Bunt und vielfältig
Hey Leute,
es gibt wieder eine Kurzgeschichte von mir. Sie hat 1593 Wörter.
Der Oneshot war für den Wettbewerb von SabinaOehler und somit gibt es auch wieder Schlüsselwörter. Diese sind Klingelton, Horrorfilm, Neon(farben) und Lesbisch.
Ich denke der Titel klärt sich im Laufe der Geschichte von selbst.
Info zur Geschichte: Es gibt ein lesbisches Pärchen. Außerdem zeigt die Protagonistin homophobe Züge. Ich möchte euch bitten der Geschichte trotzdem eine Chance zu geben. Es findet auch eine Wendung statt und ich möchte euch bitten, die Geschichte nicht wegen einzelner Sätze, die die Protagonistin sagt, zu verurteilen. Zudem sollte ich noch sagen, dass ich niemanden angreifen möchte und ihr die Einstellung der Charaktere, insbesondere die der Hauptprotagonistin zum Anfang, nicht mit meiner gleichsetzen könnt.
Muss ich sonst noch irgendwas sagen? Nein, eigentlich nicht, oder?
Dann wünsche ich euch noch viel Spaß beim Lesen. Ich würde mich sehr über ein Feedback und eure Meinung freuen.
Ein blutrünstiges Monster, mit aufgerissenem Maul, sprang direkt auf uns zu. Laute Schreie ertönten.
Ich zuckte kurz zusammen, meinen Blick weiterhin fest auf den Fernseher gerichtet.
Nora, eine gute Freundin von mir und ebenfalls Fan von Horrorfilmen, saß neben mir auf dem Sofa und schaute genauso gespannt nach vorne.
Der Film war echt gut. Es ging um ein Monster, dass immer hungrig um Mitternacht erwachte und für Angst und Schrecken sorgte.
Eine Weile später, es war mega spannend, weil die Charaktere gerade das Versteck des Monsters gefunden hatten, klingelte Noras Handy.
Ein Beat setzte ein und eine Stimme begann zu singen. Anscheinend hatte sie ein Lied als Klingelton. Es ging irgendwie um zwei Mädchen, die sich liebten oder so. Keine Ahnung. So genau habe ich es dann doch nicht verstanden. Auf jeden Fall war es etwas seltsam.
Sie pausierte den Film und ging dran.
Eine andere Frauenstimme erklang und sprach irgendwas mit Nora ab. Genaues konnte ich leider nicht verstehen, da ich nur Noras Part richtig hören konnte.
»Das war meine Freundin. Sie will gleich nochmal vorbeikommen. Ist das ok für dich?«, fragte sie mich nach dem Telefonat.
»Ja klar« Wieso hatte sie "meine Freundin" gesagt und nicht "eine Freundin"? Gut, vielleicht hatte sie sich nur versprochen. War ja jetzt auch egal, da wir den Film weiterschauen wollten.
Etwa eine halbe Stunde nachdem wir den Film beendet hatten, er war extrem gut und das Ende war einfach episch gewesen, klingelte es an der Tür.
Das musste dann wohl die Freundin von ihr sein.
Nora machte ihr die Tür auf und das Mädchen fiel ihr gleich um den Hals.
Und dann ... Ach du heilige Makrele ... die beiden küssten sich. Auf den Mund!
Mit aufgerissenen Augen starrte ich die Szene an.
Anscheinend hatte Nora vorhin doch wirklich "meine Freundin" gemeint.
Bäh, war das eklig. Das sind zwei Mädchen. Die können doch nicht zusammen sein oder hier rumknutschen oder so.
Ich meine, dass ist doch nicht normal.
Ich hatte gedacht, dass Nora, wie richtige Mädchen, auf Jungs stehen würde und nicht auf Mädchen.
Wieso hatte sie denn nie was gesagt?
Ach du Scheiße. Im Sport hatte ich mich immer vor ihr umgezogen. Ich hatte auch nie ein Problem damit gehabt, aber das war als ich dachte, dass sie an Jungs interessiert war.
Was wenn sie gespannt hatte?
»Das ist meine Freundin Marie.« Sie deutete auf das Mädchen, das ihre Hand hielt. »Und das ist Alicia, eine gute Freundin von mir.«
Nora schien meinen verstörten Blick nicht mitzubekommen, doch ich glaube Marie, Maria oder wie auch immer die hieß, hatte meinen Ekel mitbekommen.
Sollte sie auch ruhig. Jemand musste denen Mal sagen, dass sich zwei Mädchen nicht so küssen sollten. Ist ja abstoßend.
»Was ist los? Hast du ein Problem?« Mar..., die Freundin von Nora wandte sich an mich.
»Ich kann nicht glauben, dass ihr so ... sowas seid.«
»Sowas sind?« Ungläubig starrte mich das Mädel an.
»Sorry Nora, aber ich kann nicht mit einer befreundet sein, die andere Mädchen abschleckt. Ist ja erbärmlich. Widerwärtig sowas.« Mit den Worten wollte ich mich umdrehen und gehen, denn sowas wollte ich mir echt nicht ansehen, das war doch nicht normal, aber ich wurde am Arm zurück gehalten.
»Ist das gerade dein Ernst?«, geschockt sah mich Nora an.
»Ja, sorry, obwohl eigentlich nicht sorry. Ich finde sowas geht gar nicht.« Wieso verlangte sie von mir überhaupt eine Rechtfertigung? War doch wohl logisch, dass sowas nicht gut war.
»Du beendest gerade einfach unsere Freundschaft, weil ich lesbisch bin?«
»Jap, exakt das mache ich. Solche Leute gehören echt einfach in die Hölle. Ihr seid einfach nur abartig. Fühlt ihr euch dabei nicht dumm?« Da wir wirklich gut befreundet waren nahm ich mir die paar Sekunden und versuchte ihnen zu erklären, was ich meinte, aber statt das zu schätzen, wurden die beiden nur noch saurer.
Am nächsten Tag in der Schule ignorierte ich Nora und auch sie ging mir aus dem Weg. Da wir in der selben Freundesgruppe waren, war es etwas schwierig, aber wir schafften es kein Wort miteinander zu wechseln.
Und so ging es auch die restliche Woche weiter.
Ich sah sie plötzlich einfach mit anderen Augen, jetzt wo sie auf Mädchen stand.
Zwei weitere Tage später, am Dienstag, verließ ich gerade das Schulgelände, sah ich Mara, oder wie sie jetzt auch immer hieß, neben dem Tor stehen.
Ich vermutete, dass sie auf Nora wartete.
Doch statt mich zu ignorieren, nahm sie meinen Arm und zog mich zur Seite.
»Hey fass mich nicht an du Schlampe!«, fuhr ich sie daraufhin auch gleich an.
»Können wir kurz reden? Am besten ohne, dass du mich beleidigt?«
»Was willst du?« Keine Ahnung warum ich nachgab. Vielleicht interessierte es mich doch irgendwie, was die mir sagen wollte.
»Was hast du gegen homosexuelle Menschen?« Wie kam sie denn jetzt auf die Frage.
»Das waren die Komischen, wie ihr, nh?«
»Ja, aber versuchs Mal ohne das "komisch".« Sie schien sich mühsam beherrschen zu müssen, um mir nicht an die Gurgel zu gehen, doch ich fand es irgendwie amüsant, wie viel Energie ihr das Gespräch kostete.
»Ich find's halt einfach unnormal und eklig.« Man, man, man, was war daran denn so schwer zu verstehen?
»Was ist daran denn nicht normal? Es sind doch trotzdem noch die selben Menschen? Was verändert denn die Sexualität an der Person selbst? Es kann dir doch egal sein wen Nora attraktiv findet. Das beeinflusst doch eure Freundschaft nicht.«
»Es ist halt einfach nicht natürlich und ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Mädchen auf ein Mädchen stehen kann. Fühlt man sich dabei denn nicht eklig?«
Auch wenn es eher als rhetorische Frage gemeint war, antwortete mir Mar..., die Freundin von Nora, drauf, allerdings nicht so wie erwartet.
»Nein. Du fühlst dich ja auch nicht seltsam, wenn du auf jemanden stehst.«
»Ja, aber das ist was anderes, weil wir dann unterschiedliche Geschlechter haben.« Bevor sie wieder versuchen könnte mir meine Argumente zu vernichten, was sie eh nicht schaffte, redete ich schnell weiter. »Mal abgesehen davon finde ich es total scheiße von Nora, dass sie mir das nie erzählt hat.«
»Wieso?«
Hä ist doch klar. »Naja, dann hätte ich mich so manches Mal nicht so freizügig vor ihr gezeigt.«
»Wieso stört dich das denn nur weil sie auf Mädchen steht. Das hat doch gar nichts zu bedeuten.« Anscheinend erriet sie worauf ich hinaus wollte, aber ihre Erklärung war etwas seltsam, obwohl sie irgendwie auch Sinn ergab. »Guck Mal, du stehst doch auch nicht auf jeden Jungen, nur weil er ein Junge ist. Du findest doch auch manche gut und manche weniger. Wieso sollte es bei Nora anders sein nur weil es sich um Mädchen statt Jungs handelt?« Sie redete gleich weiter. »Und schau Mal, bevor du es wusstest fandest du sie doch auch noch nett, dabei war sie da auch schon lesbisch. Nur weil du es jetzt weißt, ändert das doch nichts an ihrem tollen Charakter.«
Sie schaute mich eine Weile an und ich starrte stumm, noch ganz verblüfft von ihrer leidenschaftlichen Rede, zurück.
»Jedenfalls finde ich es echt nicht ok, was du da letztens abgezogen hast. Ich muss jetzt auch wieder los. Nora wartete.« Und mit diesen Worten drehte sie sich um und lief zurück. Am Schultor angekommen nahm sie Noras Hand und lief lächelnd mit ihr in Richtung Noras Haus.
In den nächsten Tagen dachte ich viel über ihre Worte nach.
Ich beobachtete Nora in der Schule kritisch und traute mich schließlich unsere anderen Freunde zu fragen, ob ihnen an Nora irgendwas seltsames aufgefallen war.
»Außer eurer Eiszeit nichts, wieso?«
Und auch generell fielen mir viel mehr homosexuelle Paare in der Öffentlichkeit auf. Hatte sich die Anzahl in den letzten Tagen vervielfacht oder war nur mein Erkennungssinn, bezüglich dieses Themas, geschärft geworden?
Vielleicht hatte ich doch falsch gehandelt.
Zu der Erkenntnis kam ich weitere zwei Tage später unter der Dusche.
Eigentlich konnte es mir egal sein auf wen oder was Nora stand. Sie war ja sogar in einer Beziehung also wieso sollte sie sich etwas an mir abgucken?
Und sie war ja wirklich wie immer. Sie mochte immernoch Horrorfilme, alles was neon war und lachte über die selben Witze.
Irgendwie war der Gedanke, dass zwei Mädchen oder zwei Jungs zusammen kamen, immernoch ungewohnt. Ich konnte mir es selbst einfach nicht vorstellen.
Wieso sollte man auf das eigene Geschlecht stehen? Aber gut, ich wusste ja auch nicht wieso ich bei Jungs auf rote Haare und nicht auf schwarze oder so stand.
Wo lag denn eigentlich der Unterschied zwischen Jungs und Mädchen? Also Mal abgesehen von den körperlichen? Gab es überhaupt einen?
Waren wir nicht am Ende alle nur Menschen in irgendeine Hülle gepackt? Aber das würde ja bedeuten, dass es keinen gab und dass es mir, solange sie mich nicht bedrängte oder so, egal sein konnte auf was sie stand. Es war ja eh nur die Hülle und da stand ja auch nicht jeder auf die selbe Augen- oder Haarfarbe. Dann konnte man das Geschlecht doch auch noch vernachlässigen. So einen großen Unterschied machte es unter den ganzen anderen Unterschieden dann auch nicht mehr.
Und Mal so generell, wenn sie mir irgendwie zu nahe kam, konnte ich sie ja dann auch immernoch stoppen. Vielleicht war sie ja trotzdem wie immer und wir könnten weiter befreundet bleiben.
Wenn ich den Kontakt von Anfang an blockierte würde ich es auch nie herausfinden.
Nervös stand ich vor Noras Tür, aber traute mich noch nicht so recht zu klingeln.
In meiner Hand hielt ich eine Flagge, auf die ich in Neonfarben das Flaggensymbol, oder wie das auch hieß, mit den Begriffen kannte ich mich immer noch nicht aus, des Regenbogens draufgemalt war. Jedenfalls stand die Flagge laut Internet irgendwie für die Vielfalt der Sexualitäten oder so ähnlich, weswegen ich dachte, dass es ein ganz gutes Geschenk für Nora zur Entschuldigung war. Irgendwie wollte ich ihr zeigen, dass ich sie trotzdem akzeptierte.
Ich ging noch ein letztes Mal die Sätze, die ich gleich sagen wollte, durch und drückte dann auf die Klingel.
Nach wenigen Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen öffnete Nora die Tür. Als sie mich erkannte wollte sie die Tür gleich wieder zuschmeißen. Ich musste jetzt schnell handeln.
»Es tut mir leid.«
Sie stockte in ihrer Bewegung.
Und los jetzt Alicia, gib deine Entschuldigungsrede zum Besten und überreiche ihr dann das Geschenk. Mit unsicherer Stimme begann ich zu sprechen.
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