon lag in der Zukunft, welcher in der Vergangenheit? Der kleine Punkt, der den Moment darstellen sollte, war leicht zu übersehen. Verblassten Erinnerungen nun durch Alter und Vergessen, oder weil sich der Pfad der Zukunft langsam veränderte? Je klarer eine Erinnerung war, desto wahrscheinlicher war sie bereits geschehen.

Genau deshalb waren die Glühwürmchen in jener Nacht so wichtig. Einmal im Jahr kamen sie und weckten eine ferne Erinnerung. Früher waren ab und an klare Bilder von fremden Orten vor ihr aufgetaucht. Inzwischen waren es kaum mehr als erinnerte Gefühle an eine glückliche Zeit. Es fühlte sich warm und übersprudelnd an, fast kitzelte es sie ein wenig. Ein Kitzeln von innen. Wenn sie auch Schwierigkeiten hatte, Zeiten voneinander zu trennen, so wusste sie doch, dass sie diese Lichtung noch nie verlassen hatte. Auf diese Weise kam es zu ihrem Warten. Sie wartete darauf, dass die Erinnerungen eintraten.

~

Frösche waren da anders. Sie bewegten sich schnell von Ort zu Ort, aber die Zukunft blieb Zukunft weil die Vergangenheit vergangen war. Am Ende waren beide unwichtig. Man konnte nur die Fliege fangen, die einem im Moment vor der Nase herumschwirrte. Wer käme auch auf die Idee, sich von Erinnerungen ernähren zu wollen? Auch verwunschene Frösche dachten so, vielleicht dachten sie sogar am allermeisten. 

Gerade als der Frosch ins Gras verschwunden war, erglomm ein seltsames Leuchten zwischen den Halmen. Orte lagen näher beieinander, als manch einer dachte und der verwunschene Frosch machte sich das zu Nutzen. Er sprang durch das Leuchten direkt auf die andere Seite des Waldes. 

Hier waren sie, die leuchtenden Fliegen aus den Erzählungen. Dieses Mal würden sie ihm nicht entkommen. Der Frosch legte seinen Kopf in den Nacken und erstarrte. Ursprünglich wollte er in Lauerhaltung gehen, um in der richtigen Sekunde seine Zunge hervorschnellen zu lassen. Stattdessen verblieb er reglos. Sterne auf Erden - anders konnte er den Anblick nicht beschreiben. Überall um ihn bewegten sie sich, tuschelten, blinkerten, tanzten durcheinander. Selbst wenn sich eines von ihnen auf sein Maul gesetzt hätte, wäre er nicht in der Lage, nach diesem zu schnappen. Das Staunen lähmte ihn. 

"Was machst du hier?", fragte eine Stimme.
Ihm entfuhr ein Quaken und der Schreck erlöste ihn von seinem Verharren, sodass er sich umdrehen konnte. Sofort erstarrte er wieder, diesmal vor Angst. Was vor ihm stand, war pelzig und groß. Kleiner als ein Mensch, aber immer noch genug, um ihn mit einem Fußtritt zu zerquetschen.
Ich sollte fliehen, dachte er. 
Doch da waren diese Augen, sie wirkten sanftmütig. Waldgnom, dachte er.

"Was machst du hier?", fragte sie erneut. 
Nachdem sein Herzschlag sich beruhigte, fühlte er sich schnell viel sicherer. Waldgnome sind ungefährlich, außer für Menschen, die sich von ihnen leicht verwirren ließen. Für ihn waren sie zu unbeweglich, um ihn überhaupt zu erwischen. Normalerweise wollten sie das aber sowieso nicht. 

"Ich bin für die Leuchtfliegen gekommen ", sagte er.
Sie legte den Kopf schief.
"Die Glühwürmchen? Ich auch."
Jetzt wurde der Frosch mutiger. Glühwürmchen wurden sie also genannt.
"Möchtest du sie auch fressen?", fragte er.
Ein tiefes, freies Lachen entfuhr ihr und verhallte in der Nacht. Zwischen einigen Glühwürmchen, entstand ein aufgeschrecktes Gewimmel. Dann wurde es wieder still. Dem Frosch fiel es schwer, den Ausdruck im Gesicht des Waldgnoms zu deuten. 

~

Auf dem Boden vor Thuja saß ein ein verwunschener Frosch. Er saß dort, klein, glänzend im Licht der Glühwürmchen. Für Thuja glich es einem Wunder, dass er noch nicht weggesprungen war. Diese Dinger waren sonst so schnelllebig, konnten nie an einem Ort bleiben. Doch je länger sie ihn ansah, desto stärker spürte sie es. Eine Erinnerung, verschwommen, mehr der Gedanke an ein bedeutendes Gefühl stieg in ihr auf. Es war wie ihre Verbindung zu den Glühwürmchen, nur stärker, frischer. Auch hier glaubte sie, dass diese Erinnerung noch nicht eingetreten war. Sie war sich sicher, etwas tun zu müssen, um dieses Gefühl nicht zu verlieren. 

"Wenn ich die Glühwürmchen sehe", sagte sie mehr zu sich selbst als zu dem Frosch, "dann erinnern sie mich an etwas. Ich muss wissen, was es ist. Es ist wichtig. Deshalb komme ich jedes Jahr wieder."
"Vielleicht solltest du sie doch fressen", sagte der Frosch. 
Diesmal schüttelte sie de Kopf. 
"Sie fragen mich, ob ich mit ihnen komme. Aber ich habe diesen Ort noch nie verlassen. Ich warte nur auf meine Erinnerungen."
Nun war es der Frosch, der lachte. Ein Froschlachen, halb quakend.
"Das ist Quatsch. Man wartet nicht. Geh mit den Leuchtkäfern, dann bekommst du vielleicht deine Erinnerung."

Der Frosch hatte unverständig, plötzlich und aus dem Bauch heraus gesprochen. Trotzdem hatten seine Worte etwas in Thuja durchtrennt, er hatte die Leinen einer unhinterfragten Wahrheit zerschnitten. Sie spürte, dass sie frei war und dass diese Freiheit eine Entscheidung verlangte. Man wartet nicht auf Erinnerungen. Aber sie hatte es getan. Jedes Jahr hatte sie es getan.

Der Frosch begann umherzuspringen, ab und an folgte er einem Glühwürmchen, doch die Lust, sie zu fressen, war ihm vergangen. Viel lieber wollte er sie bewundern. Die Nacht war schön. Mehr war nicht wichtig. 

Thuja schloss die Augen, um ihren Gedanken besser folgen zu können. 
Es ist schon seltsam, dachte sie, wie eine kleine Unebenheit in der Zeit dich verändern kann. Vor der Ankunft des Frosches war alles wie immer. Und jetzt? Was machte sie so unruhig? Der Wunsch war es. Der Wunsch, den Glühwürmchen zu folgen. Die Erinnerungen zu finden, zu erleben. Ohne Absicht hatte der Frosch sie aufgeweckt, ihr die Verantwortung in die Hand gedrückt. Jetzt, wo sie einmal darüber nachgedacht hatte, konnte sie nicht einfach weitermachen wie vorher. Äußerlich vielleicht, aber es wäre etwas anderes. Sie müsste damit leben, entschieden zu haben, auf ihrer Lichtung zu bleiben.

Endlich öffnete sie die Augen wieder. Der Frosch saß jetzt ruhig neben ihr, sah aber in eine andere Richtung. Sie flüsterte:
"Ich habe mich entschieden. Ich möchte mit ihnen gehen."
"Dann", sagte der Frosch und drehte sich zu ihr um, "musst du dich beeilen."
Die Morgendämmerung hatte eingesetzt. Am Himmel standen noch vereinzelt Sterne, doch das Tiefschwarz um sie hatte sich in ein dunkles Blau verwandelt. Dagegen waren von den kleinen Lichtpunkten auf der Erde noch immer außerordentlich viele zu sehen. Trotzdem wusste Thuja, was der Frosch meinte. Alles in allem wurden es  weniger. Wenn sie es noch schaffen wollte, ihnen zu folgen, musste sie aufbrechen.

Sie erkannte den Moment, wurde aber gleichzeitig von einem anderen, kalten Gefühl ergriffen. Es war, als hätte sie einen Stein verschluckt, der nun irgendwo in ihrer Brustgegend feststeckte. Vor ihr blickte sie auf ihre Lichtung, die Wiese, den Übergang zum Wald. Es war vertraut, gemütlich, sicher. Zumindest wusste sie, dass es das normalerweise war. Jetzt wirkten die Glühwürmchen wie eine seltsam ferne Verlockung, ein Sprung ins Unbekannte, der alles verändern würde. 

Plötzlich dachte sie an Dinge, die vorher ganz aus ihrem Bewusstsein verdrängt waren. Wenn sie heute nicht in die Höhle unter dem Hügel zurückkehrte, würde sie verpassen, wie ihre Nachbarin, die Maus, ihren neuen Wurf großzog. Sie würde nicht wissen, was aus den Kleinen, Mäxchen, Lola und ihren Geschwistern, wurde. Im Herbst könnte sie ihre Höhle nicht winterdicht machen. Nächsten Frühling würde das erste Unkraut beginnen, in ihrem Wohnzimmer zu wachsen. Während Thujas Angst ihr einredete, sie würde nie wieder zurückkehren, verschwand ein Glühwürmchen nach dem anderen zwischen den Bäumen.

"Du solltest gehen", sagte der Frosch.
Damit warf er Thuja wieder zurück in die Realität. Der Anblick der letzten Leuchtkäfer um sie nahm ihr den Atem. Ohne noch eine Sekunde zu verschwenden, lief sie. Aber Waldgnome sind unbeweglich. Zwar kam sie voran, doch der Waldrand näherte sich nur langsam. Sie stieg den Hügel hinab und wurde gleichzeitig von ihren eigenen Fragen getroffen. Tat sie das Richtige? Wieso wollte sie gehen? Es glich einem Verrat an sich selbst, an allem, was sie in den Jahren zuvor getan hatte. Als würde sie zugeben, etwas Wichtiges verpasst zu haben, als wäre das Davor weniger wert. 

Gerade erst war sie den Hügel zur Hälfte hinabgestiegen, da wurden ihre Bewegungen langsamer. Teils lag es an der Erschöpfung, teils an ihrer inneren Zerrissenheit, Unentschlossenheit heraus. Dann wieder sah sie weitere Glühwürmchen verschwinden und beeilte sich erneut. Sie lief, sie atmete, ihr Kopf kam nicht zur Ruhe. Es war ein Schritt nach dem anderen und der Waldrand war noch weit entfernt. 

Letztendlich stand sie am Fuß des Hügels. Kurz verweilte sie, blickte sich um. Über den Hügel fallende Sonnenstrahlen blendeten sie. Der Tag hatte begonnen. Die wenigen Wolken waren in Rot getaucht. Auf der Lichtung war es leer. Keine Glühwürmchen flogen umher, kein Frosch war zu sehen. 

Ich war zu langsam, dachte sie. Thuja setzte sich auf den Boden. Alle Zweifel und Gedanken waren fortgefegt. Stattdessen wanderte eine Träne über ihr Gesicht. Noch eine. Noch eine. Immer mehr von ihnen.

~

Auf einer Lichtung saß ein Waldgnom und weinte. Was sie nicht sah, war das Funkeln zwischen einigen Grasbüscheln. Was sie nicht sah, war der Frosch, der daraus hervorsprang. Er sah suchend über die Wiese, brauchte nur ein paar Hüpfer, um zu ihr zu gelangen. Vor ihr angekommen, sah er ihre Tränen.

"Was machst du hier?", fragte er leise.
Das noch zwischen seinen Worten war deutlich spürbar.
"Ich war zu langsam", sagte sie.
Nach einer Weile ergänzte sie:
"Der Moment, auf den ich gewartet habe, ist gekommen. Aber er war schneller als ich und hat mich nicht mitgenommen."
Noch eine Weile später sagte sie:
"Ich bin schuld."

Der Frosch öffnete sein Maul und schloss es wieder. Solch eine Situation hatte er noch nie erlebt. Noch nie hatte es ihn so traurig gemacht, ein anderes Wesen weinen zu sehen.
"Das ist okay", sagte er schließlich.
Sie richtete den Blick auf ihn.
"Okay?", fragte sie.
Er nickte.
"Ich bin den Glühwürmchen gefolgt. Ich weiß, wo sie jetzt sind."
Thujas Tränen wurden weniger.
"Wenn du möchtest", sagte der Frosch, "bringe ich dich hin. Für dich ist es aber ein weiter Weg."

~

Thuja wollte nicht sofort aufbrechen. Sie nahmen sich Zeit. Ihr war klar, dass es lange dauern würde, bis sie zurückkehrte. Das sagten ihr ihre Erinnerungen. Als sie dann eines Tages soweit war, stand die Sonne gerade hoch am Himmel. Thuja überblickte die Lichtung von der Spitze des Hügels aus. Nur ein paar Fliegen und ein einziger Schmetterling flatterten umher. Der Frosch sprang auf ihren Kopf und blieb dort sitzen.
"Na dann", sagte er.
"Danke", sagte Thuja, "dass du mich begleitest."


Da ich mit Freude verkünden kann, die Vorrunde im Rainbowheart-Award bestanden zu haben, folgt mit diesem Kapitel nun eine weitere Geschichte für das Achtelfinale. Egal, wie der Wettbewerb weiterhin verläuft, er hat mir bisher nicht nur Inspiration für zwei Geschichten geschenkt, sondern auch neue Schreiberlinge auf Wattpad gezeigt. Vielen Dank also nochmal an @Thedarkheart123 für diese tolle Gelegenheit! Außerdem empfehle ich wieder, bei den anderen Teilnehmern vorbeizuschauen. Für diese Runde entstanden außer meiner noch vier weitere lesenswerte Kurzgeschichten. Natürlich konnte man sich wieder eine der drei vorgegebenen Inspirationen unter dem Oberthema "Fantasy" auswählen. Ich habe mich für den Anfang entschieden. Dabei habe ich nur ein paar kleine Wörter angepasst, ohne inhaltliche Veränderung und natürlich mit der direkten Erlaubnis. Hier kann man den originalen Anfang lesen: 




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