Was der Sternenhimmel auslöst
Hey,
Ich habe beim Schreibwettbewerb von sweet_predator mitgemacht.
Die Vorgabe für die Kurzgeschichte war das folgender Satz enthalten sein muss: "Warum fürchtest du die Sterne?"
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir schreibt, wie er euch gefallen hat.
Und jetzt Vorhang auf für unseren Sandmann!
»Ich will da nicht hinauf.« Meine Stimme zittert leicht, als ich die Worte ausspreche. Bisher habe ich es vermieden über meine Angst zu sprechen. Es schickt sich nicht als Sohn des Sandmännchens Angst zu haben. Egal wovor.
Ich verschrenke meine Arme vor meinem langen weißen Bart, um meine Unsicherheit zu verbergen.
»Aber wieso denn nicht?« Meine Mutter ist besorgt, was mit mir los ist. Verständlich, sonst bin ich der furchtlose Sohn, der niemals Schwäche zeigt, aber irgendwann kann auch ich nicht mehr.
Ich glaube sie sieht und spürt mein Zögern. Ich lasse den Blick eine Weile schweifen bevor ich antworte.
»Ich habe Angst«
»Vor der Höhe?«, sie klingt beunruhigt.
Das wäre aber auch wirklich seltsam. Ein Sandmann soll keine Höhenangst haben. Habe ich auch nicht.
»Nein« Ich schüttele den Kopf. Die Höhe fürchte ich nicht und so besonders hoch ist unser Schlafplatz in der Baumkrone auch nicht.
Es ist etwas anderes, das mich jedesmal wieder zum Nachdenken und Zweifeln bringt und mir irgendwie Angst macht. Und zwar immer dann, wenn es für uns Bettzeit heißt.
Ich nehme all meinen Mut zusammen und erzähle ihr von meinem Problemen.
»Ich weiß es nicht. Ich fühle mich einfach nicht wohl, wenn ich auf der Baumkrone liege und in den weiten Himmel schaue.«
Ja, vielleicht war das das Problem. Die Weite des Himmels.
Wenn ich in den Himmel schaue, besonders in den Nachthimmel, ich weiß nicht, irgendwie schmerzt diese Weite. Der Himmel ist unendlich groß und unbegreiflich. Man kann ihn nicht fassen, man kann es sich nicht vorstellen. Man kann das Ende nicht sehen. Es gibt keins.
Und egal was wir tun und machen, der Himmel bleibt wie er ist und wenn ich dann abends da liege und nach oben schaue.
»Ich sehe den unendlich Nachthimmel, die vielen leuchtenden Sterne und frage mich was der Sinn ist.«
Der Sinn des Lebens. Der Sinn meines Lebens.
Wo meine Sterne sind.
Der Himmel hat so viele Sterne. Sie leuchten hell und wunderschön und in großer Anzahl.
Ich habe keine Sterne.
Niemanden, der für mich leuchtet.
»Und deshalb hast du Angst? Oder warum fürchtest du die Sterne? Sie sind hell. Sie schenken dir Licht. Sie sind etwas Gutes.«, forscht meine Mutter weiter. Ich schaffe es nicht alle meine Gedanken auszusprechen. Eigentlich sollen wir so nämlich nicht denken. Meine Mutter würde mir zwar nichts tun, aber es könnte jemand anderes hören, der mir nicht so freundlich gesinnt ist. Die Nacht hat Augen und Ohren.
»Ja, die Sterne sind gut und schön und hell und perfekt. Zu perfekt. Zu gut, zu schön, zu hell, zu eindrucksvoll.« Ich steigere mich immer weiter rein und muss abrupt enden, um wieder zu Luft zu kommen.
»Was bin ich dagegen?«, stelle ich nun die Frage, welche die Sterne immer in mir aufwerfen.
Ich. Ich liege hier unten und führe nur ein einfaches Leben.
Jeden Abend den selben Ablauf. Immer das gleiche.
So ein unbedeutender Ablauf der sich immer gleich wiederholenden Tätigkeiten. Ein unterbrechungsunmöglicher Kreislauf.
Wo ist meine Bedeutung?
Wieso bin ich hier?
Ich will nicht nur den Menschen Schlafsand in die Augen streuen. Ich will mehr machen.
Ich bin nur der Sandmann. Nicht Mal mehr das, wenn man es genau nimmt. Ich bin nur das Kind des Sandmannes. Und vielleicht wenn ich mich unter Kontrolle kriege, bin ich irgendwann richtiger Sandmann.
Aber das bin ja nicht ich.
So viele in den Generationen vor mir waren Sandmann. Ich will nicht nur der Sandmann sein. Es gab schon so viele, die 'der Sandmann' waren.
Ich will mehr.
Ich brauche mehr.
Es ermüdet mich immer das selbe zu tun, einfach weil ich keine Wahl habe.
Doch ich weiß nicht wie ich aus dieser Reihe ausbrechen könnte, was ich stattdessen tun könnte. Ich hatte nie, nein wir hatten nie, etwas anderes gelernt und zum Nichts tun bin ich mir dann doch zu schade. Es ist ein Teufelskreis. Ein ewiger Teufelskreis ohne Ausgang.
Es ist Fluch und Segen zu gleich ein Nachkommen der ewigen Erbfolge der Sandmänner zu sein.
Von den Kindern geliebt und verehrt.
Von allen Menschen gebraucht.
Und doch so unbekannt und unbedeutend.
Je älter die Menschen werden, desto weniger glauben sie an uns. Kaum einer weiß noch, dass sie nur wegen uns schlafen können.
Wir sind nicht mehr als eine Mythe, nicht mehr als eine Legende. Eine Sage. Ein Märchen, dass man den kleinen Kindern erzählt.
Und das sie vergessen, sobald sie älter werden.
Es ist unglaublich anstrengend seine Aufgabe zu tun ohne auch nur das kleinste Stück Respekt dafür zu bekommen.
Keine Ehrfurcht.
Nichts.
Nicht einmal Licht!
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