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We see the same stars

Leute, Leute, Leute.
Fast 4000 Wörter.
Meine längste Kurzgeschichte bisher. Habe auch ziemlich lange dran gesessen und bin echt zufrieden mit dem, was rausgekommen ist.
Findet ihr kürzere oder längere Oneshots besser?
Die Inspiration zu der Kurzgeschichte habe ich übrigens aus dem Buch Schreibinspiration von MitternachtsZauber.
Die Inspiration war:

Und ich habe dann wie das halt so ist weitergesponnen.
So, jetzt viel Spaß beim Lesen. Ich würde mich sehr über ein kleines Feedback oder ein Vote von euch freuen.

»Nur über meine Leiche!« Ich schrie durch das Wohnzimmer. Vor Wut schossen mir ein paar Tränen in die Augen.
Mein Manager schrie zurück, als würde der, der am lautesten schreit, gewinnen. »Es ist längst beschlossene Sache und schon geplant. Es ist bereits alles unterschrieben. Du hast keine Wahl und jetzt sei ruhig!«
Die Wanduhr schlug 18 Uhr und ich verließ fluchtartig den Raum.
Das extra feste Zuknallen der Tür löste mein Problem zwar leider nicht, war aber trotzdem befriedigend.
Ich konnte es nicht glauben.
Wie konnte er mir so etwas antun.
Da hatten sich meine Manager ja was ganz Tolles ausgedacht. Und sie war schlau genug gewesen, ihm das Überbringen der Nachricht zu überlassen. Sie wussten wie ich reagieren würde.
Eine Unverschämtheit war es trotzdem, was sie sich da leisteten.
Ich wusste schon lange, dass die beiden keine Engel waren, aber sie hatten mich an die Spitze gebracht, deswegen übersah ich ihre Macken. Aber dafür war es jetzt scheinbar zu spät.
Ich hatte mich von einer Menge überzeugen lassen, hatte alles Mögliche mitgemacht und mich nie beschwert. Schließlich wusste ich, dass von Nichts auch kein Erfolg kam, aber ich würde mich niemals gegen meinen Willen verheiraten lassen.
Niemals!
Da konnten die beiden sich auf den Kopf stellen und mit dem Arsch Fliegen fangen.
Das würde ich nicht mit mir machen lassen.
Irgendwann war es auch Mal zu viel.

Ich linste um die Ecke und schlich mich leise aus der Kammer heraus.
Im Arm einen Sack voll Bettlaken.
Leise tapste ich in mein Zimmer zurück und warf mich auf mein Bett.
Geheult hatte ich genug, jetzt musste ich handeln, sonst wäre ich morgen eine verheiratete Frau.
Eine Woche war es jetzt her, dass mir mein Manager den Plan verkündet hatte und jetzt war die Zeit der Flucht gekommen.
Mit verkniffenem Gesicht knotete ich mehrere Bettlaken zusammen, sodass ich nach einer Weile eine feste und lange Abseilmöglichkeit hatte.
Mein Rucksack, mit ein paar Dingen, hatte ich bereits gepackt und schnappte ihn mir jetzt nur noch.
Das Licht im Haus war aus, als ich leise zum Fenster schlich und es öffnete.
Kühle Nachtluft und ein leichter Frühlingsgeruch schlugen mir entgegen.
Ich schwang ein Bein über das Fensterbrett und stemmte mich nach draußen.
Durch regelmäßiges Training war ich zum Glück, was das anging, in Form.
Die Bettlakenschnur hatte ich fest verknotet und kletterte dann langsam an ihr hinab.

Plötzlich sah ich einen dunklen Schatten an der Hauswand schräg gegenüber. Der Schatten war ziemlich groß und bewegte sich Richtung Boden.
Da es schon dunkel war konnte ich kaum mehr erkennen und machte mich weiter an meinen Abstieg. Ein Stockwerk hatte ich bereits geschafft und eins musste ich noch.
Ich schaffte es nicht mich auf meine Klettern zu konzentrieren.
Mein Blick und meine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Schatten.
Mittlerweile glaubte ich, dass es ein Mensch sei, aber sicher war ich mir nicht und ob ich fasziniert war oder Angst hatte wusste ich auch nicht richtig.

Ich war auf dem Boden angekommen und drehte mich noch einmal zu dem Schatten, der vermutlich zu einer Person gehörte, bevor ich schnellen Schrittes im Wald verschwinden wollte.
Es war wichtig, dass ich schnell möglichst unauffällig weit von hier verschwand, damit mich niemand finden konnte und ich in Sicherheit war.
Ich hatte mich dazu entschieden mich erstmal durch den Wald zu kämpfen, da man mich in der Öffentlichkeit erkennen könnte und würde. Wenn ich dann etwas weiter weg und etwas Zeit vergangen wäre würde ich mein Glück irgendwo versuchen und mir vielleicht ein neues Leben mit einer neuen Identität aufbauen können.
Das ich nicht mehr zurück konnte war klar.
Der Ehevertrag war längst beschlossene Sache und mein einziger Ausweg war die Flucht.
Ich zwang meinen Kopf wieder zurück und lief zügig Richtung Wald, als ich aus den Augenwinkel wahrnahm, dass der Mensch wohl den Halt verlor und von der Hauswand fiel.

Ich rannte zu der Person, welche da gerade auf den Boden gefallen war.
Ich war zwar in einer Krisensituation und zählte zu den A-Promis, aber das war für mich kein Grund die Menschlichkeit zu verlieren.
Anscheinend war er nicht ganz so trainiert wie ich, sonst wäre er wohl gerade nicht von seiner Fluchthilfe abgerutscht und auf den Boden gefallen.
Weswegen er wohl abhaute?
»Hey, ist alles ok?«, fragte ich ihn und schaute ob er eine Wunde hatte.
Zum Glück war sein Sturz nicht besonders tief gewesen.
»J-ja« Seine Stimme war rau und dunkel und passte so überhaupt nicht zu seinen edel nach hinten gegeelten Haaren. Auch der Anzug den er trug, hatte mich nicht auf so eine Stimme schließen lassen, welche mir eine Gänsehaut den Rücken runter trieb.
»Was machst du hier um die Uhrzeit?«
»Fliehen.« Seine Antwort kam so schlicht und vollkommen emotionslos, aber gleichzeitig spürte ich, dass so viel mehr dahinter steckte, doch ich entschloss mich ihn nicht zu fragen und gab nur ein zustimmendes "Mhm" von mir.

Der Regen prasselte auf mich und durchnässte meine dreckigen Klamotten.
Mist. Ich hatte gehofft, dass mir noch etwas mehr Zeit bleiben würde bis zum nächsten großen Regen.
Vor einem halben Jahr war ich von Zuhause abgehauen. Zuhause. Ein seltsames Wort.
Früher hatte es für mich bedeutet, ein warmes Bett zu haben. Leckeres Essen und keine aufdringlichen Fans.
Jetzt aber war ein halbes Jahr vergangen, in dem viel passiert war. Ich hatte viel gelernt. Über mich. Über das Mensch sein.
Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt.
Anfangs war es unglaublich schwer gewesen zu überleben. Ich musste Nahrung finden. Fand ich keine Wasserquelle, war ich verloren. Jeder Tag, den ich überlebte, war ein gelungener Tag. Vorallem anfangs war es eine große Herausforderung gewesen. Es gab Tiere und vorallem war ich den Launen der Natur ausgesetzt.
So wie jetzt: Es schüttelte wie aus Kübeln und ein kalter Wind rauschte durch die Blätter.
Mittlerweile hatte ich mich eingelebt und kam Recht gut zurecht.
Aber trotzdem würde ich wahrscheinlich bald in die nächste Stadt müssen.
Meine zweite Kleidung war mir letztens gerissen. Eine Weile hatte ich sie noch tragen können, aber irgendwann war sie zu kaputt gewesen. Was bedeutete, dass ich nur noch eine hatte.
Und mit dem Regen und dem kalten Wind war das keine gute Kombination. Wenn ich nicht krank werden wollte, müsste ich mich sobald der Regen aufhörte, umziehen.
Wie ich an neue Klamotten kommen sollte war noch fraglich.
Ich wusste auch nicht wie die mediale Situation war.
War das Interesse an mir schon verschwunden? Konnte ich mich in eine Stadt wagen, ohne einen Aufstand zu riskieren?
Die Zeit im Wald hatte zwar auch mein Aussehen leicht verändert, aber ich war immernoch ich.

Zum ersten Mal seit Wochen spürte ich wieder das Gefühl der Unsicherheit in mir. Ab dem Zeitpunkt, an dem ich mich eingelebt und gelernt hatte, wie ich überlebte, war dieses Gefühl verschwunden. Nach einiger Zeit wusste ich, was ich konnte und was ich machen musste. Das ewige Zweifeln, welches früher mein ständiger Begleiter war, war einfach verschwunden. Die ersten Wochen waren unglaublich hart, ich war mehrmals kurz davor gewesen aufzugeben, hatte mich doch jedes Mal zusammengerissen. Und es hatte sich gelohnt. Irgendwann wurde es einfacher und ich genoss das Alleinsein, oder eher die Abwesenheit anderer Menschen und der übertriebenen Aufmerksamkeit.
Man könnte meinen, dass ich jemanden vermisste, aber so war es nicht. Ich hatte Unmengen an Freunden gehabt, aber keiner hatte mir wirklich was bedeutet. So schön es oft gewesen war als Model und Schauspielerin, so sehr genoß ich die Last, die von meinen Schultern fiel. Der ganze Druck immer perfekt sein zu müssen war weg. Das einzige Wichtige war jetzt noch zu überleben und da war egal wie ich aussah oder sprach oder sonst was tat. Niemand beurteilte oder verurteilte mich und solange ich recht gut lebte, war auch meine innere zweifelnde Stimme ruhig.

Ach scheiß aus Klamotten. Mit dem Gedanken wachte ich am nächsten Tag auf. Es regnete immer noch und ich hatte noch keine wirkliche Lösung gefunden.
Sobald der Regen aufgehört hatte, zog ich mich aus und hänge meine Sachen in die Sonne. Lief ich halt nackt durch die Gegend. Hier um Wald war eh keiner und selbst wenn, war mir das jetzt auch egal.
Ich wollte nur noch nicht zurück in die Stadt.
Ich lehnte mich an einen Baum und sank langsam zu Boden. Ich wusste überhaupt nichts mehr. Ich würde nicht für immer hier bleiben können, aber ich wollte nicht zurück.
Ich wusste überhaupt nicht mehr was ich wollte.
Jetzt wo ich tatsächlich über das Weitergehen entscheiden musste, war mein Kopf leer gefegt.
Der eisige Wind fegte durch die Bäume und sorgte für eine Gänsehaut auf meiner Haut.
Der Herbst war nicht immer unbedingt angenehm, auch wenn es wunderschöne Augenblicke gab.
Jeder Sonnenaufgang war wie ein Wunder für mich.

Voller Zweifel saß ich am Abend wieder an den Baum. Ich hatte den Tag überlebt und gut gegessen, aber ich wusste immer noch nicht wie es weitergehen sollte.
Plötzlich hörte ich ein Rascheln hinter mir, machte mir aber keine Gedanken. Im Wald gab es immer irgendwelche Geräusche. Wahrscheinlich war es eh bloß ein Tier.
Wieso hatte ich dieses Rascheln überhaupt so stark wargenommen und dachte darüber nach. Der Regenfall hatte wohl mein Gefühl der Sicherheit hier mit weggespült.
So ein Mist.
Seufzend stand ich auf und wandte mich dem Geräusch zu.
Ein großer Schatten stand neben einem Baum, direkt neben meinen, zum Trocknen aufgehängten, Klamotten, und schaute sich verwirrt um.
Leise schlich ich mich einen Schritt näher um mehr zu erkennen.
Entweder es war ein großes Tier, vielleicht ein Bär, oder...
Ein Mensch!
Ein Mann mit zerzausten Haaren und strubbeligem Bart stand da. Seine Kleider waren ebenso schmutzig wie meine. Nur hatte er mehr als ich. Über seinem Shirt trug er noch eine Jacke. Oder war es ein Jacket?
Quatsch. Wer geht denn mit sowas in den Wald. Er sah aus als wäre er schon länger in den Dichten meines Waldes gewesen. Dass ich ihn nie bemerkt hatte war seltsam.
Auf einmal drehte er sich um und schaute mir direkt in die Augen.
Sein Blick war durchdringend und direkt. Ich musste Schlucken und versuchte meinen Stand fest und selbstsicher wirken zu lassen.
Ich hatte solange kein Kontakt mehr mit Menschen gehabt, dass mir keine Worte einfielen, also zog ich nur meine rechte Augenbraue hoch. Wenigstens etwas, dass ich noch aus der damaligen Zeit konnte.
Sein linker Mundwinkel hob sich. Er schob eine, vom Wind in sein Gesicht gewehte, Strähne nach hinten.
Er war ungefähr so groß wie ich, aber etwas breiter gebaut und sah verdammt gut aus.
Vielleicht war ich aber auch nur ausgehungert und würde jeden Menschen attraktiv finden, den ich traf. Anscheinend vermisste ich es doch irgendwie.
»Na, was machst du denn hier so alleine?« Seine Stimme war dunkel und rief in mir eine Erinnerung vor. Als hätte ich sie schonmal gehört, wusste aber nicht wo.
»Dasselbe könnte ich dich auch fragen.« Meine Stimme klang etwas rau, man merkte, dass ich lange nicht mehr geredet hatte.
Er zog seinen Mantel, oder war es doch ein Jacket, aus und kam langsam auf mich zu.
Unsere Augen konnten sich immer noch nicht von einander lösen.

Etwa einen Schritt bevor er bei mir war, wachte mein Geist auf und ich sprang erschrocken zurück, drehte und hechtete auf den nächsten Baum.
»Hast du Angst?« Er lachte und kam zu meinem Baum, schaute nach oben und blieb stehen.
»Da kann wohl jemand nicht klettern, was?« Ich schnaubte belustigt und ignorierte seine Frage. Ich war nur vorsichtig geworden.
»Höhenangst«, erklärte er und setzte sich auf meinen Platz neben dem Baum.
»Ey, weg da. Das ist mein Platz.« Ich würde mir den Baum sicher nicht mit einem anderen Menschen teilen.
»Du sitzt doch da oben.«, sagte er und schaute zu mir auf.
»Such dir deinen eigenen Baum.« Ja vielleicht war es trotzig und kindisch, aber ich konnte nicht anders.
»Pff« Er schnaubte und blieb einfach auf meinem Platz sitzen. Er war genauso stur wie ich. Ich blieb oben auf meinem Ast sitzen und starrte in die Luft. Der erlaubte sich was. Schnappte mir einfach meinen Lieblingsbaum weg.
So ein aroganter Mistkerl.
Von dem würde ich mich nicht vertreiben lassen. Sollte er doch sehen.

Mit einem eleganten Sprung landete ich neben ihn und setzte mich. Ich tat so als würde ich seinen bewundernden Blick nicht bemerken, aber innerlich tat es mir doch gut, etwas Ehrfurcht zu bekommen.
Wir saßen eine ganze Weile stumm nebeneinander, bevor ich das Schweigen brach, da es echt kühl wurde.
»Kriege ich deine Jacke?« Ich hoffte er würde Mitleid haben und sie mir geben, da es echt kalt war und er noch was drunter hatte. Ich hingegen war ja immernoch nackt.
»Nein danke. Ich sehe dich eigentlich ganz gerne ohne Stoff.« Pff so ein perverser Fiesling.
»Her mit der Jacke oder du kannst gleich eine Erfrorene ohne Stoff begaffen.«
»Du bist echt gemein. Weißt du das?«
»Sagt genau der richtige. Gibst du mir jetzt deine Jacke?«
Er grummelte. »Ja« Murrend schälte er sich aus der Jacke und reichte sie mir.
»Danke. Ich bin übrigens Ivy.«, stellte ich mich ihm vor, nachdem ich seine Jacke angezogen hatte.
Sie war angenehm warm.
»Ok« Er zwinkerte mir zu. »Schöner Name. Passt zu dir. Aber was soll ich mit der Info?«
Oh man. Ich stöhnte auf.
»Dir ist echt nicht mehr zu helfen. Hat dir ein Reh ins Hirn geschissen? Du sollst dir den Namen einfach merken und dich auch vorstellen. So macht man das heutzutage. Zumindest normale Menschen machen das.«
Er lachte auf. »Tyler.«

Erstaunlicher Weise wurde er mir mit jeder Stunde, die wir uns unterhielten sympathischer.
Anfangs hätte ich das echt nicht gedacht, aber er war lustig und irgendwie auch nett. Auch wenn er das ab und zu etwas zu verstecken versuchte.
Wir quatschen bis die Sonne unterging und legten uns dann hin. An Einschlafen war aber noch nicht zu denken.
Es war aufregend so dicht neben Tyler zu liegen und seinen herben Geruch einzuatmen.
Seine warme Haut an meiner zu spüren. Obwohl ein paar wenige Stoffschichten dazwischen waren, hörte ich sein Herz klopfen.

Der Gedanke ihn zu kennen verschwand nicht aus meinem Kopf.
Auch in meinen, von seiner Nähe, benebelten Zustand, tauchten hin und wieder die Einbildungen auf, ihn schonmal gesehen zu haben.
Mir wollte aber nicht einfallen, woher oder wann, also versuchte ich es einfach darauf beruhen zu lassen und mich auf ihn und den Schlaf zu konzentrieren.

Wir hatten gestern Abend nicht nur rumgealbert, sondern auch etwas über unsere Probleme geredet.
Natürlich hatte ich ihm nicht erzählt wer ich war und wieso ich hier war, aber wir hatten darüber gesprochen, dass ich aktuell nicht wusste, wie es in meinem Leben weitergehen sollte.
Er meinte ich müsse ich mich irgendwann meinen Problemen stellen, aber solle trotzdem auf mein Herz hören.
Als ich erwähnt habe, dass das nicht so einfach ist, hat er mich etwas nachdenklich angeschaut.
Nach einer Weile, meinte er, dass er es verstehe, was ich nicht wirklich glaube, und, dass ich hier trotzdem nicht ewig bleiben könnte.
Und er hatte Recht. Ich konnte nicht für immer vor meinem Leben davonlaufen und mich verstecken. Dass mir menschlicher Kontakt, in der einsamen Zeit hier, gefehlt hatte, hatte ich ja auch schon bemerkt.
Also suchte ich am Morgen meine wenigen Sachen zusammen und beschloss, dass ich in der nächsten Stadt versuchen würde, mir ein neues Leben aufzubauen.

Wir standen uns gegenüber und wussten nicht, was wir sagen sollten.
"Auf Wiedersehen" oder "Bis bald" wären gelogen, denn wir wussten nicht, ob wir uns je Wiedersehen würden. Wir hatten uns so gut verstanden, aber manchmal war das Leben einfach unfair.
Man konnte sich die Personen, mit denen man Zeit verbringen wollte, nicht immer aussuchen. Leider.
Ich hätte gerne noch länger mit Tyler geredet und ihn noch mehr kennen gelernt.
»Ich fand es schön mit dir.« Seine Stimme war leise und er genauso verunsichert wie ich.
»Ja, ich auch.« Ich zögerte kurz. »Danke für das Gespräch. ... Und die Jacke.«
»Gerne« Vorsichtig lächelte er mich an.
»Also dann, genieß dein Leben und ... vergiss mich bitte nie.«
»Das könnte ich nicht, glaub mir.«
Wir starrten uns gegenseitig in die Augen und schwiegen.
Wir beiden waren noch nicht für einen Abschied bereit.
»Du schaffst das schön.«
»Mhm« Ich nickte und schloss mit einem Schritt den letzten Meter zwischen uns.
Seine Arme legten sich um mich und wir hielten uns gegenseitig.

Ein blöder Gedanke schlich sich in meinen Kopf und brachte mich dazu meinen Kopf von seiner Schulter zu heben.
Bevor ich Nachdenken konnte, drückte ich meine Lippen auf seine.
Schnell stolperte ich zurück und wurde sogar etwas rot.
»Äh ja dann tschüss« Ich drehte mich hastig um und lief in Richtung Stadt.
Er stand noch eine Weile mit großen Augen da und starrte verblüfft auf die Stelle, an der ich gestanden hatte.

Ich öffnete meine Augen und wünschte mir im selben Moment, es nicht getan zu haben.
Ich lag in einem gemütlichen weißen Bett mit vielen flauschigen Kissen.
Gegenüber von dem Bett stand ein riesiger begehbarer Kleiderschrank und durch die Fenster fiel sanftes Sonnenlicht und auf den Dächern, der Häuser auf der anderen Straßenseite, lag eine dünne Schneeschicht.
Neben dem gemütlichen Bett stand ein Tablett mit einer Tasse heißen Kakao und ein Stück Kuchen.
Theoretisch war es der perfekte Morgen.
Theoretisch lag ich im Paradies.
Theoretisch liebte ich es so aufzuwachen.
Theoretisch war ich in Sicherheit.
Theoretisch hätte ich glücklich sein können.
Theoretisch war alles gut.
Aber praktisch war ich genau dort, wo ich nie mehr hin gewollt hatte. In meiner persönlichen Hölle, getarnt als Paradies.

Verraten.
Sie hatten mich verraten.
Zwei Männer und eine Frau.
Betrunken waren sie aus einem Club raus gekommen.
Die laute Musik dröhnte durch die Straßen und schmerzte in meinem Ohren. Solch enorme Lautstärken war ich nicht mehr gewöhnt. Ich war gerade aus dem Wald gekommen und suchte nun nach einer Idee und einer Wohnung für meine nahe Zukunft, als ich auf die drei traf.
Ich hatte mir nichts dabei gedacht, als sie lallend auf mich zu getorkelt kamen.
Ich hatte sie für einfache Betrunkene gehalten, aber das waren sie nicht gewesen. Nicht nur.
Sie hatten mich erkannt.
Obwohl ich mich in dem halben Jahr, in dem ich verschwunden gewesen war, verändert hatte. Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich.
Obwohl sie verdammt noch Mal betrunken waren.
Die drei waren komplett voll und zugeballert, und doch hatten sie mich erkannt.
Und nicht nur das. Nachdem sie mich erkannten, hatten sie mich gefilmt und das Material an die nächste Presse geschickt.
Ab dem Moment, in dem ich sie ihre Handys rausholen sah, wusste ich, dass ich am Arsch wäre.
Und so kam es dann auch.
Nur wenige Stunden später wimmelte es auf der Straße an Paparazzi und Schaulustigen. Die ersten Meldungen und Artikel waren bereits eine halbe Stunde später veröffentlicht.

Ich wurde nicht vergessen.
Eigentlich war es was Gutes. Die meisten Menschen wünschten sich, dass man sich an sie erinnerte.
Aber für mein weiteres Leben war es quasi essentiell, dass niemand mich erkannte.
Tja, das war wohl alles Wunschdenken gewesen.
Kaum wurde ich erkannt und die Sache verbreitet, standen meine Securitys vor mir. Sie schnappten mich und fuhren mich nach Hause, wo mich eine saftige Standpauke meiner Manager erwartet hatte.

Ohne Zeit zu verlieren wurde der Hochzeitsvertrag erneuert und die Feier für nächste Woche geplant.
Morgen sollte die Verlobung stattfinden, beziehungsweise eigentlich würde ich nur meinen zukünftigen Ehemann kennenlernen. Es war ja schon alles geplant.
Ich wusste, dass er wahrscheinlich auch nichts dafür konnte und wie ich gezwungen wurde, aber es fiel mir trotzdem schwer ihn nicht zu verabscheuen.
Bestimmt wäre er ein totales Arschloch.
Mit so einem könnte ich doch nie was anfangen.

Ich wachte schon mit einem unangenehmen Gefühl im Magen auf.
Heute war der Tag.
Der Tag, an dem ich mein Unglück treffen würde.
Mit einem Seufzen hiefte ich mich aus dem Bett, bevor einer meiner Leute kam.
Ich schleppte mich langsam ins Bad und glitt in die Wanne.
Das heiße Wasser ließ mich wohlig aufstöhnen.
Himmel, war das ein Genuss.
Seltsamerweise, vermisste ich es, dass ich in dem letzten halben Jahr nicht hatte Baden können. Obwohl ich in der Zeit keinen Gedanken daran verschwende hatte, stellte ich es mir jetzt unmöglich vor. Man gewohnte sich doch einfach viel zu schnell wieder an den Luxus.

Meine Stylistin kam mit einem Kleiderbeutel und ihrer Make Up Kiste ins Bad.
Sie half mir bei dem komplizierten Schnürverschluss des Korsetts und half mir in das enge Kleid.
Es hatte einen großen Ausschnitt, zeigte aber auch viel Rücken.
Es war dunkelrot und schmiegte sich eng an meinem Körper. Es betonte meinen Körper, allerdings hätte es mir vor einem halben Jahr besser gestanden.
Sie hatten mich gestern gesehen, sie wussten das mein Körper sich verändert hat. Und ich wusste, dass es kein Problem gewesen wäre ein neues, passenderes Kleid zu besorgen. Sie wollten es mir so peinlich machen wie es geht. Der Vertrag war eh schon unterzeichnet, also konnte ihnen mein erster Eindruck bei ihm egal sein. Am Ende ging es eh nur um Geld, Macht und Status. Alles Dinge, die ich hatte. Also konnten sie mich so bestrafen. Nur das es mir nichts mehr ausmachte und eigentlich ziemlich egal war.
Wie auch immer. Ich würde mich nicht für meinen Körper schämen. Natürlich sah ich nach einem halben Jahr in der Natur nicht mehr so aus, wie davor mit Trainings- und Essensplan.
Ich fand mich trotzdem schön und ich schiss auf die Meinung meines Zukünftigen.
Niemand würde mein Selbstbewusstsein je wieder zerstören können.

Etwa drei Stunden später stand ich geschminkt und gestylt in meinem Wohnzimmer. Meine Haare lagen perfekt und man sah kein einzigen Staubfussel auf meinem Kleid. Ich sah perfekt aus und ich hasste es. Also mein Aussehen, mich selbst mochte ich.
Kurz darauf klingelte es auch schon an der Tür.
Er war da.
Scheiße.
Mein Manager öffnete ihm die Tür und führte ihn in die Wohnung.
Ich hörte leise Stimmen.
Die meines Managers, eine seltsam angenehme und eine dritte. Anscheinend hatte er auch jemanden von seinem Leuten dabei. Machte auch Sinn.

Gelangweilt schaute ich zur Tür.
Ich stand gerade und stolz da. Er sollte sofort sehen mit wem er es zu tun hatte. Ich setzte meinen perfekt einstudierten Rich Bitch Blick auf.
Er würde nicht hinter meine Maske schauen können und es nicht wagen sich mit mir anzulegen.

Die Tür des Wohnzimmers glitt auf und mein Manager trat zuerst ein.
Hinter ihm sah ich einen fremden Mann, Mitte 30, in den Raum kommen. Er musterte mich auf eine seltsame Art, so als würde er meinen Wert und Nutzen abschätzen. Ekelhafter Wicht. Ich war doch kein Gegenstand.
Leider fühlte es sich oftmals so an. Das war die Schattenseite des prominenten Lebens.

Hinter ihm trat er ein und meine Wut wich der Überraschung.
Unmöglich!
Das konnte nicht sein.
»Hey Ivy«
Vor Schreck öffnete sich mein Mund. Verwirrt schloss ich ihn schnell wieder und starrte ihn mit großen Augen an.
»Tyler«

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