Die letzten Sekunden
Hey,
hier ist, Mal wieder super knapp, meine Kurzgeschichte für den Wettbewerb von SabinaOehler.
Ich hoffe sie gefällt euch.
Die Musswörter waren Kerzen, Mitternachtssnack, Sturzflug und Stimulation. Mein Oneshot hat knapp 1000 Wörter.
Viel Spaß beim Lesen.
Tja, manchmal hatte das Leben wohl echt kein Bock mehr auf einen.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie nicht unterbrochen worden wären.
Aber man konnte nicht alles haben. Das wusste Henri nur zu gut.
Er brauchte ja auch nicht alles. Er wollte nicht Mal alles.
Das was er wollte, war ein einziges Date mit Naomi.
Und einen Kuss. Von ihr.
Scheiß Idioten, dachte er sich, während er in den Helikopter stieg. Sie zerstörten ihm Mal wieder alles.
Er hätte jetzt ein Eis bei Kerzenschein genießen können, hatte er doch extra 20 Kerzen gekauft, aber stattdessen war er auf der Flucht. Mal wieder.
Er hasste sie. Er hasste sie, weil sie ihn aufgrund seiner Religion verfolgten.
Sie hatten ja nochmal was gegen die Religion an sich, sie hatten nur was dagegen, weil es nicht ihre eigene war.
Weil er sich ihnen nicht beugte und seinen eigenen Weg für richtig hielt und auch ging.
Er hatte ihnen nichts getan. Er hatte nur gelebt. Nur existiert.
Gut vielleicht war er nicht zu ihren Gottesdiensten gekommen.
Vielleicht hatte er ihre Messen verpasst.
Vielleicht feierte er nicht dieselben Feste, wie sie.
Aber war er deswegen wirklich so anders? Waren sie nicht alle Mensch?
Er fuhr sich durch die streichholzkurzen Haare und setzte sich auf den holzigen Sitz. Er knarzte leicht, als das Gewicht des Jungen auf die alten Schrauben kam, aber er hielt. Hatte er schon immer und würde er noch weitere Fluchten.
Hoffentlich.
Wenn sie nicht irgendwann erwischt werden würden. Es war immer knifflig den richtigen Weg zu wählen und unentdeckt zu bleiben.
Naomi hatte ihn dazu gebracht seine Deckung aufzugeben.
Er hatte sie sehr gern gehabt und gedacht, sie möge ihn auch.
War nicht so gewesen.
Für sie war er nur ein kleines Abenteuer. Mal etwas Abwechslung in ihrem öden Leben. Sie hatte nicht gezögert ihn alleine in sein Unglück rennen zu lassen.
Hatte nichts für ihn getan.
Stattdessen hatte sie bereits nach ihrem nächsten Liebhaber Ausschau gehalten.
Erst jetzt realisierte er, wie sehr sie ihn manipuliert und betrogen hatte.
Und er hatte gedacht es wäre etwas Ernstes.
Als er seufzte warf sein Kapitän einen mitfühlenden Blick nach hinten. »Es tut mir leid Kumpel.« Seine raue Stimme ließ ihn geborgen fühlen. So war es schon immer gewesen.
»Ich weiß. Danke, dass du für mich da bist.« Er hatte ihn nie verlassen oder verraten.
Stattdessen reiste er mit ihm durch die ganze Welt, immer auf der Flucht. Immer bereit schnell zu verschwinden, aber niemals alleine, immer mit ihm zusammen.
Sein Kumpel überlegte noch etwas zu sagen, aber schluckte es dann herunter. Sie wussten jeweils was der andere dachte, kannten sich schon fast ihr ganzes Leben lang. Für ihn hatte es nie einen Unterschied gemacht, dass sie an unterschiedliche Sachen glaubten.
Langsam gewann der Helikopter an Höhe und verschwand hinter den Bergen des Schlosses.
Sie ließen die Erinnerungen hinter sich, bereit für das, was sie als nächstes erwarten würde.
Bereits Stunden unterwegs, vielleicht auch nur Minuten, ihm kam es aber vor wie Tage, verließen sie endlich das Land.
Unter ihnen begann ein dichter, dunkelgrüner Wald. Nadelwald.
Viele Tausende Fichten und Kiefern stachen stolz aus dem Boden hervor. Nicht bereit nachzulassen und ihr schönes Kleid abzuwerfen, egal wie kalt es werden sollte.
Manchmal wünschte er sich, ein bisschen wie sie zu sein. Wie die Nadelbäume.
Unnachgiebig und ausdauernd.
Spitz und picksig, nicht leicht zu verletzen.
Nie die Hoffnung verlierend und immer strahlend schön.
Doch seine düstere Vergangenheit überdeckte jedes Strahlen und jeden inneren Schein.
Auf einmal begann der Helikopter zu Ruckeln. Er warf sich in der Luft hin und her, wiegte sich stark nach rechts und links.
Sein Kumpel und Kapitän versuchte die Kontrolle zu behalten, ähnlich wie bei einem Rodeoritt.
Der Wind rauschte ihnen in den Ohren. Wann hatte es angefangen so stark zu Stürmen?
Der nächste Windstoß ließ den Helikopter sich stark nach links legen.
Die Kontrolle über die Richtung in die sie flogen hatten sie längst verloren. Stattdessen spielte der Wind mit ihnen, wie kleine Kinder mit ihrer Holzeisenbahn.
Mit zusammengekniffenen Lippen riss sein Kumpel an dem Steuerknüppel.
Sollten sie es weiter versuchen oder landen?
Ein Risiko eingehen würden sie in beiden Fällen.
Jetzt im Schutz der Bäume, nicht wissend wo, landen oder sich weitertreiben lassen und hoffen irgendwann an einem guten Ort anzukommen und wiederzuerkennen wo sie waren.
Die Entscheidung musste schnell getroffen werden.
Der Wind war ein starker Gegner. Stärker als sie.
Aber vielleicht war er auch ihr Freund. Wer wusste das schon.
Mit zu hoher Geschwindigkeit rasten sie auf den Boden zu.
Die Entscheidung war getroffen.
Er hoffte, dass die Notlandung nicht schief ging.
Der Wind rauschte lauter als vorher in seinen Ohren und der starke Druck ließ eine so große Stimulation auf seine Atmung entstehen, dass sein Herz zu rasen begann und sein Puls in die Höhe schnellte. Das war zu viel Aufregung und Spannung für ihn.
Im steilen Sturzflug kamen sie dem Boden immer näher.
Die Angst in ihm wuchs.
Sie wuchs und wuchs bis ins unermässliche.
Unter ihnen harter Waldboden und hohe Bäume.
Ein denkbar schlechter Platz zum landen, doch einen anderen Möglichkeit hatten sie nicht mehr.
Er schloss die Augen und dachte an alle die ihm wichtig waren. An jene Leute, die ihm brutal genommen waren. Alle bis auf seinen besten und nun auch noch einzigen Freund, welcher einen unermüdlichen Kampf mit der Maschine ausführte.
Starr blickte er geradeaus, die Gefahr ignorierend und auf das Gute konzentriert.
Er hatte nie einen besseren Menschen als ihn kennengelernt.
Das wurde ihm jetzt Mal wieder bewusst, während ihn seinem Körper Todesangst und Hoffnung um den Platz kämpften.
Er zwang sich aus dem Fenster zu schauen, in der Hoffnung etwas zu entdecken, dass ihnen vielleicht half. Er versuchte nützlich zu sein, trotz seinem inneren Kampf und seiner großen Angst.
Da tatsächlich.
»100 Meter links« Er presste die drei Wörter gewaltvoll aus seinem Mund. Die Höhenangst machte ihm zu schaffen und nun auch noch die qualvollen Gedanken des kurz bevorstehenden Absturzes.
Sein bester Freund versuchte die Maschine in die Richtung, der von ihm entdeckten, kleinen Lichtung zu lenken, doch es war zu spät.
Ihre Leben rauschten vor ihren inneren Augen vorbei und ließen keinen Tag aus, egal ob wunderschön oder verletzend.
Eine weißer Kasten mit schwarzer Schrift ploppte auf dem flirrenden Bildschirm auf »Game over. Sie haben nur noch 1 Leben.«
Ich stöhnte auf und startete das Level neu. Ich scheiterte immer wieder an diesem verdammten Sturzflug.
Ich schnappte mir noch ein Stück Schokolade als Mitternachtssnack und nahm den Controller wieder in die Hand.
Nächster Versuch.
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