Then I Jumped
Ich stand vor dem Waldrand und sah zu ihm hinüber. Sein Gesicht war dem schattigen, tiefem Wald zugewandt. Ich musterte seine Perfektion. Seine braunen Haare waren an den Seiten kurz und in der Mitte etwas länger. Seine Gesichtsknochen markant und seine Nase spitz. Alles in allem war sein Gesicht perfekt. Es passte alles zusammen und nicht nur sein Gesicht war perfekt. Auch sein Charakter.
"Willst du mich noch länger anstarren, oder sollen wir weiter? Ich empfehle es dir mich nicht so während dem Laufen anzustarren, sonst fällst du noch über eine Wurzel oder so." Ich schmunzelte über seine Worte. "Du wirst mich ja hoffentlich auffangen...dann lohnt es sich zu fallen." Ich sah ihn grinsend an und lief voraus ins Dickicht. Wir liefen den Abhang hinauf, drängten uns zwischen den Bäumen hindurch. Einzelne äste hinterliessen rote Striemen auf meiner Haut, doch ich spürte es kaum. Es war mir egal, wir wollten nach ganz oben. Unser Ziel vor Augen bestritten wir den ganzen Abhang. Ich atmete die kühle Luft ein, sog sie tief nach unten in meine Lungen. Gott, das tat gut. Ich liebte die frische Bergluft. Wir waren hier um die Natur zu geniessen und das taten wir. Es war etwa fünf Uhr. Vielleicht auch vier Uhr. Keine Ahnung wir hatten jegliches Zeitgefühl verloren. Wir trampelten durch das Geäst, welches am Boden lag und ich musste mich wirklich auf den Boden konzentrieren um nicht hinzufallen. Vielleicht war es gut, dass er hinter mir lief, so konnte ich ihn sowieso nicht beobachten. Ich sah nach hinten und lief weiter. Schlechte Idee. In dem Moment in dem sich unsere Blicke trafen blieb mein Fuss bei einem Geäst hängen und ich viel vorwärts. Ich breitete meine Arme aus und wartete auf den Aufprall. Doch ich wurde vorher noch aufgefangen. Ich drehte mich und sah Kai an, der seinen linken Arm um meine Taille gelegt hatte und sich mit der rechten Hand selbst an einem Baum festhielt. Er stand ebenfalls schräg da und mein Kopf war nur einige Zentimeter vom Boden entfernt. Er zog sich mit seinem rechten Arm zum Baum hoch und mich gleich mit.
Wir standen wieder gerade und ich sah ihn einfach nur an, dann prustete ich los. Er tat es mir gleich und wir standen da, ein Arm immer noch um meine Taille, lachend inmitten des dichten Waldes. "Und... hat es sich gelohnt zu fallen?" Ich legte den Kopf schief und mein Herz machte einen Satz. Ich vergass alles um uns herum und sah nur noch ihn an. "Ja, es hat sich gelohnt." Mein Flüstern erreichte ihn, denn ein riesen Lächeln breitete sich auf seinem wunderschönem Gesicht aus. Seine weissen Zähne blitzten auf und ich sah verlegen zu Boden. Ich sah den Abhang hinauf. "Wir sind gleich oben angekommen, es fängt an zu dämmern und ich will oben sein bevor es dunkel sein wird. Sonst vermute ich, falle ich noch schneller als du reagieren kannst." Er kam näher zu mir heran und flüsterte mir ins Ohr: "Ich werde dich immer auffangen, Skye. Und wenn ich es nicht schaffe werde ich eben auch fallen." Ich sah ihn an, wand mich jedoch aus seinem Griff und trampelte weiter. Ich biss auf meiner Lippe herum. Vielleicht hätte ich etwas erwidern sollen, oder ihn anlächeln, doch ich konnte nicht. Ich hatte Angst zu fallen. Nicht körperlich, sondern seelisch. Für ihn zu fallen, mich ihn zu verlieben. Vielleicht tat ich es schon, aber es fühlte sich an als stände ich gerade an der Klippe. An der Klippe, bei welcher nur ein kleiner Windstoss zu einem Fall führen kann. Nur noch einige weitere Zeit mit ihm und der Windstoss wird kommen und ich werde diese Klippe hinabstürzen. Und wenn ich das werde, ist das weder schlimm noch ungewollt.
Ich brauche bloss die Sicherheit, dass mich jemand unten auffängt. Und dieser Jemand muss er sein, denn er ist der Grund dafür, dass ich fallen werde. Ich will sichergehen, dass er mich fängt, weil wenn nicht, ist weder mein Körper noch meine Seele, noch mein Herz retten. Allesamt werde in die Tiefe stürzen und von der Dunkelheit verschlungen werden. Ich weiss man kann Schmerz im Leben nicht vermeiden er ist ein Teil davon, aber solcher Schmerz sollte vermieden werden. Denn Verlust ist für meinen Geschmack der Schlimmste Schmerz. Und Verlust muss nicht nur mit dem Tod in Verbindung stehen. Ich trat aus dem Wald und lief den letzten Teil, bis zur Platform, über die grüne Wiese. Kai hatte mich aufgeholt und stapfte neben mir her. Ich konnte seinen stechenden Blick auf meiner Haut spüren und konzentrierte mich auf eine Wolke im Himmel. Irgendwie ironisch, dass die Wolke die Form eines Herzens hatte. Sie sah aus wie ein orangener Watteknäuel, da die Sonne alles orangen und rosa färbte. Es sah wunderschön aus und als wir endlich oben angekommen sind blieb ich erstmals regungslos stehen. Es war eine flache Ebene, auf der wir standen, genug Platz um darauf zu übernachten. Kai musterte mich immer noch besorgt und ich erwiderte seinen Blick.
"Wir...wir sollten alles mal einrichten, dann können wir diesen wunderschönen Ausblick noch geniessen." Er nickte und wir stellten unsere Rucksäcke ab. Wir falteten unsere Schlafsäcke auseinander. Wir nahmen die Holzscheite, welche wir vorhin im Wald gesammelt haben und stapelten sie. Wir entfachten ein Feuer und nahmen unser Essen hervor. Wir sassen da und genossen unser Essen. Ich sah nach rechts und ein atemberaubender Ausblick fiel mir ins Auge. Eine Ausblick in ein grünes Tal. Ein grosser See befand sich in der Mitte und überall rundherum ragten Bäume in die Höhe. Ich saugte diese Schönheit förmlich auf und wandte meinen Blick zu Kai. "Es sieht wunderschön aus." Meine Stimme war leiser, aber ich wusste, dass er mich gut verstand. "Ja, so wie du." Er sah mich an und zuerst dachte ich er machte Scherze, doch dann fiel mir die Ehrlichkeit in seinen Augen auf. Mein Herz fing wieder an unentwegt schneller zu schlagen. Dieser Junge machte mich verrückt. "Kai...?" Er wandte sein Gesicht von den Bergen ab und sah zu mir. "Hmm?" Ich umging das Feuer und setzte mich neben ihn. Ich sah hinaus runter zum Tal und versuchte die richtigen Worte zu finden. Ich sass im Schneidersitz da und spielte mit meinen Händen, welche ich in meinem Schoss platziert hatte. Er rutschte etwas näher und ich konnte seinen abwartenden Blick auf mir spüren.
"Skye du kannst mich alles fragen und mir alles sagen. Ich verurteile dich für nichts." Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. "Ich habe dich gefragt ob du mich auffängst. wenn ich falle. Dabei habe ich nicht nur gemeint wenn ich über eine Wurzel stolpere. Denn ich bin kurz davor für dich zu fallen... " Ich musterte ihn nervös und biss auf meiner Lippe herum. Es erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. "Ich werde dich auffangen Skye. Damit ich meine wenn du über eine Wurzel stolperst oder eine Türschwelle oder sonst ein Hindernis. Aber ich wusste von Anfang an, dass du nichts das gemeint hast...ich auch nicht. Als ich gesagt habe ich werde dich auffangen, da habe ich von Beginn an die Liebe gemeint." Meine Mundwinkelhoben sich aber sanken wieder als er ein "aber" aussprach. "Aber wenn ich dich fangen werde...werde ich dich nicht mehr loslassen." Seine Augen zogen mich in seinen Bann und ich realisierte seine Worte erst jetzt. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er jeden Moment abheben. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich konnte es fühlen. Ich war von der Klippe gesprungen.
---------------------------------------
So wie ihr seht aktualisiere ich ziemlich gerne, also ich bin eigentlich sehr aktiv.
Bei diesem zweitem Kapitel muss ich sagen, bin ich sehr zufrieden. Vielleicht liegt es auch daran, dass es sehr stark auf mich zutrifft. Ich bin jemand ich habe total Angst für die falsche Person zu fallen, obwohl Schmerz im Leben unvermeidbar ist. Durch diese Geschichte kann ich es nun vielleicht auch mit ein wenig weniger Angst ansehen. Aber ich finde allgemein die Liebe ist ein sehr komplexes Thema und ich habe schon einige Geschichten, die ich euch gerne mitteilen werde.
Eure Sam
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro